Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Weitere interessante Ausführungen

ajk, Tuesday, 05.01.2010, 15:57 (vor 5839 Tagen) @ Garfield

Guten Tag,

Das ist eine Definitionsfrage. Wenn ich "reich" schreibe, dann meine ich
damit alle vom Millionär aufwärts. Jemanden mit einem Monatseinkommen von
5001 Euro zähle ich nicht automatisch dazu.

Es gibt aber gar nicht viele Millionäre in Deutschland. Auch sonst auf der Welt gibt es zwar einen Haufen davon, aber sie sind nicht gerade viele.

Die ganzen Industrieschwergewichte fallen nicht so sehr ins Gewicht wie
immer getan wird.

Ja, das ist wohl richtig, zumal die großen Industriekonzerne auch häufig
zum großen Teil oder komplett im Ausland produzieren. Aber sie haben
enormen Einfluß auf die Regierung, und das ist ein Problem.

Das hat aber nichts mit den sogenannten kriminellen Millionären zu tun, sondern mit Menschen die für Aktionäre den Hampelmann spielen müssen. Und viele Aktionäre sind... Trommelwirbel…. Tadaaa: Rentenfonds!

Veränderung gibt es immer. Was damals im 19. Jahrhundert lief, ist der
typische Kapitalismus. Viele Menschen gerade in Deutschland halten die
soziale Marktwirtschaft für die typische Form des Kapitalismus.

Da stimme ich nicht überein. Der Kapitalismus im 19 Jahrhundert war auch nur eine Art von Kapitalismus. Der Manchester Kapitalismus. Er ist kein Typischer, sondern nur für die Linke Ideologiegebend. Darauf basiert der gesamte Kommunismus. Das es zwischen 18xx und 1918 solche eine Form der Wirtschaft gab. Es war auch keine stabile Wirtschaftsform, sondern eine „heranwachsende“. Eine stürmische wie in China und Indien jetzt.
Die soziale Marktwirtschaft ist ebensowenig eine „typische“, sondern eine durchdachte. Die Deutschen haben sich schlicht Gedanken gemacht und den Manchester Kapitalismus abgeschwächt. Dies hat vielen gut getan. Einigen ZU gut.

Die soziale
Marktwirtschaft ist aber eher eine Ausnahme, die man nur unter den
Bedingungen des Kalten Krieges etabliert und erhalten hat. Jetzt hält man
die soziale Komponente nicht mehr für nötig, zumal sie ja auch durch die
Massenerwerbslosigkeit immer schwerer zu finanzieren ist. Also baut man sie
nach und nach ab - es geht also wieder hin zu den Zuständen des 19.
Jahrhunderts. Die Menschen im Osten Deutschlands merken das schon länger -
da ist es nicht selten, daß jemand für 5 Euro pro Stunde und obendrein noch
ohne Arbeitsvertrag arbeitet. Und dabei noch froh ist, überhaupt ein
Einkommen zu haben. Aber auch im Westen bekommen immer mehr Menschen das zu
spüren.

Und genau diese Sichtweise Teile ich nicht. Ich glaube ganz viele in Ostdeutschland waren nicht bereit für die Marktwirtschaft. 40 Jahre Misswirtschaft und Lügen, gehen nicht spurlos an den Menschen vorbei. Dies bekomme ich auch mit im Zusammenhang mit Osteuropa. Die Menschen sind so gewohnt dem Staat zu misstrauen, ihm eh nicht zu glauben, einfach so herumzukommen, sich durchzuwurschteln, das dies eine Mentalität geworden ist. Sie sind unfähig ein Handwerk aufzubauen und durch zu ziehen. Es kann nicht sein das ein ganzer Landesteil wie Sachsen oder Mecklemburg Vorpommern in sich selbst zusammenfällt. Irgendwer lebt dort ja auch. Irgendwer muss was essen, irgendwer stirbt, irgendwer gründet Familien.. Für mich ist das einfach nur Depressiv. Was zum Teufel hätten die Deutschen denn 1945 gemacht? Himmel wenn es EIN Land auf der Welt gibt, das sich wieder aufbauen kann, dann ist es Deutschland. Weder Frankreich noch Grossbritannien bekommen das hin, und die hatten keine zwei verlorene Weltkriege.

Das dies den Wohlstand steigerte und die Arbeiter dann mehr wollten,
ist die Folge des ERFOLGS und nicht weil die Stahlbetriebe böse waren.

In der Wirtschaft interessiert sich niemand für Gut oder Böse - da zählt
nur der Gewinn. In den Zeiten, als man in den Fabriken sehr stark auf
menschliche Arbeitskräfte angewiesen war, mußte man diese Arbeitskräfte
natürlich in guten Zeiten auch etwas besser bezahlen. Heute werden aber
immer weniger menschliche Arbeitskräfte für Produktion und auch für
Dienstleistungen benötigt. Dementsprechend legt man natürlich auch weniger
Wert auf sie.

Die Aussage über die Wirtschaft stimmt nicht. Es interessiert sich schon jemand für Gut und Böse. Mindestens die Chefs und die Mitarbeiter. Wenn ein Unternehmer an der Macht ist, um so besser. Frühere Unternehmer haben auch die Christliche Moral in ihre Handlungsweisen integriert. Es ist ein Vorurteil das die Wirtschaft kaltherzig und böse ist.
Beispiel, die deutsche Wirtschaft basiert immer mehr auf komplexe Ingenieursleistung. Komplexe Produkte wie Roboter oder Automobile müssen erstellt und gebaut werden. Dies geht nur mit einer guten Arbeitsgruppe. Diese Arbeitsgruppe muss so viel leisten, das seelische Ungleichgewichte, Alkoholprobleme, Drogenprobleme, Übermüdung und co absolut katastrophal sind. KEIN Unternehmen kann es sich leisten solche Leute zu verlieren. Es muss eine gute Stimmung herrschen, nur so kommen die besten Ideen hervor. Ausnahmegenies sind das was sie sind. Ausnahmegenies. Verschrobene Nerds sind bei weitem nicht so effektiv wie erwachsene Menschen mit klarem Verstand. Komplexe Systeme müssen im Einklang mit der Marketingabteilung, der Umweltabteilung, der Finanzabteilung, der Strategie und weiteren Abteilungen gebaut werden. Dafür braucht man Kommunikation, Sachverstand, Praxiserfahrung, Menschlichkeit. Und WENN es darum geht das einem Kollegen die Frau weggestorben ist und er die Arbeit als stütze braucht um die schlimmen Wochen überhaupt zu überleben. Man nannte das früher Kameradschaft.
Ein Unternehmen das nicht „Menschelt“, stirbt sehr schnell. Das ist ja das Problem Deutschlands. Die „Eliten“ kommen aus Unis, haben nie gearbeitet und haben auch keine Ahnung von dieser Art der Gruppendynamik. Sie gehen in Politik oder „obere Etagen“ und handeln einfach. Oder die Kritiker der Marktwirtschaft. Die meisten haben noch nie richtig gearbeitet. Sonst würden sie wissen das ein Chef vor allem EINE Aufgabe hat. Die Ideale der Firma zu leben, sie unter Kontrolle zu halten, das Team im Griff zu halten, strategische Entscheidungen zu fällen die NICHT gegen die Ideale verstossen und die Arschlöcher rauszuwerfen. Inzwischen gibt es schon gute Untersuchungen deswegen. Ein Arschloch in einer Abteilung senkt innerhalb eines Monats die Produktivität der Abteilung um 20%. Das ist wahnsinnig viel Geld, das kann sich keiner leisten der überleben will. Jedenfalls nicht dauerhaft. So was kann sich die Telekom leisten, aber auch sie ruinierte ihren Ruf und versucht das jetzt wieder auszubügeln. Wenn der Chef ein Arschloch ist, dann arbeiten innerhalb kürzester Zeit alle nur „Dienst nach Vorschrift“. Das kann gut sein in einer Behörde. Aber nicht in der Ingenieursabteilung von Daimler Benz wo ein Konstruktionsfehler schnell mal 100 Millionen Euro Schaden generiert.
Ich habe nirgens so viel über Menschen gelernt als in meinem Berufsleben. Niederlagen, Wünsche, Sehnsüchte, Kollegen, Feinde, Hierarchien (nötige wie unnötige), Kommunikationsschwierigkeiten, Kommunikationsarten, Ehrlichkeit, Zurückhaltung, die Macht der Lüge, die Macht der Angst, die Macht der Ehrlichkeit, die Macht der Chefs, die Macht des kleinen Sekretärs.. Alles da.
Die Wirtschaft funktioniert NUR mit den „altmodischen“ Prinzipien der harten Arbeit, Fleiss, Ehrlichkeit und Respekt. Das die Deutsche Wirtschaft zusammenbricht liegt NICHT an dem Wirtschafstsystem sondern an den Absolventen aus den Universitäten die total Weltfremd und Autistisch in Unternehmen reinbrechen und diese aufgrund von Lehrmeinungen zerstören. (Und die Behörden nicht vergessen…) Soziale Marktwirtschaft ist für Unternehmen lebenswichtig, sie brauchen guten Nachwuchs. Wenn sie ihn nicht bekommen (weil Jungs in der Schule unterdrückt werden, man ihnen sagt das sie böse sind…) dann bricht es Schritt für Schritt zusammen.

Ja, z.B. gegen ihre Untertanen, wenn diese mehr von den Früchten ihrer
eigenen Arbeit behalten wollten.

Das war der schlechte Adel. Es gab aber auch guten Adel. Der hat die Landkreise beschützt und verteidigt. Vor Raubrittern und co. Weiter hatte der Adel eine andere Perspektive als der normale Deutsche Politiker. Der Politiker denkt nur in Legislaturperioden oder in Parteiprogrammen. Der Adelige vererbt das Amt an seine Kinder. Und ist dementsprechend bemüht eine Langfristige Strategie aufzubauen. Das kann kein Präsident und kein Kanzler.

Deutschland war nie kopflos. Es findet sich immer jemand, der sich zum
Anführer berufen fühlt - das ist nie ein Problem, in keinem Land der Welt.

Anführer, oder jemand der das Land liebt sind zwei verschiedene Dinge. DE wurde schlicht geköpft. Das Ergebniss sehen wir Heute.

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte es in Deutschland doch kaum gut laufen.

Jop, eine Klage vor dem Menschenrechtshof wäre noch gut. Und das die Polen immer so hysterisch sind wegen den widerrechtlich beanspruchten Gebieten, kann ich verstehen. Sie wissen das es Raub ist. Unrecht hebt Unrecht nicht auf.

Die Machtübernahme der Nazis war dann die logische Folge dessen, und der
Zweite Weltkrieg war dann nur noch eine Frage der Zeit. Nicht nur weil
Hitler sehr aggressiv war und unbedingt "Lebensraum im Osten" erobern
wollte, sondern auch, weil andere Großmächte, insbesondere die USA, auf
keinen Fall gewillt waren, eine Restaurierung und Ausweitung der
politischen, wirtschaftlichen und militärischen Position des Deutschen
Reiches zu dulden.

Ich habe in letzter Zeit viele Diskussionen über Russlands Rolle Heute gehabt. Mein Schluss war, das die Aktion von Hitlerdeutschland das einzige logische war, was man damals hätte tun können. Hier folgt das warum: Russland ist gross und voller Rohstoffe. Diese sind zwar unter Permafrostböden, aber schon damals war es zumindest ansatzweise möglich da was rauszuholen. ABER JETZT ist es erst recht möglich das Land zu nutzen. Und Russland ist in einer komfortablen Lage.
1. Sie haben eine starke Armee und Atombomben. Ein Krieg mit ihnen wäre aufwendig.
2. Sie haben den Winter. Dies macht einen Einmarsch und dauerhafte Kontrolle des Gebietes schwierig bis unmöglich
3. Sie sind gross und haben viel Platz. Also viele Orte an dem sie Öl pumpen können.
Dies alles macht Russland zu einem mächtigen Land mit vielen Rohstoffen und einer quasi Unantastbarkeit. Die nächsten 50 Jahre werden perfekt für Russland sein. Die letzten 50 Jahre wären es ebenso gewesen, wenn es die Sowjetunion als politisches nicht gegeben hätte. Und rate mal was gewesen wären wenn die Deutschen das Land erobert hätten? (Unabhängig jetzt von den grausigen Ausrottungsphantasien..) Eben, DE wäre eine Grossmacht von Kaliber China, USA, Indien, Grossbritannien (damals) und eben Russland geworden.

Natürlich läuft das prinzipiell immer noch so weiter. Die den Deutschen
anerzogene (oder aufgezwungene?) Bescheidenheit wird selbstverständlich
massiv ausgenutzt. Die deutschen Spitzenpolitiker tun nichts dagegen, weil
sie sich selbst das Leben nicht unnötig erschweren möchten.

Die Deutschen zwischen 1880 und 1910 waren ein innovatives, erfolgreiches Volk. Die erste „aufstrebende Industrienation“ der Welt, die den anderen Reichen das fürchten Lehrte. Es ist auffällig das es keine Bücher und Geschichten aus dieser Zeit gibt. Sherlock Holmes und co spielen alle um 1888 in London.. Warum gibt es keine Geschichten aus Berlin dieser Zeit? Es fehlt eine ganze Periode. Das ist die Tragödie Deutschlands.

Denn dort hätten
die westlichen Siegermächte niemals zugelassen, daß eine neue
nationalsozialistische oder eine kommunistische Partei in die Regierung
gewählt worden wäre. Hätte das westdeutsche Volk sich so entschieden, dann
wären auch dort schnell Panzer gerollt.

Es gibt keine grossen Unterschiede zwischen Nationalsozialistischen oder Internationalsozialistischen Parteien.. Hitler war ein Kommunist, einfach nur ein Nationaler Kommunist.

So ist es klar und logisch, daß viele Deutsche sich eigentlich gar nicht
so richtig heimisch in ihrem Land fühlen. Sie haben nie dafür gekämpft,
sondern sie bekamen immer nur etwas vorgesetzt, mit dem sie sich dann eben
arrangiert haben. Und obendrein erzählt man ihnen seit Jahrzehnten, daß
jeder Deutsche, der sowas wie Nationalbewußtsein zeigt, dadurch zum üblen
Nazi wird.

Sie haben schon dafür gekämpft. Aber es ist kein Zufall das die härtesten und strengsten Herrscher in Deutschland regierten. Das hat auch viel mit dem 30 Jährigen Krieg zu tun, der übrigens auch von den Nachbarn schön initiiert worden ist… Und dem fehlenden Bürgertum.

Alles in allem, wird es zeit für eine friedliche Revolution in Deutschland - hin zur direkten Demokratie / Digitalen Demokratie. Und da sind die Männer gefragt. Aber solange sie sich selbst vertig machen, solange wird das nicht gut laufen.

/ajk

--
Solange du andere fragst, was du "darfst", bist du kein Mann. - Robert


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