Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Quark

Nurmalebenso, Tuesday, 30.01.2007, 15:50 (vor 6887 Tagen) @ Dark Knight

Das ist, mit Verlaub gesagt, Blödsinn. Was spricht dagegen, daß Mann das
Kochen lernt ? Ich kann´s auch, und geschadet hat es mir nicht, im
Gegenteil. Nicht nur, weil´s mir Spaß macht, sondern weil ich auch den
praktischen Nutzen sehe... denn ich hab null Laune, mich nur von Brot,
Mikrowellenfutter und Fast Food zu ernähren... ergo: selbst ist der Mann.

Auch das ist ein Teil von Eigenständigkeit.

Dark Knight

Es ist definitiv kein Blödsinn, man muss nur lesen und verstehen können, und wollen! (nicht persönlich gemeint)
1. weil ich diese Aussage überhaupt nicht auf einen einzelenen Kochkurs bezogen, sondern "Kochen, Spülen und Schwach sein dürfen" doch wohl erkennbar als Metapher benutzt habe, und
2. weil es in diesen Kochkursen - um dann doch mal darauf einzugehen - primär überhaupt nicht ums Kochen, sondern um das Aufbrechen des klassichen Männerbildes geht! Die Jungen sollen die traditionell weibliche Hausarbeit als Teil ihrer eigenen geschlechtlichen Identität adaptieren, und eben nicht nur das Kochhandwerk lernen. Diese Kochkurse sind nur Mittel zum Zweck, für die Portierung feministischer Werte - mehr nicht!

Passenderweise geht es dann in den Projektwochen ja auch um Rollenfindung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Rollen nicht "gefunden", sondern oktroyiert werden ...

Es geht mir also - um das anscheinen gewollte Mißverständnis aufzuklären - gar nicht darum, das Kochen als solches infrage zu stellen, sondern die zugrundeliegenden Motive der Pädagogen zu kritisieren!

PS: ich bin weit entfernt von einem Pro-Femi Weichspüler oder gar vom
"Umerzogenen."

POV: Es scheint Dir aber dennoch sehr wichtig zu sein als "ganzer Kerl" wahrgenommen zu werden, sonst hättest Du diesen Nachsatz nicht gebracht! Damit ist es für Dich also augenscheinlich doch noch nicht so ganz selbstverständlich, dass "echte" Männer kochen?! Und genau das ist der Punkt:

- Im Folgenden wird kochen synonym für die diversen Maßnahmen einer emanzipatorischen Jungenförderung verwendet -

Wie geht ein Junge damit um, der in der Schule ein kochendes Selbst-Verständnis anerzogen bekommt, in der Realität aber mit Männern und Frauen (Eltern, Geschwistern, Umfeld) konfrontiert wird, in deren stereotypen Geschlechterklischees, Unsicherheit oder kulturellen Werten, ein Mann nun mal einfach nicht kocht? In der Schule kann er sich männlich fühlen (wenn er kocht), zuhause ist er nur dann männlich (wenn er nicht kocht). Wer entscheidet letztendlich, was richtig und was falsch ist - eine feministische Bildungspolitik oder die Eltern?

Das ist wie das Gezerre im Brecht´schen Kreidekreis: Jeder denkt an sich, aber keiner ans Kind! In unserem realen Fall wird aber niemand "loslassen" wollen, wodurch das Kind über einen langen Zeitraum zum Spielball konträrer Manipulationen wird, mit der Folge einer instabilen Persönlichkeit und einem ambivalenten Verhältnis zur eigenen geschlechtsspezifischen Rollenidentität! Und genau diese Inkonstanz in der Reflektion durch das Umfeld ist der Faktor, der sich für das Kind meist schädlich auswirkt. Durch eine idealisierte, überhöhte Form von Männlichkeit, fernab eigener Bedürfnisse und Wahrnehmungen, verschafft sich das Kind eine nur scheinbare Stabilität. Und das ist dann - zugespitzt - der Macker, den niemand haben will!

Hat Schule neuerdings die Aufgabe, gegen die Interessen der Eltern und Kulturen zu arbeiten? Nach dem Motto. Mal sehen, wer der Stärkere ist?


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