Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauenhass? Gerechtigkeitssinn !

Maesi, Wednesday, 30.01.2002, 22:03 (vor 8713 Tagen) @ point / Thomas

Als Antwort auf: Re: Frauenhass? Gerechtigkeitssinn ! von point / Thomas am 30. Januar 2002 01:27:21:

Hallo Thomas

Wir scheinen verschiedene Vorstellungen davon zu haben, was Wut ist. Mein Antrieb ist weniger die Wut als vielmehr der Gerechtigkeitssinn.

Klar. Ich werde wütend über Ungerechtigkeiten... Du nicht?

Doch, ich werde auch wuetend ueber Ungerechtigkeiten.

Sicher - aber "Wut" heisst nicht automatisch "blinde Wut". Im allerersten Moment, ja. Aber man kann ihre Energie auch bewusst nutzen, in Arbeit gegen die auslösenden ungerechten Umstände kanalisieren. Und so meinte ich, dass man Wut nicht wie´s Kind mit dem Bade ausschütten solle. Weil Wut (oder nenn es Empörung über Ungerechtigkeit) eben auch Energie darstellt, und zwar eine mächtige.

Naja, ich will jetzt nicht den Puristen spielen. Ich habe den Eindruck, dass wir dasselbe meinen und es etwas verschieden ausdruecken.

Waehrend den 80er Jahren wurde diese Wut sukzessive salonfaehig; inzwischen bekommen wir Maenner die negativen Folgen dieser feministisch gefoerderten 'weiblichen Wut' reichlich zu spueren.
Deshalb bin ich auch so skeptisch, Wut als Antriebsenergie zu nutzen. Die Saat der Wut des Feminismus ist nach knapp 20 Jahren erst voll aufgegangen; das dadurch vorherrschende Klima in Geschlechterfragen ist wenig erfreulich. Es gilt heute, sich dieser feministischen Wut entgegenzustellen ohne aber ins selbe Fahrwasser zu gelangen.

Hm, ich glaube nicht, das wir deshalb heute negative Folgen erleben, weil da einstmals Wut im Spiel war. (Mal abgesehen davon, daß man Gefühle ohnehin nicht kontrollieren kann, wenn sie denn erstmal da sind... höchstens kanalisieren. Insofern ist eigentlich eine Diskussion darüber, ob Wut gut sei, müssig. Wenn die Umstände so beschissen sind, daß es gärt, dann ist halt Wut da. Was tun damit - das ist die entscheidende Frage ;-)

Wahrscheinlich herrscht hier in der Schweiz wieder mal ein Sonderfall. Im Verlauf der 80er und 90er Jahre wurde in der hiesigen Frauenbewegung von deren Exponentinnen bei jeder Gelegenheit betont, welche Wut sie im Bauch haetten wegen dieser oder jener Ungerechtigkeit, worauf prompt die ueblichen maennerfeindlichen Sprueche folgten.
Vielleicht bin ich auch deshalb etwas empfindlich, wenn es um das Wut empfinden und deren Umsetzung in die Tat geht. Allzu oft wurde diese 'Wut' (zumindest in der Schweiz) als feministische Rechtfertigung fuer maennerfeindliche Reden benutzt.

Wir haben m.E. heute negative Folgen, weil die breite Masse von Frauen materiell und machtmässsig ganz klar profitiert von den einstmals ideellen Vorkämpferinnen. Da ist keine Wut mehr - da ist glasklare materielle Berechnung, handfeste Vorteile, bequemes egomanisches Leben... Da ist nichts mehr von der echten "politischen Wut" gegen damalige objektive Benachteiligungen.

Vielleicht wurde dieses Wutempfinden in der Schweiz auch nur vorgeschoben und/oder sorgaeltig gepflegt, mag sein. Das kuenstliche Hochpushen von Emotionen ist in der Frauenbewegung ja gang und gaebe.

Die Diskriminierungsstory wird doch nur noch instrumentalisiert zu einem Machtmittel für ein "leichtes Leben"; echte Bezüge zum Feminismus scheinen mir eher selten.

Zustimmung. Sowohl in der Helferindustrie, als auch in Gleichstellungsaemtern haben sich Feministinnen eingenistet. Diese haben ein vitales Interesse daran, dass die tatsaechliche Gleichstellung nie erreicht wird, obwohl sie vorgeblich dafuer kaempfen; andernfalls wuerden sie sich ja selbst um Lohn und Brot bringen. Deshalb muss mit dem entsprechenden rhetorischen und ideologischen Aufwand weiterhin eine Benachteiligung der Frau behauptet werden. Es entstehen dann die typischen feministischen Aeusserungen wie z.B.: 'In den letzten 20 Jahren hat sich zwar die Situation der Frau verbessert, aber von der Gleichstellung mit den Maennern sind wir noch sehr weit entfernt'.
Ein typisches Beispiel ist die Gewaltdebatte. Frauen waren wahrscheinlich nie gefaehrdeter als Maenner; heutzutage kann die wesentlich hoehere Gefaehrdung von Maennern, physische Gewalt zu erfahren statistisch belegt werden. Trotzdem werden auch heute noch erhoehte Gefahrensituationen fuer Frauen konstruiert, um eine ganze Reihe von Gewaltexpertinnen, Frauenhaeuser, Frauennotrufe, usw. zu legitimieren und zu finanzieren. Kurzum, eigene Machtbastionen (inkl. Deutungshoheit bezueglich Gewalt) muessen um jeden Preis verteidigt werden.

Noch schlimmer: in der einen Hand haelt sie das Kriegsbeil in der anderen den Palmwedel. Je nachdem, wie es ihr gerade in den Kram passt, benutzt sie das eine oder das andere. *fg*

Exakt. Und erklärt uns unablässig, das Männer immer noch nicht genug Palm-wedeln...;-)

:-)

Erinnert mich an den neulich wieder gelaufenen Film "Mars Attacks!", wo die Marsianer auch immer riefen "Wir kommen in Frieden", bevor sie schossen. ;-)

Und Pierce Brosnan behauptete nach dem ersten Massaker, es sei alles ein Missverstaendnis gewesen. Die Marsianer wurden daraufhin eingeladen, vor dem US-Kongress zu sprechen, was sie prompt dazu benutzten, saemtliche Abgeordnete abzuschlachten. ;-)

Man(n) kann aber auch Spaehtrupps aus der Wagenburg ins Umland senden, um zu erkunden, ob nicht vielleicht Verbuendete gewonnen werden koennen.

Man(n) könnte sie auch so lange reiten lassen, bis sie von selbst vom Pferd fällt. Dann bringen wir sie zum nächstgelegenen Indianerstamm. Dem kann sie dann vom Marterpfahl aus den Feminismus erklären. Hugh! ;-)

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kavallerie sie rechtzeitig rettet, erscheint mir verschwindend gering; die Soldaten haben in der Armee ja nur saufen und toeten aber auf keinen Fall die Durchfuehrung von Rettungsaktionen gelernt. ;-)

Gerade der oftmals kuenstlich hochgezuechteten feministischen Wut kann mit sachlich und ruhig vorgebrachten Fakten die Grundlage entzogen werden.

...wie ich gerade auch wieder in mehreren Disputen in verschiedenen Foren feststellen konnte. Wenn ich sage:"Hart angehen" meine ich: Völlig sachlich und Faktenbezogen bleiben, aber dabei *gerade deswegen* keinen Zentimeter nachgeben. Lass sie ihre Aussagen objektiv beweisen - allein schon *das* wird meist nur ein Häufchen argumentatives Elend zurücklassen.

Genau

IMHO ist die Wahl der Mittel ausschlaggebend. Zuerst versuchen zu verhandeln; wenn dieses nicht moeglich, versuchen solche Elemente gesellschaftlich zu isolieren; wenn auch das fehlschlaegt, kann immer noch gekaempft werden. Auch dann soll jedoch eine gewisse Fairness eingehalten werden (ist meist sehr schwierig).

In der Praxis besteht wohl vor allem die Schwierigkeit, daß eine signifikante Diskriminierung von Männern nur belegbar ist durch das Aufzählen *vieler* einzelner Mosaiksteinchen, die erst in ihrer Gänze die wahre Stellung des Mannes in der heutigen Gesellschaft spiegeln. Einzelne Dinge können immer durch einzlne Gegenargumente oder ein Appellieren an die Männlichkeit/Ritterlichkeit ("Das bisschen Benachteiligung kann so ein starker Mann doch ab, oder?") "ausgeglichen" werden. Liest man aber ein Buch wie das von Arne, dann realisiert man erst, was all diese "Kleinigkeiten" in ihrer Gesamtheit wirklich bedeuten... Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Deshalb sind solche Buecher zum jetzigen Zeitpunkt so wichtig. Sie erstellen eine Auslegeordnung aller maennerfeindlichen Tendenzen und geben der Maennerbewegung eine Fuelle von Informationen (inkl. Bibliographie), wie diese Tendenzen belegt werden koennen.

Mir hat gestern wirklich zu denken gegeben, das Frau Schwarzer in der TV-Sendung sich nicht nur nicht schämte, die bislang höchste falsche Zahl angeblicher Vergewaltigungen, die ich bislang öffentlich gehört habe ("jede zweite bis dritte Frau hat Vergewaltigungserfahrung") und zum anderen die Bundeswehr (als ja objektiv ganz unbestreitbar einseitige Belastung der Männer) anzusprechen, sondern den Spiess sogar noch umdrehte und die Armee verächtlich als typische Männerausbildungsstätte bezeichnete ("Dort lernen sie typisch männliche Dinge; wie töten, saufen..." . Ich habe mir vorhin den Paragraphen für Volksverhetzung einmal näher angesehen. Würde mich sehr wundern, wenn er für eine solche Äusserung *nicht* zuträfe.)

IMHO ist das ein stark interpretationsbeduerftiger Paragraph; meines Wissens wird er auch selten angewendet.

Das sie völlig unkritisiert so etwas vor ein paar Dutzend Zuhörern/Diskutanten übers Fernsehen von sich geben kann, macht wirklich das Ausmass der weitverbreiteten Realitätsverzerrung in den Köpfen deutlich.

Solange sie lediglich Monologe zu halten braucht oder sich nur mit rhetorisch weniger versierten Gegnern misst, wird ihr auch niemand widersprechen. Und reden kann diese Frau wirklich gut, das muss der Neid ihr lassen. Viele scheinen ihre beinharte Rhetorik auch als angemessen anzusehen, angesichts einer angeblichen massiven Benachteiligung der Frau.
Ebenfalls interessant ist, dass Frau Schwarzer ganz genau zu wissen glaubt, was denn der Durchschnittsmann so denkt, und aus welchen Motiven heraus er etwas tut. Der Durchschnittsmann wiederum denkt: 'Bei mir treffen Frau Schwarzers Aussagen natuerlich nicht zu, aber vielleicht bei den anderen Durchschnittsmaennern... Sie ist schliesslich die Fachfrau und wird wohl wissen, wovon sie redet'.

Gruss

Maesi


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