Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: 10. Kapitel

Arne Hoffmann, Wednesday, 19.12.2001, 11:16 (vor 8755 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Re: 10. Kapitel von Beatrix am 18. Dezember 2001 23:34:14:

Du beschreibst nicht nur die unterschiedliche Prioritätenliste von Frauen, etwa in dem Zitat von Renate Schubert auf S.386, sondern du scheinst den Frauen eben diese unterschiedliche Lebensausrichtung vorzuwerfen.

Eigentlich nicht, zumindest nicht bewusst. Was ich kritisiere, ist, dass sehr viele Frauen sich bewusst für diese Lebensausrichtung entscheiden ("Ceranherd statt Chefsessel"), aber andererseits das Gejammer groß ist, in der Führungsetage von Siemens gäbe es immer noch viel zu wenig Frauen.

Zumindest kommt es so bei mir an. Danach schilderst Du ausführlich, welche Opfer und Entbehrungen Männer in diesem unmenschlichen System auf sich nehmen, zu denen Frauen einfach nicht bereit sind, - und erwartest jetzt Anerkennung und Lob.

Wieder: eigentlich nicht. Stattdessen könnten sich die Männer mal überlegen, ob das wirklich so klasse ist, sich auf diesen Mist einzulassen, nur weil das gesellschaftlichen Glanz und erotische Gratifikationen mit sich bringen mag. Ich weiß ja schon, warum ich Autor geworden bin und mich nicht zum Cheflektor eines Verlages hocharbeiten wollte. Die Bezahlung ist mehr als mau und dementsprechend auch die Chancen auf dem Kontaktmarkt niedriger, aber ich habe eine Beschäftigung, die mich von morgens bis abends rundum zufrieden macht. Kein Mobbing, kein Sich-Fragen "Wann ist endlich Wochenende?" am Montagmorgen um zehn ... wenn ich jetzt noch eine Frau hätte, die für mich die Kohle ranschafft ... ;-) Ein Scherz.

Die Frage ist eben auch, ob die Gesellschaft überhaupt talentierte MitarbeiterInnen haben will, oder ob sie lieber weiterhin die eingeschliffenen Mechanismen stillschweigend duldet, nach denen ausschließlich karrieregeile, alles auf eine Karte setzende und oft genug machtgierige Menschen an die Spitze kommen. Wenn ich beobachte, wer sich durchboxt, so sind das keineswegs die fähigsten, sondern meistens die skrupellosesten und sich am dominantesten verkaufenden Personen, die das Rennen machen. Aber es sind sehr, sehr oft nicht die richtigen, nicht die, die wirklich zum Wohle aller ihre Arbeit tun würden.

Das sogenannte "Peter-Prinzip": Jeder wird entsprechend dem Grad seiner Unfähigkeit weiterbefördert. Das kennen wir natürlich alle, aber so allgemein ist mir das AUCH wieder zu schwarz-weiß. Ich hatte und habe zum Beispiel eine recht gute Beziehung zu einer der Frauenbeauftragten meiner Uni, und wir haben auch über dieses Thema gesprochen. Zu meiner Überraschung war sie überhaupt nicht der Ansicht, dass die Professoren im Mittelbau durch Klüngelei etc. zu ihren Stellen gekommen wären, sondern durch echte Leistung. Und sie ist nicht nur zuversichtlich, sondern fast sicher, dass die Frauen das jetzt auch schaffen werden. Und wenn ich mir so anschaue, dass vor allem ehemalige Kommilitoninnen von mir in den Lehrbereich meines Faches nachrücken, scheint sie recht zu haben. - Andererseits habe ich von einer anderen Gesprächspartnerin gehört, dass es an ihrer Uni sehr wohl noch männerbündlerisch (im negativen Sinne) zugehen soll.

Lieber Gruß :-x

Arne


gesamter Thread:

 

powered by my little forum