Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

OT: Sklavenhandel (@Nihilator)

Garfield, Tuesday, 15.09.2009, 16:01 (vor 5948 Tagen) @ Mus Lim
bearbeitet von Garfield, Tuesday, 15.09.2009, 16:04

Hallo Mus Lim!

Die afrikanische Wirtschaft war nicht von der gleichen Wirtschaftskraft wie die europäische, so dass ich es für ausgeschlossen halte, dass für innerafrikanische Sklaven in Afrika ebenso viele wirtschaftliche Einsatzmöglichkeiten gab, wie transatlantische Sklaven in Amerika.

Das ist kein Argument, denn gerade, wenn die Technologie wenig entwickelt ist, ist der Arbeitskräftebedarf umso größer. Alles, was nicht durch Maschinen und auch nicht durch Tiere erledigt werden kann, muß dann durch Menschen erledigt werden.

Auch in den USA hat bekanntlich die zunehmende Industrialisierung letztendlich zur Abschaffung der Sklaverei geführt. Sklaven wurden dort vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, und Landwirtschaft wurde ja auch in Afrika betrieben. Daß es (vor Ankunft der Kolonialmächte) keine großen Plantagen gab, bedeutet nicht, daß weniger Arbeitskräfte benötigt wurden. Ganz im Gegenteil: Uneffektive Produktionsweisen bringen üblicherweise einen hohen Arbeitskräftebedarf mit sich! Gleichzeitig trägt die Möglichkeit, über Sklaverei billige Arbeitskräfte zu erhalten, wesentlich dazu bei, solche Zustände zu konservieren. Auch in den USA waren die großen Plantagenbesitzer im Süden freiwillig nicht bereit, die Sklaverei aufzugeben. Die Industriellen aus dem Norden mußten sie erst durch Krieg dazu zwingen. Was sie natürlich nicht aus Menschenfreundlichkeit taten, sondern um die Macht der großen Plantagenbesitzer ein für allemal zu brechen und sich selbst endgültig die Vorherrschaft im Land zu sichern.

Es wird wohl schwierig werden, exakte Zahlen für den innerafrikanischen Sklavenhandel zu ermitteln. Aber auch der transatlantische Sklavenhandel ist keineswegs so gut dokumentiert, denn weil es zeitweise staatliche Monopole für Sklavenhandel gab, blühte der Schmuggel mit Sklaven immer wieder auf, und die so eingeschmuggelten Sklaven wurden natürlich nicht offiziell bei der Ankunft im Land irgendwo registriert.

Fakt ist jedenfalls, daß Sklaverei in Afrika eine lange Tradition hat. Es war eine weitverbreitete Sitte, z.B. Kriegsgefangene als Sklaven für das Sieger-Volk arbeiten zu lassen. Und viele Sklaven-Händler schlossen mit afrikanischen Stammeshäuptlingen Verträge ab. Sie brachten ihnen bunte Stoffe, Metall-Gegenstände und andere Erzeugnisse aus Europa, und dafür bekamen sie Sklaven. Das war so für die Sklaven-Händler viel einfacher und bequemer, als selbst Menschen einzufangen und zu versklaven. Man ging einfach vor Anker, brachte ein paar Boote voll billigem Tand an Land, nahm dafür Sklaven und Proviant an Bord und konnte gleich wieder abfahren, ohne langwierige Expeditionen ins Landesinnere mit viel Personal und hohem Risiko. Je schneller man die Sklaven übernehmen konnte, umso mehr Fahrten schaffte man pro Jahr, und umso mehr Gewinn fuhr man dabei ein.

Es ist natürlich gut möglich, daß mancher afrikanische Häuptling nur deshalb Kriege gegen Nachbarvölker anzettelte, um so noch mehr Sklaven für den Verkauf an europäische Sklavenhändler zu bekommen. Aber Kriege zwischen den afrikanischen Völkern waren auch früher nicht selten. Noch heute gibt es da keine Ruhe, auch ohne offiziell geduldeten oder gar geförderten internationalen Sklavenhandel.

Freundliche Grüße
von Garfield


gesamter Thread:

 

powered by my little forum