Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Ich habe nichts gegen Kloputzer - ganz im Gegenteil

Beelzebub, Monday, 31.12.2007, 12:45 (vor 5987 Tagen) @ Student(t)

Unabhängig davon, ob man für oder gegen Abtreibung ist - sie ist
jedenfalls derzeit legal. Wem das nicht passt, der mag halt halt für

eine

Gesetzesänderung sorgen.


Wir sehen: Beelzebub ist hier ein Vertreter des sogenannten
"Rechtspositivismus". Dieser Begriff bezeichnet eine Haltung,
welche Gerechtigkeit zwingend geknüpft sieht an das geltende Recht -
gleich, durch wen oder was (z.B. durch den Nationalsozialismus) dieses
Recht seine Gültigkeit erlangt hat.

Du liegst, wie üblich, daneben. Den Konflikt zwischen reinem Rechtspositivismus und Naturrecht hat bereits Anfang 1946 jemand gelöst:

"Der Konflikt zwischen der Gerechtigkeit und der Rechtssicherheit dürfte dahin zu lösen sein, dass das positive, durch Satzung und Macht gesicherte Recht auch dann den Vorrang hat, wenn es inhaltlich ungerecht und unzweckmäßig ist, es sei denn, daß der Widerspruch des positiven Gesetzes zur Gerechtigkeit ein so unerträgliches Maß erreicht, daß das Gesetz als ?unrichtiges Recht? der Gerechtigkeit zu weichen hat. Es ist unmöglich, eine schärfere Linie zu ziehen zwischen den Fällen des gesetzlichen Unrechts und den trotz unrichtigen Inhalts dennoch geltenden Gesetzen; eine andere Grenzziehung aber kann mit aller Schärfe vorgenommen werden: wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts bewußt verleugnet wurde, da ist das Gesetz nicht etwa nur ?unrichtiges? Recht, vielmehr entbehrt es überhaupt der Rechtsnatur. Denn man kann Recht, auch positives Recht, gar nicht anders definieren als eine Ordnung und Satzung, die ihrem Sinne nach bestimmt ist, der Gerechtigkeit zu dienen."

Als Hobby-Philosoph wirst du ja sicher wissen, von wem das ist.

Nur ist er dabei nicht konsequent. Die Scharia z.B. erkennt Beelzebub
gerade deshalb nicht an, weil sie gültiges Gesetz ist.

Jetzt berühmt der Kloputzer sich auch noch der Kunst der Telepathie.

Für die Scharia gilt folgendes vom selben Autor (Hervorhebung von mir):

"Wo also [?] Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, können die so geschaffenen Anordnungen nur Machtsprüche sein, niemals Rechtssätze [?]; so ist das Gesetz, das gewissen Menschen die Menschenrechte verweigert, kein Rechtssatz. Hier ist also eine scharfe Grenze zwischen Recht und Nicht-Recht gegeben, während wie oben gezeigt wurde, die Grenze zwischen gesetzlichem Unrecht und geltendem Recht nur eine Maßgrenze ist"

Übrigens kämen nicht einmal meine erzkonservativ-katholischsten Kollegen auf die Idee, vorgenannte Grundsätze auf die derzeitige Rechtslage in Sachen Abtreibung anzuwenden. Das tun nur Fanatiker, bei denen das Brett vorm Kopf den Verstand ersetzt.

Was du hier predigst ist nichts weiter als Lynchjustiz auf allerunterster Stufe.

Übrigens würde ich gerne mal wissen, wie dir wohl folgende Version des
hier besprochenen Falles gefiele:

Laut einem Zeitungsbericht hat auf einem Bahnhof eine Frau einen Mann
hinterrücks vor einen einfahrenden Zug gestoßen. Der Mann wurde

überfahren

und tödlich verletzt. Das Motiv der Tat ist unklar.

Anschließend steht in Mayas Meckerecke bzw. in Cläos Zensurforum zu

lesen:

"Zunächst einmal sollte gefragt werden, ob es sich um einen
Bordellbesucher, Pornokonsumenten oder sonstige Art von Vergewaltiger
gehandelt hat. Möglicherweise hat er auch ihr Kind sexuell missbraucht.
Frauen töten nicht ohne emotional einfühlbare Gründe."


Auch hier beweist Beelzebub seine argumentative Hilflosigkeit. Die
von ihm erfundene Version ist nämlich unrealistisch. Können Frauen ein
Interesse daran haben, Bordellbesucher, Pornokonsumenten oder
Kindesmißbraucher zu töten ? Sie profitieren doch finanziell von ihnen; im
letzteren Fall über den Umweg des sicheren Alleinsorgerechtes.

"Frauen" (Sudlent ist offenbar nicht in der Lage, Frauen anders als pauschal zu betrachten) wohl nicht unbedingt. Femifaschistinnen sehr wohl.

Vor Allem aber zeigen die Berichte immer wieder auf, daß Frauen eben
keine einfühlbaren Gründe haben, wenn sie morden. Ihr Verhalten ist
nicht rational, d.h. nicht verständlich. Darum kommen sie ja in die
Psychiatrie
!

Und wieder die bekloppte Pauschalisierung. Wenn "sie" nur in die Psychiatrie kämen, wären Frauenknäste ja wohl überflüssig. Es gibt sie trotzdem und zwar wohlgefüllt, darunter auch etliche Mörderinnen. Auch ist der Aufenthalt in der Psychiatrie nicht unbedingt angenehmer (lies mal, was Günter Wallraff über die psychiatrische Anstalt von Goddelau geschrieben hat), zumal Strafgefangene sich ausrechnen können, ab wann sie entlassen werden. Psychiatrieinsassen bleiben mitunter drin bis sie verschimmeln.


Schließlich befremdet auch noch, wie Beelzebub Meinungsgegner
"widerlegt", indem er sie - vermeintlich - deklassiert. Ich sei, so
behauptet er (wie schon in dem von ihm verlinkten thread) gar kein
Student, sondern ein Kloputzer.

Ich habe nichts gegen Kloputzer, ganz im Gegenteil. Mir ist jemand, der eine verstopfte Kloschüssel wieder benutzbar macht, wesentlich lieber, als jemand, der stattdessen mit schön gedrechselten Sätzen "beweist", dass die Kloschüssel und damit auch der verstopfte Abfluss in Wahrheit gar nicht existieren.

Kurzum, Kloputzer sind für die Kultur eines Landes wesentlich wichtiger als salbadernde Elfenbeinturmbewohner.

Nun, Spinoza lebte vom Schleifen
von Brillengläsern. Ist Spinozas Philosophie damit widerlegt ? Nach
Beelzebub wahrscheinlich ja.

Spinoza war ein Philosoph, der, weil er von Philosophie nicht leben konnte, sein Geld als Optiker verdient hat. Übrigens hat er nicht nur Brillengläser geschliffen, sondern auch Mikroskope und Ferngläser hergestellt.

Und du magst dich von mir aus auch "Philosoph" nennen. Aber "Student" bist du für mich nach wie vor keiner. Und wenn doch, dann wäre das ein weiterer Beweis für den Niedergang des Niveaus deutscher Hochschulen, den Dietrich Schwanitz in seinen Uni-Romanen so wunderbar witzig beschreibt.

Autobahnabriss

Beelzebub

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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