Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Virtuelle und "Live-"Diskussionen

Flint ⌂, Sunday, 06.09.2009, 08:14 (vor 5398 Tagen) @ Diana

Hallo Diana,

ich kann deine Idee zwar nachvollziehen,


da bin ich mir aufgrund einiger deiner Aussagen nicht so sicher.


zwar weiß ich jetzt natürlich nicht, auf welche meiner Aussagen du dich
hier gerade beziehst - aber ich könnte auf zweierlei Art reagieren.
Erstens, auf "typisch weibliche" Koketterie-Art, indem ich einfach mit dem
hier gängigen Klischee "flirte": selbstverständlich ist es zweifelhaft,
dass ICH deine Idee WIRKLICH nachvollziehen kann - schließlich bin ich eine
Frau, wie sollte ich also die Idee eines Mannes nachvollziehen können?! ;-)
Zweitens, ich bin zwar wohl "meistens halbwegs objektiv", aber ich weiß,
ich bin es nicht immer - und diesen Anspruch hielte ich auch für genauso
weltfremd. Ich kann gut mit meinen "unsachlichen, subjektiven" Aussagen
leben - ich gestehe mir wechselnde "Tagesformen" durchaus zu.

Das bezog sich auf diesen Text:

"ich kann deine Idee zwar nachvollziehen, aber ich halte sie für "weltfremd". In einer Diskussion, die sich NUR in einem Forum abspielt, kann bzw. könnte man das zwar so machen - also die Diskussionsbeiträge anonymisieren - aber damit koppelt man meiner Meinung nach diese Diskussion vom normalen alltäglichen Leben ab.

Denn wenn dir einer direkt gegenübersteht, willst du dann vielleicht Schattenwände einführen und die Stimme verfremden, damit du nicht mehr weist, wer da ist?"

Aus dieser deiner Aussage geht für mich hervor, daß Du vermutlich nicht erfasst hast, um was es mir tatsächlich geht. Kurz: Es geht mir nicht darum möglichst real (im Gegensatz zu "weltfremd") zu sein, es geht um etwas viel Wichtigeres. Es ist in dem Sinn und Zweck den ich verfolge völlig legitim und angesichts der Wichtigkeit NEBENSÄCHLICH, ob man damit "weltfremd" erscheint. Es geht nicht darum, Schattenwände im realen Leben einzuführen, sondern darum, diese Schattenwände auszuschließen. Ich verwende in dem Fall 'Schattenwände' (ich nehm den Begriff mal von dir) bewußt für etwas anderes als Du ihn verwendet hast, nämlich für die Wände der Schatten, die den inneren Schweinehund beim Einzelnen und auch kollektiv (Grüppchen- und Lagerdenk-Impulse) ausmachen. Man könnte diese Schattenwände auch die Schatten des Unbewußten nennen, die eine klare Diskussion überschatten.... ;-)

Meine Freundin pflegt seit Jahren einen Spruch, der da lautet: "Die
(Menschen, Leute) haben alle ihre Daseinsberechtigung, aber bitte nicht
alle unbedingt so nah an mir dran..." - das heißt, ich MUSS mich nicht mit
JEDEM zwingend befassen, selbst auch dann nicht, wenn er "in der Sache
Recht haben" mag.

Eben dies würde eine Möglichkeit des völlig anonymen Kommunizieren könnens insofern zu lösen helfen ,weil es nicht mehr dieses automatische in_Schubladen_stecken_gäbe..

Menschen sind keine Roboter, und man kann Kommunikation
meiner Meinung nach nicht wirklich "rationalisieren", indem man sie von
allen persönlichen Befindlichkeiten "reinigt". Dem einen mag das öfter und
besser gelingen, dem anderen weniger - auch in anonymen oder anonymisierten
Forendiskussionen.

Wenn man Roboter als Reiz-Reaktions-gesteuerte "Wesen" ansieht (ein Programm gibt vor, was als nächstes getan werden muß), dann wäre mein Vorschlag genau das Gegenteil, nämlich der Versuch roboterhaftes, matrixhaftes, (durch den inneren Schweinehund und Grüppchen- und Lagerdenk-Impulse) vorprogrammiertes- und gesteuertes Verhalten zu umgehen, zu minimieren oder auszuschalten, damit man sich frei und ungestört mit Ideen beschäftigen kann, und sich nicht durch Filter wie WER hat das gesagt, abhalten und behindern lassen muß.
Ein Teil des Menschen, nämlich sein Unterbewußtsein ist ein Knopfdruck-Mechanismus und hat Ähnlichkeit mit nichtdenkenden reiz-und reaktionsgesteuertem Roboterverhalten.

Der andere (analytische) Teil des Menschen ist kein Roboter, das ist richtig.
Wenn man "rationalisieren" mit "vernünftiger machen" übersetzt (kommt ja von Ratio = Vernunft, vernünftiges, logisches Denkvermögen), dann sehe ich keinen Grund, warum es nicht gehen sollte, Kommunikation zu rationalisieren. Es ist z.B. -je nach Situation- vernünftiger, Positives zu bestätigen, als auf Negativem herumzureiten. Wenn 97 % positiv sind und 3 % negativ, ist es möglicherweise sinnvoll, die 3% anzusprechen und zu verbessern suchen, da man mithilfe der 97% genug freies Potential hat, um die restlichen 3% zuzugeben und verbessern zu können. In der Praxis sieht das so aus, daß wenn ein Mensch mit beiden Beinen im Leben steht, erfolgreich ist usw. kann er leichter Kritik über kleine Mängel ertragen und erfolgreicher daran feilen als einer, der vom Leben überwältigt ist und fix und fertig mit den Nerven. Bei dem läuft möglicherweise 97 % schief und nur ein Rest von 3% hat er noch auf den er stolz ist. Also lobe ich ihn für diese 3%. Dies kann ihm dann Kraft geben, mehr zu verbessern. Ich denke, diese Art der Kommunikation kann als vernünftig (rational, weil der Situation angemessen und angepasst) bezeichnet werden und ist alles andere als unmenschlich und roboterhaft, im Gegenteil, sie wäre sehr menschlich und menschenfreundlich WEIL sie rational (vernünftig) ist. Sieh es mal von dieser Seite. Es würde auch nicht ein "Bereinigen" von Befindlichkeiten sein, sondern ein Eingehen und Berücksichtigen von Befindlichkeiten.
Da dieses Forum im großen und ganzen gut ist/gut läuft, habe ich es "gewagt", bestimmte Mängel anzusprechen um sie vielleicht verbessern zu können. Wäre das Forum fix und fertig, hätte ich es gelobt dafür das es überhaupt existiert. ;-)

Es kommt halt immer darauf an. Man muß/sollte menschlich bleiben, aber nicht unbedingt "menschlich" im roboterhaften Sinn (Reiz-Reaktions-gesteuert im Sinne von: WER hat das gesagt? Egon? Also bin ich dagegen!).
So, -deutlicher kann ich es nicht sagen!

Du schriebst, daß Du versuchst, auch bei dir ungenießbaren Forenteilnehmern noch zu honorieren wenn sie etwas Richtiges gesagt haben, Du aber ansonsten nicht mit ihnen kommunizieren möchtest. Ich finde das absolut richtig und gesund. Man soll nur kommunizieren wenn man es wirklich selbst möchte. Hier soll niemand dazu genötigt werden mit ihm widerwärtigen Personen zu kommunizieren. In einem absolut anonymen Rahmen wären diese Beschränkungen aber weitgehend aufgehoben (zumindest in großen Foren. In kleinen Foren wäre es wahrscheinlich unsinnig weil die Teinehmer ihren Stil kennen).

Vielleicht wird es noch plastischer wenn ich die Sache auf ein mathematisches Gebiet ziehe. Stell dir mal vor, es ginge darum, eine mathematische Formel für ein mathematisches Problem zu finden und die Diskussionsteilnehmer wären dadurch in der freien sachlichen Diskussion behindert weil sie voneinander ihre verschiedenen Religionszugehörigkeiten kennen und jeder darauf beharrt, daß nur seine Religion die einzig wahre ist und alle anderen als Irrtum bekämpft werden müßten, und einer von der XY Religionsgemeinschaft die mathematischen Lösungswege eines Hindus von vornherein verwirft weil er den Hindus angehört. Wäre das nicht verrückt? Wenn ein anderer Hindu nun bemerken würde, das diese Person von der XY Religionsgemeinschaft Stellung gegen seinen Hindu-Glaubensbruder bezogen hat, fühlt er sich vielleicht "verpflichtet", zusammen mit seinem Hindu-Bruder nun seinerseits gegen die mathematischen Lösungsvorschläge des XY -Religionsgemeinschafts-Angehörigen Stellung zu beziehen usw. Das wird immer verrückter. In dem Fall wäre das anonymisieren der Kommunikation in der die verschiedenen Lösungswege analysiert und weiterentwickelt werden könnten sicher hilfreich. Wer ein solches System vorschlägt ist nicht gegen verschiedene Religionszugehörigkeiten und auch nicht gegen das "wahre Leben". ;-)

Du meinst wohl das "Ideal der reinen Idee", das ist mir soweit schon klar.
Die Welt der "reinen Ideen" und "das Leben da draußen" lassen sich aber
wohl kaum wirklich "sauber trennen". Ich glaube, dass es schnell
lebens-/menschenfeindlich wird, wenn man versucht, die reine Idee zu
extrahieren und zu idealisieren.

Ich will kein Absolutuum erreichen, ich wollte nur eine leichte (machbare) Verbesserung in dieser Richtung. Es wäre auch ein Test. Ich weiß ja nicht ob es funktionieren würde. Ich stelle es deshalb zur Diskussion.

Natürlich, wenn Du es unter dem Aspekt des Übens (um später im realen
Leben besser diskutieren zu können) betrachtest


Im Grunde ja - ich betrachte Foren einerseits als "Kommunikationsübung",
ohne die direkte Konfrontation, wo man sich leicht ausklinken kann, wenn es
einem "zuviel" wird. Auf der anderen Seite ist mir im Laufe der Jahre klar
geworden, dass "Diskussionen" in Foren sehr oft mehr Monolog und
Selbstdarstellung als echte Kommunikation ist. Also eine Art, schriftlich
"laut zu denken", um sich selbst hören/lesen zu können - was wohl vielen
hilft, sich über ihre eigenen Gedanken klarer zu werden.

Dieser Aspekt ist auch ok.

Es sollte aber nicht unbedingt so weit gehen, das der Spruch zutrifft: "Woher soll ich wissen was ich denke bevor ich nicht höre was ich sage".

Als zusätzliches Kommunikationsinstrument wäre es sicher
interessant, "anonym" über die SACHE zu reden/schreiben.

Das meine ich doch.

Allerdings - wenn
Leute schon länger vorher in demselben Forum geschrieben haben, solltest du
die Tatsache nicht unterschätzen, dass man viele sehr wohl trotzdem an
ihrem Schreibstil und an typischen "Mustern" erkennen kann.

Ist klar.

Man schaue sich die Foren darauhin an, welche guten und Top-Schreiber
früher darin geschrieben haben und stelle sich die Fragen warum die

alle

nicht mehr da sind.


Außer eindeutigen Streit-Situationen mit Beleidigungen usw. ist mir
mehrfach begegnet, dass Forenschreiber sich im Laufe der Zeit einfach
weiter entwickeln - und nicht selten gerade deshalb "plötzlich" mit
anderen aneinander geraten. Eine aktive Diskussionsphase in einem Forum ist
(auch) ein Stadium in der persönlichen Entwicklung des einzelnen Schreibers
- meistens verbunden mit vielen neuen Eindrücken, Erkenntnissen und damit
einem Entwicklungsschub für denjenigen. Und irgendwann findet er sich an
einem Punkt wieder, wo er sieht, dass die weitere Diskussion in diesem
Forum (oder überhaupt in Foren) für ihn persönlich "nichts mehr bringt",
dass es ihn nicht mehr weiterbringt - und er auf seinem Weg deshalb quasi
die Richtung wechselt.

Das ist auch richtig. Mir sind auch persönlich ehemalige Forenschreiber bekannt bei denen es sich so verhält.

Woran will man festmachen, was eine "angemessene Bestätigung" für
Äußerungen/Gedanken ist? Der eine findet profane Zustimmung á la "das sehe
ich auch so" schon als angemessene Bestätigung, während wohl die meisten so
eine "platte" Aussage fast schon beleidigend finden und sich als
"angemessene Bestätigung" ausführliche weitere Diskussionen wünschen.

Das ist Ermessenssache des Einzelnen ;-) In je besserem Zustand sich eine Person befindet, desto richtiger/angemessener wird sie auf etwas reagieren.

Ich betone das ja auch immer wieder, dass alles, was ich schreibe, MEINE
persönlichen Ansichten und Erfahrungen sind, die für MICH Gültigkeit haben.
Mitunter hört sich das für andere wohl wie die Verkündigung der absoluten
Wahrheit an *g* - wobei mir schon immer klar war und ist, dass das eben
dann nur MEINE (derzeitige!) "absolute Wahrheit" ist :-)

;-)

Aber ich glaube, es ist wichtiger, eine Sache mit guten Absichten zu tun,
als sie unbedingt "perfekt" zu tun.

Das schließt sich nicht unbedingt aus. Möglicherweise stecken gute Absichten dahinter, eine Sache perfekt(er) tun zu wollen. Im Gegensatz dazu gehen Nachlässigkeiten und Ignoranz gerne mit destruktiven Absichten Hand in Hand.

Jetzt aber genug.

Viele Grüße zurück.
Flint

.

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