Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hillary Clinton for President? / @Simon

Garfield, Wednesday, 17.09.2003, 21:32 (vor 7559 Tagen) @ Simon

Als Antwort auf: Re: Hillary Clinton for President? / @Simon von Simon am 17. September 2003 16:54:13:

Hallo Simon!

Richtig - Saddam Hussein hat sich eben nicht als treuer Vasall der USA erwiesen. Das ändert aber nichts daran, daß die Baath-Partei von den USA unterstützt wurde. Allein schon deshalb, weil die vorherige Regierung sowjetfreundlich war.

Auch später, während des ersten Golfkrieges, hat die USA Waffen an den Irak geliefert. Von den Sowjets hat Saddam Hussein natürlich auch Waffen bekommen. Er hat es lange Zeit sehr gut verstanden, die Gegensätze zwischen den beiden Supermächten für seine Zwecke auszunutzen. Bis 1990 - da war die Sowjetunion nämlich bald keine Supermacht mehr, und von da an ging es auch mit Saddam Hussein bergab.

"Und selbst wenn es so wäre, daß die USA in der Vergangenheit die Baath-Partei eingesetzt, unterstützt oder zumindest nicht bekämpft haben, was folgte daraus für die heutige Situation? Daß nun Saddam Hussein für alle Zeit an der Macht hätte bleiben sollen?"

Nein. Aber mir fällt nur immer wieder auf, daß US-Politiker sich nur dann über Verletzung von Menschenrechten, Produktion von Massenvernichtungswaffen und ähnliche Mißstände beklagen, wenn sich ein Diktator nicht als willenlose Marionette verwenden läßt und darüber hinaus auch noch Ziele verfolgt, die den US-Interessen zuwider laufen. Wer als braver Vasall der USA seine Pflicht tut, kann morden und foltern, soviel er will - da wird dann nicht nur geflissentlich weggesehen, sondern man unterstützt sowas auch noch gegen Aufstände von Oppositionsgruppen.

"... und die sowjetische, und die deutsche, und die französische (Atomreaktor!)"

Sicher. Darüber wurde aber damals im zweiten Golfkrieg auch lang und breit in den internationalen Medien berichtet. Beispielsweise über eine Fabrik für Schädlingsbekämpfungsmittel, die von einer deutschen Firma an den Irak geliefert wurde und auch zur Produktion von Kampfgas geeignet war. Daß genau solche Anlagen zur Giftgasproduktion auch von US-Firmen geliefert wurden, wurde damals kaum erwähnt. Es ging schließlich darum, Deutschland und anderen Ländern hohe Geldzahlungen und andere Unterstützung abzupressen.

"Auch hier stellst Du es wieder so dar, als ob die islamischen Fundamentalisten nichts als Spielfiguren amerikanischer Interessen seien und nicht etwa freiwillige Akteure mit eigenen politischen Interessen und Zielen."

Die CIA hat viel dazu beigetragen, diese Fundamentalisten hochzupäppeln. Klar haben sie sich dann verselbstständigt, weshalb es ja auch nötig war, Irak gegen Iran zu unterstützen. Und wenn die Taliban sich wegen der Gasleitung nicht quer gestellt hätten, dann hätte es auch keine Invasion in Afghanistan gegeben.

Aber das ändert eben nichts daran, daß diese Gruppen ursprünglich von der CIA unterstützt und teilweise auch an die Macht gebracht wurden.

"Wo Du aber recht hast: fast alle westlichen Länder kochen ihr Süppchen in der Region und machen Geschäfte mit Diktatoren."

Klar - andere Ländern tun das natürlich auch. Bei den Amerikaners fällt es nur mehr auf, weil denen nun einmal weit größere Hilfsmittel zur Verfügung stehen als anderen Ländern.

"Inwieweit sie es in der Hand hätten, diese Diktatoren mit unkriegerischen Mitteln zu stürzen, ist allerdings fraglich."

Man könnte sich aber zumindest angewöhnen, solche Diktatoren gar nicht erst einzusetzen. Klar würde es auch dann immer noch Diktaturen geben, und es gibt auch Situationen, in denen man einfach eine Diktatur errichten muß, weil das Land in so chaotischen Zuständen steckt, daß man anders nichts mehr bewegt bekommt. Aber wenn Geheimdienste wie die CIA weniger nach dem Motto "der Zweck heiligt die Mittel" verfahren würden, sähe die Welt mit Sicherheit friedlicher aus.

"Diese allerdings zu hätscheln und bloß gelegentlich, als Feigenblatt, "kritische Dialoge" zu führen, wie Frankreich und Deutschland das tun, die den Irak (und den Iran) selbst mit aufgerüstet haben, ist allerdings um keinen Deut besser, als das Vorgehen der Amerikaner."

Das ist richtig. Mich hat auch das Theater bei den Jugoslawien-Kriegen genervt. Es gibt in solchen Fällen zwei Möglichkeiten: Entweder man hält sich komplett raus, oder aber man beendet so einen Krieg. Wenn man sich für letzteres entscheidet, muß man bereit sein, dafür alle Mittel einzusetzen. Schöne Worte nützen da nämlich gar nichts.

"Im übrigen ist das einzige westliche Land, das jemals gegen den Irak vorging, ohne dabei Zivilisten zu töten, indem es nämlich 1981 den von Frankreich gelieferten Atomreaktor zerstörte, und damit mehr für den Frieden in der Region tat, als irgend jemand anders, Israel. Warum wird Israel dafür nicht gewürdigt?"

Israels Politik ist zumindest konsequent. Das israelische Vorgehen gegen die Palästinenser mag zwar oft nicht korrekt sein, man muß dabei aber auch bedenken, daß es unter den Palästinensern leider auch genügend gewaltbereite Betonköpfe gibt und daß Israel seit seiner Gründung von den arabischen Nachbarstaaten immer wieder angegriffen wurde.

"Und selbst wenn es die von Dir kritisierten US-Machenschaften wirklich gegeben hat, was folgte daraus für die heutige Situation? Daß nun Saddam Hussein für alle Zeit an der Macht hätte bleiben sollen?"

Nein. Aber wenn man schon 1991 Truppen zum Golf geschickt hat, wäre es konsequent gewesen, Hussein dann eben auch abzusetzen. Jedenfalls wenn es nur um Menschen- und Völkerrechte gegangen wäre. Da es aber eben nicht darum ging, blieb er in Amt und Würden und durfte weiter morden.

"Zu Deinen übrigen Punkten vielleicht ein andermal, mir fehlt gerade die Zeit. Aber zu Deiner (unausgesprochenen) These, die Anschläge vom 11. September hätten den USA ins Konzept gepaßt oder seien gar von ihnen selbst inszeniert worden, klingt mir dann doch allzusehr nach Verschwörungstheorie, auch wenn Du diesem Vorwurf zuvorzukommen versuchst."

Letztendlich ist die offizielle Version der US-Behörden auch nur eine Verschwörungstheorie.

"Die Ungereimtheiten, die Du aufzählst, stammen sämtlich aus fragwürdigen Quellen..."

Das stimmt - oft stammten diese Infos von US-Behörden... :-) Die ganzen Zweifel sind ja auch nur dadurch zustande gekommen, daß die USA da viel Heimlichtuerei veranstalten. Wozu das alles?

Kannst du dich noch an die Lewinski-Affäre erinnern? Da wurde immer wieder über Untersuchungskommissionen berichtet, und insgesamt sollen 40 Millionen US-Dollar für die Aufklärung der Affäre verpulvert worden sein. Obwohl das nur etwa die Hälfte der US-Bürger interessierte.

Jetzt, bei diesem Attentat, war das öffentliche Interesse weit höher. Natürlich wurde und wird in den Medien ausführlich darüber berichtet. Aber wo bleiben ausführliche Berichte über Ergebnisse von Untersuchungskommissionen? Ein paar Wochen nach dem Attentat wurde eine Simulation gezeigt, die darstellte, wie einer der Türme getroffen wurde und wie es dann zum Einsturz kam. Das kann aber nie und nimmer das Ergebnis einer intensiven Untersuchung gewesen sein, denn sowas zieht sich mindestens mehrere Monate hin.

"So blöd sind die Geheimdienste nun auch nicht. Daß kein Flugzeug ins Pentagon geflogen sei ... Wie will man das denn simulieren, ohne daß es auffliegt?"

Daran glaube ich auch nicht. Wie du schon schreibst, sind Geheimdienste da schon etwas cleverer.

Aber kehren wir mal zurück nach Deutschland: Normalerweise greifen Medien irgendwelche Verschwörungstheorien gern auf. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind da zwar oft etwas seriöser, aber auch sie nutzen so etwas gern, und schlagen dann auch noch ein wenig in dieselbe Kerbe.

Nur bei den kritischen Theorien zum 11. September verhalten sie sich auffällig anders. Da wird teilweise über Autoren sehr unfair hergezogen, man läßt sie in Talk-Shows kaum zu Wort kommen usw. Mir gibt das sehr das Gefühl, daß es auch in Deutschland gewissen Gruppen gibt, die sehr daran interessiert sind, daß die Menschen weiterhin Angst vor Terrorattacken haben, weil sie diese Angst für ihre Zwecke nutzen können.

In letzter Zeit wird auch viel über die Gefahr von Attentaten durch Mitglieder der rechten Szene berichtet. Vor einiger Zeit gab es anläßlich des NPD-Verbots-Verfahrens doch mal diesen Skandal um Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, die in rechte Gruppen eingeschleust wurden. Damals wurde darüber diskutiert, ob so ein V-Mann sich auch an kriminellen Machenschaften beteiligen dürfe und ob Rechtsradikale für solche Machenschaften überhaupt verurteilt werden können, wenn sie dazu möglicherweise nur von Mitarbeitern des Verfassungsschutzes angestiftet wurden. Manche Leute witzelten damals, daß es auf Demos rechter Gruppen womöglich mehr Mitarbeiter des Verfassungsschutzes gäbe als Rechtsradikale...

Es hat sich damals jedenfalls herausgestellt, daß rechtsradikale Organisationen sehr massiv vom Verfassungsschutz unterwandert sind, und somit können sie eigentlich gar keinen Anschlag ausführen, ohne daß die Behörden schon im Vorfeld davon erfahren. Gefährlich sind allenfalls irgendwelche irren Einzeltäter, die man nicht so einfach unter Kontrolle bringen kann, vor allem, wenn sie vor einem Anschlag nirgends in Erscheinung treten. Aber Einzeltäter können zumindest keinen enorm hohen Schaden anrichten.

Mit dem internationalen Terrorismus verhält es sich im größeren Maßstab sehr ähnlich. Die Geheimdienste kennen ihre Pappenheimer schon recht gut. So kann Israel ja auch immer wieder radikale Palästinenser ganz gezielt umbringen. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, daß irgendeine Terror-Organisation ein Attentat wie das vom 11. September planen und vorbereiten kann, ohne daß die Geheimdienste davon Wind bekommen.

Das könnte zum Beispiel so abgelaufen sein: Vertreter der in meinem vorigen Beitrag genannten Gruppierungen setzen sich zusammen und hecken den Plan aus. Dann setzt die CIA Agenten aus dem arabischen Raum auf Leute an, die als radikale Moslems gelten. Diese Zielpersonen erfahren nie, mit wem sie es wirklich zu tun haben, sondern glauben, daß es sich dabei um Mitglieder radikalislamischer Organisationen handelt. Die Agenten sehen sich vorsichtig so lange um, bis sie 20 Leute gefunden haben, die bereit sind, solch ein Attentat auszuführen.

Die läßt man dann einfach loslaufen und sorgt dafür, daß sie nirgends Hindernisse im Weg haben. Dem FBI erzählt man etwas von einer großangelegten Aktion, um ein Netz islamischer Terroristen auszuheben. Also rührt sich auch das FBI nicht und läßt zu, daß alle 20 Terroristen einreisen und in den USA Flug-Ausbildungen absolvieren können. Auch sonst können sie sich fast so dämlich anstellen, wie sie wollen - nur einer von ihnen wird eher zufällig verhaftet (vielleicht auch nur, weil er das wollte, um den Anschlag nicht ausführen zu müssen). Die übrigen 19 können unbehelligt mit Waffen in Flugzeuge einsteigen und diese entführen. Man läßt drei Flugzeuge ungehindert in ihre Ziele fliegen und fängt nur das vierte ab, weil das wahrscheinlich das Weiße Haus treffen sollte. Damit niemand fragt, wieso man nur dieses Flugzeug abgefangen hat, nicht aber die drei anderen, erfindet man eine rührende Geschichte von Passagieren, die heldenmütig gegen die Entführer gekämpft hätten.

Danach führt man die Ermittlungen nur oberflächlich, legt "Beweise" für Verbindungen zu Osama Bin Laden aus, und dem FBI erzählt man, daß die Sache wohl irgendwie aus dem Ruder gelaufen sei. Daraufhin ist auch das FBI daran interessiert, daß möglichst nicht herauskommt, daß sie die ganze Zeit tatenlos zugesehen haben. Also wird auch nicht ernsthaft ermittelt. Die Öffentlichkeit soll glauben, daß die Terroristen von Bin Laden und Saddam Hussein geschickt wurden, daß das ein Angriff auf die USA war, der nun durch Gegenschläge in Afghanistan und Irak beantwortet werden muß.

So ergibt das alles dann auch einen Sinn.

Freundliche Grüße
von Garfield



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