Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel)
Günter Kleer für den Wiesbadener Kurier vom 19.11.2002, Seite 2, online unter http://www.main-rheiner.de/archiv/objekt.php3?artikel_id=1021532:
--- Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht
Wenn die Mutter "Nein" sagt: Unverheiratete haben bei Trennung keine Chance auf Mitverantwortung für gemeinsames Kind
MAINZ/KARLSRUHE In den Tagen zunehmender Ehescheidungen einschließlich der Zerrüttungen von Ehen ohne Trauschein rückt das Sorgerecht für Kinder immer stärker in den Vordergrund. Nach einer Gesetzesreform von 1997 können zwar auch Unverheiratete problemlos die gemeinsame Verantwortung erlangen doch nur, wenn sie sich einig sind. Sperrt sich die Frau, ist der Mann machtlos. Heute wird das Bundesverfassungsgericht prüfen, ob diese Regelung mit dem Elternrecht des Vaters vereinbar oder verfassungswidrig ist.
Der Bundesvorstand des Vereins "Väteraufbruch für Kinder" glaubt jedenfalls, dass nur die gemeinsame Sorge als Regelfall den Verfassungsauftrag der Gleichstellung ehelicher und nichtehelicher Kinder erfüllt. Dabei verweist er auf das Grundgesetz, Artikel 6, Absatz 5: "Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gemeinschaft zu schaffen wie den ehelichen." Ausnahmen, so räumt der Verband freilich ein, sind in begründeten Fällen nicht ausgeschlossen und nach den Vorschriften auch möglich.
1989 gegründet, zielt der Verein unter anderem darauf ab, den Begriff "Sorgerecht" durch den Begriff "elterliche Verantwortung" zu ersetzen. Daraus resultiert, dass beide Eltern gleichermaßen in der Verantwortung stehen und die damit verbundenen Rechte und Pflichten ihrer Kinder zu wahren haben. Der Vorsitzende der Mainzer Ortsgruppe, Rainer Bibbert, betont: "Wir wollen insbesondere die Not der Kinder wenden, die von Trennung und Scheidung ihrer Eltern betroffen sind". Für die angestrebte Gleichstellung aller Kinder verweist er nicht zuletzt auf mehrere Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, "die alle positiv für den Vater ausgingen." Den deutschen Familiengerichten lastet der Mainzer eine zu konservative Haltung an und verweist auf die viel weiterreichenden Väterrechte in Frankreich und Großbritannien.
In diesem Sinne reklamiert Dietmar Nikolai Webel für den Bundesvorstand: "Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung beide Eltern Vater und Mutter." Bei Gleichstellung im Familienrecht könnten sich Väter emotional mehr auf die Kinder einlassen.
Eine vom Bundesjustizministerium in Auftrag gegebene Studie gibt dazu allenfalls Anhaltspunkte: Danach hat eine Reform, die das gemeinsame Sorgerecht bei Geschiedenen zum Regelfall gemacht hat, immerhin die Streitigkeiten beispielsweise um den Wochenendausflug des geschiedenen Vaters mit Tochter oder Sohn verringert. Auch seien die Väter bei den Unterhaltszahlungen disziplinierter geworden.
So oder so hält auch der Juristinnenbund die derzeitigen Regelungen einfach für zu starr, da sie keinerlei Korrektur möglich macht. Deshalb plädiert der Verband dafür, dass Familiengerichte in bestimmten Fällen das gemeinsame Sorgerecht auch gegen den Willen der Mutter anordnen können allerdings nur, wenn die Interessen des Kindes das wirklich notwendig machen. Dagegen meint Ursula Gambla, Diplom-Psychologin der Ehelebens- und Familienberatungsstelle Mainz: "Die Regelung des Sorgerechtes kann nicht über die Leiche der Mutter gehen." Als Praktikerin im Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) sieht sie die Einigung mit der Mutter als unabdingbar an. Zum Wohl des Kindes mahnt sie dabei eine "gemeinsame Regelung" nach fairen Gesprächen zwischen den Eltern an. Und VAMV-Bundesvorsitzende Edith Schwab warnt gleichfalls vor einem Eingriff ins Mutterrecht, falls der Vater das Sorgerecht zwangsläufig durchsetzen kann. ---
(Anmerkung: Der Väteraufbruch für Kinder, VfK, und der Verband alleinerziehender Mütter und Väter, VAMV, stehen in einer Art "Konkurrenz" zueinander. Verschiedene Väterrechtler sehen in dem VAMV trotz dessen Namens eine reine Mütterorganisation und werfen ihm in dieser Hinsicht Einseitigkeit vor. Dasselbe könnte man natürlich umgekehrt erst recht dem "Väteraufbruch" vorwerfen, der seine Parteinahme allerdings wenigstens in seinem Namen deutlich macht.)
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- Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Arne Hoffmann,
19.11.2002, 11:39
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) - Norbert, 19.11.2002, 12:45
- Nachtrag -
Arne Hoffmann,
19.11.2002, 17:18
- Noch'n Nachtrag -
Rüdiger,
20.11.2002, 00:24
- noch ein paar diverse Pressemeldungen zum Thema -
Arne Hoffmann,
20.11.2002, 23:13
- und schließlich ein Programmtipp dazu - Arne Hoffmann, 20.11.2002, 23:17
- noch ein paar diverse Pressemeldungen zum Thema -
Arne Hoffmann,
20.11.2002, 23:13
- Noch'n Nachtrag -
Rüdiger,
20.11.2002, 00:24
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Jolanda,
19.11.2002, 20:17
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Arne Hoffmann,
19.11.2002, 21:18
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) - Jolanda, 19.11.2002, 23:27
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Norbert,
19.11.2002, 22:06
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Jolanda,
20.11.2002, 00:27
- Väter kämpfen um ihre Rechte -
Norbert,
20.11.2002, 11:04
- Re: Väter kämpfen um ihre Rechte - Jolanda, 20.11.2002, 12:09
- Väter kämpfen um ihre Rechte -
Norbert,
20.11.2002, 11:04
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Jolanda,
20.11.2002, 00:27
- Re: Väter ohne Trauschein kämpfen um Sorgerecht (Artikel) -
Arne Hoffmann,
19.11.2002, 21:18
- Deutsche Juristinnenbund / Sabine Heinke -
Norbert,
20.11.2002, 15:24
- Re: Deutsche Juristinnenbund / Sabine Heinke -
Jolanda,
20.11.2002, 15:42
- Nachtrag :-) -
Jolanda,
20.11.2002, 15:45
- Re: Nachtrag :-) - Norbert, 20.11.2002, 17:34
- Nachtrag :-) -
Jolanda,
20.11.2002, 15:45
- Re: Deutsche Juristinnenbund / Sabine Heinke -
Jolanda,
20.11.2002, 15:42