Verschärfung im Sexualstrafrecht ...Was Experten zu den neuen Gesetzen sagen

Joseph S, Saturday, 11.08.2007, 22:39 (vor 6705 Tagen) @ Garfield

Hallo Garfield,

auch ich traue den christlichen Fundies so viel Einfluß nicht zu. Wenn die das könnten, hätten sie beim Abtribungsgesetz mehr erreicht.

Weitere Gruppen, dene das Gesetz nützen, sind alle, die aus sexuellem Frust Kapital schlagen können. Wenn man sich erst vergewissern muß, ob das Gegenüber unzweifelhaft über 18 Jahre alt ist, schränken sich die sexuellen Möglichkeiten junger Menschen enorm ein. Das nützt nicht nur den Prostitutionsanbietern in weitester Form, sondern auch den Anbietern von Ersatzbefriedigungen. Nicht ohne Grund wird immer wieder von sexy Produkten geredet, auch wenn sie mit Sex genaugenommen überhaupt nichts zu tun haben.

Ein weiterer Mechanismus, der nicht zu unterschätzen ist, ist die Sensationspresse. Welcher Politiker kann sich leisten, ein Gesetz gegen Kindesmisbrauch zu blockieren. Das ist doch eine hervorragende Schlagzeile. Dann ist endlich einer der Drahtzieher des unheimlich verbreiteten, aber dennoch unauffindbaren Internetkinderpornonetzes gefunden. Daß er tatsächlich nur ein bezüglich des Ziels wirkungsloses, aber mit katastrophalen Seiteneffekten versehenes Gesetz abgelehnt hat, wird dann leicht vor Aufregung übersehen. Und wenn das Gesetz seine Katastrophen erzeugt, lassen diese sich auch als Schlagzeile ausschlachten wie z.B. im Fall Marco. Dort wurde die Türkei als sexuell überstreng angeklagt, obwohl sie nur ein Gesetz, welches ihr die EU aufgedrängt hat, konsequent angewandt hat. Moral ist für die Sensationspresse nur ein beliebtes Würzmittel für Stories.

Die Richtlienien der EU spielen ja auch hier mit. Angesichts deren Bedeutung ist ihr Entstehen viel zu intransparent.

Im Übrigen sollte die Macht der Frauen und der dadurch gestützte Einfluß der Feministen nicht unterschätzt werden. Frauen sind die Mehrheit der Wahlberechtigten, und da sie sichfür Politik im Allgemeinen weniger interessieren als Männer, hat bei ihnen der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit großes Gewicht. Das kann sich wiederum kein Politiker, der wiedergewählt werden will, leisten. Bei sexuellem Mißbrauch werden die Täter nur als Männer, und die Opfer als hauptsächlich weiblich gedacht.

schönen Gruß
vom Joseph