Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Kind oder Karriere

trisch, Tuesday, 29.01.2002, 14:10 (vor 8714 Tagen) @ Ferdi

Als Antwort auf: Re: Frauenhass? Gerechtigkeitssinn ! von Ferdi am 29. Januar 2002 09:11:57:

Hallo Ferdi,

Ein weiterer Knackpunkt: das ständige Lamentieren über die angeblich schlechteren Chancen von Frauen im Beruf. Das stimmt doch so auch wieder nicht. Die Tatsache, dass es in den Führungsetagen so wenige Frauen gibt, bedeutet doch nicht, dass die Frauen massenhaft von ominösen "Männerbünden" davon ferngehalten werden, sondern hat einfach den Grund, dass nur sehr wenige Frauen diese Positionen anstreben. Wenn fähige Frauen dahin wollen, dann kommen sie auch dahin. Viele erfolgreiche Unternehmerinnen beweisen das täglich. Frau muss halt Prioritäten setzen: "Ich mache jetzt Karriere und gründe keine Familie mit Kindern, sondern kümmere mich um meinen Beruf, sei es als Unternehmerin, sei es als Führungskraft in einem Unternehmen." Oder sie entscheidet sich für den anderen Weg: Familie, Kinder! Dann muss sie aber auch die damit verbundenen Nachteile in Kauf nehmen, die ja allgemein bekannt sind und nicht irgendwann als böse Überraschung vom Himmel fallen. Jede Frau hat die Entscheidungsfreiheit, ihren Lebensweg frei zu wählen. Keine wird gezwungen, die Rolle Hausfrau, Mutter und Kindererzieherin zu wählen. Nur auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu wollen geht nicht und das führt dann zu dem Frust.

Ich als Frau sehe eigentlich nicht ein, dass ich in dieser Frage wählen muss, während in deiner Darstellung der Erzeuger möglicher Kinder nicht zu zwischen Kind oder Karriere zu wählen hat. Da braucht es keine Männerbünde, wenn viele Männer und Frauen - wie du in diesem Statement - nicht die Alternativen zu dieser Wahl in Betracht ziehen, unterstützen und realisierbar machen. Problem: Wenn Eltern arbeiten, müssen Kinder betreut werden. Warum kann Dienstleistung hier keine Lösung sein? Bezahlbare Kinderbetreuung für jeden Mann und jede Frau, die daran Interesse haben? Viele Ansätze gibt es heute schon, die breite Unterstützung fehlt allerdings. Dies hat dann sicher mit Ideologie zu tun. Frauen, die Tagesmütter, Kinderkrippen und -horte nutzen, werden in unserer Gesellschaft eben als Rabenmütter beschimpft bzw. spiegeln sich selber im Vergleich zu ihrer Umwelt als solche.
Ich meine, dass erst mit dem Nationalsozialismus diese Mutter-Ideologie greifen konnte. Die Arbeiterschicht hat seit ihrer Entstehung in der Industrialisierung immer anders gehandelt und Betreuung der Kinder (meist durch Großeltern) organisiert, um durch Doppelverdienst genug Geld für die Familie ranzuschaffen.
Naja, ich hasse es eigentlich zu argumentieren, wenn ich die Belege nicht gleich ranschaffen kann, ich werde mich also jetzt erstmal auf der Suche nach Literatur ins Netz aufmachen.

Was mir noch gerade einfällt: Das Großbürgertum und der Adel haben ihre Kinder auch nur eingeschränkt selber betreut (Ammen, Kindermädchen).

Ich sehe nicht, dass Kinder, die nicht ausschließlich von ihren Müttern und Vätern betreut werden, Schaden davontragen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Jörg für die behutsame und besonnene Führung dieses Forums danken, die einerseits freie Meinungsäusserung zulässt, andererseits doch immer wieder mal zur Nachdenklichkeit [...] anregt

Meine Rede ;-)

Gruß trisch


gesamter Thread:

 

powered by my little forum