Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Bewegte Männer...

Dampflok, Wednesday, 18.04.2007, 13:00 (vor 6819 Tagen) @ Maesi

Hallo Maesi,

Dein Pousting verdiente eine längere Antwort; aus Zeitgründen habe ich sie verschoben und kann auch jetzt nur kurz darauf eingehen:

Hallo Dampflok

Was die von Dir erwaehnten realen Scheidungsfolgen anbelangt, so werden
die gerade durch das glatte Gegenteil des Liberalismus (naemlich massive
staatliche Einflussnahme in Privatbelange via Gesetze und Rechtsprechung)
verursacht. Zu glauben, man koenne mit noch mehr staatlicher Einflussnahme
ebendiese Einflussnahme zurueckdraengen, hat etwas blauaeugig ruehrendes,
um nicht zu sagen neurotisches an sich. Der Liberalismus waere hier
tatsaechlich eine Loesung. D.h. der Staat haelt sich raus, bis er von
einem oder beiden Scheidungsbetroffenen angerufen wird. Wenn er aber als
Schiedsrichter angerufen wird, dann hat er auf der Grundlage der
Wahrhaftigkeit zu entscheiden und nicht einen wesentlichen Teil der
Wahrheit zu ignorieren, bloss damit 'keine schmutzige Waesche gewaschen'
wird. Die Aufrechterhaltung des Prinzips des Treu und Glaubens ist IMHO
ebenfalls wesentlicher Bestandteil jedes Vertrages und somit auch der
Zivilehe. Wer gegen Ende der Zivilehe illoyal (und damit vertragsbruechig)
gegenueber seinem Partner handelt, hat die Folgen daraus zu tragen; auch
das ist solides liberales Gedankengut. Die wichtigste Basis
schiedsrichterlicher Autoritaet sind Wahrheit, Unbefangenheit, Fairness.
Nur daraus kann Gerechtigkeit erwachsen. Wer diese Ideale zugunsten
macchiavellistischer Machtpolitik aufgibt, buesst seine (moralische)
Autoritaet ein. Der Staat hat seine Autoritaet im Scheidungsrecht mit den
geltenden Gesetzen und der faktischen Rechtsprechung laengst eingebuesst,
weil er nur noch schematisch entscheidet und gezielt die Wahrheit
ignoriert.

Dem stimme ich praktisch in vollem Umfang zu.

Deshalb kann ich Deine Abneigung gegen (Neo-)Liberalismus irgendwie nicht
nachvollziehen, Dampflok. Aber wahrscheinlich bist Du der Propaganda
diverser antiliberaler Kreise auf den Leim gegangen, die ihr Heil
bekanntlich in moeglichst starker staatlicher und institutioneller
Gaengelung des Individuums sehen und den Menschen fuer prinzipiell
unfaehig halten, seine eigenen Interessen zu vertreten. Feministen
gehoeren uebrigens ebenfalls zu diesen Kreisen, was jeder nachpruefen
kann, indem er zum Bleistift das Parteiprogramm der Feministischen Partei
DIE FRAUEN konsultiert. Auf demselben antiliberalen Mist wuchsen und
wachsen Gender Mainstreaming, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz,
Gewaltschutzgesetz, Gleichstellungsbuerokratie, ausufernde
Frauenfoerderungen usw. usf. Ob die Maennerpartei (neo-)liberal ist, kann
ich aus dem verlinkten Interview allein nicht abschaetzen, es scheinen
aber zumindest gewisse liberale Ansaetze vorhanden zu sein.

Gruss

Maesi

Maesi,

der Liberalismus ist im Prinzip sicherlich eine der besten Ideologien. Was allerdings auch für ein oder zwei andere Ideologien gelten mag, wenn sie fair gelebt würden.

In der Praxis empfinde ich die konkreten Nachteile, die die Bevölkerung bei einer "FDP pur" in der Praxis zu erleiden hat als schlimmer als die positiven Auswirkungen auf deren Nutznießer. Das Verhältnis stimmt einfach nicht in der Praxis.

Ich kritisiere das Klein-Klein, das sich in einzelnen Punkten wie "Abschaffung aller Subventionen" oder "Abschaffung der GEZ-Gebühren" zeigt. Entweder man ist noch so klein und unsicher und stellt überhaupt irgendwelche Forderungen auf anstatt sich auf eventuelle "Kernkompetenzen" einzuschießen (was ich einfach mal im guten Sinne unterstelle) , oder die Gründer wollen für ihre ganz persönlichen Lebensumfelder zugeschnittene Erleichterungen haben, die durch die Partei durchgesetzt werden sollen. Dann aber prophezeihe ich, daß der Schuß nach hinten losgeht: Wer z.B. die "Abschaffung ALLER Subventionen" fordert, ignoriert, daß gerade die staatlichen Subventionen für die potentielle Wählergruppe der Eltern ("für Kinder") zu den Teuersten gehören, die sich dieses Land erlaubt.

Staatliche Gängelung sagst Du. Die lehne ich in den von Dir aufgeführten Punkten ebenso ab wie Du. Es ist unerträglich, Menschen aus ideologischen Gründen eine künstliche Benachteiligung anzudichten (..."als Frau"...) um sie dann damit hochzuquotieren oder ins staatliche System teuer einzunisten.

Meine Devise lautet: Gleiche Chancen am Start für ALLE - aber kein gleichgemachter (ge-"gender"-ter) Zieleinlauf!

Allerdings halte ich nichts von den praktischen Auswirkungen des in Deutschland "gelebten Liberalismus a la FDP", wo dann bei Arbeitslosen die Mittel gekürzt werden aus Gründen der "Eigenverantwortung", während für Projekte wie den Transrapid nach milliardenschwerden staatlichen SUBVENTIONEN gekräht wird, deren wenige Arbeitsplätze dann allenfalls im Ausland entstehen (und die auch noch, wie in China, nur nach millionenschweren Geldgeschenken aus deutschen Steuermitteln, also SUBVENTIONEN, kurz vor Vertragsunterzeichnung). Da wird "ganz liberal" freier Handel gefordert, aber wehe die eigene Klientel der Apotheker wird angetastet (die, wie Du weißt, gegen freien Handel abgeschottet wird).

Der derzeit in D von der FDP "gelebte" Liberalismus (sofern er denn überhaupt einer ist) zeichnet sich in der Praxis durch Ellenbogenmentalität und Lobbyismus aus und hat deshalb auch keinen großen Rückhalt in der Bevölkerung.

Wer sich also in das Fahrwasser NICHT des Liberalismus sondern der FDP begibt, muß damit rechnen, von der Bevölkerung ähnlich eingeschätzt zu werden.

Es ist durchaus möglich, Forderungen nach gleichen Rechten und Pflichten für Männer und Frauen zu erheben ohne den Anschein zu erwecken, man wolle eigene Partikularinteressen "auf dem Rücken der Schwächsten" austragen.

Ob sich eine Männerpartei erlauben kann, sich quasi auf den Wählerkreis "geschiedener Selbständiger" zu beschränken, das bezweifle ich. Die meisten Geschiedenen oder sonstigen feminisma-Geschädigten leben wohl eher am Selbstbehalt.

Ich vermute übrigens, daß Du aus dem Ausland schreibst.


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