Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@Nikos, (und alle, die es interessiert), hier etwas von Laotse ;-) (lang)

Gast, Wednesday, 15.06.2005, 12:22 (vor 7481 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Re: Amerikaner entsetzt über feministischen Totalitarismus in Europa von Nikos am 14. Juni 2005 09:59:

> > Hard-facts:

Geburtezahlen in Deutschland.

Die sind in einigen skandinavischen Ländern aber sehr viel erfreulicher, z. B. in Schweden<

Ausweichen. Nichts als ausweichen. Hast Du einen Formel-1 Fuehreschein?

Bei Bildung und Wohlstand: Finnland war in Pisa super gut, das stimmt. Setze nun mal die Selbstmordzahlen neben der Pisa-Ergebnisse. Danach die Zahlen für Alkohol-Medikamenten-Psychiatersucht. Und sag mir was Du nun verstanden hast.

Ich denke nicht, dass das miteinander etwas zu tun hat. Das ist die Sache mit dem Storch und den Kindern... Du verstehst?<

Ich habe Kinder. Ich weiss, dass sie nicht vom Storch kommen. Weisst Du es? Eben forderst Du von mir harte Fakten und dann kommst Du und sagst: "Ich denke nicht...". Deine Gedanken sind keine harte Fakten. Kappiere es und lebe damit. Ohne Vater waechst ein Kind emotional verkruppelt auf. Diese innere Leere versucht es dann auch als Erwachsener mit allem moeglichen Schrott aufzufuehlen: Drogen, Alkohol, Psychopharmaka. Oder, denkst Du, suchtig wird man weil es Spass macht? Oder, denkst Du, suchtig wird man, weil man bettelarm ist? Nein, Liebe, wenn man bettelarm aufgewachsen ist, aber dafuer in einer liebevollen Umgebung, wird man vielleicht bettelarm bleiben, aber dafuer gluecklich, und fern von Drogen. Beobachte mal deine Umgebung genau, und hoer auf, dein Wissen aus Radikal-Literatur zu beziehen. Das tut Dir nicht gut.

Aber keine Sorge. So sind alle halbgebildete Menschen. Sie sehen von lauter Bäume die Wald nicht mehr. Übrigens hast Du recht, viele halbgebildete sitzen in großeren und wichtigen Organisationen.

Ja, ja, alle sind halb gebildet, die gesamte wissenschaftliche Welt - außer Dir, Nikos... Das ist schon wieder fast lustig<

Oh ja, lustiges Fragezeichen! Die gesamte wissenschaftliche Welt ist unendlich gebildet, sicherlich. Deswegen fahren wir ja zum Mond, um Medikamente fuer die Ausserirdische zu entdecken. Ich sage Dir folgendes: Das gesamte Wissen taugt nichts, aber auh gar nichts, wenn ein einziges Kind vom Vater/Mutter voellig willkuerlich getrennt wird!

Wenn Bildungs- und Wohlstandszahlen zum Selbstzweck werden, dann bin ich lieber ungebildet und arm.

Sie sind kein Selbstzweck. Und man sollte nie sich wünschen, ungebildet und arm zu sein. Man könnte den Wunsch erfüllt bekommen...
Ich wünsche Dir das auch nicht<

Wenn Du Deine westliche Werte den Arabern aufdruecken willst, wenn Du sagst, ein Kind braucht eiegentlich keinen Vater, wenn Du meinst, positive Diskriminierung kann wertvoll sein, dann sind deine Bildungs- und Wohlstandszahlen und Bemuehungen selbstzweck! Und deine Moralpredige bez. Bildung und Wohlstand behalte sie mal lieber ganz fuer Dich. Ich will meine Weisheiten aus dem eigene Leben schoepfen, nicht aus radikale feministische menschenverachtende Buecher!
Du tust nichts als ausweichen!
Nikos[/i]

Hallo Nikos!
Dieser Text wird dir –hoffe ich- gefallen.
Ich habe ihn aus einem Buch gescannt (LAOTSE, Tao-Te-King, Text und Einführung von Rudolf Backofen, Drei Eichen Verlag 1970)

1970, als das Buch rauskam, konnte der Kommentator natürlich noch nicht die gesellschaftliche Seuche „Feminismus“, so wie er heute sein Unwesen treibt, entsprechend mit einbeziehen, sonst hätte er vermutlich einiges etwas anders formuliert…

Laotse lebte, wie ja bekannt ist, vor ca. 2500 Jahren.

Ich finde, daß seine Aussagen heute noch passen (natürlich nur wenn man sie richtig herum anwendet. Das „gewußt wie“ (know-how) der Anwendung eines Lehrsatzes, Prinzips usw. macht 80 % der Wirksamkeit aus…)
Gruß
Gast

VI. Geistige Grunderkenntnisse
1. Die Lehre vom Nichtwissen

Die Lehren vom Nichtwissen, Nichtwollen. Nichtwirken und von der Gewaltlosigkeit finden sich nicht nur bei Lao - Tse, sondern bei allen großen indoarischen Philosophen und bei den echten Mystikern der ganzen Welt bis auf den heutigen Tag. Es soll mit ihnen, um einen ersten Hinweis zu geben gesagt sein, daß bloßes Wissen noch keine Lebenserkenntnis, bloßes Wollen noch kein innerer Auftrag und bloßes Wirken noch keine echte Tat ist, ferner daß jegliche Anwendung von Gewalt der Würde des Menschen widerspricht.

Lao - Tse weiß natürlich auch, daß der Mensch einen Erkenntnisdrang hat. Dieser ist, wie jeder Trieb und Drang, durchaus natürlich. Glaubt aber der Mensch, den Erkenntnistrieb an die Spitze aller Triebe stellen zu müssen, so ist mit dieser Unordnung im Triebgefüge die geistige Ursünde geschehen: Der Intellekt hat sich von seinem Ursprung, vom Lebensgrund gelöst; der Mensch vermag dann nicht mehr aus dem Unergründlichen heraus zu leben, wird von den Auffassungen und Meinungen anderer oder von seinen Phantasien, von seinen oberflächlichen und irrigen Vorstellungen abhängig und verliert damit seine geistige Eigengesetzlichkeit und seine Kraft. Lao-Tse sagt: «Sitte und Recht entstanden, als der Mensch nicht mehr aus seinem Ursprung (Tao) lebte. Mit der Herrschaft des Verstandes begann die große Unaufrichtigkeit» (18, 1—2). Er sieht in dem mangelnden Gehorsam gegenüber Tao, in der mangelnden Ursprünglichkeit des Geistes, in der Loslösung des Intellekts vom Lebensgrund, die Ursache dafür daß die Menschen sittliche Gebote aufstellen mußten. Immer zieht die Verselbständigung des Intellekts eine Störung der Lebensordnungen nach sich. Nicht erst Ludwig Klages, sondern schon Lao-Tse sah im entwurzelten Geist den großen «Widersacher der Seele» und damit des Lebens. «Wo der Verstand herrscht, da geht das Leben zugrunde » so könnten wir sinngemäß richtig auch das Eingangswort von Kapitel 20 wiedergeben, das wörtlicher heißt: «Löst euch von der Vielwisserei, so habt ihr keine Sorgen, keine Schwierigkeiten mehr». Alle Schwierigkeiten im Leben und alle Sorgen scheinen für Lao-Tse primär mit dem entwurzelten Intellekt zusammenzuhängen. Denn der Intellekt hat die Fähigkeit, das Unwesentlichste wesentlich erscheinen und die geringfügigsten Differenzen zu abgrundtiefen Klüften werden zu lassen; er kann alle Werte verschieben und alles nach seinen eigenwilligen Bedürfnissen begründen. Aber: «Wie klein ist der Unterschied zwischen Ja und Ja », zwischen dem herzhaften Ja eines Mannes und dem lieblichen Ja eines Weibes. «Wie bedingt ist doch das Urteil über gut und böse!» (20, 2). Verstandesmäßige Auseinandersetzungen über Pflicht und Neigung sind Torheit, denn es ist nicht so sehr entscheidend, ob einer etwas aus Pflicht oder Neigung tut, wenn er es nur in der rechten Weise tut. Intellektuelle Streitereien sind Irrsinn; gut und böse sind relative Wertungen. die nur für denjenigen wichtig werden, der nichts vom Wechselspiel des Lebens weiß, der nicht erfahren hat, wie beide ineinander übergehen können, und für den, der nicht im Lebensgehorsam stehen will. Jeder intellektuelle Streit ist eine mit Geist getarnte Lebenslüge.

Kap 48 zeigt uns den Fluch jedes Wissensdranges: «Wissen drängt täglich nach größerem Wissen» (48, 1). Wissensdrang kennt keine Sättigung; je mehr einer weiß, desto mehr will er wissen, und desto größer wird der Wahn, durch umfangreiches Wissen dem Geheimnis des Lebens näher kommen zu können. Kein Vielwisser aber kommt zur Erkenntnis des Lebens, geschweige denn, daß er es zu fördern vermag. Lao-Tse fährt an obiger Stelle fort: «Wer dem Unergründlichen (Tao) gehorsam ist, wird täglich bescheidener» (48. 2). Herzensgehorsam macht immer demütig.

Eine Erkenntnis, die wirklich vom Herz eines Menschen durchdrungen ist, die erlitten und erkämpft wurde wandelt den ganzen Menschen, macht ihn schlichter und bescheidener. «Wer sich um Einsicht müht, bedarf keines Wissens» (10, 6).

Lao-Tse lehnt also keineswegs die echte Erkenntnis ab. Der Erkenntnisdrang, der in seinen Grenzen bleibt, der dienen und nicht herrschen will, ist durchaus gesund und notwendig. Seine Verkümmerung und Mißachtung wäre ebenso eine Sünde wider das Leben wie seine Überschatzung und Übersteigerung. Schließlich ist sein Tao-Te-King selbst ein herrliches Zeugnis für die Kraft, die Tiefe, Weite und Höhe echter geistiger Erkenntnis. Echte Erkenntnis aber ist fern von dem Wahn, alles wissen zu müssen, um erkennen zu können. «Um die Welt zu erkennen, brauche ich nicht in sie zu gehen. Das Geheimnis der Welt kann ich erschauen, ohne aus dem Fenster zu sehen, Je weiter einer in die Ferne schweift, um so geringer wird sein Erkennen. Der Weise kommt zu seiner Erkenntnis ohne Wissensdrang; er kommt an sein Ziel ohne Anstrengung; er vollendet seinen Weg mühelos» (47, 1—6). Echte Erkenntnis bedarf nur der großen Aufgeschlossenheit gegenüber dem Leben. «Das Leben liefert die wertvollste Erkenntnis» sagt Meister Eckehart in Übereinstimmung mit Lao-Tse. Weil die Menschen geistig nicht mehr auf das Leben selbst in sich und der Gemeinschaft, in der Natur und im Kosmos lauschen können, weil das Leben nicht mehr in sie selbst eingehen, in ihnen nicht mehr unmittelbar Geist werden kann, kommen sie nicht zu geistiger Reife und nicht zur Wesens- und Herzensbildung. Jede echte Erkenntnis ist aber nur der schöpferische Eingang des Lebens in die Bewußtheit, ist eine Kristallisation irgendwelcher Lebensgesetzlichkeiten, ist ein Impuls des wirkenden Lebens, das sich selbst durch den Geist neue Wege zu seiner Entfaltung oder zur Selbstordnung sucht und schaffen will. Der Weise weiß, daß die Wirksamkeit des Lebens nicht davon abhängt, ob und in wieweit dem Menschen etwas geistig bewußt wird, sondern inwieweit er aufgeschlossen genug ist, dem wirkenden Leben Raum zu geben. Es ist das Seltsame, daß derjenige, der in der schlichten Aufgeschlossenheit seines Herzens und seines Geistes dem Leben gegenübersteht, auch alle für seine Lebensaufgabe notwendigen Erkenntnisse erhält. Die Geheimnisse des Lebens erschließen sich dem echtlebenden Menschen in dem Umfang, als sie für ihn gut und notwendig werden. Mehr aber braucht ein Mensch auch nicht zu wissen. «Segen wird, wo man auf Scheinwissen verzichtet» (65, 4). Die alten chinesischen Herrscher, noch um diese Lebenszusammenhänge wissend, lehnten daher die allgemeine Schulbildung ab; sie wollten das Volk zur Herzensbildung und nicht bloß zur Verstandesbildung führen (65, 7). Staatspolitisch begründet es Lao-tse damit, daß aufgeklärte Massen schwer zu lenken sind: «Einen Staat mit aufgeklärten Massen lenken zu wollen, führt zu Unheil Segen wird nur, wo man auf Scheinwissen verzichtet » (65, 3—4). Die alten Herrscher hatten erkannt, daß Wissen hochmütig macht, daß sich gerade der einfache Mensch durch nichts leichter blenden läßt als
durch vermeintliches Wissen. Für ihn ist Wissen «Macht». Glaubt er durch seine Schulbildung nur etwas zu verstehen, so maßt er sich allzuleicht euch das Rocht an, gleich alles verstehen und beurteilen zu können. Der tatsächlichen Dürftigkeit seines Wissens und des problematischen Wertes seines Wissensstoffes wird er sich gar nicht bewußt. Wesentlich schlimmer als diese Selbsttäuschungen und dieser Selbstbetrug aber ist, daß er die innere Sicherheit seines Lebens, die stille Einfalt seines Herzens, verliert, daß die wirklichen Werte des Lebens von den Scheinwerten vermeintlichen Wissens verdrängt werden. Schulmäßige Verstandesbildung stößt nach Lao-Tse ehrfurchtslos die Altäre kindlichen Lebensglaubens um, ohne zu neuen Lebensaltären zu führen. Daher «weckt ein weiser Fürst keinen Wissensdrang, sondern fördert die Herzensbildung» (3. 6), wörtlich; die Wunschlosigkeit, das Freiwerden vom Begehren, das ein wesentliches Merkmal echter Herzensbildung ist. Als guter Menschenerzieher wußte Lao-Tse, daß echte Bildung und menschliche Reife aufs engste miteinander zusammenhängen. Nicht durch Bildung allein wird man ein Mensch, sondern Bildung ist auch die Frucht des Menschseins. Darum ist es für ihn wichtiger, den Menschen in seiner alltäglichen Lebensgemeinschaft mit anderen zu belassen, die Begierden wozu auch die Neugier des Intellekts gehört, nicht durch bloße Verstandesschulung zu reizen.(…)

Echte Bildung hat zwei Kennzeichen: Erstens, sie kommt aus der Reife und führt zu größerer Reife: «Der Reife vermag immer nur dem weniger Reifen zu helfen..., daher begegne dem in Ehrerbietung, der reifer ist als Du, und umgib den mit Liebe, der Deiner noch bedarf. Wer solches nicht tut, weiß nichts von echter Bildung. Das ist ein wichtiges Geheimnis » (27, 8-10). Zweitens, sie läßt keinen Wissenswahn aufkommen, sondern beachtet von Anfang an die Grenzen des Wissens. Man muß begreifen, «daß der Begriff, durch den man etwas begreifen kann, nicht vom Unbegreiflichen zeugt » (1, 2), daß alles, was «begriffen», mit dem Verstand betastet werden kann, nur an der Oberfläche verbleibt, so tiefgründig auch die durch Wissen gewonnene Erkenntnis zu sein scheint. Nie gibt uns der Verstand Kenntnis vom «Eigentlichen » vom w a h r h a f t W e s e n t l i c h e n. Die Wahrheit läßt sich nie fassen (74, 9); immer entzieht sie sich einem, immer lockt sie aufs neue. Wissen macht stolz, weil man glaubt, die Wahrheit zu haben; Erkenntnis bringt Leiden, weil man erfährt, daß man das Wesentliche immer nur von ferne erahnen kann, daß der Intellekt die Kluft zwischen «Wesen und Gestalt» nie zu überbrücken vermag, da der Verstand nur für die Erfassung des Gestalteten seine Eignung hat und nicht das Erkenntnisorgan für das Wesentliche ist. Daher verkündet Lao-Tse seine Lehre vom Nichtwissen; daher sagte ein Sokrates 150 Jahre nach ihm: «Ich weiß, daß ich nichts weiß.»

Die Lehre vom Nichtwissen zeugt im tiefsten also nicht von Wissensfeindlichkeit, sondern wendet sich gegen die Wissensüberheblichkeit des von seinem Verstand betörten Menschen; sie wendet sich gegen die Oberflächlichkeit des rational eingestellten Menschen. Sie entthront den zur diktatorischen Herrschaft neigenden Intellekt, beschränkt ihn auf das ihm zukommende Gebiet der Gestalterfassung. Der Mensch, selbst aus dem Wesen der Welt und des Lebens gebildet, findet den unmittelbarsten Zugang zum Wesen der Welt wenn er den Zugang zu sich selbst findet. Darum «schweigt der Weise und kehrt sich nach innen» (56,2) wörtlich: «er schließt seinen Mund und verschließt seine Sinne» oder, wie ein alter Zen-Meister einmal sagte: er läßt Gras wachsen auf seiner Zunge. «Ins Unergründliche, ins Wesenhafte, führt unmittelbar der innere Weg‘. (53. 3); «das Wesen erschaut, wer wunschlos» also frei von Gier und Neugier, «zum Herzen der Dinge strebt» (1,43. «Wahre Bildung ist Herzensgehorsam dem Unergründlichen gegenüber» (53, 1). Die Kräfte der Liebe, des Wohlwollens, der Güte, der Empfänglichkeit, aber auch der Phantasie und Intuition, der Wahrhaftigkeit und Rechtlichkeit, kurz: die Kräfte des Herzens und des Gewissen, haben unmittelbareren Zugang zur Mitte der Dinge, zur Wesensmitte des Seins. So wie zwei Liebende ihr innerstes Einssein nur im tiefsten Schweigen erfahren und wirklich auch erleben und erkennen, so vermag auch der Weise in der Tiefe seines Schweigen die inneren Zusammenhänge der Welt zu erkennen und zu erleben. Darum findet er auch die rechte Einstellung zu jedem Geschehen (23, 1). Um diese Zusammenhänge wußten auch die «alten Meister», die noch «mit den wirkenden Mächten des Lebens eins waren» (15, 1), die vorn Licht der inneren Erkenntnis durchdrungen waren. «Wer vorn Licht der Erkenntnis durchdrungen, dennoch im Dunkeln bleibt, wird zur Leuchte der Welt. Ist er Leuchte der Welt, wird er von des Lichtes Mächten nicht verlassen, er kehrt zum Urgrund des Lebens (Ular: zum Wissenszustand der Allheit) zurück» (28, 3-4).

Lao-Tse weist noch auf zwei für die seelische Gesundheit besonders wichtige Tatbestände hin: Einmal auf die Gefährlichkeit des Wissenswahns, zum andern auf die Notwendigkeit der Verwirklichung jeder Erkenntnis. Wir entnahmen schon aus 71. 1, daß derjenige, der nicht um sein Nichtwissen weiß, «in Wahn verstrickt» ist. Was wir mit Wahn wiedergegeben haben, heißt im Chinesischen eigentlich Krankheit. Das kennzeichnet die Situation, noch anschaulicher. Der Wissensbetörte, dem die verstandesmäßigen Erkenntnisse allein wahre Erkenntnisse sind, oder der glaubt, im Wissen das Wesen zu haben, ist ein kranker Mensch. Er wurde krank durch die Überernährung des Intellekts und durch die Unterernährung sämtlicher anderer Erkenntnisorgane. Es gibt zwei untrügliche Kennzeichen gesunden Wissens: Es ist voll verdautes Wissen, und es ist ein in die Lebensganzheit des Menschen eingegangenes Wissen. Jedes unverdaute Wissen erzeugt Störungen in den Erkenntnisfunktionen; jedes Wissen, für das man nicht reif ist, ist wie ein Gift, das sich zersetzend auf die Leib-Seele-Einheit auswirkt. Nicht die Erfindung der Maschine und die Entdeckung der Atomenergie sind tragisch, sondern das Unheil liegt darin, daß der Intellekt in Bereiche vordrang, für die der Mensch als Ganzes noch nicht gewachsen war. Darum müssen die selbstordnenden Kräfte des Lebens dem Menschen diese Verantwortung durch politische, wirtschaftliche und menschliche Katastrophen bewußt machen.

Lao-Tse sagt: «Nicht verfällt dem Wahn, der den Wahn als solchen erkennt. Der Weise ist frei von allem Wahn» (71,2-3). Darum «vermag er in seinem Reifsein immer den Menschen zu helfen… und alles Seiende zu fördern» (27, 6-7). Weil er jede Erkenntnis in sich verwirklicht (41,1), in sein Innerstes einfügt, wirklich mit seinem Herzblut durchtränkt kann er «die ewigen Ordnungen erfüllen (16,10) und «irrtumslos seinen Weg gehen» (10,3). Darum kann er als Herrscher «in Zeiten des Glücks und in Zeiten des Unglücks sein Volk mütterlich umhegen» (wörtlich: wie eine Vogelmutter sorgen) (10, 5). Darum ist es besser, eine einzige Erkenntnis wirklich «verdaut» im «Leben» umgesetzt zu haben, als viele Erkenntnisse nicht nur als toten Ballast, sondern als schädigendes Gift in sich zu tragen und die Einfalt des Herzens zu verlieren. Es bedarf keines großen Wissens, um als Mensch im Einklang mit den Lebensgesetzen und den kosmischen Ordnungen zu leben und glücklich zu werden. Echtes Wissen will Wahrheit werden, will das Leben nicht schwieriger, sondern einfacher machen. Darum «ist der Weise kein Vielwisser, sind Vielwisser keine Weisen» (81,3). (…)


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