Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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ENDFASSUNG (Amnesty International)

Nick, Monday, 15.03.2004, 18:41 (vor 7938 Tagen) @ Nick

Als Antwort auf: Offener Brief an ai von Nick am 12. März 2004 22:06:

Geschlechter-Rassismus bei Amnesty International?[/u]

Wir haben große Bedenken und Einwände gegen die Kampagne "HINSEHEN & HANDELN: Gewalt gegen Frauen verhindern", die Amnesty International (AI) am 5. März 2004 gestartet hat.

Natürlich richten sich unsere Einwände nicht etwa dagegen, sich entschieden und ohne Kompromisse gegen alle Menschenrechtsverletzungen welcher Art auch immer zu wenden. Es ist selbstverständlich, ja sogar unverzichtbar, konkrete Fälle von Menschenrechtsverletzungen auch konkret anzuprangern und darüber zu informieren. Im Falle von Vergewaltigungen von Frauen im Krieg beispielsweise, bei Zwangsprostitution und Frauenhandel, bei sexualisierter Form der Folter etc. sind selbstverständlich eben diese konkreten Verbrechen auch anzuklagen.

Aber das ist etwas ganz und gar anderes, als eine pauschale Kampagne "gegen Gewalt an Frauen"! Warum?

Unser Haupteinwand ist prinzipieller Natur. Die universelle Gültigkeit der Menschenrechte verbietet es von selbst, diese in irgendeiner Weise aufzutrennen, beispielsweise in "Menschenrechte der Chinesen" und "Menschenrechte der Europäer" - oder eben "Menschenrechte der Männer" und "Menschenrechte der Frauen". Durch die innere Logik und Anlage der jüngste Kampagne wird jedoch genau eine solche Trennung vorgenommen. Wir halten dies für hochgefährlich und völlig inakzeptabel, denn es widerspricht im Kern und dem Sinne nach diametral der Universalität der Menschenrechte. Das war bisher immerhin die prinzipienfeste Grundlage der Arbeit von AI! Wir kommen weiter unten ausführlich darauf zurück.

Der zweite Einwand ist politischer Art. Die Kampagne ist nämlich erkennbar ideologisch motiviert und deshalb im eigentlichen Sinne rassistisch: Rassismus ist das Festmachen menschlicher Eigenschaften an biologischen Merkmalen. Es handelt sich gewissermaßen um das Phänomen "Animal Farm" von George Orwell: "All animals are equal. Some animals are more equal.", sagten die Schweine... und pervertierten genau dadurch die Gleichheit in ihr Gegenteil. Eine weltweit und zurecht so hochgeachtete Organisation wie AI muß sich kategorisch gegen jedwede ideologische Vereinnahmung verwahren; AI darf sich ganz besonders nicht vor den Karren einer geschlechter-rassistischen Ideologie spannen lassen, nur weil diese in manchen westlichen Wohlstandsländern zur Zeit en vogue ist, hier gewissermaßen den Zeitgeist bestimmt, und deswegen besonders viele Leute besonders blind sind für die spezifischen Gefahren dieser Ideologie.

Alice Schwarzer hat jüngst verlautbart: "Es hat keinen Zweck, länger die Augen davor zu verschließen: Wir Frauen sind das gefolterte Geschlecht." Frau Schwarzer wird also gefoltert? Von uns? Diese Chuzpe mag für die eifernde Büttenrednerin einer entsprechenden politischen Sekte "angemessen" sein - jedenfalls erwartet man es aus solcher Richtung nicht anders - aber es darf doch bitte niemals zur Richtschnur einer Menschenrechtsorganisation werden! Dann ist sie nämlich keine Menschenrechtsorganisation mehr, sondern eine "Frauenrechtsorganisation". Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Durch die Schwarzer'sche Diffamierung wird mit subtiler Demagogie unterstellt, es gebe quasi ein weltweites Kontinuum "der Männer", welche "die Frauen" qua Geschlecht und als solche "foltern". Und wer im Moment gerade mal nicht foltert, der sieht sowieso weg? Der hat gegen die Folterei im allgemeinen bestimmt nichts einzuwenden? Der findet sie eigentlich ganz prima? Oder warum ruft AI "uns" nun auf: "Hinsehen und handeln!"? Als täten wir das nicht!

Wir fragen AI: Ist Ihnen eigentlich klar, wie geschmacklos, wie niederträchtig und wie sexistisch solch eine pauschal diffamierende Unterstellung ist? Müssen Männer ihrer Auffassung nach erst eine devote Protestresolution unterzeichnen - "Wir Männer protestieren mit aller gebotenen Entschiedenheit gegen uns selbst und die uns eigene Brutalität!"? Müssen sie sich also öffentlich der perfiden Unterstellung unterwerfen, um den Eindruck zu vermeiden, sie träfe auf sie zu? Oder darf man einfach auf seiner Würde beharren?

Unserem Urteil nach wird gerade versucht, AI heimtückisch zu instrumentalisieren und mittels dieser Kampagne an die Front eines ideologisch motivierten, destruktiven, sogar von Regierungsstellen mitgeschürten Geschlechterkriegs zu manövrieren. Es wird gewissermaßen die drohende Steinigung einer Frau in Nigeria instrumentalisiert, um die narzißtischen Opferneurosen hiesiger "Mitglieder des gefolterten Geschlechts" zu bestätigen. Schändlich genug - aber es geht tiefer!

Als ganz besonders bedenklich empfinden wir es nämlich, wie unkritisch sich AI für eine staatliche Kampagne ("Gewaltschutzgesetz") einspannen läßt und ungeprüft dafür die Legitimation verschenkt. Das ist neu! Mit AI als Bürgen könnte jeder öffentlich um so mehr als "Befürworter" von Gewalt gelten, als "Weggucker" oder als "Schläger", wenn er lediglich diese Regierungs-Kampagne kritisiert - wofür es gute Gründe gibt. Wird jetzt obrigkeitlicher, ideologischer Tugendterror im Raum der zwischenmenschlichen Beziehungen ohne jede kritische Prüfung von einer Menschenrechtsorganisation übernommen und mitgetragen - die solchem Treiben doch eigentlich entgegenzutreten hätte? Und die freie Debatte darüber ist dadurch gleich mit entsorgt...

AI fordert die Bundesregierung im Rahmen der Kampagne "HINSEHEN & HANDELN" ausdrücklich dazu auf, "die Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes durch geeignete Maßnahmen wie Aufklärung über das Gesetz, Beratung der betroffenen Frauen und akute Hilfe für sie zu fördern". Wir halten diese affirmative Haltung zu diesem Gesetz für höchst problematisch.

Warum schlägt AI unterwürfig die Hacken zusammen, wenn die deutsche Regierung ankündigt, daß sie "NGO's in ihre Kampagne einbinden will"? Was wäre das eigentlich für eine "NGO", die dienstbeflissen Staats-Kampagnen übernimmt und sogar gehorsam und unkritisch die amtlich vorgegebenen Feindbilder und Opferzuweisungen akzeptiert? AI bezeichnet "Gewalt innerhalb der Familie" inzwischen sogar offiziell als den "größten Menschenrechtsskandal unserer Zeit" (Heinz Patzelt, Generalsekretär von AI in Österreich) - und versteht darunter noch dazu offenbar ausschließlich "Gewalt gegen Frauen"! Gibt es überhaupt keinen Grund für AI, genauer hinzusehen?

Es gibt Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden, gewiß - und die brauchen (und bekommen bei uns auch) den Schutz der Gemeinschaft. Sie benötigen aber nicht den Schutz einer Menschenrechtsorganisation, soweit es sich nämlich um private Konflikte von freien, erwachsenen Menschen in einer liberalen, offenen Gesellschaft handelt. Soviel zum Grundsätzlichen, zur Frage also, inwieweit es da in der EU und Nordamerika überhaupt um ein Menschenrechtsproblem gehen kann.

Es gibt aber auch männliche Opfer weiblicher Gewalt, es gibt Kinder, alte Menschen, Schutzbefohlene... die der Gewalt von Frauen ausgesetzt sind... und die große Mehrzahl der Menschen lebt ganz einfach gewaltfrei zusammen. So schematisch, wie es das ideologische Vorurteil haben will, ist das Leben nicht. Unbeschadet also der unbestrittenen Tatsache, daß es Frauen gibt, die von ihren Männern geschlagen werden: die gängigen Vorurteile über die "geschlagene Frau" und den "prügelnden Mannes" sind ein Mythos! Genau so, wie es "kriminelle Zigeuner" gibt, aber der Begriff des "kriminellen Zigeuners" eben ein rassistischer Mythos ist. Was heute jeder leicht als einen solchen durchschaut. Heute! Denn das war nicht immer so, wie wir wissen. Der heutige Mythos lautet: "Die Frauen sind das gefolterte Geschlecht! Die Männer sind ihre Folterer!" Für AI wirklich ein guter Grund, sich unkritisch ins Zeug zu legen?

Wir sehen da ganz andere Kräfte am wirken. Von der Bundesregierung landesweit geklebte Plakate mit Überschriften wie: "Vor zwei Jahren brach er ihr Herz. Gestern zwei Rippen.", sind in jedem Fall pauschal diffamierend und sexistisch. Die Hälfte der Bevölkerung wird hier summarisch als "tatsächlich oder potentiell gewalttätig" dargestellt. Mit der Lebenswirklichkeit unseres Landes aber hat es nichts zu tun. Die allermeisten Männer schlagen ihre Frauen nämlich, entgegen der regierungsamtlich orchestrierten Hysterie, selbstverständlich NICHT. Zudem quält und schlägt eine, den gewalttätigen Männern vergleichbare Zahl von Frauen ihre Ehepartner, ihre Kinder, die Oma... aber die meisten Frauen tun das eben NICHT. Deshalb braucht man auch keine Menschenrechtskampagne gegen "quälende Schwiegertöchter", "prügelnde Ehefrauen" oder "grausame Mütter". Damit muß - und kann - unsere offene Gesellschaft selbst fertig werden. Mit eben der Logik, mit der AI diese Kampagne "gegen Männergewalt" startet, ließe sich nächstens eine Kampagne gegen "kriminelle Zigeuner" begründen. Es gibt nämlich wirklich welche. Würde AI auch da aktiv werden, falls der Staat ruft?

"Gewalt" in privaten Beziehungen ist gleichverteilt, das ist längst bekannt und gut belegt. Allerdings ist der Begriff der "Gewalt" in unserer Gesellschaft inzwischen völlig entgrenzt und noch dazu fast monomanisch auf Frauen als Opfer eingeengt. Gewalt an Schulen wird allmählich eine Art Nebenthema (dabei müßte es ganz im Vordergrund stehen), auch über Gewalt gegen Alte Menschen wird gelegentlich in den Medien berichtet. Gewalterfahrunge von Männern hingegen ist kaum einmal Diskussionsgegenstand der öffentlichen Debatte.

Exzessive Gewalt in Paarbeziehungen ist nicht die Regel, wie es suggeriert wird, sondern die Ausnahme, kommt aber natürlich, bei beiden Geschlechtern, vor. Es handelt sich um diejenigen Fälle, die zu Strafprozessen führen und in der Zeitung stehen. Früher nicht anders als heute. Indes werden in jüngster Zeit durch das sog. "Gewaltschutzgesetz" selbst die belanglosesten Alltagsrangeleien in großer Fallzahl skandalisiert. Ein völlig absurd entgrenzter "Gewaltbegriff" treibt dabei die "Täterzahlen" in die Höhe und macht aus einem gewöhnlichen Ehekrach einen Fall für den Staatsanwalt (der dann allerdings fast ausnahmslos das Verfahren einstellt). Die praktische Durchführung des Gesetzes führt zu tage- oder gar wochenlangen Wohnungsverweisen aus der eigenen Wohnung, und zwar fast ausnahmslos der Männer, ganz unabhängig vom konkreten Hergang - das Ganze allein auf Grundlage einer rein polizeilichen Anordnung, also ohne jeden Beschluß eines Gerichts.

Die Wirklichkeit des "Gewaltschutzgesetzes" bewegt sich in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht in der Sphäre exzessiver Gewalt, sondern trivialer Rangeleien im Bereich der Privatsphäre, der zwischenmenschlichen Beziehungen also, wo bekanntlich niemals einer allein die Schuld trägt, die für Außenstehende in ihrer komplexen Dynamik auch nicht leicht durchschaubar und verstehbar sind - und die sie im Regelfall auch überhaupt nichts angehen, außer in Fällen echter Körperverletzung. Aber in diesen Fällen galt immer schon das Strafgesetzbuch.

Der regierungsoffizielle Slogan: "Der Schläger geht! Die Geschlagene bleibt!" mag sich für manche zwar sehr griffig, schlüssig und einleuchtend anhören. Die Wirklichkeit indes sieht in der überwiegenden Zahl der Fälle völlig anders aus. Vor allem kann gar nicht geprüft werden, um was es sich im gegebenen Fall konkret handelt. Die Polizeibeamten wären damit auch völlig überfordert. Ganz unabhängig deshalb vom realen Hergang der Ereignisse, egal also, ob es sich nur um eine lautstarke Auseinandersetzung gehandelt hat, ob der Mann tatsächlich seine Frau verprügelt hat, ob die Frau ihren Mann vermöbelt hat oder ob sie einfach nur gelangweilt ihren Pudel krault, 110 wählt und den Satz spricht: "Ich werde von meinem Mann geschlagen" - regelhaft wird der Mann von der eintreffenden Polizei umgehend seiner Wohnung verwiesen. Solche Verweise werden tatsächlich auch dann regelmäßig ausgesprochen, wenn z.B. überhaupt keine körperlichen Verletzungen festgestellt werden können, also allein auf die unbewiesene Behauptung der Frau hin. Das ist für die betreffende Frau völlig risikolos. Immerhin haben eventuelle Falschbeschuldigungen keinerlei rechtliche Konsequenzen für sie. Dagegen könnte das Ereignis für den Mann in einem eventuellen Scheidungsverfahren durchaus den Verlust des Sorgerechts für seine Kinder bedeuten.

Die unvermittelt aus ihrem Lebensumfeld gerissenen Männer haben in ihrer neuen Situation kaum eine reelle Chance, sich rechtlich gegen diese polizeiliche Maßnahme effektiv zur Wehr zu setzen, denn es fehlt ihnen in der Zeit buchstäblich an allem, und sei es nur "Papier und Bleistift". Es gibt keine Einrichtungen, die sie auffangen würden und niemanden, der ihre Partei ergreifen oder wenigstens ihre eigene Not ernst nehmen würde. "Beraten" werden sie nur parteilich mit der Intention, ihre "Reue zu stärken", egal ob es dafür überhaupt irgend einen objektiven Grund gibt, unabhängig also auch von eventuellen Tatverwicklungen des "Opfers". Die
Rolle von Opfer und Täter ist in dieser Phase gewissermaßen von Amts wegen unumstößlich festgelegt. Die wohnungsverwiesenen Männer sitzen somit für die Zeit ihrer Verweisung schlicht auf der Straße und können zusehen, wie sie alleine damit fertig werden. Sollten sie sich ihrer Wohnung nähern, werden sie auf Antrag der Frau sofort auf ihre eigenen Kosten in Haft genommen.

Das alles ist verbürgte, praktische Erfahrung derjenigen Personen, die beruflich mit der konkreten Handhabung des sog. "Gewaltschutzgesetzes" befaßt sind (Polizisten und Ärzte): es ist also die Lebens-Wirklichkeit in unserem Land. Uns erinnert es an "Alabama 1960": wenn ein Weißer und ein Schwarzer in Streit geraten, dann kommt die Polizei vorbei und bringt den Schwarzen auf's Revier. Wir nennen das deshalb staatlich betriebenen, rassistischen Tugendterror, basierend auf wahnhafter, kollektiver Wahrnehmungsverengung als Wirkung einer jahrzehntelang hegemonialen Ideologie über das angebliche Verhältnis der Geschlechter. Die verheerende Wirkung solchen Wahnsinns ist v.a. die weitere systematische Zerrüttung des Prinzips Liebe und Versöhnung in den Beziehungen von Mann und Frau.

Solche politischen Entwicklungen bei uns sehr genau zu beobachten - das wäre doch eigentlich ein originärer Fall für AI, oder nicht? Wir sehen die Gefahr, daß die Kampagne "HINSEHEN & HANDELN" in den reichen Ländern des Westens zu einem hochproblematischen Schulterschluß mit der Regierung und ideologischen Sektierern geraten kann. Wenn ausschließlich "die Frau" als Opfer in den Blick gerät, dann fragen wir: Gewalt gegen den bettlägerigen Opa geht in Ordnung? Oder gibt es so etwas in unserem Land nicht? Kinder dürfen, wenigstens von ihrer Mutter, geschlagen werden? Oder tun die das niemals? Ehemänner werden von ihren Frauen niemals vermöbelt? Die berühmten "Nudelholz-Witze" entstammen allesamt dem Reich der reinen Phantasie, ohne irgendeinen konkreten Lebenshintergrund? Und wenn es diesen gibt... dann ist der nur eines: eben "witzig"?

Das Problematische an "HINSEHEN & HANDELN" von AI - wir wiederholen es - sind definitiv nicht die Kampagnen z.B. gegen systematische Vergewaltigung in Kriegsregionen, Zwangsprostitution oder Genitalverstümmelung. Wir begrüßen solche Aktionen von AI ganz ausdrücklich! Allerdings können nur die wenigsten hier wirklich real "handeln". Es geht also noch um etwas anderes: um die zerrüttete Geschlechterbeziehung im Westen nämlich, und zwar in einschlägig ideologischer Sichtweise. Sehr kritisch bewerten wir gerade diese "Schnittmenge", die sich durch die gewollte Verbindung mit dem ideologischen Feminismus im Westen ergibt.

Dies ist unmittelbare Folge der summarischen Ausrichtung der Kampagne auf "DIE Frauen...". Die Lage der Bevölkerung im Westen - und ganz besonders die der Frauen - ist aber nun einmal in keiner Weise mit der Lage in Nigeria, in Somalia, am Hindukusch... vergleichbar. Man darf doch nicht übersehen, daß es bei uns starke politische Kräfte gibt, die durchaus das Elend z.B. in Afghanistan für eigene ideologische Zwecke hier instrumentalisieren.

Unsere Ausführungen zum "Gewaltschutzgesetz" hatten den Zweck, darzulegen, welch fatale Allianzen sich für AI ergeben können, falls diese Unterschiede nicht mehr mitbedacht und berücksichtigt werden. Die Gefahr ist unserer Ansicht nach nicht von der Hand zu weisen, daß es hier im Westen zu einer (von vielen AI-Mitgliedern sicher ungewollten) "tatkräftigen Unterstützung" seitens AI für höchst problematische "Staats-Kampagnen" kommen kann. Wir halten dies bei der undifferenzierten und tendenziösen Ausrichtung von "HINSEHEN & HANDELN" sogar für fast unvermeidlich.

Staatliche Rassismus-Kampagnen mit tatkräftiger Unterstützung von AI? So etwas hat es bisher noch niemals gegeben. Und das darf es auch in Zukunft nicht geben! Die große Bruchlinie in der Welt verläuft nun einmal nicht, wie es Feministen immer behaupten, zwischen Mann und Frau, sondern v.a. zwischen "arm und reich", "Hunger und Überfluß", "politischer Freiheit und politischem Terror"... Soll das für AI in Zukunft nicht mehr gelten?

AI fordert: "Gewalt gegen Frauen muß ein Ende gesetzt werden. Auf Kriegsschauplätzen ebenso wie im Schlafzimmer." Wenn AI sich dermaßen bereitwillig für den Geschlechterkrieg im Westen instrumentalisieren läßt, womit muß man dann demnächst rechnen? Wird ein Blauhelmsoldat in jedes deutsche Schlafzimmer abkommandiert werden?

Falls Feminismus jetzt zu einer Art Dachideologie von AI wird, dann müssen wir außerdem fragen: welche Folgen wird das für die weltweite Arbeit von AI haben? Werden weltweite "Opferquoten" nach Geschlecht eingeführt? Werden "Menschenrechte" bei AI jetzt zu "Frauenrechten"? Spielt die (übrigens viel größere) Zahl von männlichen Verfolgungsopfern dann eine nachgeordnete Rolle, weil es ja nur Männer und damit sozusagen gar keine "richtigen" Opfer sind?

Wo "Rechte für Weiße" und "Rechte für Schwarze" eingeführt werden, da beginnt Apartheid. Wenn bei Opfern von Gewalt und Verfolgung nach "Gruppen" unterschieden wird, welche auch immer es seien, wenn es also nicht darum geht, daß es einfach EIN MENSCH ist, der von seinesgleichen diffamiert, verfolgt, gefoltert, getötet wird, sondern "ein US-Bürger", "ein Europäer", "ein Weißer", "eine Frau"... dann wurde ein gefährlicher Grad geistiger Verwirrung überschritten und die Prinzipien jeder glaubwürdigen Menschenrechtsarbeit über Bord geworfen - ein absolutes Tabu für eine Menschenrechtsorganisation wie AI!

"Some animals are more equal"... das verbietet sich immer und unter allen Umständen. Es kann auch - und zwar aus Prinzip - niemals irgendwelche "besonderen Gründe" geben, die dies "im Einzelfall" etwa doch rechtfertigen könnten - etwa weil es Unterschiede in den Formen der Gewaltanwendung gibt - einfach deshalb, weil dadurch das Konstitutivum der Menschenrechte, nämlich ihre UNIVERSALITÄT, preisgegeben würde.

Bei den bürgerlichen und politischen "Rechten von Menschen" handelt es sich um prinzipiell gestaltbare Rechte von bestimmten Menschen gegenüber bestimmten anderen Menschen. Nicht so bei den "allgemeinen Menschenrechten". Sie sind nicht "gestaltbar", sondern unteilbar, unveräußerlich, universell und angeboren. Man kommt in ein unauflösliches Dilemma, wie man es auch dreht und wendet, sobald man einmal damit angefangen hat, diese Frage der politischen Einflußnahme zu öffnen und Menschenrechte in "Gruppen" aufzuteilen. Das hat keine politischen, sondern logische und prinzipiell-philosophische Gründe.

Die Würde des Menschen ist keine politische Kategorie, die verhandelbar wäre, sondern sie ist transzendenten Ursprungs. Warum? Sie stammt nicht vom Menschen selbst, sondern sie folgt aus der Einsicht, daß die Würde dem Menschen angeboren ist. Wird dies negiert, dann wird seine Würde überhaupt negiert. Man kann sie ihm nämlich nicht "verleihen" - und gerade deshalb eben auch nicht "nehmen". Nur deshalb und nur dann sind die Menschenrechte "universell", weil und soweit sie der Verfügung des Menschen prinzipiell entzogen sind. Ein (von Menschen) "verliehenes" Recht hingegen kann dem Wesen nach nicht "universell" sein.

Menschenrechte gelten für alle Menschen. Sie gelten nicht für bestimmte Gruppen von Menschen mehr oder weniger - auch nicht für alle "Gruppen" von Menschen gleichermaßen - sondern für den Menschen schlechthin. Einfach weil er ein Mensch ist! Immer wieder wird von verschiedener Seite der Versuch unternommen, dies zu verdunkeln, indem man z.B. die Menschenrechte zu einer "politischen Frage" erklärt sehen möchte, sie gar der Tagesaktualität zu unterwerfen trachtet. Es war bisher ein Essential, daß die Arbeit von AI durch und durch frei zu sein hatte von allen Instrumentalisierungsversuchen von interessierter Seite, wer auch immer dies sei. Die gegenwärtige Kampagne widerspricht diesem Grundsatz diametral. Sie bedeutet deshalb auch von da her einen Bruch in der Arbeit von AI.

Wann immer dieses Fundament verlassen wird, auf dem die Arbeit von AI bisher beruhte, verdunkeln sich auch die Menschenrechte. Das Prinzip muß also mit allergrößter Sorgfalt und Entschlossenheit beschützt werden vor jeder tagespolitischen "Verbesserung", die sich dem einen oder der anderen Aktivistin aufdrängen mag, weil der Zeitgeist und die eigene ideologische Verblendung solches nahe legt. Ganz besonders muß es beschützt werden vor jeder ideologischen oder staatlichen Einflußnahme.

Eine Menschenrechtsorganisation vom Format von "AI" kann in dieser Frage keine Kompromisse machen. Prinzipien, die "verhandelt" werden, sind keine. In prinzipiellen Fragen gibt es keine Kompromisse - weil es sonst keine Prinzipien mehr gibt.

Es ist diese bedrückende geistige Unklarheit über kardinale Prinzipien, sowie die unkritische Verbindung mit ideologischer Regierungs-Propaganda, die uns an der jüngsten Kampagne von AI so überaus verstört und tief besorgt macht.

Sie können unserer Analyse zustimmen?
Dann werden auch Sie aktiv, indem Sie einen Protestbrief an Amnesty International schreiben! Fordern Sie AI auf, sich - wie in der Vergangenheit - jeder Beteiligung an staatlichen Kampagnen zu enthalten. Fordern Sie von AI, die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte nicht durch ideologisch eingeengte Kampagnen in Zweifel zu bringen, sondern die Menschenrechte ungeteilt und unabhängig von Herkunft, Rasse, Religion, Weltanschauung, sozialer Zugehörigkeit und Geschlecht in gleicher Weise zu verteidigen.

per Email an:
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<http://www.amnesty.de>
per Brief an:
amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
53108 Bonn

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