Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: 10. Kapitel

Beatrix, Wednesday, 19.12.2001, 01:34 (vor 8756 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: 10. Kapitel von Beatrix am 18. Dezember 2001 18:09:48:

Hallo Arne!

..Ich lehne aber nicht das ganze Kapitel ab, sondern eigentlich nur Deine Aussagen zur Hausarbeit, zur Politik und zu den akademischen Berufen. Also nur einen kleinen Teil des Kapitels.

Bei Interesse kann ich das gerne näher erklären.

Das würde mich sehr freuen.

Mach ich, sobald ich kann. Jetzt muß ich erst mal 'ne Runde arbeiten.

So, jetzt hab ich wieder Zeit, ausführlicher zu schreiben.
Ist allerdings nicht so einfach. Ich habe mir gerade noch mal die entsprechenden, von mir beanstandeteten Stellen deines Buches durchgelesen, also bes. die Seiten 380 - 387 und 413 - 431 - und habe jetzt leider das Problem, daß ich bei der erneuten Lektüre noch mal genauso wütend geworden bin wie beim ersten Mal. Das ist nicht eben hilfreich beim Argumentieren.

Trotzdem ein kl. Versuch. (Übrigens habe ich eben in der Antwort an Joachim Müller einiges geschrieben, was meine Kritik an Deinem Kapitel evtl. erklären kann.)

Ich finde Deinen Denkansatz entschieden zu marktwirtschaftlich. Du mißt hier einfach den Marktwert eines Menschen und entmenschlichst ihn damit.
Du beschreibst nicht nur die unterschiedliche Prioritätenliste von Frauen, etwa in dem Zitat von Renate Schubert auf S.386, sondern du scheinst den Frauen eben diese unterschiedliche Lebensausrichtung vorzuwerfen. Zumindest kommt es so bei mir an. Danach schilderst Du ausführlich, welche Opfer und Entbehrungen Männer in diesem unmenschlichen System auf sich nehmen, zu denen Frauen einfach nicht bereit sind, - und erwartest jetzt Anerkennung und Lob. Tut mir leid, daß ich das nicht so ohne weiteres spenden kann.
Wenn jemand schon eingesehen hat, daß die Arbeitsbedingungen unmenschlich sind und der Gewinn, vom rein materiellen mal abgesehen, eher kläglich, warum sollte man dann noch denen auf die Schulter klopfen, die sich freiwillig in diese Tretmühle begeben? Eine logische Konseuquenz der Einsicht in bestehende Mißstände ist in meinen Augen wohl eher die Überlegung, wie man die Mißstände am besten beseitigen und bessere Bedingungen schaffen kann.

Ich hab mich jetzt auf die Bereiche konzentriert, in denen ich pers. Erfahrungen habe, nämlich Politik und Hochschule. Ich weiß, daß es viele Frauen gibt, die sowohl das Interesse als auch die Fähigkeiten besitzen, in der Forschung und der polit. Praxis sinnvolle und effektive Arbeit zu leisten. Diese Frauen werden aber erst dann die Gelegenheit bekommen, sich zum Wohle der Gesellschaft nutzbringend einzubringen, wenn dafür die richtigen Arbeitsbedingungen geschaffen werden.
Die Frage ist eben auch, ob die Gesellschaft überhaupt talentierte MitarbeiterInnen haben will, oder ob sie lieber weiterhin die eingeschliffenen Mechanismen stillschweigend duldet, nach denen ausschließlich karrieregeile, alles auf eine Karte setzende und oft genug machtgierige Menschen an die Spitze kommen.
Wenn ich beobachte, wer sich durchboxt, so sind das keineswegs die fähigsten, sondern meistens die skrupellosesten und sich am dominantesten verkaufenden Personen, die das Rennen machen. Aber es sind sehr, sehr oft nicht die richtigen, nicht die, die wirklich zum Wohle aller ihre Arbeit tun würden.

Mehr erst mal nicht zu dem Thema, es regt mich einfach zu sehr auf. :-(

ciao und gute Nacht. :-)

Beatrix


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