Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Heroes of the Internäd

Max, Fliegentupfing, Monday, 24.11.2008, 19:09 (vor 6238 Tagen) @ Pööhser Frauenfeind

... es gibt kein gutes Argument für die Einschränkung von
Freiheitsrechten.


Doch, manchmal gibt es gute Argumente. Was würdest du zu einem Menschen
sagen, der im piekfeinen Restaurant furzt, während du versuchst, deine
Scampi zu geniessen ? "Mann, noch bei Trost ?" Und er : "He, ich lass mir
mein Recht aufs Furzen nicht verbieten...."

... du nimmst es ja selbst schon voraus: Ich würde sagen - und er würde antworten. Wir würden das also unter uns regeln. Ganz ohne ein staatliches Furzverbot.

Ein paar Regeln brauchts schon. Wenn du eine weniger fundamentalistische
Position einnehmen würdest - "es gibt zu viele Regelungen und Vorschriften,
der Staat nimmt auf Dinge Einfluss, die dem Privatbereich zugeordnet
beleiben sollten" - dann könnte ich dir prinzipiell sogar zustimmen.

... einverstanden. Ich bin gerne "ein bisschen fundamentalistisch", weil ich mir denke: Differenzieren können die Leute selber. Hast du ja getan.

... nein. Diese "Nebensächlichkeiten" sind symptomatisch für diesselbe
Denke, die den Staatsfeminismus rechtfertigt.


Die Tendenz, alle Breiche des Lebens staatlicher Aufsicht und Kontrolle zu
unterwerfen, die lehne ich ab. In dieser Hinsicht fühle ich mich der real
existierenden Linken auch in keiner Weise verbunden und bin in diesem Sinne
wahrscheinlich nicht typisch.

... ok.

Ich lehne aber das Primat der Privatwirtschaft ab. Wir brauchen wieder das
Primat der Politik. Die bauen zwar eine Menge Scheisse, haben aber
wenigstens ein bisschen demokratische Legitimation. Die Bonzen der Konzerne
jedoch nicht. Das ist der entscheidende Unterschied.

... die Herren Konzernlenker haben schon auch "ein bisschen" demokratische Legitimation. Die wenigsten haben sich in ihren Job reingeputscht. Da gabs persönliche Leistung, Durchsetzungsvermögen und außerdem ein paar Gremien, die die Herren dann ernannt haben. Vom Himmel gefallen ist der Job des Herrn Zetsche nicht.
Privatwirtschaft ist die Basis von Freiheit.

Momentan ist es nämlich so, dass der Steuerzahler die Abzocke der
Bonzen mit hunderten von Milliarden finanzieren muss. Ja,
die Freiheit der Freiheitlichen, die ist teuer und exklusiv.

... das ist dämliches Zeug. Oder glaubst du vielleicht, daß
Automobilkonzerne und Großbanken über Jahrzehnte keine Steuern für die
Allgemeinheit bezahlt hätten und Arbeitsplätze geboten haben?


Sie haben Steuern bezahlt ? Soll ihnen deshalb ein Denkmal errichtet
werden ? Und die Steuern, die sie bezahlt haben, die wollen sie ja jetzt
zurück. Nö, der Sozialismus war Scheisse, und der Kapitalismus, der ist
auch Scheisse, so siehts aus.

... ich gebe dir ja insofern Recht, als daß diese Tendenz, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, absolut nicht gut ist. Primär aus einem Grund: Es stärkt die Argumentationskraft der Linken. Allerdings sagt das noch nichts über die Qualität linker Argumente aus. Lieber habe ich starke Vermögensunterschiede als diesselbe Armut für alle.

... die Freiheit, die ich meine, ist immateriell. Ein Multimillionär
hätte selbst dann, wenn er mein Chef wäre, weniger Macht über mich, als
der kleinste Staatsfunktionär!
Schreib´dir das hinter die Löffel!


Das glaub ich dir aber nicht. Der Scheffe hat einiges an Macht über dich,
wenn du auf den Job angewiesen bist, insbesondere wenn es keine staatlich
finanzierte Absicherung für den Fall der Arbeitslosigkeit gäbe, die,
sollten wir nicht vergessen, von der Linken aufgegleist wurde. Das waren
allerdings andere Typen als die Beamtensesselfurzer von heute. Das waren
noch Männer, die ihre Rechte erkämpften.

... das ist keine Frage von "glaube ich dir" oder "glaube ich dir nicht". Das ist so. Natürlich hätte der Scheffe einiges an Macht über mich (ich habe gottlob keinen). Aber es gibt ein Entrinnen - zu irgendeinem Preis. Der kleinste Staatsfunktionär in der DDR z.B., oder im Dritten Reich, der hatte annähernd die totale Macht - und zwar nicht über deine wirtschaftliche Situation, sondern u.U. in der Frage, ob du am Leben bleibst oder nicht. Und da gäbe es kein Entrinnen, um KEINEN Preis. Wenn der gesagt hätte: "Defätist" oder "Jude", - dann wäre es das gewesen für deine Freiheit - und zwar total. Deshalb stimmt sehr wohl: Ein Multimillionär hätte selbst dann, wenn er mein Chef wäre, weniger Macht über mich, als der kleinste Staatsfunktionär.

... ja und? Glaubst du vielleicht, daß einer wie der Ackermann einen
8-Stunden-Tag kennt? Eine 40-Stunden-Woche? Welche Verantwortung tragen
denn die Lohnarbeiter, außer der, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen
und möglichst wenig Ausschuß zu produzieren? Was willst du mir denn
hier für einen kommunistischen Gleichheitsgedanken aufs Auge drücken?


Nicht Gleichheit, sondern Ausgleich. Glaubst du denn im Ernst, der
Ackermann verdiene so viel, weil er so gut ist ? Der verdient so viel, weil
er die Macht hat, sich aus der Kasse zu bedienen. Wenn wir beide unseren
Lohn selbst bestimmen können, dann geb ich dir viel, und du gibst mir im
Gegenzug auch viel. So läufts in den Verwaltungsräten.

... mag ja sein. Dennoch stehe ich auf dem Standpunkt, daß Gerechtigkeit eher dann herrscht, wenn jeder das bekommt, was er verdient. Ungerecht ist, wenn alle das Gleiche bekommen. Daß Herren wie der Herr Ackermann womöglich ein bisschen zu viel einstreichen, mag ja sein. Offensichtlich scheint aber ihr "Marktwert" so zu sein. Und wo soll diese Diskussion hinführen? Verdient Madonna zu viel? Michael Ballack? Michael Schuhmacher?

Wenn es eine richtige Linke gäbe, dann würden diese Pfeffersäcke der
internationalen Hochfinanz eingeknastet. Doch was geschieht ? Es wird
diskutiert, wieviel Milliarden dem Bürger abgepresst werden soll.


... allerdings wird das diskutiert. Mit Vorliebe von den
Staatsfetischisten, die Steuermittel noch für ein feministisches
Filmfestival am Hindukusch zum Fenster rauswerfen würden. Da erscheint
es mir, mit Verlaub, schon sinnvoller, Tausende von Arbeitsplätzen bspw.
bei OPEL zu retten, auch wenn ich das prinzipiell ablehne. Aber
gut: Wir diskutieren hier, NACHDEM das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Im Übrigen: Als die Telekom-Aktie ein Highflyer gewesen ist, konnten
deine geknechteten Lohnarbeiter gar nicht genug Aktien kaufen. Da war
das System, das sie knechtet, willkommen genug. Merke: Auch ein
Lohnarbeiter ist im Normalfall ein geldgeiler Sack. Lediglich seine
Aussichten, zu Geld zu kommen, sind geringer.


Ich moralisiere nicht, ich rede über Systemfehler. Der Ackermann ist nicht
besser oder schlechter als irgendeiner von uns, nehm ich mal an.

... offensichtlich ist er als Bankchef besser als ich. Ich könnte die Deutsche Bank nicht lenken.

Das ist
aber letztendlich bedeutungslos. Die Scheisse, die diese Typen gebaut
haben, wird beim Arbeiter Ausschuss genannt. Wo bleibt die Verantwortung
der Pfeffersäcke ? Haften sie mit ihrem Privatvermögen für den
angerichteten Schaden ? Nö, nix da.

... berechtigter Einwand! Wer Länge mal Breite im Erfolgsfall abkassiert, der zahlt auch Länge mal Breite, wenn er Mist baut. So sollte es sein.

Werden entschädigt, wenn sie sich
verziehen, damit sie die Klappe halten. Schmiergelder, bezahlt von uns,
durch unsere Steuern. Eine Scheissfreiheit ist das.

... was hat denn das mit Freiheit zu tun?

... die Linke von heute gehört am nächsten Baum aufgeknüpft.


Von mir aus. Und gleich daneben die Freiheitlichen.

... geht nicht. Wenn die Linken erst mal hängen, knüpft die Freiheitlichen keiner mehr auf. ;-)

Aufschwung für das Seilerhandwerk! - Max

--
"Wenigstens bin ich Herr der Fliegen", sagte der stinkende Scheißhaufen.
(Baal Zebub/Beelzebub - wird übersetzt mit "Herr der Fliegen")


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