Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wie denkt ihr darüber?

Jolanda, Friday, 28.06.2002, 17:57 (vor 8565 Tagen)

Hallo zusammen

Ich verfolge diese "Diskussion" nun ja auch schon von anfang an mit. Ich habe mich dazu entschlossen mich raus zu halten, obwohl ich oftmals spürte, dass hier ein Mensch, den ich sehr schätze, sich wirklich Mühe gibt, zu erklären, was in ihm vorgeht.

Ich mag die Beatrix sehr, ich weiss, dass sie ehrlich daran interessiert ist, den Dialog zwischen Mann und Frau auch aufrecht zu erhalten und dass sie sich ehrlichen Herzens wünscht, dass die Männer sich wieder gut fühlen.

Ich habe aber versucht, mich auch ein bisschen besser in die Situation von den Männern zu versetzen, die im moment total abblocken und gar kein Interesse haben an diesen Erklärungen.

Ich habe einfach manchmal das Gefühl, wenn ich so lese und mitverfolge, was es denn ist, das die Männer so wütend macht, dass es gerade damit zu tun hat, dass wir Frauen immer noch erwarten, dass Mann unsere Gefühle und Gedanken versteht. Dass er auf uns eingeht, uns nicht verletzt, sich Mühe gibt mit uns so zu kommunizieren, dass wir uns nicht "platt gedrückt" fühlen.

Wenn diese Männer uns sagen, wir haben heute ein System, wo man von Mann erwartet, dass er zuvorkommend ist, stark, verständnisvoll, dass er alles schluckt, was ihm schadet, wenn er sich mit Gesetzen auseinander setzen muss, die den Frauen viel Macht geben und die Männer oft "ohnmächtig" im Regen stehen lassen. Wenn die Medien die Frau als selbstbewusst, stark, unabhängig und immer klug hinstellen, die Männer als hilflos und dumm oder ergeben. Wenn sie uns sagen, wir wollen nicht mehr immer Rücksicht nehmen. Wir fühlen uns oftmals verarscht, wir wollen uns erst mal abgrenzen, wir wollen nun für uns etwas tun, wir haben keine Lust zu verstehen, dass euch das nun verletzt, wir wollen keine Erklärungen warum wir hier nun "böse" "ungerecht" oder "arrogant" sind.
Lasst uns einfach unseren Raum, dann sollte man das auch akzeptieren können.

Es mag uns schwer fallen, aber ich denke, man kann niemandem seinen Diskussionsstil vorschreiben. Nicht nach seinen persönlichen Massstäben, manchmal muss man nur etwas tun, man muss sich fragen:"Komme ich damit klar oder nicht?"

Und dann danach handeln!

Vielleicht täusche ich mich ja auch, sagt ihr mir, ob ich mich täusche.

Ich will nun auf keinen Fall alle hier in den selben Topf werfen und alles was ich sage, das sind nur meine persönlichen Empfindungen und Gedanken und ich kann total daneben liegen.

Ich finde, wenn Frauen hier schreiben, dann sollten sie nicht hier schreiben, weil sie verstanden werden möchten, sondern weil sie lernen möchten besser zu verstehen. Für mich ist dieses Forum ein Ort der "männlichen Sichtweise" und ich möchte die verstehen und ihnen nicht meine aufzwängen.

Es gibt auch Orte, wo ich meine weibliche Sichtweise leben kann, ich bin auch gerne dort. Aber hier bin ich wirklich, weil ich finde, wenn ich als Frau hier mitwirke, dann um die Sichtweise der Männer besser verstehen zu können.

Sie sind hier weil sie "aufgewacht" sind. Es braucht noch Raum für Wut und auch Anklage. Ich habe wirklich Zeit gebraucht, das zu verstehen.

Aber hier geht es nicht um die Befindlichkeiten von uns Frauen und wenn die Sprache hier rauher ist und spöttischer, ironischer, persönlicher, dann ist das eben so, es hat Gründe. Aber ich denke, es ist ok, denke ich wirklich. Klar werden manchmal schon Grenzen erreicht, die tun weh, aber ich bestimme im Endeffekt selbst, wo ich mir weh tun lasse und wo nicht. Auch das liegt in meiner Hand.

Ich bin eine Ideologin, eine unverbesserliche Optimistin und es war für mich nicht einfach, ich konnte auch einiges nicht verstehen und habe mir Harmonie und Verständnis gewünscht.

Aber dann habe ich mir gesagt, Jolanda geht es dir noch gut, du kannst doch nicht mit deinem Harmoniebedürfnis, das du wie ein Schutzschild vor dir herträgst hier herumrennen und fordern.

Wie kommst du bloss darauf, dass das eine Basis ist, um mit diesen Männern hier zu kommunizieren. Wenn XRay hier dauernd "kotzt"...dann ist das bestimmt nicht "appetitlich" und es würde auch ohne gehen. Aber auch wenn das nun einige kein bisschen verstehen werden, ich kann es trotzdem irgendwie nachvollziehen.

Ich denke auch nicht, dass das heisst, dass er Beatrix "verdammt", er kann aber mit der Art und Weise ihrer Kommunikation nichts anfangen.

Wir Frauen sind uns noch zu wenig bewusst, dass gewisse Verhaltensweisen von uns bei einigen Männern wortwörtlich ein Würgen im Hals verursachen. Das hat dann nicht vordergründig mit uns als Person zu tun, sondern es hat damit zu tun, wie wir agieren und reagieren.

Ich schreibe hier, wenn mich etwas wirklich interessiert oder ich denke, ich kann etwas zur Diskussion hier beitragen. Wenn ich auf Ablehnung stosse, dann muss ich auch damit leben können. Wenn es mir nicht mehr gut tut, dann muss ich mich wieder zurück nehmen.

Wir sollten uns bewusst sein, dass es für einige immer eine "Provokation" sein wird, wenn Frau hier schreibt und etwas fordert. Warum sollten sie sich hier dem "weiblichen" Diskusionsstil anpassen?

Was ist, wenn sie das einfach nicht wollen?

Muss man sich nicht manchmal stark von etwas abgrenzen, wenn man seine eigenen Ideale und Vorstellungen und Wünsche finden möchte, ohne sich immer auf "leisen Sohlen" durch das Leben zu schleichen, schön aufpassen, dass man ja niemanden verletzt.

Haben wir nicht alle Phasen im Leben, wo wir egoistisch sein müssen, das sind keine leichten Phasen, aber eines weiss ich noch genau, immer wenn ich solchen Phasen hatte, dann habe ich total allergisch reagiert, wenn man mir sagen wollte, wie ich zu sein habe, wie ich mich ausdrücken sollte und was ich zu tun hätte.

Dann kam schon viel Wut hoch, dann war da nicht mehr viel übrig von der sogenannten "harmoniebedürftigen" Jolanda. Ich wollte nicht, ich hatte einfach keine Lust dazu. Und für mich war das Grund genug.

XRay hat sich immer etwas daran gestossen, wenn ich von einem weiblichen und männlichen Stil geredet habe. Ich habe verstanden, was er damit meinte und ich denke ja auch, dass wir zu viel nach weiblich und männlich trennen, dass wir uns einfach angeeignet haben, dass aber nicht von Natur aus einfach männlich oder weiblich ist.

Nur ist es eben schon so, dass ich als Frau viel besser verstehe um was es der Beatrix geht, weil mir das sehr nahe liegt. Bei allem menschlichen, so gleich sind wir nun auch nicht, dass es nichts gibt, was uns eben doch unterscheidet. Und es wäre ja echt "langweilig" wenn es diese Unterschiede nicht gäbe.

Ich denke aber auch, dass man akzeptieren muss, wenn einem Menschen sagen, ich will mich darauf nicht einlassen, nicht jetzt und nicht hier.

Das ist es, was ich dazu sagen möchte und dass ich mir wünsche, dass wir uns austauschen können ohne uns zu zerfleischen und ohne den Anspruch an den anderen zu haben, dass er mich immer verstehen muss.

Es grüsst euch alle
Jolanda


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