Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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der feuchte Traum mancher Feministin: Spanking

Garfield, Wednesday, 09.12.2009, 19:27 (vor 5865 Tagen) @ Wladimir

Hallo Wladimir!

Mir kann keiner verzapfen, dass die Leute vor dem (sozialistischen (national,arbeitermäßig-ausgerichteten)) Führer ein schlechteres Leben hatten als wir heute, in unserer totalen Abhängigkeit und totalen Kontrolle.

Das Problem resultiert vor allem aus dem Kapitalismus.

Bevor der Kapitalismus sich entwickelte, wurde viel im Familienverband gelebt und auch gearbeitet. Viele Menschen arbeiteten sowieso in der Landwirtschaft, wo es für jeden etwas zu tun gab. Auch Knechte und Mägde zählten dort quasi zur Familie dazu. Wer alt war, wurde nicht etwa vom Hof gejagt, sondern erledigte die Arbeiten, die er halt noch erledigen konnte und wurde weiter von der Familie ernährt.

Bei Handwerkern sah das ähnlich aus.

So lebte man zwar meist nicht in Saus und Braus, aber man war mit dem Nötigsten versorgt.

Massive soziale Probleme gab es eigentlich nur in bestimmten Situationen, z.B. durch Mißernten, durch Kriege oder auch wenn die Herrschenden zuviel aus dem Volk herauspreßten. Was allerdings leider nicht selten vorkam. In solchen schlechten Zeiten erhöhte sich die Zahl der Bettler und Landstreicher. In guten Zeiten dagegen gab es davon eher wenige - die kamen dann teilweise in kirchlichen oder kommunalen Armenhäusern unter, oder auch in Gefängnissen.

Der Kapitalismus änderte das alles grundlegend. Zunächst einmal zog er junge Menschen vom Land in die Fabriken. Wenn man jung und kräftig war, konnte man nämlich in so einer Fabrik mehr verdienen als in der Landwirtschaft. Vor allem, wenn man selbst kein Land besaß, sondern nur für andere arbeitete.

Das schaffte Arbeitskräftemangel auf dem Land, was aber durch neue Maschinen ausgeglichen wurde.

Jedoch wurden durch die Tatsache, daß es nun einmal nicht in jedem Dorf eine Fabrik gab, häufiger Familien auseinander gerissen. Das hatte schon mal die Auswirkung, daß immer öfter ältere Menschen auf dem Land allein dastanden, ohne Hilfe ihrer Kinder, die nun weit entfernt in Fabriken arbeiteten.

Und dann zeigte sich bald, daß es im Kapitalismus auch ganz ohne Mißernten oder Kriege immer wieder zyklische Krisen gibt. Vorher waren Handwerker üblicherweise in Zünften organisiert, und diese Zünfte legten die Marktanteile ihrer Mitglieder fest, indem sie z.B. die Zahl der Mitarbeiter in einem Handwerksbetrieb beschränkten.

Der Kapitalismus beseitigte solche Regelungen, und das hatte nun eben diese Krisen zur Folge. In diesen Krisen wurde nun immer Personal entlassen, und die verbliebenen Arbeiter bekamen die Löhne gedrückt. So kam es nun immer öfter vor, daß Menschen ohne jegliches Einkommen auf der Straße standen. Zurück aufs Land konnten sie oft nicht, denn dort wurde ihre Arbeit nun durch Maschinen erledigt, die sie vorher womöglich noch selbst gebaut hatten.

Wer jung war, fand irgendwann wieder einen Job, aber die älteren fanden nichts mehr. Wer alt oder krank war, flog sowieso einfach raus - es war nicht mehr so wie früher, daß Alte mit ernährt wurden, auch wenn sie kaum noch arbeiten konnten. Die meisten Fabrikbesitzer betrachteten ihre Arbeiter nicht als Familienmitglieder.

Das schaffte natürlich jede Menge Elend, erhöhte die Kriminalitätsrate und auch die Kosten für Armenhäuser und ähnliches.

DAS war der Grund für die ersten Sozialleistungen und auch für die staatliche Rente. Bezeichnenderweise wurde das Rentensystem in Deutschland ja auch nicht durch Sozialisten oder Kommunisten eingeführt, sondern durch Otto von Bismarck, der ja nun wirklich kein Linker war.

Und die Fabrikbesitzer akzeptierten das, weil sie zu der Zeit große Angst vor sozialen Unruhen hatten.

Würde man jetzt Rente und Sozialleistungen ersatzlos streichen, dann hätten wir keineswegs Freiheit, sondern das totale Chaos.

Freundliche Grüße
von Garfield


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