Heroes of the Internäd
Hallo Poeoehser Frauenfeind
Hallo Maesi
Und inwieweit die staatlich erlassenen Regeln effektiv sind, darueber
laesst sich inzwischen in den meisten Faellen kaum mehr eine Aussage
machen. Also erlaesst der Staat beliebig Regeln. Irgendwelche davon werden
ja wohl nuetzen.
Die Regelflut geht mir auch auf den Keks. Soweit kann ich deinen Aerger auch gut verstehen.
Die (Privat-)Wirtschaft ist keineswegs eine zielgericht handelnde Entitaet
wie etwa der Staat; vielmehr bestehen in ihr zahlreiche sich teilweise
konkurrierende Partikularinteressen (z.B. Import- vs Exportwirtschaft). Die
Ansicht, die Wirtschaft wuerde irgendwen als Geisel halten ist aus dieser
Sicht geradezu absurd. Anders hingegen der Staat. Er tritt als geschlossene
Einheit auf und manipuliert via Zentralbank sowie Gesetzgebung die
Wirtschaft. Das passierte uebrigens auch bei der Immobilienkrise in den
USA.
Mag sein, Maesi, aber trotzdem ; die momentane Krise, deren Ausmass noch unklar ist, wurde durch genau den von (fast) allen staatlichen Fesseln befreiten Markt verursacht, den total liberalisierten Markt, den du immer forderst.
Die Finanzströme sind erstens international, so dass nationale Gesetzgebungen, wenn sie denn überhaupt existieren, nicht zu greifen vermögen. Ausserdem ist eine Kontrolle durch staatliche Akteure praktisch inexistent.
Ich erklär dir jetzt mal die Welt, also aufgepasst Maesi :
Die Finanzinstitute sreben Reingewinne von 10 - 15 % jährlich an. Wer ein klein wenig von Mathematik versteht, wirklich nur ein klein wenig, der weiss, dass derartige Gewinnwachstumsraten über längere Zeiträume wegen des exponentiellen Zuwachses einfach illusionär sein müssen. Das sind Binsenweisheiten, die jeder nur halbwegs Gebildete sofort einsieht.
Wie ist es nun möglich, dass derartige Traumtänzer an der Spitze der Wirtschaft walten ? Es ist doch klar : Um so grosse Wachstumsraten auch nur über recht kurze Zeiträume zu verwirklichen, muss der Konzern stark expandieren, und zwar in einem Masse, das nicht dem realen Wirtschaftswachstum entspricht. Wie löst nun der Wirtschaftsliberale dieses Problem ? Er produziert Blasen, verkauft Scheinwerte, häuft Pyramiden von sogenannten Finanzprodukten auf und wartet auf den grossen Crash. Das ist dumm und verantwortungslos und in vielen Fällen schlicht und einfach kriminell. Es geht hier nicht bloss um unternehmerische Fehlentscheide, die nach bestem Wissen und Gewissen gefällt wurden.
1. Jene, die Du als 'wirtschaftsliberal' bezeichnest, handeln nicht oder
nur rudimentaer liberal. Zumeist handeln sie einfach opportunistisch,
angepasst an die jeweiligen Umstaende des Marktes. Die Marktgegebenheiten
werden in erheblichem Ausmass von Staates wegen aus ideologischen Gruenden
manipuliert geschaffen. Der Markt reagiert lediglich auf die
manipulierenden Eingriffe.
Du überschätzt die Macht des Staates in einer globalisierten Wirtschaftswelt.
Seit den 70er Jahren wurde in den USA eine Reihe von Gesetzen beschlossen,
deren Ziel es war, finanzschwachen Leuten (=Waehler) billige Kredite zu
verschaffen. Die Banken sollten dazu gedraengt werden, Geld an Leute zu
verleihen, die ungenuegend kreditfaehig sind und deswegen unter
Marktbedingungen entweder keinen Kredit erhalten oder nur einen zu einem
hohen, fuer sie unbezahlbaren Zinssatz. Zur Foerderung des Wohneigentums
waren schon 1938 (im Rahmen von F.D. Roosevelts 'New Deal') und 1974 zwei
Hypothekarinstitute gegruendet worden, naemlich Fannie Mae bzw. Freddie
Mac. Diese beiden staatlich gefoerderten Institute treten nicht direkt als
Gewaehrer von Hypotheken auf sondern kaufen sie den Geschaeftsbanken ab,
behalten sie teilweise in ihrem Portfolio waehrend sie andere Teile in
Finanzinstrumenten zusammenfassen und als sogenannte Zertifikate
weiterverkaufen. Der Clou dabei ist, dass die Zertifikate als Grundlage
sowohl Hypotheken an erstklassige als auch an minderwertige Schuldner
beinhalten; der Mix aus beidem soll das Risiko streuen und dadurch
entschaerfen. Solange die 'faulen' Kredite dabei einen bestimmten Anteil
nicht ueberschreiten, funktioniert das auch recht gut.Die Geschaeftsbanken reagierten nach diesen staatlichen Eingriffen
weiterhin zurueckhaltend bei der Vergabe solcher Kredite, weswegen 1995 der
bereits 1977 geschaffene 'Community Reinvestment Act' dahingehend
verschaerft wurde, dass Banken bei irgendwelchen institutionellen
Aenderungen, zu welchen sie die Zustimmung des staatlichen Regulators
benoetigen, einen bestimmten Anteil an sogenannten Subprime-Krediten in
ihrem Portfolio vorweisen muessen, ansonsten wird die Zustimmung
verweigert. Dies ist ein sehr starker Eingriff in die Autonomie der Banken,
da er faktisch einer Noetigung zum Engagement in bestimmten
Geschaeftsbereichen (ebenjenen risikoreichen Subprime-Geschaeften)
gleichkommt. Endlich zeigten die zahlreichen staatlichen Eingriffe Erfolge.
In immer staerkeren Umfange wurden Kredite an finanzschwache Schuldner
vergeben. Was hat das fuer weitere Auswirkungen?Die Banken reichen nun einen Teil der gewaehrten Risikokredite an die
halbstaatlichen, mit besonderen Staatsprivilegien ausgestatteten Fannie Mae
und Freddie Mac weiter, welche sie wiederum teilweise in Finanzinstrumente
umwandeln und an weitere Investoren weiterverkaufen. Unterstuetzt wird das
ganze von einer konsequenten Niedrigzinspolitik des Feds, welche ueber die
Leitzinsen massenhaft billiges Geld auf den Markt wirft. Die Nachfrage nach
Immobilien wird damit kraeftig angeheizt, die Immobilienpreise steigen an.
Fannie Mae und Freddie Mac dominieren dabei nicht zuletzt dank ihrer vom
Staate verliehenen Sonderstellung den Hypothekarmarkt, insbesondere jenen
fuer die Subprimes.Das lockt auch Spekulanten auf den Plan: billig verfuegbares Fremdkapital
kombiniert mit (zunaechst) stabil steigenden Immobilienpreisen - ein wahres
Eldorado fuer Spekulanten, welche ihrerseits den Immobilienmarkt noch
weiter anheizen aber auch die Nachfrage nach Geld. Die hohe Nachfrage nach
Geld wuerde in einem freien Markt unweigerlich die Zinsen ansteigen lassen
und damit die Nachfrage wieder daempfen, wodurch die Spekulationsblase
eigentlich rasch wieder zusammenfiele, da das geborgte Spekulationsgeld zu
teuer wuerde. Das Fed beugt dem vor, indem es die wachsende Nachfrage mit
einem stetigen Nachschub an Geld befriedigt und damit die Zinsen kuenstlich
niedrig haelt. Das vom Fed geschaffene Geld wird aus dem Nichts heraus
produziert, indem es staatliche (!) Schuldpapiere ohne jegliche
dahinterstehende Sicherheiten von den Geschaeftsbanken abkauft. Das ist
etwa so, wie wenn das Fed massenhaft ungedeckte Schecks entgegennimmt und
Geld dafuer gibt. Die Geschaeftsbanken wiederum gewaehren aufgrund des
billigen Fed-Geldes und infolge des Prinzips der Teilreserve Kredite in
vielfacher Hoehe, wodurch sich der Effekt der wundersamen Geldvermehrung
multipliziert. Das ist vom Fed so gewollt, denn nur mit Unterstuetzung der
Geschaeftsbanken kann es ueberhaupt einen wesentlichen Einfluss auf die
Geldmenge nehmen. Die eigentlich selbstregulierenden Marktkraefte von
Angebot und Nachfrage von Geld werden also durch die Notenbank gezielt
ausgehebelt, indem sie das Angebot von Geld kuenstlich aus dem Nichts
heraus schafft, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen.Es ist evident, dass hier kein System der freien Marktwirtschaft herrschte
sondern staatliche Regulationen ueber die Gesetzgebung sowie ueber die
Geldmengenpolitik den Markt entscheidend verzerrten, sodass sich die Blase
ueberhaupt erst zu dieser katastrophalen Groesse ausbilden konnte.
Selbstregulierende Marktkraefte wurden gezielt ausgebremst, Banken wurden
aus 'sozialen' Motiven heraus direkt und indirekt zu einem risikoreichen
Kreditgewaehrungsgebaren gedraengt, preistreibende Spekulanten wurden
herangezuechtet.Fazit: Der Liberalismus hatte damit nichts zu tun. Wohl aber eine
antiliberale Finanzpolitik, die den Markt verzerrte und dadurch die
Marktteilnehmer systematisch zu einem antiliberalen Handeln noetigte, wenn
diese im verzerrten Markt weiterhin Gewinne erzielen wollten. Die
Marktteilnehmer handelten dabei, obwohl Du, Frauenfeind, sie immer wieder
als 'wirtschaftsliberal' bezeichnest, keineswegs liberal sondern ganz
einfach opportunistisch. Nicht ueberall, wo Liberalismus draufsteht, ist
auch Liberalismus drinnen - schon gar nicht, wenn uninformierte
Zeitgenossen irgendwelchen Klassenfeinden nonchalant das Etikett
'Liberalismus' umhaengen, wie es derzeit die aus allen Loechern
hervorkriechenden Regulierungsbefuerworter tun. Der Ruf nach Regulation
eines schon zuvor aus sozialen Motiven heraus stark manipulierten (aber
angeblich 'freien') Marktes klingt in den Ohren eines echten Liberalen wie
der blanke Hohn. Die neuen Regulatoren moegen vielleicht nicht dieselben
sein wie die alten; wenn sie jedoch die Marktgesetzmaessigkeiten ebenso
konsequent missachten wie die bisherigen, und das ist leider zu
befuerchten, werden sie genauso grandios scheitern; vermutlich sogar noch
grandioser. Eines eint jedenfalls die neuen und die alten Regulatoren:
antiliberal sind sie allesamt; ganz egal, wie sie sich untereinander
gegenseitg auch immer bezeichnen moegen.
Ich nehme deine Ausführungen mal zur Kenntnis. Ich glaub dir gern, dass da eine Menge Wahrheit drin ist. Ich sehe aber nicht, dass staatliche Eingriffe die primäre Ursache der Finanzkrise sind. Die Aufblähung des (Finanz-)marktes ist eine logische Konsequenz aus dem durch illusionäre Gewinnerwartungen resultierenden Expansionsdrang, dem keine angemessene reale Steigerung der Wirtschaftskraft gegenübersteht. Um das einzusehen genügt es zu verstehen, was exponentielles Wachstum in der Grössenordnung von 10 - 15 % bedeutet.
Gruss PF
gesamter Thread:
- Heroes of the Internäd -
Thomas,
24.11.2008, 10:43
- Heroes of the Internäd -
Max,
24.11.2008, 12:53
- Guter Beitrag -
Thomas,
24.11.2008, 13:45
- Kleine Ergänzung -
Thomas,
24.11.2008, 14:10
- Kleine Ergänzung -
Max,
24.11.2008, 16:26
- Nachtrag zur kleinen Ergänzung - Max, 24.11.2008, 17:28
- Kleine Ergänzung -
Max,
24.11.2008, 16:26
- Kleine Ergänzung -
Thomas,
24.11.2008, 14:10
- Heroes of the Internäd -
Pööhser Frauenfeind,
24.11.2008, 15:34
- Heroes of the Internäd -
Max,
24.11.2008, 16:49
- Heroes of the Internäd -
Pööhser Frauenfeind,
24.11.2008, 17:56
- Heroes of the Internäd -
Max,
24.11.2008, 19:09
- Heroes of the Internäd -
Großes Maul,
24.11.2008, 19:36
- Heroes of the Internäd - Max, 24.11.2008, 20:27
- Heroes of the Internäd - Pööhser Frauenfeind, 25.11.2008, 17:42
- Heroes of the Internäd -
Großes Maul,
24.11.2008, 19:36
- Heroes of the Internäd -
Max,
24.11.2008, 19:09
- Heroes of the Internäd -
Pööhser Frauenfeind,
24.11.2008, 17:56
- Heroes of the Internäd -
Maesi,
26.11.2008, 01:44
- Heroes of the Internäd -
Pööhser Frauenfeind,
26.11.2008, 15:55
- Heroes of the Internäd -
Maesi,
27.11.2008, 23:15
- Heroes of the Internäd - Pööhser Frauenfeind, 29.11.2008, 20:19
- Heroes of the Internäd -
Maesi,
27.11.2008, 23:15
- Heroes of the Internäd -
Pööhser Frauenfeind,
26.11.2008, 15:55
- Heroes of the Internäd -
Max,
24.11.2008, 16:49
- Guter Beitrag -
Thomas,
24.11.2008, 13:45
- Heroes of the Internäd - Forenbeobachter, 24.11.2008, 18:10
- Maulhelden der Dummschwätzerei... lol... -
carlos,
25.11.2008, 03:02
- Maulhelden der Dummschwätzerei... lol... -
Thomas,
25.11.2008, 10:56
- Maulhelden der Dummschwätzerei... lol... - carlos, 26.11.2008, 01:56
- Maulhelden der Dummschwätzerei... lol... -
Thomas,
25.11.2008, 10:56
- Heroes of the Internäd -
Drakon,
25.11.2008, 16:36
- Heroes of the Internäd - Thomas, 25.11.2008, 17:36
- Heroes of the Internäd - Verarschter, 26.11.2008, 14:37
- Heroes of the Internäd -
Max,
24.11.2008, 12:53