Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Wie denkt ihr darüber?

Kenny, Tuesday, 02.07.2002, 13:03 (vor 8561 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Re: Wie denkt ihr darüber? von Beatrix am 29. Juni 2002 16:18:52:

Du schreibst selbst in Deinem Buch,
daß Frauen gar nicht die Arten von Karrierejobs, die derzeit zur
Verfügung stehen, haben wollen, sondern andere Prioritäten setzen.

Da stellt sich mir die Frage:

- Warum schaffen sich die Frauen nicht die Art von Karriere-Jobs,
die ihnen vorschweben selbst? Die Karriere-Jobs der Männer sind
ja auch nicht vom heiteren Himmel her gekommen.

- Warum unterstützen Frauen (z.B. beim täglichen Einkauf, beim
Kleiderkauf etc.pp.) nicht gezielt Firmen, die solche alternativen
Karriere-Jobs bieten (und deshalb evtl. wesentlich teurer produzieren)?

Es wird auch immer wieder erklärt, daß Frauen sich und ihre
Fähigkeiten schlechter "verkaufen" und nicht genügend Werbung für
sich machen. Das hängt aber auch mit der nicht vorhandenen
Profilierungssucht vieler Frauen zusammen. Sie wollen ja oft
gar nicht allein an der Spitze stehen, sondern lieber im Team
oder in 2. Reihe.

Es ist aber nunmal wie annodazumal beim Krieg, als sich die Armeen noch in Reih' und Glied gegenüberstanden und aufeinander schossen: Irgendwer steht immer in der ersten Reihe - auch wenn es mehrere sind. Und wenn die Frauen sich bei diesen 1.-Reihen-Positionen verweigern, dann bleiben eben nur noch Männer übrig.

Ist das nun die Profilierungssucht der Männer oder mangelnde Bereitschaft von Frauen? Vielleicht beides ein Stückchen weit.

Weitere von den Frauen kaum geteilte Interessen sind ungebremster
technischer Fortschritt,

Komischerweise verwenden aber Frauen die Produkte ebendieses ungebremsten technischen Fortschritts. Meine Freundin versteht einiges mehr von Autos als ich. Ich erkenne noch nicht mal einen Toyota, wenn ich ihn sehe.

"Der neue Mercedes Humbeldei 9999C sieht ja echt schnuckelig aus!" - "Ähm... was ist das? Nie gesehen..." - "Steht doch direkt vor dem Haus unseres Nachbarn!" - "<Nachdenk - da war doch was mit vier Rädern...>"

der Kult um das Auto (für die meisten Frauen ist ein Auto ein reiner
Gebrauchsgegenstand wie eine Kaffeeemaschine.Hauptsache es rollt,
dahin, wo man selbst hin will.),

In meinem Bekanntenkreis ist das auch für die meisten Männer so. Wo ich Dir allerdings Recht gebe ist, dass es diese Extrem-Auto-Fanatiker (die auch unter Männern nur einen geringen Prozentsatz ausmachen) bei Frauen anscheinend fast _gar_ nicht gibt. Dafür haben die Frauen andere Fimmel (z.B. Kleidung, Kosmetika etc.pp.)

Ich bin allerdings evtl. eine andere Generation als Du.

dann der Massensport.

Seit letzter Woche Dienstag habe ich mir einige ziemlich entsetzte Blicke (von Frauenseite!) eingehandelt, weil ich, als ich beim Warten auf den Tauchsieder zwangsweise 10 Minuten Fußballspiel Deutschland-Südkorea mitbekam, fragte, welche der Leute da unten denn jetzt eigentlich die Deutschen wären. Die schwarz-roten Trikots der Südkoreaner hätten für mich auch gut zu den Deutschen gepasst wegen unserer Nationalfahne Schwarz-Rot-Gold.

Am Sonntag habe ich mir dann mal ein Spiel angeschaut. Ich habe etwas gebraucht, bis ich wieder wusste, wann wer einen Eckball bekommt. Das letzte Spiel davor habe ich vor 6 Jahren gesehen.

Ansonsten habe ich in dieser Zeit als Sportereignis einmal die Übertragung der Schachmeisterschaft im Dritten gesehen. Die war aber wirklich gut und spannend.

Alle Lebensbereiche, die Möglichkeiten bieten für Heldentum,
sind bloß was für Männer.

Du meinst Kindererziehung und Familie? Das ist eigentlich der einzig heldenhafte Bereich, den ich kenne. Das andere ist nur verzweifeltes Umsichschlagen, in der Hoffnung, man übertrumpfe den anderen und bekomme auch noch morgen sein Brot. Verzweiflung und Heldentum passen aber imo nicht wirklich zueinander. Es wäre schön, wenn der Anteil der Männer im Heldentum höher sein könnte, während sich die Frauen mehr an der Verzweiflung beteiligen würden.

Aber leider hat uns der Schöpfer da in die zweite Reihe gedrängt. Wir können 9 Monate lang nur von außen zusehen, in der ersten Zeit sind wir nicht mal in der Lage, das Kind zu versorgen, weil wir keine Brüste haben um es zu stillen (Nein, die Perversion, ein Kind von Anfang an ausschließlich mit chemischer Nahrung großzuziehen, empfinde ich nicht wirklich als kindgerecht). Und wenn das Kind dann so weit ist, dass der Vater mal Vollzeitvater sein kann, es also wirklich auch mal selbst versorgen kann, ohne in seiner Unfähigkeit immer zu Mama rennen zu müssen, bis dahin darf er 1-2 Jahre lang das Gefühl ertragen, zweitrangig zu sein.

Ein Mann muss sich die Nähe zu seiner Familie hart erarbeiten, Frauen wird es in den Schoß gelegt. Wenn einem Mann daran liegt, ist diese erste Zeit sehr schmerzhaft. Wen wundert es da, dass viele Männer ob ihrer Schwäche kapitulieren und sich zurückziehen?

Aber selbst theoretisch habe ich keinen Lösungsansatz. Das ist nunmal von der Natur her so. Aber während die Leistung der Frau hier voll gewürdigt wird, wird den Gefühlen des Mannes in dieser Situation kaum Beachtung geschenkt. Als Mutter bist Du vor und in der ersten Zeit nach der Geburt für das Kind unersetzbar. Als Vater bist Du austauschbar, wenn es der Mutter gefällt. Du kannst das Kind nicht der Mutter entreißen, ohne es zu töten (es sei denn, man greift nach der Geburt zur rein künstlichen Ernährung oder die andere Frau hat auch gerade zufällig ein Kind geboren). Wenn die Mutter nicht mehr mit Dir glücklich ist, sondern mit einem anderen Mann, dann wird auch das Kind mit diesem anderen Mann glücklich sein, weil es sich vor und in der ersten Zeit nach der Geburt am "Glück" der Mutter orientiert.

Frauen haben idR keine Vorstellung, wie überflüssig mann da ist und sich fühlt, wie unangenehm das sein kann.

Frauen legen selten Wert drauf, als Heldinnen gefeiert zu werden und
im Mittelpunkt zu stehen.

Frauen legen (z.B. bei der Partnersuche) sogar _sehr_ viel Wert darauf, im Mittelpunkt zu stehen. Und sie wollen vielleicht weniger als Heldinnen, dafür aber eher als Prinzessinen gefeiert und _umworben_ werden. Wobei das "umworben-werden" bei Frauen imo um einige Größenordnungen höher ausgeprägt ist als bei Männern.

Jetzt überleg mal, was bei den oben genannten Bereichen alles an
finanziellen Entscheidungen zum Tragen kommt

Wie hoch ist eigentlich die Summe, die allein tagtäglich von Frauen im Rahmen der Einkäufe etc. ausgegeben wird im Vergleich zu den anderen Ausgaben?

und in welchen Größenordnungen die Finanzierung männlicher
Geltungssucht, männlichen Heldentums und männlicher Technikspielerei
vonstatten geht,

Dir ist aber schon klar, dass Du ohne diese männliche Technikspielerei kein Internet, keinen Fernseher, kein Telefon, kein Auto hättest?

Ich respektiere die Ansicht, männliche Technikspielerei nicht zu mögen. Ich respektiere es aber nicht, männliche Technikspieler nicht zu mögen und im gleichen Atemzug exzessiven Gebrauch von ihren Resultaten zu machen.

Deine Gegenrechnung würde nur klappen, wenn diese Technikspielerei wirklich nur Männern zugute käme bzw. wirklich nur von ebendiesen genutzt würde. Das ist aber nach meiner Erfahrung nicht der Fall.

Aber wie schon gesagt: Ich bin evtl. eine andere Generation als Du.

- Kenny


gesamter Thread:

 

powered by my little forum