Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Gezielte Förderung von Jungen an Hagener Gesamtschule

susu, Saturday, 03.02.2007, 05:19 (vor 6883 Tagen) @ Nihilator

Hallo Nihi

Eben. Und das hilft ihnen so gut wie nullkommanix bei ihren schulischen
Problemen (man könnte etwas mit Slbstbewußtsein konstruieren und läge da
sicher nicht völlig falsch...)

Nicht für die Schule - für das Leben... Kochen ist für einiges eine gute Übung, ein guter Kumpel von mir studiert Lebensmitteltechnologie, eine meiner Mitbewohnerinnen ist EHWlerin. Beim Kochen treffen Chemie und Kunstgeschichte aufeinander (die Kulturgeschichte des Essens ist allerdings weiterhin ein wenig beackertes Feld). AGs helfen selten direkt bei Schulischen Problemen. Das ich in der Film AG war, hat sicher dazu geführt, daß ich Filme anders sehe (z.B. gibt es Filme, deren Handlung ich komplett langweilig finde, die ich aber immer mal wieder wegen der Beleuchtung gucke, z.B. "Schule", doofer Film, aber ein grandios ausgeleuchteter Pool), meine Mitarbeit am Jahrbuch war sicher meinem Schreibstil zuträglich (nicht das sich das je in meinen Noten widergespiegelt hätte, außerdem war diese AG mehr oder weniger die inoffizielle "Hacker AG" an meiner Schule, weil wir für die Gestaltung den Informatik-Raum unbeaufsichtigt für uns hatten). Und die Schach AG hat sicher ganz allgemein meinen Sinn für Logik geschärft (nebenbei: Schach AGs sind ja auch gefährlich, weil da Bauern zu Damen werden können, was zu pathologischen Identitätsstörungen führen kann...).

Aufregend? Fragt sich, für wen. Ein paar Doppelnamen-Tussis sind bestimmt
ganz feucht im Schritt geworden beim Lesen dieses Artikels, das kann gut
sein.

Das war ein TV Bericht. Und da geht es um Bewegung. Siehe "Film AG". Nun gibt es großartige Filme, in denen wenig passiert (Warhols "Sleep" z.B.). Für eine Nachrichtensendung sind die allerdings wenig tauglich (Achte mal darauf, zu welchen Themen bei der Tagesschau eine MAZ kommt. Wo Action, da MAZ. Höchstens noch für relevante O-Töne).

Aber nee, is klar, alles nur ein Aufmacher, weil journalistisch
interessanter. Und der nihi sieht Gespenster, weil solche Probleme kennen
wir ja gar nicht hier.

Natürlich ist das ein Problem. Aber es ist in diesem Fall eben ein allgemeineres Problem.

Mal ganz ketzerisch gefragt: wann genau eigentlich?

Als Kurt Tucholsky noch Theaterkritiken schrieb.
Oder auch, als der Spiegel von Strauß verklagt wurde.
Spätestens seit den Hitler-Tagebüchern ist es aber aus...

Boah eh. Also Einstein könnte auch AUTOMATISCH ein Raumschiff steuern? Was
haben Grundlagen mit technischer Handhabung zu tun?
Argumente solchen Niveaus erwarte ich von Dir eigentlich nicht.

Deshalb hatte ich ja auch Woods genannt. Die war nämlich keineswegs eine Brilliante Theoretikerin, sondern eine eher mittlemäßige Ingenieurin. Die ihren Platz in der Geschichte deshalb hat, weil sie den ersten Kernreaktor steuerte(!).

Aber du bist am Kernpunk vorbeigegangen: Warum halten Männer wie Frauen an den Klichees fest und zwar immerin ihrer negativen Formulierung. Versuch mal zu zählen wie oft ein Satz mit "Männer können nicht..." oder "Frauen können nicht..." angefangen wird. Man zieht sich am (vermeintlichen) Unvermögen anderer hoch. Ein Haufen Leute kauft sich Schmonzes wie "Warum Frauen nicht einpaken und Männer nicht zuhören können" und fühlt sich hinterher besser, weil sie gar nicht wahrnehmen, daß sie da im Grunde schlechtgemacht werden, aber herauslesen, daß die anderen eben auch scheiße sind.

Ich bin nicht der Meinung, daß Frauen keine Kernkraftwerke steuern
könnten. Eignung für solche Aufgaben gehört sich generell individuell und
gleich erfaßt.

Agreed. Zumal ja auch der Umkehrschluß "Männer können Kernkraftwerke steuern" albern wäre. Homer Simpson ist ja nur fiktional...

Ok. Aber nur dann, wenn man die ihnen zugesprochenen Fähigkeiten dabei
nicht verdrängen will. Das ist aber der Fall. "Das Ziel ist - gar kein
Junge."

Der zentrale Punkt dabei ist die Bedeutung des Begriffs "Junge". Aus Poststrukturalistischer Sicht ist ist ein Junge das Ergebnis einer Zurichtung, d.h. eines Machtprozesses, der ständig re-affimiert werden muß und wird über Ausschlüsse konstituiert. D.h. der Begriff wird rein negativ definiert und es gibt eigentlich keine "zugesprochenen Fähigkeiten" sondern ausschließlich "abgesprochene Fähigkeiten". Wie oben gesagt, der Umkehrschluß funktioniert eben nicht, die Aussage "Jungen können nicht kochen" bedeutet eben keineswegs "Mädchen können kochen" und die Aussage "Mädchen können nicht Fußball spielen" bedeutet eben keineswegs "Jungen können Fußball spielen". Männer und Frauen werden beide als Mängelwesen konstruiert. Und der Unterschied zwischen Anti-identitärer Jungenarbeit und einem Identitäspolitischen Ansatz besteht darin, das ersterer Selbstvertrauen dadurch aufbaut, daß er das Verdikt "Mängelwesen" versucht zu entkräften, während letzterer darauf fußt, daß man bestätigt, daß das andere Geschlecht ebenfalls aus Mängelwesen besteht. Dieser "Boys are stupid - throw rocks at them"-Müll ist der zweite Ansatz. Und da sage ich: Lieber den Anti-identitären Ansatz wählen.

Ja, DU. Was genau willst Du damit beweisen?

Hey, das ist ein Klassiker der Kinderbuch-Literatur. Ende und Lindtgren gehen eigentlich bei allen Kindern (mitlerweile wohl auch Rowling, wobei ich, sollte ich jemals ein Kind zu erzihen haben wohl eher die Kleinen Freien Männer von Pratchett vorlesen würde).

Ist das so? Glaube ich nicht so recht, wenn ich z.B. an die
Harry-Potter-Welle denke.

Wobei das auch eine Ausnahme-Erscheinung ist. Ob die Serie langfristige Wirkungen hat, muß sich noch zeigen.

Es muß halt interessanter Stoff sein, und es muß
motiviert werden. Wer nie gelernt hat, daß ihm ein Buch weit, weit mehr
geben kann als ein Film, der lernt es sehr wahrscheinlich als Erwachsener
auch nicht mehr.

Da würde ich direkt widerprechen: Ein Film und ein Buch geben einem andere Dinge, wobei ich keinem Medium ein "mehr" zusprechen würde. Die Filme, für die Charlie Kaufman das Drehbuch geschrieben hat, würden als Buch nicht Funktionieren. Oder David Lynch. Es gibt allerdings wenige Buchadaptionen, die gute Filme sind ("Adaptation" und "Requiem for a dream" fallen mir ein, auch "Herr der Ringe", wobei ich die Making Offs noch besser fand als den tatsächlichen Film. Oh und "Fight Club", das sich ja eigentlich wie ein Treatment ließt und dementsprechend gut verfilmbar war) Ein Medium ersetzt nicht den Inhalt, jeder Fassbinder-Film kann einem mehr geben als jedes Pilcher-Buch.

Das ist nun kein Argument. Es gibt auch noch nicht lange Flugzeuge, aber
sehr wohl biologische Voraussetzungen, die zum Führen eines solchen
befähigen bzw. eben nicht befähigen. Aber es hängt natürlich nicht an
einem einzelnen Gen, das sind primitive Vorstellungen.

Da hast du recht, wobei da eben nicht klar ist, welche Faktoren das sind. Gerade zu diesem Punkt, empfehle ich wirklich Stephen Jay Goulds "The mismeasure of man" (dt. "Der falsch vermessene Mensch").

Bestimmt gibt es Leute, denen Lesen besser liegt und solche, die damit,
trotz Förderung nichts Rechtes anfangen können. Muß man akzeptieren;
Menschen sind halt unterschiedlich. Ich halte es aber für überaus lohnend,
wenigstens den Versuch zu unternehmen Interesse zu wecken.

Das sehe ich auch so. Die Frage ist: Warum sind die Leute unterschiedlich.

Hmm. Was könnte denn der sein?

Sowohl Erziehung als auch Gene sind im Prinzip Geschichten. Menschen denken in solchen Strukturen (Das die Gene die Persönlichkeit vorgeben ist das Prinzip "Schicksal", da haben schon die alten Griechen eine Menge zu gesagt und die Geschichte hinter Erziehung brachte im 18. Jahrhundert z.B. den Bildungsroman hervor). Die dritte Geschichte ist Dadaismus. Sie ergibt keinen Sinn. Unser Gehirn kann man sich als einen Computer vorstellen, dessen User Interface die Welt ist, die ständig irgendwelche Eingaben tätigt. Faktor drei ist der mentale Bluescreen, der Seiteneffekt, denn die Welt ist der DAU und genießt uneingeschränkte Nutzerrechte. Alles was du wahrnimmst, alles was du tust hat Effekte. Und in der Menge von Wahrnehmungen und Taten kommt ein Gehirn raus, wie es kein zweites gibt. Vieleicht magst du Krischjoghurt lieber als Erdbeerjoghurt, oder umgekehrt? Warum? Vieleicht war es ein Bushaltestellenschild, das du mal gesehen hast, als du 3 warst. Der Rechner an dem ich sitze stürzt bei jedem 20. Start ohne erkennbaren Grund ab. Beim Neustart funktioniert er wieder. Dieses Ding haben Menschen gebaut und genau geplant. Ein Hirn plant niemand und es ist deutlich komplexer als jeder Rechner. Trotzdem erwarten wir irgendwie, daß alles was es tut nachvollziehbare Gründe haben muß. Erziehung ist wie Windows: Hochqualifizierte Leute liefern ein dennoch verbugtes Produkt ab. Aber mindestens ebensohäufig genutzt ist das Opern Source Betriebssystem das parallel installiert ist und das sich automatisch und ohne Beta den Veränderungen von hunderten Programieren anpasst, von denen einige dumm wie ein Stück Brot sind (z.B. weil sie tatsächlich ein Stück Brot sind).

susu


gesamter Thread:

 

powered by my little forum