Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@ Krischan

Krischan, Friday, 15.01.2010, 14:49 (vor 5233 Tagen) @ Narrowitsch


An dieser Stelle aber findet meine Toleranz ein Ende. So dämlich ich
Dschins Entgleisung finde, noch bedenklicher stößt mir Dein
links-politisch, korrektes Gerede sauer auf.

Solange ich von verschiedenen Seiten ich beschimpft werde, brauche ich keine Angst zu haben, "politisch-korrekt" zu sein.

Zur Sache: Du willst Dir doch nicht etwa einreden, der 2. Weltkrieg im
allgemeinen und der Überfall auf Polen im speziellen, stöße als Deus ex
machina , von nichts als Raubgier getrieben, herab auf die anderen,
friedliebenden Völker Europas?

Nö. Der Braunauer Penner und seine Verbrecherbande faselte vor allem von "Lebensraum" und "Rache für die 'Schande von Versailles'". Und für das Kapital war es vor allem ein gewaltiges Geschäft, das sich nur Idioten und Anständige entgehen lassen.

Es ist hier nicht der Platz für Diskussion vielfältiger Ursachen, die es
einer Horde Verbrecher gestatte, ein Volk in einen grässlichen, in einen
totalen Krieg zu führen.

Nicht nur eins, mein Lieber.

Aber Du weißt schon von den polnischen
Machenschaften in Tateinheit mit Frankreich? Ich meine Hinrichtungen an
Deutschen, an brennende deutsche Dörfer - damals in den goldenen
Zwanzigern. Du weißt schon von polnischen "Aufständen" in Oberschlesien,
die widerrechtliche Landnahmen zum Ziele hatten? Schon mal etwas von Józef
Pilsudski´s Großpolnischen Plänen gehört? Der gern hinter Kiew und in der
Nähe Berlins Polens Außengrenzen gezogen hätte? Nein? Dass die Franzosen
solcherlei Pläne begrüßten, ganz im Geheimen - nie gehört?

Doch, aber was willst du mir damit sagen, nachdem du ja selbst betont hast, daß das keinen Krieg rechtfertigt? Soll es eine Erklärung sein? Eine Ursachenanalyse?

Nur mal so als Stichpunkte.
Den Skandal- Vertrag, besser Diktat, von Versailles lass ich mal ganz
beiseite. Frankreichs General Ferdinand Foch charakterisierte ihn treffend:
"Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand." Foch
plädierte damit für eine völlige Zerschlagung Deutschlands.

-> Die Deutschen können froh sein, daß es so weit nicht kam. Und sie erkannten ihre Chance nicht. Sich nun als Opfer zu inszenieren, ist wie ein Gewalttäter, den der Richter statt ihn an die Wanz zu stellen, mit einer Bewährungsstrafe belegt. Statt seine Chance zu erkennen, noch mal davonzukommen, klagt er über die hohen Schadensersatzforderungen, und "rächt" sich erst mal an denen, die sie stellen. Klar, keine Entschuldigung, aber versehen kann man das ja schon, oder? Schließlich ist er ja zutiefst "gedemütigt".

Dass besagte
Tatsachen dort nicht vorkommen hat, natürlich etwas mit den Folgen der
Besatzungspolitik zu tun, mit den Strategien des kalten Krieges.

Weiß ja nicht, wie das in deiner Schule war, wir lernten vor allem die kapitalistische Variante, also die völlige Ausblendung der Rolle des Großkapitals.

der Bombenkrieg gegen deutsche Städte lässt sich nicht mit Angriffen
auf Rotterdam oder Coventry rechtfertigen, Todeslager taugen nicht zur
Begründung für Flüchtlingselend und staatlich angefeuerte
Vergewaltigungsorgien.

Ich glaube nicht, daß umgekehrt Deutschland mit Wattebäuschlein geworfen hätte. Niemand hat sie gebeten, Rotterdam oder Coventry zu zerstören. Wenn ich meinen Nachbarn haue, brauche ich mich nicht als Opfer zu inszenieren, wenn er doppelt zurückschlägt. Einige, Großmäuler, empfehlen diese Strategie der doppelten Vergeltung ausdrücklich, wenn es um Femischistinnen geht. Ein Schlag zur Abwehr, ein zweiter, damit sie es kapieren.

Es fällt schon auf, dass Du immer dann kaum Probleme mit Verbrechen hast,
wenn sie das eigene Volk betreffen.

Naja, ist eben das Hauptthema, wenn es um Kriege geht. Bring die Sprache doch mal auf den sowjetisch-afghanischen Krieg oder den Tschetschenienkrieg, wenn dir so wichtig ist, daß ich auch mal die Sowjetunion/Rußland kritisiere.

Volk, Nation - scheint dir zuwider.

Zuwider ist übertrieben. Ich halte es einfach für bescheuert, daß ich mich etwa mit einem Herrn Zumwinkel verbunden fühlen soll, einer Frau Merkel oder irgendeinem Manager, nur weil wir zufällig demselben Land angehören, und vielleicht (!) irgendwo im Mittelalter ein selbes Vorfahrenpaar haben könnten. Mir ist unklar, warum ich mich mit Leuten verbunden fühlen sollte, die eine völlig andere Lebenssituation haben, völlig andere Lebensansichten vertreten, in völlig andern Umständen leben als ich. Bestenfalls bin doch auch ich umgekehrt ihnen völlig gleichgültig, schlechtestenfalls sind wir Gegner. Ich fühle mich mit den angehörigen meiner Klasse verbunden, und das in meiner Nachbarschaft, in Deutschland, Europa und außerhalb.
Das können gerne andere anders sehen, das ist hier auch kein Rechtfertigungsplädoyer sondern eine Erklärung. Wem die Nation wichtig ist, dem soll das gerne so sein. Wenn dieser Nationalist aber etwa Arbeiter ist, soll er sich nicht wundern, wenn er von seinem Chef trotzdem über den Tisch gezogen wird, obwohl doch beide derselben Nation angehören. (Sein Chef ist nämlich durchaus klassenbewußt.) Und besagter Arbeiter soll sich nicht wundern, wenn sein andersnationaler Arbeitskollege ihm dann die helfende Hand verweigert, nachdem der nationale Arbeiter diesen Kollegen jahrelang geschnitten hat, weil sie nicht derselben Nation angehören. Das meine ich nicht gezielt auf Deutsche, sondern allgemein. (Nur um dem Vorwurf des Deutschenbashings vorzubeugen.) In Frankreich, der Schweiz, genau wie in Polen läuft dieser Nationalschwachsinn ja nicht anders.

Das
sei Dir gegönnt. Aber deine Arroganz und Häme denen gegenüber, die das
anders sehen, muss niemanden schmecken, schon gar nicht schlucken.

Das verlange ich ja auch gar nicht.


Ich denke, Geschichte war immer eine Spirale der Gewalt. Pablo Neruda
sprach von Kugeln , die gegossen werden für Verbrechen, die ihrerseits
neue Kugel hervorbringen. Diesen Mechanismus zu durchbrechen, ist
humanistisches Gebot. Die Weltgeschichte abermals in gut und schlecht zu
teilen, ist da nicht hilfreich.

Ja, stimmt. Und? Hätten die Tschechen und Polen 1945 so tun sollen, als wäre nie etwas gewesen? "Schwamm drüber, über Schadensersatz reden wir auch nicht, jetzt haben wir uns alle ganz lieb und über den Bombenkratern tanzen die Schmetterlinge." So meinst du das doch (hoffentlich) nicht, oder?

Nur das Durchleuchten jener Prozesse mit
allen Haupt- und Nebenklagen dürfte dringend notwendige Aussöhnung bringen.
Jenseits von Gutmenschelei - selbstverständlich.

Ja, aber mit "Ich hasse alle Polen" (m.a.W. Den zweiten Weltkrieg verzeihe ich denen niemals) wird das bestimmt nicht erreicht. Und einen solchen Schwachsinn darf ich durchaus verhöhnen.

Die Menschenverachtung, die sich in der Leugnung, im Bagatellisieren
gewisser Verbrechen zeigt, lässt mich (ungern) denen recht geben, die
formulieren: Linke sind die Pest.

Alle zusammen. Wir unterscheiden uns in keinem Detail. Wir sind alle gleich. Vom Schröder-Sozen bis Pol Pot. Alles dasselbe. Wie die "Musels" auch.


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