Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Nur eine phänomenbezogene Einschätzung

Chato, Sunday, 06.09.2009, 01:05 (vor 5398 Tagen) @ Flint

Guten Abend Flint!

Nein, wollte ich nicht. Ich habe gemäß dem, wie ich es verstanden habe, sachlich
geantwortet (und ohne ansehen der Person). Glaub's mir oder nicht.

Ich glaube dir. Ein Mißverständnis also. Gebongt.

Genau deshalb mein Vorschlag, die Identität virtueller Personen bei einzelnen
ausgewählten Diskussionen gezielt beiseite zu lassen um sie eben nicht durch
persönliches Zeugs zu stören.

Ich halte das leider für ziemlich künstlich, abstrakt und ausgedacht, denn es ist natürlich sowieso klar, daß das schon deshalb nicht funktionieren könnte, weil wir einander sofort am Stil wiedererkennen. Manchmal rumpelt es halt (pseudo)persönlich, ok. Ich finde das nicht so besonders schlimm, wenn danach wieder zur Sachlichkeit zurückgekehrt wird. Anders kann das einfach nicht funktionieren – und nirgendwo ist es leichter, als gerade hier, sofern sich alle im Klaren über den Charakter dieser Plattform sind. Diese Mühe und Disziplin jedes Einzelnen könnte auch durch ein funktionierendes Konzept nicht ersetzt und somit wegdelegiert werden. Um so weniger natürlich durch eines, das von vornherein nicht funktionieren kann.

Wir kennen hier einander nicht als Personen, sondern wir sind virtuell. Und das ist gut so! Nick alias Chato zum Beispiel hat einen etwas anderen Charakter, als die Person, die ihn erdacht hat, was von Nick hier ja auch nicht umsonst von Zeit zu Zeit immer wieder mal zum Ausdruck gebracht wird. Wären wir nicht virtuell und würde diese Virtualität nicht sorgfältig von allen geachtet werden, dann wären die meisten Themen von vornherein nicht diskutierbar. Der Wert der Virtualität für solche doch recht grundsätzlichen und komplexen Diskussionen mit ihrem für nicht wenige traumatischen persönlichen Bezug, wie sie hier geführt werden, besteht ja gerade im Schutz, den diese Virtualität für die realen Personen bedeutet, die sich hier einbringen. Die Virtualität IST(!) genau jener "tragbare Wandschirm", von dem hier vorhin die Rede gewesen ist und hinter dem verborgen sich überhaupt erst so offen reden läßt über derart Grundsätzliches. Deine Idee steigert das nicht etwa oder stellt es gar erst her, sondern sie würde es vielmehr allenfalls zerstören können. Sie beruht m.E. auf einer irrtümlichen Fehlerwartung aufgrund irgendeiner Unklarheit (bei manchen ist es auch böse Absicht) über den Charakter dieser speziellen Art der Diskussionsplattform. Wer sie real zu ändern versuchte, der würde sie zerstören.

Hier treffen sich sozusagen lauter "Ein-Mann-Bewegungen" – und nur deshalb bringt ihnen dieses Forum überhaupt etwas, so behaupte ich. Das bedeutet mitnichten, daß, wer hier liest oder mitdiskutiert, auch in seinem realen Leben eine solche "Ein-Mann-Bewegungen" wäre oder eine solche zu sein hätte. Im Gegenteil! Aber hier hat das eben nichts verloren. Ich habe hier keine "guten Freunde" und ich suche sie auch nicht, WILL sie (hier!) ausdrücklich gar nicht finden, denn dann wäre nicht nur der Vorzug für die thematische Sachebene verspielt, den der Schutz durch die Virtualität bietet, so wie eben dargelegt, sondern solcherart "Persönliches" wäre natürlich in Wahrheit gar nicht persönlich, sondern notwendigerweise auch virtuell. Das läßt sich überhaupt nicht vermeiden. Eine reale menschliche Person braucht aber natürlich mehr und anderes, als ausgerechnet Virtualität. Doch die gibt es nun einmal nur im realen Leben. Entfernt hat das Ganze übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit der Beichtstuhlsituation, deren Anonymität und strikte Verschwiegenheit es ja auch erst überhaupt ermöglicht, sich in einer Weise zu öffnen, wie man dies einem real vor einem sitzenden Menschen, der noch dazu an keinerlei Diskretion und an keine Disziplin darin gebunden wäre, niemals täte.

Ich denke, man sollte das alles gut bedenken, begreifen und sehr genau voneinander trennen. Mir scheint, daß möglicherweise genau diese grundsätzliche Problematik und die notorische Unklarheit, die hier und dort darüber herrscht, der Grund für deinen objektiv unpraktikablen Vorschlag gewesen ist? Da der nun einmal sowieso nicht funktionieren kann, verbleibt die Verantwortung für den "rechten persönlichen Gebrauch" dieses Forum weiterhin und unvermeidlich bei jedem Einzelnen selbst und hängt allein von seiner persönlichen Disziplin ab. Das kann ihm hier keiner abnehmen. Das wäre objektiv nicht möglich. Wo trotzdem andauernd versucht wird, es mit infantiler Nerverei irgendwie zu erzwingen, bedroht ein solcher Versuch sofort die entscheidende Grundlage, auf der allein dieses Forum derart lange so erfolgreich sein konnte, und es ja nach wie vor ist.

Entsprechend heftig fällt natürlich die instinktive Abwehr gegen Personen aus, die das partout nicht kapieren und nicht respektieren wollen. Diese Heftigkeit ist sachlich gerechtfertigt, da sie der notwendigen Abwehr eines objektiv destruktiven Handelns gilt. Auch hier stehen die Interessen einer Gemeinschaft, sei sie auch "bloß" virtuell, objektiv natürlich über irgendwelchen egoistischen Einzelinteressen. Das Interesse der Gemeinschaft, nicht bestohlen zu werden, steht ja auch höher, als das Interesse von gewissenlosen Dieben, die sich ihre "Ethik" je nach Bedarf selber zurechtbasteln, gemäß derer sie unter selbstdefinierten Umständen die Wertgegenstände fremder Leute nach Gutdünken in ihren eigenen Besitz bringen zu dürfen vermeinen. Ein solches "Recht" existiert nun einmal nicht, ganz egal wie rabulistisch es von notorischen Dieben heulend eingeklagt werden mag.

Für mich persönlich gibt es in dieser Frage nichts weiter zu diskutieren. Ich bin mir sicher, daß dieses Forum zerstört würde, wenn ein entgegengesetztes Handeln auf Dauer hingenommen würde. Mein persönlicher Ekel vor impertinenten Kletten, die mir mit ihren Neurosen andauernd persönlich nachsteigen zu müssen vermeinen, ist zwar ebenfalls eine Tatsache, hat aber mit den Argumenten, die ich soeben dargelegt habe, nichts zu tun. Das sind zwei verschiedene Dinge, nicht eine, und ich weiß die beiden sehr wohl voneinander zu trennen.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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