Wirtschaften und Arbeiten
Hallo ajk!
Das ist einfach nur ein Vorurteil gegenüber Reichen. Das sind nämlich auch Menschen die gerne leben. Nicht alle reiche Menschen sind Böse.
Früher waren die Verhältnisse etwas einfacher: Da gab es reiche Adelige, die offensichtlich nichts für ihren Reichtum taten, abgesehen von Aktionen, die einzig und allein dazu dienten, ihre Privilegien zu schützen oder noch mehr Privilegien zu bekommen.
Die stifteten vielleicht mal etwas, z.B. für ein Kloster, aber das Geld dafür durften ihre Untertanen erarbeiten.
Als sich der Kapitalismus herausbildete, schien sich das zunächst zu ändern, denn es gab tatsächlich teilweise Leute, die sich auch durch eigene Arbeit hochgearbeitet haben. Aber es gab auch genügend alteingesessene Familien, die nichts weiter tun mußten, als ererbtes Geld in Fabriken zu investieren und dann die Profite einzufahren. Und so mancher "Selfmade"-Fabrikbesitzer war irgendwann auch in exakt derselben Situation wie die früheren reichen Adeligen: Er rührte selbst kaum noch einen Finger, sondern ließ andere für sich arbeiten.
Das wurde ihm jedoch auch immer wieder deutlich vor Augen geführt. Wenn er mal in einer seiner Fabriken war, sah er dort, wie die Arbeiter gekleidet waren. Und wenn er in eine Fabrikhalle ging, sah er, unter welchen Bedingungen sie dort arbeiten mußten. Wenn er sonntags in die Kirche ging, sah er seine Arbeiter dort auch. So mancher bekam da schon ein schlechtes Gewissen, wenn er daran dachte, daß er selbst eigentlich gar nicht mehr arbeitete, dafür aber jede Menge Geld kassierte, während so ein Fabrikarbeiter 12 Stunden am Tag arbeitete, und das 6 Tage pro Woche, dafür aber so wenig Lohn bekam, daß es kaum zum Leben reichte.
Dieses schlechte Gewissen und wohl viel mehr noch die Angst vor sozialen Unruhen (vor allem nachdem in den 1870er Jahren die ersten weltweiten Wirtschafts-Krisen ausgebrochen waren), brachte manche Fabrikbesitzer dazu, ihre Arbeiter besser zu behandeln.
Heute ist das alles anders. Heute lassen sich die Besitzer der Fabriken oft gar nicht mehr in denselben blicken - sie wissen manchmal überhaupt nicht mehr, wo diese Fabriken überhaupt stehen. Sie delegieren die Führungsaufgaben an Andere weiter.
So entsteht eine Situation, in der die Besitzer der Firmen und die Führungskräfte sich den Schwarzen Peter des schlechten Gewissens gegenseitig zuschieben können. Beide Gruppen können sich dabei pudelwohl fühlen und nachts den friedlichen Schlaf des Gerechten schlafen.
Wenn sich beispielsweise Mitarbeiter in einem Supermarkt darüber beklagen, daß sie von ihrem Chef massiv unter Druck gesetzt werden und z.B. dauernd unbezahlte Mehrarbeit leisten müssen, dann sagt sich der Chef, daß ihm doch keine andere Wahl bleibt, bei den Ziel-Vorgaben, die er von seinem Chef bekommt. Sein Gewissen bleibt rein, er wälzt die Verantwortung also auf seinen Chef ab. Der wiederum hat auch einen Chef, der die Verantwortung aber auch nicht bei sich selbst sieht. So landet sie irgendwann beim momentanen obersten Chef. Der fühlt sich aber auch nicht schuldig, denn die Großaktionäre haben ihm ja klar gesagt, wieviel Profitsteigerung sie von ihm erwarten. Die Großaktionäre fühlen sich ebenfalls nicht schuldig, denn sie haben ja niemandem gesagt, daß er die kleinen Mitarbeiter an der Basis der Firma rücksichtslos ausbeuten soll. So fühlt sich dann am Ende niemand verantwortlich oder gar schuldig, und so geht das immer weiter...
Man muß also nicht von Grund auf böse sein, um Menschen rücksichtlos auszunutzen und auszubeuten. Ignoranz und eine gesunde Portion Egoismus tun es auch. Hilfreich ist natürlich auch, wenn man sich weit genug vom Volk entfernt, um seine Nöte gar nicht mehr sehen zu müssen. Als eine spanische Prinzessin hörte, daß das Volk kein Brot hatte und hungerte, fragte sie allen Ernstes: "Aber wenn sie kein Brot haben, dann können sie doch Kuchen essen?"
Die Schutzmechanismen der Marktwirtschaft wurden ausgehebelt die genau darum eingebaut worden sind, damit die Marktwirtschaft nicht Zügellos ist.
Es ist leider nicht möglich, die Marktwirtschaft 100%ig zu kontrollieren. In der DDR hat man es mit Planwirtschaft versucht, aber auch das hat nicht funktioniert, weil man nicht alles exakt vorhersehen und -planen kann.
Wirtschaftkrisen gibt es, seit der Kapitalismus sich voll entwickelt hat. Und seit er weltweit in den wichtigsten Staaten etabliert ist, gibt es auch weltweite Wirtschaftskrisen.
Wenn auf einem Gebiet gute Gewinne gemacht werden, dann strömen viele Investoren dorthin. Das läßt sich in einer freien Marktwirtschaft gar nicht vermeiden, denn wenn man den Investoren das verbietet, dann hat man keine freie Marktwirtschaft mehr.
So kommt es aber früher oder später zu Über-Investitionen und zu Über-Produktion. In der Theorie könnte sich das einpegeln, indem einige Produktionsstätten einfach geschlossen werden. In der Praxis geschieht das aber oft nicht oder zu spät. Erst einmal gibt es viele Investoren, die gerade erst viel Geld in neue Produktionsstätten investiert haben. Wenn nun aber die Gewinne durch Überproduktion eingebrochen sind, kann man diese Produktionsanlagen nur noch mit Verlust verkaufen. Außerdem hofft man natürlich auf eine baldige Besserung der Situation. Sollen doch andere ihre Fabriken schließen - man selbst will entweder sein gerade erst investiertes Geld nicht abschreiben oder aber die erreichte Marktposition nicht aufgeben. Und es ist teurer, die Produktion komplett stillzulegen und Monate später von 0 hochzufahren als sie einfach etwas vermindert weiter laufen zu lassen.
So kommt es eben immer wieder zu Überproduktion in einzelnen Bereichen und damit zu Krisen. Zusätzlich gibt es Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Branchen. So kann z.B. eine Branche die andere mit in die Krise reißen.
Früher hat man in solchen Überproduktions-Situationen oft versucht, den Produktionsüberhang zu Dumping-Preisen ins Ausland zu verscherbeln, in der Hoffnung, so wenigstens im Ausland Marktanteile dazu zu gewinnen. So dehnten sich Krisen schnell weltweit aus. Diese Probleme gab es ganz massiv schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Heute tut man dasselbe zuweilen auch noch, aber oft wird dann nach dem Staat gebrüllt, der entweder neue Absatzmärkte erschließen oder aber das eigene Volk per Gesetz zum Konsum zwingen oder drängen soll. Maßnahmen in diese Richtung nennen sich dann z.B. "Abwrackprämie" oder "Umweltzone".
So können reiche und einflußreiche Konzerne in Krisenzeiten noch eine Weile weiter wurschteln wie vorher. Das geht aber zu Lasten anderer, weniger einflußreicher Firmen, denn die so verlagerte Kaufkraft fehlt natürlich anderswo, zumal in Krisenzeiten die Realeinkommen der Masse der Bevölkerung eher sinken als steigen. Und schon gibt es plötzlich auch Krisen in Bereichen, die normalerweise kaum betroffen wären.
Dann kommt noch etwas dazu: Bevorzugt wird dort investiert, wo hohe Gewinne zu erwarten sind. Hohe Gewinne gibt es überall dort, wo ein Markt schnell wächst. Kapitalismus braucht also Wachstum. Aber Wachstum ist nicht endlos möglich. Irgendwann ist überall das Ende der Fahnenstange erreicht.
Zinsen hin oder her, ich bin kein Volkswirtschafter aber ich sehe schon das die Länder MIT Zinsen reicher und mächtiger sind, als die ohne.
Gibt es Länder ohne Zinsen? Wenn ja, welche? Mir fällt keines ein. Auch in der DDR gab es übrigens Zinsen.
Zinsen sind auch so ein Problem. Die sorgen nämlich dafür, daß immer mehr Besitz und damit auch immer mehr Geld in immer weniger Hände gelangt. Dieses Geld fehlt dann der Masse der Bevölkerung zum Konsum, und der Besitz fehlt der Masse der Bevölkerung zum Ausgleich in Notzeiten.
Darum gab es genau die Grenzen und Regeln die Clinton abgeschafft hat. GEGEN den Rat und den Willen von Wirtschaftsexperten. Unter anderem viele Republikaner waren dagegen.. Genau die, welche jetzt die Bösen sind.
Die Republikaner haben aber nichts daran geändert, als sie an die Macht kamen. Das weist klar darauf hin, daß diese Regeln auf Drängen der Banken gelockert wurden. Es mag ja sein, daß manche Republikaner Bedenken dabei hatten, aber offensichtlich wollten sie sich nicht mit den Banken anlegen. So kam es dann unweigerlich zur Krise. Und das ist noch nicht ausgestanden. Denn in den USA wird ja schon lange viel mit Kreditkarten bezahlt. Viele Menschen nutzen diese Kreditkarten seit der Immobilienkrise aber im wahrsten Sinne des Wortes, also indem sie mit ihnen Geld ausgeben, das sie gar nicht haben. Das wird wohl das nächste Problem werden.
Freundliche Grüße
von Garfield
gesamter Thread:
- Was hat schöpferische Leistung und Sex zu tun? -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 12:49
- Das hat nix mit Kapitalismus zu tun -
ajk,
04.01.2010, 13:06
- Das hat nix mit Kapitalismus zu tun -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 13:29
- Wirtschaften und Arbeiten -
ajk,
04.01.2010, 13:41
- Wirtschaften und Arbeiten -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 14:08
- Wirtschaften und Arbeiten -
MrX,
04.01.2010, 14:41
- Wirtschaften und Arbeiten -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 14:59
- Wirtschaften und Arbeiten -
MrX,
04.01.2010, 16:07
- Wirtschaften und Arbeiten - tut nichts zur sache, 04.01.2010, 17:03
- Wirtschaften und Arbeiten -
MrX,
04.01.2010, 16:07
- Wirtschaften und Arbeiten -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 14:59
- Wirtschaften und Arbeiten -
MrX,
04.01.2010, 14:41
- Wirtschaften und Arbeiten -
Garfield,
04.01.2010, 16:32
- Interessante Ausführungen -
ajk,
05.01.2010, 01:23
- Interessante Ausführungen -
Garfield,
05.01.2010, 13:54
- Weitere interessante Ausführungen -
ajk,
05.01.2010, 15:57
- Weitere interessante Ausführungen - Garfield, 05.01.2010, 18:36
- Weitere interessante Ausführungen -
ajk,
05.01.2010, 15:57
- Interessante Ausführungen -
Garfield,
05.01.2010, 13:54
- Interessante Ausführungen -
ajk,
05.01.2010, 01:23
- Wirtschaften und Arbeiten -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 14:08
- weiss nix zur Sache! -
Manhood,
04.01.2010, 13:42
- Nebenschauplatz! - tut nichts zur sache, 04.01.2010, 14:20
- Wirtschaften und Arbeiten -
ajk,
04.01.2010, 13:41
- Das hat nix mit Kapitalismus zu tun -
Manhood,
04.01.2010, 13:38
- Ist es so schwer... -
Christine,
04.01.2010, 13:58
- Ist es so schwer... - Manhood, 04.01.2010, 14:08
- Ist es so schwer... -
Christine,
04.01.2010, 13:58
- Das hat nix mit Kapitalismus zu tun -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 13:29
- Ergänzung! -
tut nichts zur sache,
04.01.2010, 14:17
- Es ist falsch - ajk, 04.01.2010, 15:49
- Ergänzung! - Garfield, 04.01.2010, 17:11
- Was hat schöpferische Leistung und Sex zu tun? -
YogaMann,
04.01.2010, 16:25
- Was hat schöpferische Leistung und Sex zu tun? - tut nichts zur sache, 04.01.2010, 16:57
- Das hat nix mit Kapitalismus zu tun -
ajk,
04.01.2010, 13:06