Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Süsses Fake o.T.

Banshee, Friday, 06.09.2002, 17:39 (vor 8497 Tagen) @ Karla

Als Antwort auf: onanierende Ehemänner: Eine tabuisierte Krankheit von Karla am 06. September 2002 09:29:18:

***Vorsicht- Text kann triggern!***
Männer verstehen es vielleicht nie, daß es für Frauen eine zutiefst demütigende Erfahrung ist, feststellen zu müssen, daß ihr Partner heimlich Pornos konsumiert und dabei onaniert. Ich werde niemals verstehen, warum Männer so etwas verletzendes tun, es ist mir unbegreiflich.
Ich war 15 Jahre lang verheiratet (2 Kinder). In meinen Mann war ich, als ich ihn kennenlernte, unendlich verliebt. Der Grund dafür war, daß er so ganz anders war als die anderen Männer, die ich als Jugendliche kennenlernte. Er war einfühlsam und zärtlich. Er war nicht in erster Linie genital-narzistisch orientiert wie die egoistischen Männer, die ich vor ihm kannte, sondern war emotional mit mir auf einer Wellenlänge. Natürlich hatten wir nicht etwa nur ?Blümchensex?, so nach der romantischen aber unrealistischen Devise ?Kuscheln ist immer besser als Penetration?, aber selbst wenn wir ?richtig? miteinanderschliefen, hatte ich immer das Gefühl, daß er mich als ganzes und nicht nur manche meiner Körperteile, etwa nur meine Vagina, anziehend finde, daß er mich also nicht etwa zum Sexualobjekt degradiere, wie das leider so viele Männer mit den Frauen tun.
Wir hatten nicht nur eine emotionale Beziehung, sondern sogar noch mehr, was selten vorkommt, nämlich eine spirituelle Beziehung. Nicht nur ein Einheitsgefühl, sondern auch auf einer höheren, geistigen Ebene fanden wir zusammen. So bekamen wir also 2 Kinder und lebten wirklich glücklich zusammen.
Bis er sich immer weiter von mir entfernte. Es fing damit an, daß er nicht mehr mit mir schlafen wollte. Ich dachte anfangs, das sei doch ganz normal, schließlich habe ich auch nicht immer Lust. Aber es dauerte immer länger und wurde immer schlimmer: Er wollte irgendwann nicht mehr nur ?mit? mir, sondern sogar nicht einmal mehr ?bei? mir schlafen. Er sagte, er könne nicht mehr einschlafen, wenn er neben mir läge, weil ich angeblich schnarchen würde. Dabei schnarcht er selber, und zwar ziemlich laut. Das war sehr verletzend für mich. Meine Freundin meinte, es wäre eine Phase und ganz normal, bei Männern würde mit zunehmendem Alter der Trieb abnehmen, und es wäre sogar ganz gut, wenn er auf diese Weise zu sich selbst finden könne, er würde mich ganz gewiß wieder attraktiv finden, aber dann auf eine neue, andere Art. Eine Ehe würde sich mit der Zeit verändern, weil die Partner reifen, sich weiterentwickeln und verändern.
Doch ich bekam einen Verdacht und es entstand ein Mißtrauen bei mir. Es fing damit an, daß ich beim Wäschewaschen bemerkte, daß sein Laken befleckt war. Ich erklärte es mir mit ?Pollutionen?, das sind, das habe ich im Biologieunterricht gelernt, nächtliche spontane Samenergüsse beim Mann. Bis ich feststellte, daß er Tempotaschentücher verbrauchte, und zwar ohne erkältet zu sein. ?Wozu braucht er soviele Tempotaschentücher ?, fragte ich mich. Ich ahnte, daß es da ein Geheimnis geben müsse, wagte jedoch noch nicht, den unglaublichen Gedanken zu denken. Und dann hörte ich ihn nachts stöhnen. ?Er wird doch nicht krank sein !?, dachte ich zuerst. Aber dann bemerkte ich, daß es gar kein Stöhnen des Schmerzes, sondern der Lust, also SEXUELL war ! Ich erschrak, dachte zunächst: Da ist doch nicht etwa eine Frau bei ihm ? Ich lag wie erstarrt in meinem Bett und konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Horchte genau, ob da noch jemand wäre, aber da war niemand !
Meine Freundin meinte, das wäre ein gutes Zeichen. Er würde wohl onanieren, was ich mir auch gedachte hatte, so naiv war ich auch schon damals nicht. Also hätte er noch einen Sexualtrieb, und das wäre ja gut ! Er würde ganz sicher, wenn ihm das Onanieren keinen Spaß mehr machen würde, zu mir zürückkehren. Ich müsse mir jetzt ganz besondere Mühe geben, um ihn erotisch zu stimulieren.
Ich strengte mich an, machte eine Fastenkur, nahm ab, joggte, veränderte meine Frisur und kaufte mir neue Unterwäsche. Er lobte mich dafür, ich spürte wieder seine alte Bewunderung, die er früher immer für mich gehabt hatte. Wir waren auf einem guten Weg.
Bis ich zufällig das Heft entdeckte. Er hatte es in seinem Schreibtisch ganz zu unterst in einer Schublade unter den alten Steuererklärungen versteckt. Es war grusig ! Lauter Genitalien, Schwänze, Mösen, sogar in Großaufnahme. Ein einziges langweiliges, stupides Rammeln. Und nicht im geringsten ästhetisch ! Und dann war da sogar ein Bild, wo sie sich anpinkelten. Mir wurde schlecht, ich war völlig konsterniert. Sollte so etwas meinem Karl gefallen ? Sollte ich mich so in ihm getäuscht haben ? War er etwa genauso wie die anderen Männer genital fixiert und hatte mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht ?
Von da an ging es bergab. Ich stellte fest, daß er Pornographie verschiedenster Art konsumierte, die Enttäuschungen kamen Schlag auf Schlag, ich erzähle nur die schlimmsten Vorkommnisse:
Meine Freundin sah ihn in seiner Mittagspause im Stadtzentrum in einen Beate-Uhse-Shop gehen. Ich erfuhr, daß es darin Einzel-Kabinen gäbe, in denen die Männer sich Pornofilme anschauen und dabei onanieren. Ich wollte es nicht glauben und ging mit meiner Freundin mal hinein, der Zugang ist ja auch für Frauen erlaubt, aber es kostete unwahrscheinliche Überwindung, in diese patriarchalische Männer-Domäne einzudringen. Das Herz raste mir vor Aufregung und Angst. Tatsächlich: Da gab es diese Kabinen ! Und in ihnen war ein Münzeinwurf, eine Sitzbank, ein Bildschirm mit Tasten darunter und, ich konnte es nicht fassen, glaubt es mir, es stimmt wirklich: Ein Paket mit Papierwischtüchern, das wohl zum Abwischen des Ejakulats dienen sollte ! Ihr glaubt es nicht, aber es stimmt ehrlich, ganz sicher, ich habe es mit eigenen Augen gesehen ! Herum liefen ganz viele Männer, die sich Pornohefte anschauten oder in diese Kabinen gingen. Wir waren völlig konsterniert, wußten nicht, ob wir lachen oder schreien sollten.
Ich fand zu Hause noch andere versteckte Pornoheftchen.
Die Krönung war, als ich ihn beim Onanieren ERWISCHTE ! Es war für uns beide nur noch peinlich ! Ich war mit den Kindern bei meinen Eltern gewesen, die Kinder blieben bei meinen Eltern und ich kam früher zurück als angekündigt. Und dann mußte ich ihn sehen, wie er im Wohnzimmer vor dem Video-Rekorder saß. Es war gerade eine nackte Frau mit gespreizten Beinen auf dem Bildschirm, die ihre Schamlippen auseinanderzog, daß man bis in ihren Muttermund sehen konnte. Und er saß davor, mit herungergelassener Hose, steifem Glied und onanierte. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, war nur noch entsetzt. Er war genauso wie ich völlig entsetzt, aber aus einem anderen Grund wie ich, nämlich ganz banalerweise deshalb, weil er erwischt worden war. Doch sein schlechtes Gewissen nützte ihm jetzt auch nichts mehr. Denn es kommt nicht darauf an, ob man erwischt wird, sondern ob man es tut.
Meine Freundin war genauso entsetzt wie ich, aber sie meinte, wir sollten in eine Paar-Beratung gehen. Für ihn wäre vielleicht zusätzlich eine Selbsthilfegruppe für pornosüchtige Männer sinnvoll. Es gebe da im psychosozialen Beratungszentrum seit neuestem eine Gruppe, die von Dipl.-Psychologin Bergfrau-Weißer geleitet würde. Sie arbeitet auf der Basis, zunächst einmal anzuerkennen, daß Männer von Natur aus nun mal trieborientiert sind, aber daß es doch möglich ist, den Trieb zu kontrollieren. Im Grunde genommen eine Selbstverständlichkeit, aber manche Männer haben eben diese behandlungsbedürftige Krankheit.
Meinen Mann war leider auch an dieser Krankheit erkrankt, und das ist meine Tragödie und die meiner Kinder. Es ist für mich ein schwacher Trost, wenn ich mir sage, daß es wie bei anderen Krankheiten im Grunde genommen Zufall, bzw. Pech ist, wen es trifft und wen nicht. Wenn ich krank bin, muß ich mich um Heilung bemühen, das ist doch logisch.
Aber er: Er verweigerte die psychologische Hilfe ! Er machte keinerlei Anstalten, seine Krankheit anzugehen, es fehlte bei ihm jede Akzeptanz der Situation, er war wie vernagelt !
Ich mußte mir solche Sprüche anhören wie ?Es wixt doch jeder.? ? ?Rede mir doch nichts ein !? ? ?Da ist doch nichts schlimmes dabei.? Das wäre ja alles noch gegangen, wenn er nicht den Satz gesagt hätte, den schlimmsten Satz, den ich schon von so vielen Frauen gehört habe, daß sie ihn von ihren Männern gehört haben, und von dem auch im Buch ?Sind Männer wirklich Schweine ? Ein Frauenratgeber? geschrieben wird, er sagte tatsächlich:
DAS HAT NICHTS MIT DIR ZU TUN
Nach dem habe ich nichts mehr zu sagen. Das Ende vom Lied war die Scheidung. Zum Glück habe ich ein Forum im Internet gefunden, das von einer wirklich netten Diplom-Psychologin geleitet wird, der sogenannte ?Exen-Treffpunkt?, wo ich mit Leuten in gleicher oder ähnlicher Lage meine Wunden lecken kann. Dort finde ich Verständnis.


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