Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hillary Clinton for President? / @Simon

Garfield, Wednesday, 17.09.2003, 17:29 (vor 7560 Tagen) @ Simon

Als Antwort auf: Re: Hillary Clinton for President? / @Simon von Simon am 16. September 2003 19:25:30:

Hallo Simon!

Man darf im Falle der irakischen Baath-Partei nicht vergessen, daß sie und damit auch Saddam Hussein ja überhaupt erst durch die USA an die Macht gekommen ist! Und nicht nur das: Seit den 70er Jahren hat die CIA einen Plan eines Beraters des damaligen US-Präsidenten Carter namens Brzezinski umgesetzt. Ziel des Ganzen war es, durch Förderung radikalislamischer Gruppierungen in Ländern an der Südgrenze der Sowjetunion (insbesondere in Iran und Afghanistan) die Sowjetunion zum einen zu militärischen Interventionen zu zwingen und sie dabei ihr Vietnam erleben zu lassen, zum anderen aber auch Unruhen in den südlichen Sowjetrepubliken zu schüren, die traditionell islamisch geprägt waren. Beides ist voll aufgegangen, womit sich Brzezinski heute noch brüstet.

Diese Machenschaften haben die ganze Region nachhaltig destabilisiert. Vor allem zeigte sich schon in der 80er Jahren, daß die CIA die Geister, die sie da gerufen hat, nicht kontrollieren konnte. So versuchten islamische Fundamentalisten, ihren Einfluß auf die gesamte islamische Welt auszudehnen. Um Iran in Schach zu halten, unterstützte man dann Irak im ersten Golfkrieg, da Saddam Hussein sich aber auch nicht gerade als getreuer Vasall der USA erwies, unterstützte man schließlich auch noch den Iran, lieferte also Waffen an beide Seiten... Nebenbei verdiente die US-Rüstungsindustrie dabei auch noch gut.

Problematisch war und ist auch, daß radikalislamische Ansichten gerade in Saudi-Arbien auf sehr fruchtbaren Boden fielen. Dort regiert eine steinreiche und etwa 10000 Köpfe große Königsfamilie über ein bettelarmes Volk. Das ganze System wird von den USA gestützt, da die Saudis sehr viel Geld in die US-Wirtschaft investiert haben. Deshalb wäre es für die USA auch katastrophal, wenn dort islamische Fundamentalisten an die Macht kommen würden.

In den 80er Jahren gab es für solche Elemente in der arabischen Welt noch den Afghanistan-Krieg als Ventil. Damals begann auch die Karriere von Osama Bin Laden als Führer solcher islamischer Fundamentalisten. Er rekrutierte ca. 10000 islamische Söldner für den Einsatz in Afghanistan, die damals aber in den westlichen Medien gar nicht als Bösewichte dargestellt wurden, sondern als Freiheitskämpfer.

Als dieser Krieg zu Ende war, kehrten viele dieser Söldner zurück, und zwar oft nach Saudi-Arabien. Da mittlerweile der Krieg zwischen Iran und Irak auch beendet war, konnten sich auch die iranischen Mullahs wieder verstärkt um die Ausweitung ihres Einflusses in der islamischen Welt kümmern. Das alles beunruhigte die USA enorm, und sie brauchten eine Möglichkeit, um Truppen am Golf zu stationieren. Der Zugang zum Öl sollte mit allen Mittel gesichert werden. Problematisch war nun aber, daß die arabische Bevölkerung (vor allem wegen der Unterstützung der USA für Israel, aber auch aus anderen Gründen) anti-amerikanisch eingestellt war und es somit keine arabische Regierung wagen konnte, den USA die Erlaubnis zur Stationierung von Truppen zu geben. Also brauchte man einen Grund dafür, am besten eine handfeste Bedrohung für die arabischen Länder, die sie dazu bringen würde, die USA sogar zur Hilfe zu rufen.

Ganz zufällig marschierte dann der Irak in Kuwait ein. Ob die CIA da etwas nachgeholfen hat, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, daß Saddam Hussein vor dem Einmarsch in der US-Botschaft anfragen lassen hat, wie die USA dazu stehen. Er bekam grünes Licht für den Einmarsch in Kuwait. Später wurde das als Mißverständnis dargestellt, aber man muß schon reichlich inkompetent sein, um so etwas mißzuverstehen. So denke ich doch eher, daß man Saddam Hussein ganz bewußt ins offene Messer laufen ließ.

Damit die Bedrohung auch erhalten bleibt, hat man ihn dann 1991 nicht gestürzt. So konnte man Truppen am Golf stationiert lassen. Diverse islamische Fundamentalisten - darunter auch Osama Bin Laden - kritisierten diese Truppenstationierungen. Nun auf einmal galt Bin Laden als Feind, und in der Folgezeit lastete man ihm immer wieder Attentate an, wobei sich teilweise später herausstellte, daß tatsächlich ganz andere Leute dahinter steckten.

In Afghanistan herrschte nach Abzug der Sowjets das Chaos. Pakistan wollte diesen Unruheherd an seiner Grenze loswerden und bildete zu diesem Zweck islamische Fundamentalisten aus, die man als Taliban bezeichnete. Da diese Taliban die Positionen der iranischen Mullahs kritisierten, hielt man sie für ein gutes Gegengewicht in der islamischen Welt, und sie wurden vom CIA unterstützt. Nicht nur mit Waffen und dem Bau von Höhlenfestungen, sondern auch dadurch, daß man duldete, daß sie sich durch Produktion und Verkauf illegaler Drogen finanzierten.

Dieses Chaos made in USA herrschte nun gute 10 Jahre in Afghanistan, Irak und Iran. 2001 gab es verschiedene Gruppen in den USA, die an einer Radikalisierung der US-Innen- und -Außenpolitik Interesse hatten. Da waren erst einmal Geheimdienstleute und Militärs, die nach dem Ende des Kalten Krieges mit geringeren Budgets auskommen mußten. Da waren Rüstungskonzerne, die so auch weniger Profit einfuhren. Da waren Überwachungsfanatiker, die sich mehr Befugnisse wünschten, allein schon, weil die dann in der Regel bei den entsprechenden Behörden auch zusätzliche Arbeitsplätze, bessere Aufstiegschancen und höhere Budgets mit sich bringen. Da waren Konservative, die in Bush ihren Mann sahen und nun die Innenpolitik entsprechend gestaltet sehen wollten. Da war nicht zuletzt auch noch die Öl- und Gasindustrie, die Probleme mit den Taliban wegen einer Gasleitung durch Afghanistan hatte. Und in der Golfregion blieb die Lage weiter instabil. Es war fraglich, ob die USA dort weiter Truppen stationiert lassen konnten, da immer mehr Menschen dort in Saddam Hussein keine große Gefahr mehr sahen.

Und ganz zufällig wurden alle diese Probleme am 11. September 2001 durch ein spektakuläres Vierfach-Attentat gelöst. Ganz zufällig werden die Ermittlungen dazu keineswegs mit dem Aufwand betrieben, den man bei einem Verbrechen dieser Größenordnung mit tausenden von unschuldigen Opfern eigentlich erwarten würde. Ganz zufällig tauchen Beweise für Verbindungen der Attentäter zu Osama Bin Laden auf. Ein Beweis - der Paß Mohamed Attas - übersteht ganz zufällig sogar die Explosion des Flugzeugs und den Einsturz des World Trade Centers. Ganz zufällig marschiert die US-Armee prompt in Afghanistan ein und ermöglicht so ganz zufällig den Bau der geplanten Gasleitung. Ganz zufällig wird auch von Verbindungen der Attentäter in den Irak geredet. Ein angeblicher Beweis dafür stellt sich zwar als unzutreffend heraus, aber ganz zufällig stören die USA plötzlich die Massenvernichtungswaffen, die der Irak einst auch mit Hilfe durch US-Unternehmen produziert hat und mittlerweile aber durch die Abrüstungsmaßnahmen der UNO kaum noch besitzt. Ganz zufällig tauchen dazu plötzlich diverse "Beweise" auf, die sich dann später alle als falsch herausstellen. Ganz zufällig wird dann ohne Rücksicht auf das Völkerrecht in den Irak einmarschiert. Ganz zufällig werden dort "Beweise" für die Existenz von Massenvernichtungswaffen gefunden, beispielsweise Papiere mit arabischen Texten, in denen vedächtige Worte wie "Sarin" dann aber ganz zufällig in Englisch geschrieben sind. Ganz zufällig werden aber keine Massenvernichtungswaffen gefunden. Und ganz zufällig bringen die USA so wieder große Ölvorkommen unter ihre Kontrolle. Ganz zufällig werden sofort auch in Deutschland Maßnahmen durchgeführt, die mit Terrorbekämpfung rein gar nichts zu tun haben, z.B. die Aufnahme von wegen Gewaltdelikten (nicht wegen Sexualstraftaten!) vorbestraften Personen in die DNA-Datenbank. Ganz zufällig werden in den USA Menschen, die sich kritisch zum Krieg gegen Irak äußern, von den Behörden schikaniert, ausgewiesen und teilweise auch bedroht. Als die Widersprüche und die Heimlichtuerei der US-Behörden bei den Ermittlungsarbeiten bei manchen Leuten Mißtrauen auslösen und Bücher erscheinen, in denen Zweifel an den offiziellen Erklärungen der US-Behörden geäußert werden, werden die Autoren dieser Bücher ganz zufällig auch von deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, aber auch von überregionalen Zeitungen, regelrecht niedergemacht und ins Lächerliche gezogen. Besonders krass ist mir das vor kurzem in einer ARD-Reportage aufgefallen. Da zeigte man Szenen, in denen sich einer dieser Autoren bei einem Interview verhaspelt hatte. Das passiert jedem mal, und üblicherweise wird das rausgeschnitten. Diesmal jedoch nicht - es ging offenbar ganz konkret darum, diesen Autor lächerlich zu machen und seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Man bezeichnet solche kritischen Autoren als "Verschwörungstheoretiker" und versucht, ihre Theorien zu widerlegen, wobei man sich aber nur auf die Theorien konzentriert, die offensichtlich an den Haaren herbeigezogen und/oder eher unwichtig sind. Beispielsweise hat der "Spiegel" Fotos kritisiert, mit denen einer dieser Autoren nachweisen wollte, daß das Pentagon nicht von einem Verkehrsflugzeug getroffen wurde. Es wurde bemängelt, daß man auf den Fotos ja gar nichts sehen würde. Das aber ist ja gerade das Merkwürdige daran, und bezeichnenderweise konnte auch der "Spiegel" keine besseren Fotos auftreiben. Angeblich gibt es eine Aufnahme einer Überwachungskamera einer Tankstelle, die den Einschlag des Flugzeugs in das Pentagon zeigt. Diese Aufnahme wird von den US-Behörden jedoch merkwürdigerweise nicht veröffentlicht...

Mir sind das alles zuviele Zufälle und Ungereimtheiten. Und das hat nichts mit Antiamerikanismus zu tun. Es stört mich eben, wenn eine Regierung durch ihre Geheimdienste in anderen Ländern chaotische Zustände etablieren läßt und dabei unzählige Todesopfer in Kauf nimmt, nur um die Interessen bestimmter Gruppierungen durchzusetzen. Und wenn man dann, wenn einem die selbst eingesetzten Diktatoren plötzlich lästig sind oder wenn es irgendwelche Vorteile bringt, sie nun wieder zu stürzen, plötzlich Krokodilstränen über Menschenrechtsverletzungen in diesen Ländern weint oder sich darüber aufregt, daß sie Massenvernichtungswaffen entwickeln, während man selbst riesige Arsenale von ABC-Waffen besitzt, die teilweise ebenfalls illegal entwickelt wurden und werden. Und wenn man dann für Kriege gegen diese Länder wieder Menschen opfert und den ganzen Unsinn auch mit unseren Steuergeldern finanziert.

So etwas stört mich allgemein und nicht nur bei den USA. Nur ist es heute aufgrund der Vormachtstellung der USA eben so, daß solche Machenschaften besonders intensiv von dort aus betrieben werden.

Und deshalb ist es durchaus wichtig, daß die EU sich enger zusammen schließt, um diese Vormachtstellung auszubalancieren. Und nicht nur deshalb: Überleg mal, was allein in China und Indien heranwächst! Beide Staaten sind längst Atommächte und haben hohe Militäretats. Da steckt ein enormes wirtschaftliches und militärisches Potenzial, das immer weiter wächst und zusammengenommen in absehbarer Zeit selbst das der USA überflügeln kann. Auch deshalb ist es dringend nötig, daß Europa sein technologisches, wirtschaftliches und leider auch sein militärisches Potenzial erhöht.

Freundliche Grüße
von Garfield



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