Widerspruch !
Hallo Maesi!
Es ist illusorisch zu glauben, man koenne bei Gueter- und Dienstleistungspreisen einen freien Markt gewaehren und gleichzeitig die Loehne und Steuersaetze dem freien Markt entziehen. Das funktioniert einfach nicht.
Ja, aber trotzdem wird es versucht. Und zwar auch auf Betreiben von großen Konzernen. Die finden manchmal übrigens sogar Mindestlöhne toll - wenn sich damit lästige Konkurrenten abschütteln lassen. Deshalb gibt es ja nun auch einen Mindestlohn für Briefzusteller, aber noch lange keinen allgemeinen Mindestlohn in Deutschland.
Ob das so dauerhaft funktioniert, ist den Konzernen dabei völlig egal - Hauptsache, kurzfristig läßt sich so Profit einfahren.
Der freie Unternehmer andererseits ist zwar an niedrigen Loehnen interessiert aber gleichzeitig auch an Absatzmaerkten. Was nutzt es ihm, wenn er zwar billig produzieren, gleichzeitig seine Produkte aber nicht verkaufen kann. Der Unternehmer ist auf kaufkraeftige Kunden angewiesen; er ist also interessiert daran, dass die Menschen einen grossen Teil ihres Einkommens wieder im freien Markt ausgeben.
Ja, das hindert die allermeisten "Unternehmer" aber nicht daran, ihren Mitarbeitern die Löhne zu drücken. Kaufkraft wollen sie natürlich haben, und dafür sollen die Menschen auch gut verdienen - nur soll dafür bitteschön nicht der eigene Profit geschmälert werden, die eigenen Mitarbeiter sollen also möglichst schlecht verdienen... Manchen Besitzern kleiner Firmen bleibt auch gar nichts anderes übrig, als ihre Mitarbeiter und sich selbst schlecht zu bezahlen.
Steuern und Abgaben (egal, ob bei Produzenten oder Konsumenten erhoben) entziehen hingegen dem freien Markt Geld, das sonst fuer Konsum ausgegeben wuerde, und verteilen es normalerweise in Bereiche um, die in erheblichem Ausmass nicht Bestandteil des freien Marktes sind, sondern vom Staat kontrolliert werden.
Ja, auf den ersten Blick betrachtet ist das so. Das sehen aber auch nicht alle Produzenten und Verkäufer gleichermaßen so. Nehmen wir z.B. mal die Produzenten, die Produkte des täglichen Bedarfs für den deutschen Markt herstellen, und die Verkäufer, die in großem Umfang oder ausschließlich auf dem deutschen Markt solche Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen:
Für diese Firmen sind die sinkenden Real-Einkommen ein echtes Problem. Wenn nämlich immer mehr Geld von der Masse der Bevölkerung zu den Superreichen fließt, dann muß die Masse der Bevölkerung zwangsläufig weniger Geld für Güter des täglichen Bedarfs ausgeben, während die Superreichen für das zusätzliche Geld aber kaum zusätzliche Güter des täglichen Bedarfs kaufen. Der Konsum geht insgesamt also in diesem Bereich herunter. Was nun?
Kommt man nun vielleicht auf die Idee, daß es vielleicht doch gut wäre, die eigenen Mitarbeiter gut zu bezahlen? Nein, soweit will man meist doch nicht gehen. Was also sonst?
Man löst dieses Problem, indem man der Mittelschicht über Steuern und Abgaben Geld abzieht, und dieses Geld verteilt man über die Sozialleistungen an die Unterschicht. Nur so läßt sich der Verkauf von Gütern des täglichen Bedarfs noch einigermaßen stabil halten, die Steuern und Abgaben führen also teilweise doch zu Konsum. Jedenfalls, solange es noch eine Mittelschicht gibt, die das finanzieren kann...
Für die Politik ist das natürlich nun ein Balance-Akt. Auf der einen Seite stehen da Firmen, die z.B. ihre Gewinne vor allem über den Export realisieren. Die haben natürlich kein Interesse am deutschen Wohlfahrtsstaat, ganz im Gegenteil: Die wollen, daß es möglichst gar keine Sozialleistungen gibt, damit ihre Beschäftigten gezwungen sind, für einen Appel und ein Ei zu arbeiten. Auf der anderen Seite stehen Firmen, die auf den deutschen Markt angewiesen sind, und zwar nicht auf den Markt für Luxusgüter, sondern auf den Markt für den Otto-Normalverbraucher. Die brauchen hier Kaufkraft, und so nützt ihnen der Wohlfahrtsstaat durchaus, wie oben beschrieben.
Sozialleistungen kommen aber natürlich auch beim Wahlvolk gut an, wenn es viele Erwerbslose gibt und dazu viele Menschen, die fürchten müssen, selbst bald erwerbslos zu sein. Also ist für die Politiker die Sache klar.
Und die Zerstörung der Familien nützt vielen Firmen sehr wohl. Aus verschiedenen Gründen:
Man hat sicher schon in den 1950er Jahren Umfragen gemacht, u.a. um herauszufinden, wieso potenzielle Kunden nichts und wieso vorhandenen Kunden nicht noch mehr kaufen. Wenn man nun eine Hausfrau auf der Straße fragte, wieso sie sich nicht noch ein 10. oder 20. Paar Schuhe kauft, was meinst du, wird sie dann gesagt haben? Könnte es sein, daß da vielleicht oft Antworten kamen wie z.B. "dann schimpft mein Mann wieder..."?
Es ist also abträglich für den Konsum, wenn die Person, die das Familieneinkommen ganz oder überwiegend erarbeitet, zu Hause das Sagen hat.
Viel besser ist es, wenn diese Person möglichst weitgehend entmachtet wird. Und wenn diese Person sich dagegen wehrt und es zu Streit in der Familie kommt, dann muß man der anderen Person eben die Scheidung erleichtern. Ideal ist es, wenn der bisherige Familienernährer auch nach der Scheidung noch weiter zahlen muß. So ist der Konsum durch den unterhaltsberechtigten Partner weiter sichergestellt.
Nun stell die mal vor, du wärst ein Hersteller von z.B. Elektroherden. Wenn es 20 Millionen Paare gibt, die alle in Familien zusammen wohnen, dann kannst du (wenn du alle Konkurrenten aus dem Feld schlägst) 20 Millionen Herde verkaufen. Wenn die eine oder andere Familie zwei kauft, sogar noch mehr. Werden aber alle diese Familien zerstört, und leben die Ex-Partner dann allesamt in Single-Haushalten, dann könntest du plötzlich 40 Millionen Herde verkaufen!!!
Klar - das Geld verdoppelt sich durch die Trennungen nicht. Aber du gehst einfach davon aus, daß jeder einen Herd braucht. Oder zumindest eine Kochplatte, die du auch herstellst. Und du verläßt dich darauf, daß das Geld dafür schon anderswo eingespart wird. Und selbst wenn du nur 30 Millionen Herde verkaufst, dann sind das immer noch mehr als 20 Millionen.
Und genauso denken dann auch die Hersteller von Möbeln, Lebensmitteln, Strom...
Dann gab es in den 1950er und 1960er Jahren noch einen für die Firmen lästigen Effekt:
Es gab zwar damals schon viele Frauen, die eine Berufsausbildung machten und dann auch berufstätig waren, aber wenn die heirateten, wurden sie oft Hausfrauen und mußten dann durch neue Mitarbeiter ersetzt werden. Besser ist natürlich, wenn die Frauen auch nach der Heirat weiter arbeiten, zumal das auch noch den Arbeitsmarkt gut füllt und so die Löhne drückt.
Das hat doch schon im 19. Jahrhundert prima funktioniert: Da arbeiteten Männer, Frauen und Kinder in den Fabriken für Hungerlöhne, und das brachte schöne Gewinne. Kinderarbeit wäre natürlich auch eine Super-Sache, aber sowas ist heutzutage schwer durchsetzbar. Außerdem brauchen gar nicht wenige Wirtschaftszweige Kinder als Konsumenten, z.B. für Spielekonsolen, PCs, Spiele, Handies, Musik-CDs... Wenn Kinder in Fabriken arbeiten müßten, hätten sie für so etwas weniger Zeit, da würden also die Märkte stark einbrechen. Die Firmen in den entsprechenden Branchen würden sich gegen solche Bestrebungen also vehement zur Wehr setzen.
Aber gegen erwerbstätige Frauen kann doch kaum jemand etwas sagen. Und es gab sogar schon Leute, die sich schon in den 1950er Jahren ganz klar dafür aussprachen: Manche Feministinnen.
Die Zerstörung der Familien hat aber noch weitere Vorteile:
Die Familie bindet Menschen an einem Ort. Da haben die Kinder ihre Schulfreunde und möchten deshalb nicht weg, die Frau möchte vielleicht ihre Eltern häufig sehen, man möchte die Kinder auch mal bei Eltern oder Großeltern abgeben können usw. Das hat den Effekt, daß eine Firma nicht immer so einfach geeignetes Personal findet. Da muß man dann schon manchmal hohe Löhne als Köder ansetzen.
Ohne Familien dagegen sind viele Menschen weitaus weniger ortsgebunden. Sie sind dann eher bereit, auch mal 500 km weit weg zu ziehen, und da muß man gar nicht unbedingt ein Super-Gehalt bieten. Wenn der potenzielle Mitarbeiter gerade keinen Job hat, dann wird er auch weit weg ziehen, wenn ihn keine Familie an seinem aktuellen Wohnort bindet. Ohne Familien sind die Menschen also flexibler, und das wirkt sich insgesamt lohnmindernd aus.
Dann ist es auch so, daß sich Menschen in einer Familie gegenseitig unterstützen. Das ist auch schlecht. Wenn z.B. jemand noch billig bei den Eltern wohnt, und wenn die Eltern genug verdienen, um ihr Kind mit zu ernähren, dann muß dieses Kind nicht unbedingt jeden noch so miesen Job für einen Hungerlohn annehmen. Wohnt das Kind dagegen mit der Mutter in einer kleinen Hartz IV-Wohnung, dann sieht das schon anders aus. Dann wird es froh sein, da heraus zu kommen und dafür eben auch einen miesen Job mit schlechter Bezahlung akzeptieren.
Und wie man bei den Türken sieht, haben Familien sogar für Banken Nachteile: Wenn ein Türke einen Laden aufmachen will, dann nimmt er dafür nicht unbedingt einen Kredit auf. Er fragt erstmal in der Familie nach, und oft schafft er es, sich da das Geld zu leihen. Das ist ein großer Vorteil für ihn, nicht aber für die Banken, denen so gute Gewinne verloren gehen. Viel profitabler ist es also, wenn Menschen ganz auf sich allein gestellt sind und von niemandem finanzielle Unterstützung bekommen.
Schließlich und endlich sind Menschen, die ganz auf sich allein gestellt sind, oft auch viel einfacher zu manipulieren. Das ist ein großer Vorteil für Politiker und Werbestrategen.
Globalisierung bedeutet, daß alles angeglichen wird. Idealerweise soll es nur noch eine Sprache geben, alle Menschen sollen dieselben Standard-Produkte kaufen und sich von derselben Werbung angesprochen fühlen. Das setzt entsprechende Standard-Grundwerte voraus, die überall gleich sein müssen. Wenn man Menschen diese Standard-Werte überstülpen will, muß man ihnen vorher ihre alten, traditionellen Werte nehmen. Diese Werte werden über die Familien weiter gegeben, also müssen die Familien zerstört werden.
Freundliche Grüße
von Garfield
gesamter Thread:
- les jeux sont faits -
Utopist,
10.02.2008, 20:18
- Genau so deppert wollen sie Dich haben! -
Dampflok,
11.02.2008, 00:08
- Widerspruch ! -
Student(t),
11.02.2008, 01:38
- Widerspruch ! -
Dampflok,
11.02.2008, 12:52
- Widerspruch ! -
Maesi,
12.02.2008, 01:06
- Widerspruch ! -
Garfield,
12.02.2008, 16:17
- Widerspruch ! -
Maesi,
16.02.2008, 10:19
- Widerspruch ! -
Garfield,
18.02.2008, 19:51
- Widerspruch ! - Maesi, 24.02.2008, 20:21
- Widerspruch ! -
Garfield,
18.02.2008, 19:51
- Widerspruch ! -
Maesi,
16.02.2008, 10:19
- Widerspruch ! -
Garfield,
12.02.2008, 16:17
- Widerspruch ! -
Maesi,
12.02.2008, 01:06
- Widerspruch ! -
Dampflok,
11.02.2008, 12:52
- Widerspruch ! -
Student(t),
11.02.2008, 01:38
- Genau so deppert wollen sie Dich haben! -
Dampflok,
11.02.2008, 00:08