Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert

Garfield, Wednesday, 31.08.2005, 13:50 (vor 7404 Tagen) @ Doink

Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Doink am 30. August 2005 19:38:

Hallo Doink!

"Solche Vereinfachungen sind in der politischen Landschaft die Regel und nicht die Ausnahme."

Vereinfachungen reichen mir aber nicht. Vielleicht bin ich da ja zu anspruchsvoll, aber ich erwarte auch von Politikern Ehrlichkeit. Und da kann man der SPD zumindest zugute halten, daß sie 1990 ganz klar gesagt hat, daß die deutsche Wiedervereinigung nicht zum Nulltarif zu haben ist, während Kohl & Co. von blühenden Landschaften fantasierten.

Ich denke zwar, daß diese Ehrlichkeit der SPD damals einen ähnlichen Grund hatte wie ihre Bemühungen zur Neuwahl in diesem Jahr, aber immerhin waren sie wenigstens damals ausnahmsweise mal ehrlich. Die CDU kann das leider nicht von sich behaupten. Auch mit der Mehrwertsteuer-Erhöhung wollte die Merkel ursprünglich wieder mal erst nach der Wahl herausrücken. Nur weil sich dann einige verplappert haben, war sie gezwungen, diesen Schildbürgerstreich jetzt schon anzukündigen.

"Wäre die Politik vernünftig, dann wäre sie keine Politik."

Unvernunft ist für mich eben nicht wählbar.

"Rotgrün tritt mit der gleichen Truppe wie zuletzt an, Schwarzgelb hat sich erneuert."

Ja, und Merkel soll nun Kanzlerin werden. Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie es überhaupt kam, daß sie so eine Karriere machen konnte? Nach der Wiedervereinigung war es nötig, den Ostdeutschen zu demonstrieren, daß auch Leute aus ihren Reihen politisch mitbestimmen. Außerdem wollte man auch demonstrieren, daß man auch Frauen eine Chance gibt. Zwar nützen ostdeutsche Spitzenpolitiker den Ostdeutschen genauso wenig wie weibliche Spitzenpolitiker den Frauen, aber das interessiert ja kaum jemanden. Hauptsache, man erzielt einen gewissen Show-Effekt. Um nicht zuviele gute Posten für solche inoffiziellen Quoten opfern zu müssen, bot es sich nun an, Frauen aus dem Osten auf hohe Positionen zu setzen, um so quasi beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Die SPD bewies dabei mit Regine Hildebrandt ein weniger glückliches Händchen. Die Frau redete zuviel Klartext und wurde so häufig unbequem. Die CDU landete mit Angela Merkel jedoch einen Glückstreffer. Sie zeigte sich in der CDU genauso angepaßt wie in der DDR, eckte nirgends an und fügte sich prima in die etablierten Strukturen ein.

Ihre große Stunde kam dann, als wieder einmal Schwarzgeld auf CDU-Konten entdeckt wurde. Nun hatte man nämlich das Problem, daß so ziemlich die gesamte CDU-Führung in diesen Skandal verstrickt war. Hätte man einen der altgedienten Funktionäre zum Nachfolger von Kohl gemacht, dann hätte sich die Presse sofort auf ihn gestürzt, mit Sicherheit auch einiges herausgefunden, und ohne Kohls Autorität wäre er dann schnell geliefert und der Schaden für die CDU wäre noch größer gewesen.

Man brauchte also jemanden, der möglichst wenig vorbelastet war. Angela Merkel bot sich da regelrecht an. Sie war noch nicht so lange dabei und hatte deshalb auch noch nicht so viel mit der Affäre zu tun gehabt wie andere CDU-Größen. Außerdem war sie eine Frau, und man hatte so die Möglichkeit, eventuelle Vorwürfe gegen sie einfach als "Frauenfeindlichkeit" abzuschmettern.

Als Kanzlerkandidatin hat man sie nun aus ähnlichen Gründen eingesetzt. Mit Stoiber wollte man sich nicht noch einmal blamieren (was ihn sehr frustriert haben wird), und bei Merkel erhofft man sich noch zusätzlich einen Frauenbonus. Man hofft, SPD und Grünen sogar noch einige "politisch korrekte" Wähler abspenstig machen zu können, die es als revolutionäres Ereignis ansehen, wenn Deutschland eine Kanzlerin bekäme.

Merkel ist der lebende Beweis dafür, daß auch die CDU letztendlich der "political correctness" frönt, und das legt einmal mehr die Befürchtung nahe, daß Schwarz/Gelb sich für die Belange der Männerbewegung genauso wenig einsetzen wird wie Rot/Grün.

Ich kann da im Vergleich zur Kohl-Ära wirklich keine Verbesserung erkennen.

"Wenn die Regierung versagt kommt eben die Opposition an die Macht. So soll es jedenfalls sein. Alles andere wäre eine Zumutung."

Wenn die Opposition denselben oder gar (wie ja schon von der CDU angekündigt) noch größeren Mist baut, dann ist die für mich genauso wenig wählbar.

"Wessen Opfer ich nun werde ist letztlich egal. Aber: Typ2 ist gefährlicher als Typ1! Bei Typ2 weiß ich nämlich woran ich bin und kann evtl. mein Verhalten darauf abstimmen. Typ1 hält seine Absichten im Dunkeln und ist so schwerer zu berechnen. Wenn er seine dunklen Pläne umsetzt ist es für Gegenmaßnahmen zu spät."

Nicht, wenn du Typ1 durchschaust. Dann sind beide gleich übel.

"Kann schon sein, dass sich unmittelbar wenig bis nichts ändern wird. Bei Rotgrün ist aber dem Wahnsinn in Form von ADG sowie Quoten in der Privatwirtschaft Tür und Tor geöffnet. Das ist mit deren Ideologie vereinbar."

Es ist mit der grünen Ideologie vereinbar, aber die Grünen sind nur Juniorpartner in der Regierung. Wenn die SPD einer solchen Ausweitung der Quotenregelungen tatsächlich so offen stünde, dann wäre diese Ausweitung längst realisiert.

"Auf dem Altar der Frauenverherrlichung wird so mancher Rechtsgrundsatz ad absurdum geführt."

Ja, aber unter Schwarz/Gelb lief das 16 Jahre lang auch nicht wesentlich anders. Und das wird sich auch so bald nicht ändern. Schreib doch mal unter weiblichem Namen einem CDU- oder FDP-Abgeordneten eine Mail, gib dich darin als Feministin aus und frage, was sie gegen die immer noch schlechtere Bezahlung von Frauen zu tun beabsichtigen. Wetten, daß kein einziger darauf schreiben wird, daß diese schlechtere Bezahlung real gar nicht existiert?

"Du hast ja selbst von einer Milchmädchenrechnung geschrieben. Und die ist es auch. Schon vergessen? Die MM-Rechnung wird nicht dadurch besser indem man sie analysiert."

Ja, aber wenn die CDU die fast 5 Millionen Arbeitslosen in ihrer Propaganda der SPD zurechnet, dann ist das genau so eine Milchmädchenrechnung! Und es ist auch ganz klar ersichtlich, daß Schwarz/Gelb keineswegs mehr Kompetenz bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat. Ganz im Gegenteil: Es ist völlig klar und logisch, daß beispielsweise die Mehrwertsteuererhöhung da absolut kontraproduktiv wirken wird.

"Die schrägsten feministischen Blüten gedeihen auf rotgrünem Mist!"

Ja, aber das heißt nicht zwangsläufig, daß das dann auch realisiert wird. Auch die SPD macht letztendlich das, was ihre Geldgeber sich wünschen. Und "Frauenförderung" steht auf deren Wunschliste nicht gerade ganz oben.

"Quoten in der Privatwirtschaft kann ich mir bei Schwarzgelb unmöglich vorstellen, die Grünen dagegen drängen dorthin und die Roten wanken. Da sollte auch Dir zu denken geben! Das Antidiskriminierungsgesetz ist eine grüne Idee, samt inkorporierter Beweislastumkehr. Ein Unsinn, wie es kaum einen größeren gibt."

Ja, die Grünen müssen weg aus der Regierung, da hast du recht. Ich denke, das kleinste Übel wäre eine große Koalition aus SPD und CDU.

"Letztgenannte sprechen sich aber eindeutig gegen Quotenregelungen in der Privatwirtschaft aus."

Das tut die SPD auch - sonst wären solche Quotenregelungen längst Tatsache.

Freundliche Grüße
von Garfield


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