Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das Ursula-Prinzip: Das Land für die Frauen verändern

Chato, Wednesday, 21.03.2007, 20:07 (vor 6844 Tagen) @ Garfield

Garfield, das wird von mir doch gar nicht bestritten, daß kurzsichtige Wirtschaftslenker sich die feministische Ideologie in einer Weise nutzbar machen zu können meinen, wie ihre Vorgänger seinerzeit der Ansicht waren, in einer dichten Riege aus deutschnationalen Ministern "Hitler einrahmen" und kontrollieren zu können. Aber sie konnten es nun mal nicht, wie sich schon unmittelbar nach der "Machtergreifung" drastisch zeigte. Und sie werden es in Hinblick auf den Feminismus eben auch nicht - ja noch viel weniger als damals - fertigbringen. Wie aber könnten Leute, die sich aus Prinzip dauernd derart vertun, die angeblich "wirklich Mächtigen" sein???

Nun gut. Die für mich entscheidende Frage ist jedenfalls schon deswegen nicht die nach diesen von dir korrekt beschriebenen Randbedingungen, sondern die nach dem spezifischen Inhalt, der spezifischen Wirkrichtung und der spezifischen Destruktionsweise der je zur Herrschaft kommenden Ideologie. Aber genau dafür gibt deine Betrachtungsweise nun mal überhaupt nichts her!

Kapitalinteressen sind grundsätzlich blind hinsichtlich geschichtlicher Abläufe und in sich ungerichtet destruktiv. Darin besteht volle Einigkeit zwischen uns. Das Kapital ist sozusagen bloß der "Maschinenraum", der Ort der schieren, quantitativen Energieproduktion für die totale Macht über den Menschen. Aber die je spezifische, innere Logik dieser Destruktion, die "Intelligenz des Bösen" sozusagen, wird darin eben nicht sichtbar. Die erkennt man erst, wenn die konkreten Ideologien in ihren spezifischen und logisch aufeinander bezogenen Inhalten und Intentionen ernstgenommen und untersucht werden.

Wenn wir auch die These, daß das Kapital blind sei, teilen, so teilen wir keineswegs die These, daß deshalb die Geschichte in ihrem konkreten Verlauf ebenso ziellos, blind und gewissermaßen "zufällig" sei. Das liefe nämlich auf den altbekannten, nihilistischen Fatalismus hinaus, daß der freie Wille des Menschen keine Wirklichkeit besäße, denn er ließe sich dann ja nicht nur nicht mehr begründen, sondern er wäre sogar direkt widerlegt und a priori ausgeschlossen (unterstellt, die Prämisse wäre wahr, wohlgemerkt). Wir wären dann gewissermaßen nichts weiter als seelenlose Biomaschinen, materialistische Objekte eines blinden Ablaufs im prinzipiell geistfreien Chaos, ohne inneren Sinn, ohne Ziel und ohne personale Würde, ein Geschehen, das wir lediglich mit einer Illusion von personalem Bewußtsein begleiten würden, einer Täuschung also (von wem durch was eigentlich?), ohne daß dieses Bewußtsein einen eigenen, gestaltenden Einfluß auf dieses Geschehen nehmen könnte.

Hier schieden sich dann natürlich unsere Welt- und Menschenbilder von Grund auf. Jenseits davon ließe sich logischerweise nicht mehr sinnvoll weiterdiskutieren, einfach weil es in einem blinden Fatum 1. sowieso gar nichts zu erkennen gäbe und 2. eine sinnvoll geordnete, geistige Welt, in der ich Strukturen erkenne, für einen Materialisten a priori inexistent wäre. Über etwas nicht vorhandenes in dem sich nichts erkennen läßt kann man selbstredend nicht reden - jedenfalls nicht mit demjenigen, der dies so sieht, weil er es zur Grundannahme seine Weltanschauung gemacht hat.

Weil ich das bekanntlich und auf jeden Fall völlig entgegengesetzt sehe, interessieren mich die konkreten und bestimmten Inhalte geistiger Phänomene - hier: destruktive politische Ideologien - während diese für einen Materialisten bloß zufällige Begleiterscheinungen von "etwas" sind. Freilich frage ich mich da immer, was es dann eigentlich über dieses "Etwas" noch zu sagen gäbe, außer daß auch dieses "Etwas" sinnlos und ohne Belang für ein Bewußtsein wäre, das ja selbst nichts als illusionäre Begleiterscheinung jenes nichtigen, geistig völlig leeren und deshalb in sich sinnlosen, rein materiellen Geschehens wäre... :-)

Über Geist läßt sich, was seinen Inhalt betrifft, nun mal nur reden, wenn diesem Inhalt eine eigene Wirklichkeit zugestanden wird. Daß dies in sich zwingend der Fall sein muß, ergibt sich bereits daraus, daß der vorige Satz evident wahr ist. Er ließe sich ja nicht mal formulieren, wenn es anders wäre. Aber wer den Materialismus zum Axiom seiner Weltanschauung erhebt, ist natürlich dennoch nicht widerlegbar von einer Sicht, die dieses Axiom bestreitet. Es ist schließlich das Axiom selbst, das dafür aufgegeben werden müßte, und das tut nun mal niemand, der eine Weltanschauung verteidigt. Es ist immer dieser eine und selbe, logische Zirkel, in dem sich alle Debatten mit Materialisten totlaufen :-)

Du verstehst, was ich meine? Über den Inhalt der Nazi- oder der feministischen Ideologie läßt sich nur sinnvoll reden, wenn man diesem Inhalt als solchem eine eigene Wirklichkeit zubilligt. Wenn man das lediglich alles bloß als "Funktion von..." begreift, dann ist nicht nur der spezifische, geistige Inhalt solcher Gebilde irrelevant, sondern - und das ist nun wirklich urkomisch! - auch das Begreifen als "Funktion von..." ebenso hinfällig. In Wahrheit ist dann sogar alles hinfällig, was sich denken und sagen läßt, denn auch das wäre natürlich alles nichts weiter als "bloß Hirnchemie und Elektrizität"... Herrlich, diese Paradoxien, in die man den neomarxistischen Materialismus treiben kann! Na ja, schaun mer halt mal, wie lange es der Materialismus noch machen wird als geistige(!) Grundhaltung :-)

Urkomisch, das Ganze, im Grunde genommen... *LOL*

Ein herzlicher Gruß
vom Nick


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