Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männerpartei - Kämpen bis aufs Blut

Garfield, Thursday, 18.10.2007, 21:44 (vor 6637 Tagen) @ Mark100

Hallo Mark!

Weiß nicht genau was du mit Arschkarte meinst.

Damit meine ich, daß ein Partner den ganzen Tag über fremdbestimmt tätig sein muß, um das Geld zum Leben heran zu schaffen, während der andere Partner sehr viel mehr Freiheit hat und zwischen verschiedenen Lebensalternativen wählen kann.

Vattern bringt die Knete bei und ärgert abends bißchen die Kinder mit, Muttern kümmert sich tagsüber um dieselben und den Haushalt. Wär doch ok.

Sicher - wenn beide Partner das gut finden, dann ist das völlig okay. Es sollte aber keinen Druck oder Zwang dazu geben.

Die Leute sollen soviele Kinder in die Welt setzen wie sie möchten, eins oder 3 oder nochmehr, wie es halt auch der Geldbeutel zuläßt, aber paar gehn immer unterstelle ich.

Das mit dem Geldbeutel ist dabei nur ein Problem, und wohl noch nicht einmal das größte. Ich behaupte mal, daß viele Menschen in Deutschland gern mehr - oder überhaupt gern - Kinder hätten. Wieso kriegen sie trotzdem so wenige?

Da wird manchmal auf arme Länder verwiesen und gesagt, daß die Menschen dort doch auch viele Kinder haben, obwohl sie kaum Geld haben. Nur bei uns wären ja alle soooo materialistisch eingestellt und würde deshalb keine Kinder mehr wollen.

Das ist leider naiver Unsinn.

Die Menschen in armen Ländern bekommen deshalb mehr Kinder, weil die Verhältnisse dort ganz anders sind. Da arbeiten nämlich auch die Kinder schon früh mit und tragen so zum Familieneinkommen bei. Und bei Kindern, bei denen man erwarten muß, daß dieser Beitrag eher gering sein wird, kann die Kinderliebe auch schon sehr schnell ein jähes Ende finden. So werden in manchen Ländern Mädchen gezielt abgetrieben oder nach der Geburt getötet. (Übrigens keineswegs nur von ihren Vätern - daran sind auch Mütter und sonstige Familienmitglieder beteiligt, und die Väter kriegen das manchmal noch nicht einmal mit, weil sie den ganzen Tag über arbeiten müssen, manchmal weit weg von zu Hause.)

Schulpflicht gibt es entweder gar nicht, oder sie ist nur kurz, und teilweise werden die Unterrichtsmaterialen durch Hilfsorganisationen gesponsort. So kommen da auch keine oder nur geringe Kosten auf die Eltern zu.

Es sind also vor allem rein materielle Erwägungen, die viele Menschen in armen Ländern dazu bringen, Kinder wie die Orgelpfeifen in die Welt zu setzen.

Hier in Deutschland sieht das alles nun aber völlig anders aus. Noch vor einigen Jahrzehnten hielt sich das in Grenzen: Da war es völlig normal, daß man mit 13-15 eine Berufsausbildung begann und dann schon lange vor dem 20. Lebensjahr Geld verdiente. Das gab man dann zumindest teilweise auch zu Hause ab, um damit die Geschwister mit zu ernähren. Für die Schule brauchte man Bücher und Schreibzeug, z.B. Griffelkasten, Schiefertafel, Hefte, Stifte, Füllfederhalter, Tinte... Das war schon für manche Eltern eine hohe finanzielle Belastung, aber die war auch mit vielen Kindern noch einigermaßen zu stemmen. Auf dem Land bekamen die Kindern zur Erntezeit frei, damit sie den Eltern bei der Ernte helfen konnten.

Wie sieht das nun heute aus? Da braucht das Kind natürlich erst einmal diverses Spielzeug, damit es sich auch gut entwickelt. Das darf natürlich kein Billig-Spielzeug made in China sein, wegen der darin möglicherweise enthalten Giftstoffe oder verschluckbaren Kleinteile. Also muß teures Spielzeug her. Windeln waschen will heute auch niemand mehr, also müssen immer wieder teure Papierwindeln her.

Da könnte man natürlich sparen, wenn man wenig Geld hat. Dann kommt das Kind aber in die Schule. Und irgendwann sagt dann der Lehrer, daß er die Hausaufgaben auf eine Internetseite stellt. Spätestens dann sind Internetzugang und Computer fällig. Dann möchte das Kind natürlich auch am PC spielen, am besten die neuesten Spiele, von denen die Klassenkameraden gerade schwärmen. Also muß entweder eine Spielekonsole her oder eine neuer, teurer PC. Dann möchte das Kind einen eigenen Fernseher. Überhaupt möchte es immer mehr haben. Vor jeder Supermarktkasse wird angesichts der dort platzierten bunten Süßigkeiten Theater veranstaltet. Früher hätte es dafür einen Satz heißer Ohren gegeben - damit riskieren Eltern heute eine Anzeige wegen Kindesmißhandlung. Was tun sie also - sie kaufen zähneknirschend das teure, ungesunde Zeug.

Damit das Kind in der Schule nicht ausgegrenzt wird, braucht es auch noch teure Markenkleidung.

Dann will das Kind mit auf Klassenfahrt - und die geht leider nach Paris. Oder vielleicht auch nach Italien. Oder womöglich nach Florida. Das kostet wieder. Dann beginnt das Kind mit irgendeiner Sportart. Darüber freuen sich die Eltern zunächst, bis sie dann ständig damit beschäftigt sind, das Kind zum Training und zu Turnieren zu fahren. Das kostet wieder Benzingeld, und vielleicht ist sogar ein zweites Auto fällig, weil Papa ja mit dem ersten Auto zur Arbeit fahren muß.

Irgendwann kriegt das Kind dann zwar das zweite Auto, vorher noch ein Moped - aber bezahlen dürfen die Eltern das alles natürlich weiterhin.

Allerfrühestens beginnt die Ausbildung mit 14 - aber das auch nur, wenn die Schulleistungen extrem mies sind. Üblicherweise endet das dann in Hartz IV, und die Kinder liegen den Eltern dann auch schon mal bis an ihr Lebensende auf der Tasche. Im Normalfall wird die Ausbildung mit 16/17 begonnen und ist dann mit 19/20 hoffentlich abgeschlossen. Wenn man denn eine Lehrstelle findet... Wenn nicht: Hartz IV + siehe oben. Nach der Lehre muß man dann einen Job finden. Da ist es nun so, daß die Wirtschaft angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt erwartet, daß ein Bewerber 25-30 Jahre alt ist und 50 Jahre Berufserfahrung hat. Das bedeutet dann oft: Hartz IV + siehe oben.

Vielleicht macht das Kind aber auch Abitur und studiert danach. Das freut die Eltern, weil das Kind so eine bessere berufliche Perspektive hat. Das kann sich aber bis zum 25 Lebensjahr, womöglich noch länger, hinziehen. Da müssen dann Studiengebühren finanziert werden, und auch ein Zimmer am Studienort. Dazu kommen natürlich noch diverse Kleinigkeiten wie Bücher, vielleicht Fahrt- und Unterkunfts-Kosten für irgendwelche Exkursionen, die leider im Studium Pflicht sind usw.

Das sind alles Kosten, die es so früher gar nicht gab. Deshalb können sich viele Menschen heute keine Kinder mehr leisten, oder nur 1 bis allerhöchstens 2 Kinder.

Natürlich kann man manches davon einsparen. Dann muß man sich aber auch das Gejammer der Kinder anhören, die frustriert sind, weil andere Kinder vieles haben und sie nichts. Dann können die Kinder auch nicht studieren und haben so entsprechend weniger Chancen auf einen Job mit hohem Einkommen. Dann ist leider auch die Chance groß, daß man die Kinder noch als Rentner mit durchfüttern muß.

Das ist ziemlich genau das Gegenteil von den Zuständen in vielen armen Ländern. Und genau das ist auch ein wesentlicher Grund für die niedrigere Geburtenrate in Deutschland.

Außerdem als Hausfrau gibts halt doch noch mehr zu tun unterstelle ich mal. Das Essen, Wohnung sauberhalten, Einkäufe, Hausaufgaben mit Kinders machen.

Da muß man sich aber schon extrem langsam bewegen, um damit 8 Stunden rum zu kriegen. Es sei denn, man wischt täglich viermal die Wohnung und wirft täglich die Waschmaschine an. Nur das nenne ich dann nicht mehr Hausarbeit, sondern Putzfimmel.

...das sind alles Dinge die nicht so hochedel wie Karriere und Selbstverwirklichung daherkommen, aber nur weil es einfachere(nicht leichtere!) Arbeiten sind, kann das nicht gleich heißen, das eine Frau unglücklich ist, sich NICHT selbstverwirklichen kann, wenn sie sich um ihr Heim und ihre Kinder kümmert.

Ich denke, das kann sie manchmal sogar besser als in einem Vollzeitjob. Viele Frauen sehen das übrigens ganz genauso und geben deshalb bei Umfragen regelmäßig an, daß sie am liebsten Hausfrauen mit maximal einem Teilzeitjob wären.

Ähh, verstehe ich nun überhaupt nicht. Wenn es in früheren Zeiten keine Hausfrauen gegeben hat, was sind dann das für Dokumente aus vergangener Zeit, die das traditionelle Familienmodell belegen ?

Damit meinst du sicher Dokumente aus dem 19./20. Jahrhundert. Das war die große Zeit der Hausfrauen.

Es hat zu allen Zeiten Hausfrauen im heutigen Sinne nur in der Mittelschicht gegeben. In der Oberschicht befaßten sich zwar in früheren Zeiten auch viele Frauen mit Hausarbeiten wie Kochen, Nähen oder Sticken. Aber dabei suchten sie sich das heraus, was ihnen Spaß machte und den Rest erledigte Dienstpersonal. Da waren die Hausarbeiten also eher Hobby.

In der Unterschicht lief es so, daß auch Frauen für den Lebensunterhalt arbeiteten. Weil sie immer wieder schwanger wurden, verbrachten sie natürlich mehr Zeit zu Hause als der Mann, aber die Not zwang sie meist, auch im hochschwangeren Zustand noch mitzuarbeiten.

Frauen arbeiteten in früheren Zeiten übrigens fast überall. Z.B. auch auf dem Bau. Dort erledigten sie zwar vor allem die leichteren Arbeiten (weshalb sie oft auch weniger verdienten als Männer), aber sie arbeiteten dort. Das war im Mittelalter auch völlig selbstverständlich. Es gab damals Berufe, für die man einen Eid ablegen mußte. Z.B. Zöllner oder Fleischer. Wenn ein Mann so einen Job annahm, wurde nicht nur er, sondern auch seine Ehefrau mit vereidigt, weil man ganz selbstverständlich davon ausging, daß sie beide die Arbeit gemeinsam erledigen. Es gab im Mittelalter übrigens auch Zünfte, die nur Frauen aufnahmen. Das war z.B. bei feinen Textil-Arbeiten so, weil Frauen meist kleinere und geschicktere Hände haben.

Es lief also meist so, daß Mann, Frau und auch die älteren Kinder berufstätig waren. Die mittleren Kinder mußten im Haushalt mit anpacken und oft auch die jüngeren Kinder beaufsichtigen. Manchmal wurden dafür auch die Großeltern mit eingespannt, wenn die nicht mehr arbeiten konnten.

Die Mittelschicht, wo die Männer genug verdienten, damit ihre Frauen nicht arbeiten mußten, aber nicht genug, um sämtliche Hausarbeiten durch Dienstpersonal erledigen zu lassen, war eher dünn. Das begann sich erst im 19. Jahrhundert zu ändern. Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Einkommen in den Industriestaaten dann soweit angestiegen, daß es sehr viele Hausfrauen gab und es sogar als Schande galt, wenn ein Mann die Familie nicht allein ernähren konnte.

Das ändert sich nun leider wieder.

Mir gehts nicht darum alte Zeiten herzuholen, sondern traditionelles Familienmodell und Religion wieder flottzumachen.

Na ja, damit willst du ja eben alte Zeiten zurück holen! Das ist ja nicht unbedingt schlecht. Problematisch ist dabei nur, daß das nicht möglich ist, wenn man keine Bedingungen schafft, die denen in den vergangenen Zeiten gleichen.

Ich meine, man kann ja nicht sagen: Leute, ihr sollt an folgende Werte glauben und sie verinnerlichen: Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Aufrichtigkeit, Treue, Pflichtbewußtsein, Mut.

Warum nicht?

Und die Leute sagen dann: ok.

Ich denke, daß viele Menschen das mittlerweile gut finden, weil sie immer deutlicher sehen, wohin es führt, wenn man diese Werte über Bord wirft.

Es ist nämlich ein Halt und eine Hilfe, diese übergeordneten Wesenheiten zu haben...

Wenn jemand das so empfindet, dann ist das ja okay. Dann kann er das ja religiös verbrämen. Nur gibt es eben auch Menschen, die kein Interesse an Religion haben, an den von dir genannten Werten aber sehr wohl. Letztendlich zählen doch nur die Werte, nicht der Weg dorthin.

...aber ohne Führung(ACHTUNG HITLERALARM) geht es nicht.

Ja, das ist leider so. Aber ein Gott führt nicht! Das läuft dann so, daß es Menschen gibt, die sich anmaßen, für den Gott reden zu dürfen. Die führen dann tatsächlich. Dabei erliegen sie dann wie üblich aber auch oft den Versuchungen von Macht und Besitz.

Am haltbarsten sind die ewigen Werte...

Ja, aber das ist etwas, was lange vor Religion da war. Ich denke, daß Werte wie Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, Mut, Treue und Pflichtbewußtsein instinktiv in den meisten Menschen angelegt sind. Weil ohne diese Werte ein erfolgreiches Zusammenwirken von Menschen nicht dauerhaft möglich ist. Leider gibt es zusätzlich auch Anlagen, die eher negativ sind und so auch zusammen mit der Erziehung eines Menschen bewirken können, daß diese positiven Werte unterdrückt werden. Aber ich denke, sie stecken in nahezu jedem von uns ganz tief drin.

Ich habe dafür nichts Besseres anzubieten als einfach nur diese Werte an sich. Ich brauche dafür keine Religion. Wenn dir der religiöse Zusammenhang dabei wichtig ist, dann ist das natürlich völlig okay. Wie schon geschrieben: Es kommt nur darauf an, daß man nach solchen positiven Werten lebt. Warum man danach lebt, ist nicht wesentlich. Oder um es mal mit Helmut Kohls Worten auszudrücken: "Was hinten rauskommt, zählt!" :)

Freundliche Grüße
von Garfield


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