Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das Ursula-Prinzip: Das Land für die Frauen verändern

Chato, Wednesday, 21.03.2007, 01:01 (vor 6845 Tagen) @ Garfield

Guten Abend Garfield!

Die Erklärung: "Wer das Geld hat, der hat die Macht.", ist eine typisch ideologische 'Erklärung', die nichts erklärt, weil sie zwar einerseits im trivialen Sinne natürlich wahr ist dergestalt, daß, wer die ökonomischen Mittel hat, sich Privilegien zu verschaffen, sich diese Privilegien verschafft, aber nun mal partout nicht erklärt, daß etwa und wie konkret die "Leute mit Geld", also die angeblich "wirklich Mächtigen im Lande", solche Machtstrukturen wie den NS-Staat oder die heutigen lesbischen Kader-Netze planen, aufbauen, instruieren und steuern würden. Das tun sie nicht! Müßten sie aber nachweislich tun, wenn man rechtens davon reden wollte, sie hätten "die Macht".

Kapitalisten haben Interessen. Richtig. Aber sie überlassen diese Interessen ganz bewußt dem Spiel von Kräften, denen des Marktes nämlich, die sie eben nicht "steuern" können und auch (in wohlverstandenem Interesse!) nicht strategisch steuern wollen. Das ist eine pseudo-bolschewistische Projektion, die weder für den Kapitalismus zutreffend ist und war, noch für die sozialistische "Planwirtschaft", die ja derart gnadenlos vor die Wand gefahren wurde, daß diese "Erklärung", wenn es vernunftgemäß zuginge, eigentlich längst verschwunden sein müßte. Ist sie aber natürlich nicht - weil es halt nicht vernunftgemäß zugeht bei dem, was sich Menschen so alles ausdenken.

Richtig ist an deinen Ausführungen selbstverständlich, daß keine ideologischen Formationen, die sich der kapitalistischen Strukturen bedienen möchten, sich in diesen kapitalistischen Strukturen halten und auf Dauer in ihnen Einfluß ausüben könnten, wenn sie den Interessen von "reichen Leuten" evident und völlig radikal entgegenliefen. Das ist aber einfach eine triviale Selbstverständlichkeit. Natürlich 'dient' die Vollerwerbstätigkeit von Frauen den "reichen Leuten", zum Beispiel weil das kurzfristig die Löhne und Gehälter drückt. Aber langfristig schadet eine alternde, also unproduktiv werdende Bevölkerung, die noch dazu keine Kinder in die Welt gesetzt hat, ihren Interessen ganz massiv. Und das wissen diese "Leute mit Geld" durchaus und haargenau, denn sie können ebenfalls logisch und sachbezogen nachdenken und vernünftige Schlüsse ziehen, weitaus besser sogar und viel fundierter, als ärmere, dümmere und ungebildetere Leute.

Wenn es tatsächlich und ganz strikt nach den Interessen von "Leuten mit Geld" ginge und sie die "wirklich Mächtigen im Lande" wären, dann würden die Familienstrukturen in unserer Gesellschaft auf keinen Fall zerschlagen, sondern gerade vor solchen ideologischen Erschütterungen, wie wir sie seit 40 Jahren sehen, ausdrücklich bewahrt und im Übrigen so kostenneutral wie möglich gestaltet. Keinesfalls liegt es z.B. im Interesse von "Leuten mit Geld", wenn z.B. die kostenlose Erziehungsleistung durch die Eltern systematisch sabotiert und auf extrem kostspielige Weise vom Staat an sich gezogen wird. Auch das Erzeugen von psychisch kranken Idioten, wie es die unvermeidliche und längst erkennbare Folge feministischer "Familienpolitik" ist, liegt überhaupt nicht im Interesse von "Leuten mit Geld", sondern widerspricht deren Interessen massivst.

Man könnte diese Argumentation beliebig detailliert fortführen und vertiefen und käme stets zum gleichen Ergebnis: die ökonomischen Auswirkungen der feministischen Ideologie auf den Kapitalismus sind in jeder nur denkbaren Hinsicht ein einziges Desaster. Damit stürzt deine, in linken Kreisen zwar äußerst populäre, aber eben ziemlich einfältige Theorie von den angeblichen "Sachwaltern des Kapitals", die angeblich die Politik bestimmen würden, ins Bergfreie und verliert sich dort auf Nimmerwiedersehen. Das hat sie übrigens schon hinsichtlich des NS-Staates getan. Aber Ideologien sind halt zäh und halten sich als geistige Gebilde über lange Zeiträume hinweg gegen jede Evidenz des Faktischen.

Die Geschichte hat im Übrigen bekanntlich auch erklärtermaßen antikapitalistische Ideologien gesehen, zum Beispiel die Bolschewiken oder den Maoismus, welche die Kapitalisten flugs enteignet haben, um hernach innert weniger Jahrzehnte ein Drittel der Erde auf eigene Rechnung und nach ganz eigenen, höchst originellen Ideen vor die Wand zu fahren. Daß auch das funktioniert hat, ist bekannt. Das läßt sich nun aber erst recht und prima vista nicht mit den "Interessen des Kapitals" erklären.

Offenbar haben politische Ideologien also irgendwie tiefere Ursachen als die, daß sie "Interessen vernünftig nachvollziehbar abbilden"? Man muß meiner Überzeugung nach ganz im Gegenteil einfach zur Kenntnis nehmen und anerkennen, daß Ideologien, bezogen auf rationale, menschliche Interessenkonstellationen, völlig verrückte, irrationale Phänomene darstellen, die sich wegen ihres immanenten Irrsinns aus sich heraus grundsätzlich destruktiv auswirken.

Konstruktionen, wie du sie anführst und wie ich sie soeben widerlegt habe, sind übrigens selber ideologisch, also wirklichkeitsfremde Mystifikationen ohne die geringste Erklärungsmächtigkeit, die lediglich das psychologische Bedürfnis befriedigen, Leerstellen im Verständnis "mit irgendwas" zu füllen, ohne Rücksicht darauf, ob diese "Füllung" auch etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat. Denn das sind zwei völlig voneinander unabhängige Fragen: "Sich etwas erklären können" bedeutet nun mal nicht, daß tatsächlich erklärt wäre, was man gerne geklärt haben möchte. Aus genau dieser (psycho)logischen Divergenz entsteht überhaupt das Phänomen "Ideologie".

Meiner Ansicht nach finden kollektive, geistige Phänomene, wie es politischen Ideologien darstellen, ihre innere Logik auf einer überpersonalen, transzendenten Ebene. Darüber habe ich mich in der letzten Zeit verschiedentlich und ausführlich im Blauen Forum geäußert. Wer möchte, kann meine Argumente dort nachlesen. Wer es nicht möchte, läßt es einfach bleiben (dies wird hier nur deswegen von mir eigens angemerkt, um Odin seinen zweiten Herzinfarkt an ein und demselben Tag zu ersparen).

Freundlicher Gruß
vom Nick


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