Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wie denkt ihr darüber?

Beatrix, Tuesday, 02.07.2002, 01:58 (vor 8562 Tagen) @ Nick

Als Antwort auf: Re: Wie denkt ihr darüber? von Nick am 01. Juli 2002 08:53:32:

Hallo Nick!

Du hast zwar nicht mich angesprochen, aber ich würde auch gern einen Kommentar dazu abgeben.

Eine Bemerkung vorweg: Ich finde Deinen Kommunikationsstil einfach klasse. Selbst da, wo du mich massiv kritisiert hast (an anderer Stelle), fand ich Deinen Ton sehr freundlich, sehr geduldig und um Ausgleich bemüht.

Dem, was du hier schreibst, kann ich bis auf einen Punkt wirklich aus vollem Herzen zustimmen. Das ist ein Superbeitrag. Danke!

Nur Deiner Wertung von Maskulismus und Feminismus kann ich nicht mich nicht anschließen:

Für mich verläuft die Trennlinie nicht zwischen Mann und Frau. Auch nicht zwischen Feminismus und Maskulismus. Das sind beides ideologische Bastionen, wobei allerdings der Maskulismus, da er sich zur Zeit in der Verteidigungsposition befindet,

Welchen Maskulismus meinst Du denn? Der, der sich in der Verteidigung befindet, ist doch die betont rationale, alles wissenschaftlich erklärbar machen wollende, die Welt wie ein Ressourcenlager ausbeutende und Gewalt als legitimes Mittel des Stärkeren ansehende Strömung, die jetzt schon seit Jahrhunderten ihr Unwesen treibt.
Unter Maskulismus verstehe ich aber eine ganz neue Richtung, nämlich die Männerbewegung derjenigen Männern, die sich aus ihren starren Rollen befreien wollen. Genauso wie sich Jahre früher die Frauen aus ihren Rollen zu befreien begannen. Aber muß der sich verteidigen? Ist es wirklich so schlimm? Ich schätze mal, wenn die Maskulisten VON SICH reden, wie es ihnen geht, und wenn sie nicht nur anklagend und vorwurfsvoll gegen die Frauen sprechen, müßten sie doch eigentlich genügend Zuspruch auch von Frauen bekommen. Ich hab im RL noch keine Frau erlebt, die nicht offen war für die Benachteiligung von Männern, wenn man sie ihr erst mal nahe gebracht hat.
Letztens hab ich das Thema in einem VHS-Kurs angesprochen, und alle äußerten, daß sie auch im Freundeskreis, unter Kollegen oder in der Verwandtschaft mindestens einen Mann kennen, der Opfer von Männerbenachteiligung geworden ist. Heute rief mich deshalb ein Mann an, der über mich Kontakt zu einer Väterorganisation aufnehmen wollte.
Also ich finde, es tut sich da in den letzten Jahren schon sehr viel.

vorübergehnd produktiv und notwendig ist,
während ich im heutigen Feminismus tatsächlich eine total degenerierte, destruktive, tendenziell totalitäre menschenfeindliche Bewegung erkenne.

Und hier kommt mein Einspruch. Ich stimme Dir zu, daß da manche Entwicklungen aus Unüberlegtheit aufgrund vermeintlicher Unterlegenheit herrühren. Stell Dir vor, eine kleine zarte Frau kämpft spielerisch mit ihrem Partner, der einen Kopf größer und bärenstark ist. Wenn sie da mit aller Kraft auf ihn einboxt, spannt er nur die Muskeln an und lacht sie aus. Denn er weiß, er könnte ihr mit einem Schlag seiner Faust das Genick brechen, und die Schläge der Frau tun ihm nicht wirklich weh.
Der Frau macht ihre Unterlegenheit schon zu schaffen, aber im Vertrauen auf seine Friedfertigkeit schafft sie es sich damit zu arrangieren.
Aber nun gewöhnt sich die Frau daran, daß sie nach Herzenslust und hemmungslos auf ihren Mann einschlagen darf, wenn sie sich damit Luft machen will. Dann das Ganze ist ja nur ein Spiel. Aber sie übersieht dabei, daß ihr Mann nicht immer so gut in Form ist, daß er seine Muskeln anspannen kann, daß er auch nicht immer in Spiellaune ist, daß er manchmal einfach gestreßt und erschöpft ist und ihn solche Übergriffe nerven. Sie übersieht vielleicht auch, daß ein neuer Partner, wenn sie es mal mit einem zu tun hat, womöglich nicht so stark ist wie der vorige, das Boxspiel kein bißchen witzig findet und daß sie ihm wirklich weh tut, wenn sie so zuschlägt.

Ich will damit sagen, daß viele männerfeindliche Phänomene, etwa eine gewisser Zweig der Frauenliteratur, oder manche Männerwitze wahrscheinlich von Frauen verursacht werden, die die Unverwundbarkeit der Männer total überschätzen. Aber das liegt nicht nur an den Frauen, sondern genauso an den Männern, die ja jahrhundertelang alles dazu getan haben, um als die coolen Helden dazustehen. Zu diesem Heldentum gehört auch, sich keinen Schmerz anmerken zu lassen, sondern ihn klaglos zu ertragen. Wenn nun so ein Mann auf einmal keinen Bock mehr hat, ein Held zu sein und es blöd findet, daß er bisher immer alle Schmerzen geschluckt hat, wenn er nun auch mal offen seine Schmerzen äußern und Zuwendung und ärztliche Versorgung haben will - wie soll die Frau das ahnen, die ihn bisher nur als den abgehärteten, gefühllosen, starken und klugen Helden erleben sollte?

Ich weiß genau, daß ihr Frauen mindestens soviel durch den Feminismus verloren habt wie wir Männer. Ihr habt UNS verloren. Aber viele Frauen lassen sich vordergründig korrumpieren, kosten es naiv aus, vermeintlich zum „besseren Geschlecht“ zu gehören, killern ihr kleines Ego und sind damit zufrieden. Ohne sich zu fragen, was sie selbst dadurch verloren haben. Ich meine, der Schaden ist immens, unaussprechlich...

Ja, da ist was dran. Nämlich an dem "ihr Ego killern". Wenn Du damit meinst, daß viele Frauen einfach nicht genügend Selbstbewußtsein haben.
Ich glaube, über das Ausmaß weiblicher Minderwertigkeitskomplexe machst Du Dir gar keine richtigen Vorstellungen - es ist viel größer als gemeinhin angenommen. Egal wo ich bin - wie oft habe ich schon im Vertrauen gesagt bekommen "Was Du da tust, das trau ich mich nicht. Ach nein, lieber nicht, ich kann das ja doch nicht. Das würde ich nie wagen. Gegen diese Männer komm ich sowieso nicht an. Sollen die doch unter sich bleiben, ich mach da nicht mit. Ich schaff das nicht alleine, mach Du das doch bitte. usw. usw."
Da könnte ich die Wände hochgehen. Und wie oft erlebt man, daß Frauen sich und ihre Kompetenzen total unter Wert "verkaufen", wenn es um Honorarforderungen geht. Ein paar fiese Tricks, und schon lassen sich Frauen unterbuttern.

>Die meisten Frauen scheinen gegenwärtig wirklich fast keinen Begriff davon zu haben, was (uns alle) bedroht.

Ja, das stimmt leider. Da ist noch viel Aufklärung nötig.

Wenn Beatrix subjektiv meint, die Lösung aller Probleme zu besitzen, dann ist das in meinen Augen unsäglich naiv und hilft hier keinem.

? Da weißt du mehr als ich. Meinst du damit, daß ich so stark für eine Geschlechterdemokratie und für partnerschaftliche Beziehungen plädiere? Das liegt v.a. an meinen eigenen positiven Erfahrungen damit, ich komme also aus der Praxis und nicht der Theorie, und hab mich nachträglich auch mit der Theorie befaßt.

>Wir müssen uns freihalten davon, notfalls auch blocken, so wie du es beschrieben hast. Diese Notwendigkeit besteht wirklich objektiv. Auch wenn es gelegentlich etwas „drastisch“ rüberkommt.

Und wogegen meinst Du blocken zu müssen? Ist mir nicht klar.

Den Rest habe ich gerne gelesen und aus Mangel an Dissens gelöscht. :-)

ciao
Beatrix


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