Anfangen statt Meckern?!
Als Antwort auf: von goprojekt am 19. Dezember 2001 14:58:37:
Hallo Goprojekt!
welche frage mich vor diesem hintergrund schon länger beschäftigt, ist, woher das vertrauen in den gestaltungswillen und mehr noch die gestaltungsfähigkeit staatlicher organe kommt.
Durch Beobachtung geschichtlicher Ereignisse.
oder praktisch gewendet, warum gründen frauen, wenn sie dann denken, gleichberechtigt und in allen belangen in unternehmen gleichgestellt sein zu müssen, nicht selbst unternehmen oder erwerben unternehmensanteile, um dann ihre interessen zu vertreten?
Sie tun es. Der Anteil selbständig arbeitender Frauen dürfte inzwischen bei fast 30% liegen. Tendenz steigend.
[link=http://www.vdu.de/index1.htm" target="blank]Unternehmerinnen in Deutschland[/link]
Sie tun es allen Unkenrufen zum Trotz und behaupten sich immer besser. Und sie können endlich andere Unternehmensstrategien testen, wenn sie sich nicht zu sehr von der gnadenlosen Maschinerie des herrschenden Systems vereinnahmen lassen.
Daß sie es immer noch schwer haben in der Männerwelt, sagen sie selber. Der Verband deutscher Unternehmerinnen beklagt:
"Wenn Frauen heute noch so gut ausgebildet sind, wenn sie sich in bis dato von Männern dominierten Branchen erfolgreich behaupten und verstärkt Einzug in Chefetagen halten - ein Garantie dafür, dass man ihnen nicht doch mit Vorurteilen begegnet ist dies alles leider nicht.
Hatte sich auch 1954 der damalige BDI-Chef Fritz Berg mit seiner Äußerung zu den Unternehmerinnen gründlich getäuscht, gibt es jedoch auch im Deutschland des Jahres 2001 noch viel ähnliches Schubkastendenken auszuräumen. "
kein gesetz und auch keine andere struktur hindert frauen daran, unternehmensanteile zu erwerben. dann auch könnten sie parallele strukturen, wie betriebskindergärten, alternative arbeitszeitmodelle und viele andere dinge einfach handelnd in die wirklichkeit umsetzen.
Passiert ja bereits, nur IMHO immer noch zu wenig. Veränderungen geschehen leider sehr langsam. Ich zitiere dazu gern einen guten Bekannten von mir aus dem Usenet: "Der Fortschritt ist eine Schnecke."
warum geschieht all das nicht? warum wird vielmehr lediglich der ruf nach neuen gesetzen und verordnungen laut, um gleichberechtigung und deren äquivalente zu schaffen?
Das "lediglich" ist unangebracht. Eigeninitaitive ist natürlich wichtig, aber Unterstützung durch die dazu passende Politik und die dazu passende Gesetzeslage eben auch. Wobei die Gesetze eigentlich inzwischen das geringste Problem zu sein scheinen, zumindest in D.
warum fordere ich ständig und vornehmlich auf kosten anderer woran ich selbst nicht gehindert werde es zu tun?
Wer fordert das? Um aber mal auf die von mir beanstandeten Bereiche angeblicher Nichtdiskriminierung zurückzukommen: wie können z.B. Frauen, die im akademischen Bereich arbeiten und qualifiziert und motiviert genug sind, um im Bereich Forschung und Lehre viel Positives zu bewirken, erreichen, daß bessere Arbeitsbedingungen für Professorinnen geschaffen werden und mehr Frauen die Chance der Mitarbeit bekommen? Sollen sie etwa eine eigene Uni gründen, oder wie hast Du Dir das gedacht?
mal eine einfache rechnung: wenn jede frau in deutschland nur eine mark monatlich in einen, sagen wir, unternehmerinnenstützungsfond einzahlen würde, dann stünden 42 millionen mark eigenkapital monatlich zur verfügung. damit könnten 840 gmbh monatlich gegründet werden, die wiederum ihre gewinne an den fond abtreten, der wiederum unternehmensanteile an anderen kapitalgesellschaften erwirbt usw. in kurzer zeit könnte eine parallele strukturen entstehen, in denen frauen dann was auch immer tun und lassen könnten.
Ich gebe Dir recht, daß noch viel mehr getan werden könnte. Ich meine aber, daß vor dem Tun noch die Einsicht steht. D.h. für mich, daß wir noch mehr Aufklärung und Information brauchen und v.a. mal eine andere Erziehung und gesellschaftl. Prägung unserer Jugend.
nun könnte es natürlich sein, dass es keine hinreichende anzahl von unternehmerinnen in diesem land gibt. demgegenüber aber soll es zehntausende managerinnen für leitende positionen in unternehmen geben. wie das?
Nun, Unternehmen an sich gibt es doch genug in D, oder nicht?
statt einer antwort eine analogie. ähnliche fragen haben mich auch in bezug auf gewerkschaften bewegt. die gewerkschaften sind deshalb für eine analogie gut, weil sie verantwortung und risikobereitschaft primär woanders vermuten, als eben bei sich selbst, und weil ihre forderungen cum grano salis in eine ähnliche richtung wie die der frauenbewegung gehen. nicht zu letzt aber auch deswegen, weil die hoffnung der gewerkschaften letztendlich auf staatlicher regulierung beruht. die ergebnisse gewerkschaftlichen unternehmerischen handelns waren und sind gelinde gesagt erbärmlich. die forderungen, die sie anderen gegenüber erheben, setzen sie in ihren eigenen organisationen nicht um. die pauschale ausrede für das versagen ist, kurz zusammengefasst, das kapital. das ist natürlich blanker unsinn, hilft aber erst einmal, das eigene versagen weniger deutlich werden zu lassen. ....
Ich bin auch mit den Aktionen der deutschen Gewerkschaften in den letzten Jahren ziemlich unzufrieden. Dort sind mittlerweile sehr verknöcherte strukturen und viel Vetternwirtschaft und Klüngel, scheint mir.
bis zum beweis des gegenteils und weil der beweis so einfach zu führen wäre, muss ich sowohl bei der frauenbewegung als auch bei den gewerkschaften annehmen, dass dort die hoffnung besteht, es sei einfacher anderen mittels struktureller gewalt zur preisgabe dessen zu bewegen, was den gewerkschaften und der frauenbewegung nicht gehört aber wohl gehören sollte, als dinge schlicht und einfach handelnd in der wirklichkeit umzusetzen.
Mein Eindruck ist, daß aber in erster Linie diejenigen Kritik üben, die in ihrer Eigeninitiative erst mal gescheitert sind. So schlicht und einfach, wie Du das hier darstellst, ist die wirklichkeit eben nicht. Ich kenne viele engagierte Menschen, die nach einer Serie von unverschuldeten Niederlagen erstmal sehr frustriert und verbittert sind. Nicht jede(r) hat die Kraft, immer wieder aufzustehen und weiterzukämpfen.
Vorwürfe mach bitte denen, die nur reden, aber nicht handeln. Und nicht denen, die immer wieder handeln, aber aufgrund von Mißerfolgen auch kritik üben. Da nicht jede Handlung spektakulär und erfolgreich ist, läßt sich nicht immer so gut beurteilen, welche Menschen zu welcher Gruppe gehören.
ciao
Beatrix
gesamter Thread:
- Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
Ferdi,
17.12.2001, 12:12
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung - Max, 17.12.2001, 20:58
- Re: Mitlesen schadet Ihrer Gesundheit - Peter, 17.12.2001, 21:46
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
Beatrix,
18.12.2001, 01:20
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
goprojekt,
18.12.2001, 14:01
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
Beatrix,
18.12.2001, 20:03
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
plupp,
19.12.2001, 08:40
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung - Beatrix, 20.12.2001, 02:41
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
plupp,
19.12.2001, 08:40
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
Beatrix,
18.12.2001, 20:03
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
Arne Hoffmann,
18.12.2001, 18:49
- 10. Kapitel -
Beatrix,
18.12.2001, 20:09
- Re: 10. Kapitel -
Beatrix,
19.12.2001, 01:34
- Re: 10. Kapitel - plupp, 19.12.2001, 08:29
- Re: 10. Kapitel -
Arne Hoffmann,
19.12.2001, 11:16
- Re: 10. Kapitel -
Beatrix,
20.12.2001, 04:18
- Re: 10. Kapitel - plupp, 20.12.2001, 09:43
- Re: 10. Kapitel -
Beatrix,
20.12.2001, 04:18
- "weiss ich, was ein mensch ist? weiss ich, wer wen.... -
goprojekt,
19.12.2001, 16:58
- Anfangen statt Meckern?! -
Beatrix,
20.12.2001, 04:06
- Re: Anfangen statt Meckern?! - Chris, 21.12.2001, 21:27
- Anfangen statt Meckern?! -
Beatrix,
20.12.2001, 04:06
- Re: 10. Kapitel -
Beatrix,
19.12.2001, 01:34
- 10. Kapitel -
Beatrix,
18.12.2001, 20:09
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung -
goprojekt,
18.12.2001, 14:01
- Re: Männliche Mitfrauen - eine neue Variante der Geschlechtsumwandlung - elwu, 18.12.2001, 14:50