Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Extra für euch F. - Die Hölle in GB

Garfield, Tuesday, 02.01.2007, 16:53 (vor 6914 Tagen) @ LebenvordemRechner

Hallo vor dem Rechner lebender!

Ich finde es etwas kurzsichtig, das Problem mit den perspektivlosen Jugendlichen nur dem Feminismus anzulasten. Tatsächlich glaube ich, daß das Hauptproblem da ganz woanders liegt.

Sicher, es gibt Statistiken, nach denen Kinder alleinerziehender Mütter mit höherer Wahrscheinlichkeit kriminell werden oder anderweitig auf die falsche Bahn geraten.

Aber liegt das nur an irgendwelchen feministischen Ideologien? Oder nur an der Abwesenheit des Vaters?

Gewalt durch perspektivlose Kinder und Jugendliche hat es jedenfalls auch in früheren Zeiten schon gegeben, als an Feminismus noch nicht zu denken war. Und heute findet man dieses Phänomen auch in Ländern, in denen Feministinnen eigentlich keine Hochburgen vorfinden, wie z.B. in Südamerika. In manchen dieser Länder versucht man dieses Problem zu lösen, indem man obdachlose Kinder und Jugendliche einfach erschießt.

Auffällig ist, daß es so etwas überall dort gibt, wo die Menschen sehr arm sind und die Kinder kaum Möglichkeiten haben, dieser Armut, in der sie aufwachsen, zu entkommen. Und daß die Jugendkriminalität in den Industriestaaten ansteigt, seitdem die Zahl der in Armut lebenden Menschen auch dort wieder steigt. In Rußland sieht das übrigens auch ähnlich aus.

Die meisten Menschen sind durchaus bereit, sich ihren Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit zu verdienen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Wenn sie diese Möglichkeit jedoch nicht haben, dann suchen sie sich eben andere Wege, um zum einen Geld, zum anderen aber auch Anerkennung von ihrer Umwelt zu bekommen. Und viele Jugendliche, die keine anderen Alternativen haben, finden beides als Mitglieder irgendwelcher Jugendbanden, die sich Parallelwelten mit eigenen Normen und Regeln aufbauen.

Dort sammeln sie sich jedoch mehrheitlich vor allem deshalb, weil sie in der "normalen" Welt keinen Platz mehr finden. Und wer sich erst einmal in diesen Parallelwelten mit ihren eigenen Normen und Regeln eingelebt hat, der kommt da auch so schnell nicht wieder heraus. Da helfen dann irgendwelche Sozialisierungsversuche oft auch nicht mehr.

Daß Kinder von alleinerziehenden Müttern mit höherer Wahrscheinlichkeit so enden, führe ich vor allem darauf zurück, daß sie häufiger in finanziell eher schlechten Verhältnissen aufwachsen und daß sie somit auch häufiger keine ausreichende Berufs-Ausbildung absolvieren können. Das hängt nämlich zunehmend auch vom Einkommen der Eltern ab.

Der Feminismus trägt wahrscheinlich auch noch ein wenig dazu bei, indem er gezielte Förderung von Jungen blockiert. Das Hauptproblem besteht aber in fehlenden beruflichen Perspektiven für Jungen.

Mädchen trifft das weniger, weil sie zumindest theoretisch immer noch die Möglichkeit haben, einen gut verdienenden Mann zu heiraten und dann als Hausfrauen zu leben.

Allerdings wird das natürlich auch umso schwieriger, je weniger Männer noch Jobs mit guten Einkommen haben. Und folgerichtig nimmt mittlerweile auch die Kriminalität durch Mädchen zu. Das hängt sicher auch damit zusammen, daß Feministinnen das Rollenbild für Mädchen in den letzten Jahrzehnten stark demontiert haben.

Das männliche Rollenbild wurde jedoch nicht wirklich demontiert, sondern ist nach wie vor dasselbe wie noch vor 1000 Jahren. Die halbherzigen Versuche der Feministinnen, Jungen und Männer umzuerziehen, scheitern nach wie vor an den real existierenden Frauen, die "unmännliche" Männer verachten und ihre Ansprüche an die Männer in den letzten Jahrzehnten eher erhöht als gesenkt haben.

Dem Feminismus kann man also allenfalls den Vorwurf machen, daß er den Druck, den Frauen auf Männer ausüben, einfach ignoriert und so an den realen Verhältnissen vorbei ideologisiert. Das Problem, daß immer mehr junge Männer heute nicht mehr in der Lage sind, die an sie gestellten Ansprüche im Rahmen der "normalen" bürgerlichen Gesellschaft zu erfüllen, resultiert aber eben nicht aus dem Feminismus. Dieses Problem resultiert einfach daraus, daß in den modernen Industriestaaten immer weniger Menschen benötigt werden, um zu produzieren und Dienstleistungen zu erbringen. Und daß das vor allem auch junge Menschen trifft, die noch keine Berufserfahrung haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt außen vor bleiben.

Freundliche Grüße
von Garfield


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