Ein Brief an DFuiZ: Von Ihren Ansichten trennen mich Welten
Date: 18. November 2011
E-Mail: info@dfuiz.net
Die Familie und Ihre Zerstörer
Anrede,
wir haben nur fast eine Woche über das Thema Ehe und Familie unsere Ansichten ausgetauscht. Dabei verschiedene potentielle Szenarien diskutiert, eine Reihe von Nebenkriegsschauplätzen Beackert, und ich finde es ist an der Zeit unsere völlig konträren Standpunkte zusammenzufassen:
Sie verteidigen die lebenslange Ehe in Übereinstimmung mit dem Familienrecht vor 1977. Sie betrachten die heutige Ehe nach § 1353 als Konkubinat, weiter lehnen Sie, zumindest für sich, ein Zusammenleben ohne Trauschein ab.
Ich begrüsse die Reform von 1977, gehe aber noch weiter, und fordere, dass Zusammenleben der Partner weitgehend deren Vereinbarungen zu überlassen. Der Staat sollte nur einen gewissen Rahmen als Orientierung vorgeben, den Menschen sollte es aber überlassen bleiben, ob sie diesen durch eine Handlung nach §1310 BGB nutzen oder darauf verzichten.
Sie sehen auch gewisse Rechte und Pflichten der beidseitigen Verwandtschaft eines Paares, während ich hier keine Verpflichtungen erkennen kann. (Ihr Hinweis auf das Preussische Landrecht von 1794(!) war ja wohl nicht ernst gemeint!)
Sie sind der Überzeugung, man könne bei einem Scheitern der Ehe eine Schuld eines Partners ermitteln. Diese sollte entscheidend für die Legitimität von Unterhaltsansprüchen sein.
Ich lehne es ab, im Zusammenhang mit dem Scheitern von Ehen und Partnerschaften von Schuld im herkömmlichen Sinne zu sprechen, abgesehen von Handlungen, die auch sonst strafbar sind.
Sie lehnen es ab, dass ein Partner, der das Scheitern einer Ehe verschuldet (nach Ihrer Auffassung) und die Scheidung beantragt, ein Recht auf Unterhalt hat.
Ich gehe davon aus, dass im Normalfall (meine Definition von Normalität) beide Partner berufstätig sein sollten. Dadurch erledigt sich die Unterhaltszahlung weitgehend. Bei Nichtberufstätigen Frauen oder Männern sollte Unterhalt daher nur für eine gewisse Übergangszeit rechtens sein.
Ich empfehle die wichtigsten Vermögensrisiken vor der Handlung nach § 1310 BGB in einem Ehevertrag auszuschliessen.
Wenn eine Frau, veranlasst durch die Heirat, eine Berufsausbildung abgebrochen hat, Karriere ausgeschlagen hat, oder ähnliche Nachteile in Kauf genommen hat, dann steht ihr hierfür bei einer Scheidung ein Ausgleich zu. Derartige Regelungen gibt es auch ausserhalb des Eherechts.
Sie lehnen die Kita-Betreuung als "Staatliches Kinder-Depot" ab. (Anmerkung: sehr viele Kitas laufen unter privater Trägerschaft.)
Ich halte ein vom Staat eingerichtetes oder gefördertes, flächendeckendes Kita-Angebot für unbedingt erforderlich.
Sie kritisieren die Praxis der Gerichte, nach einer Entscheidung in der Regel den Müttern das Sorgerecht für die Kinder zu übertragen.
Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht aus, halte diese Regelung aber für praktisch, sofern nicht schwerwiegende Gründe dagegen sprechen.
Sie betrachten Frauenhäuser und andere Einrichtungen, die Frauen bei einer Trennung von ihrem Ehepartner helfen sehr kritisch, sehen diese als eine "Industrie", die am Scheitern von Ehen aus Selbsterhaltungstrieb interessiert sein müssen. Nach Ihren Erfahrungen, gibt es unter den dort Unterkunft suchenden Frauen kaum echte "Notfälle"!
Mir ist bewusst, dass alle Einrichtungen auch missbraucht werden können, kenne aber Fälle wo Frauen vor häuslicher Gewalt dorthin geflüchtet sind.
Daher halte ich die Existenz dieser Häuser für sehr wünschenswert.
Ich glaube, ich habe vorstehend die wichtigsten Punkte unserer Diskussion zusammengefasst. Von Ihren Ansichten trennen mich Welten, aber es war interessant solche Meinung zu hören.
Mit freundlichen Grüssen,
Unterschrift
gesamter Thread:
- Ein Brief an DFuiZ: So what? -
DFuiZ,
16.11.2011, 12:35
- Antwort: So what? -
DFuiZ,
17.11.2011, 03:16
- Ein Brief an DFuiZ: Die Klärung der Schuldfrage ist irrelevant -
DFuiZ,
17.11.2011, 03:33
- Ein Brief an DFuiZ: Die Klärung der Schuldfrage ist irrelevant -
Holger,
17.11.2011, 14:22
- Woher? - DFuiZ, 17.11.2011, 19:18
- Antwort: Die Klärung der Schuldfrage ist irrelevant -
DFuiZ,
18.11.2011, 01:22
- Ein Brief an DFuiZ: Einzelfälle und Alternativen -
DFuiZ,
18.11.2011, 01:36
- Antwort: Einzelfälle und Alternativen -
DFuiZ,
18.11.2011, 21:53
- Ein Brief an DFuiZ: Von Ihren Ansichten trennen mich Welten - DFuiZ, 18.11.2011, 22:00
- Antwort: Einzelfälle und Alternativen -
DFuiZ,
18.11.2011, 21:53
- Ein Brief an DFuiZ: Einzelfälle und Alternativen -
DFuiZ,
18.11.2011, 01:36
- Ein Brief an DFuiZ: Die Klärung der Schuldfrage ist irrelevant -
Holger,
17.11.2011, 14:22
- Ein Brief an DFuiZ: Die Klärung der Schuldfrage ist irrelevant -
DFuiZ,
17.11.2011, 03:33
- Antwort: So what? -
DFuiZ,
17.11.2011, 03:16