TrittbrettfahrerInnen
Hallo Adler,
Die damalige Protestbewegung stellte klar auch die Machtfrage, wollte
einem bestehenden system die Machtstrukturen entreißen.
Schon klar, ich meinte daß es dem Feminismus nicht darum ging die entscheidenden Machtstrukturen in Frage zu stellen.
Und die hatte der Feminismus einfach 1:1 abgekupfert und auf seine Zwecke
übertragen. Die Machthaber, das waren die Männer statt der
Kapitaleigentümer und statt der Lohnabhängigen waren die Frauen die
Unterdrückten. Ein ganz simpler Austausch mit neu definierten Gruppen. Eine
Fortführung des Klassenkampfes mit anderen Rollenzuweisungen.
..mit dem Unterschied daß für den Kommunisten der Bourgois kein Bourgois mehr ist wenn man ihm die Verfügungsgewalt über das Kapital wegnimmt. Die folgerichtige feministische Analogie: "Schwanz ab!"
Weshalb nun die Kampflesben? Bei der Gegenüberstellung dieser beiden als
feindlich definierten Gruppen konnten sie natürlich völlig unbeleckt von
irgendwelchen in der Lebenspraxis zwangsläufig gewonnenen Zweifeln an
diesem theoretischen Konstrukt agieren und auftreten.
Klingt plausibel.
Andere Frauen erlebten ja in ihrem persönlichen Umfeld und
Hetero-Beziehungen, daß da in der Hauptsache nicht Kampf war zwischen den
Geschlechtern, sondern daß da Jeder, also auch der Mann, versuchte, sein
ihm Mögliches einzubringen in die Partnerschaft. Von ihnen konnte diese
Radikalität nicht kommen.
Ich entsinne mich, die galten stets als die ganz toughen und konsequenten.
Oder auch den paar, deren
Sehnsucht sich nicht erfüllen wollte, weil sie zu häßlich, zu blöd oder
einfach auch zu egoistisch waren , um einen Partner zu finden.
Oder vielleicht auch: Ohne Vater aufgewachsen?
Wie diese drei Gruppen, voran die Kampflesben, die Meinungsführerschaft
erlangen konnten, ist ein gruppendynamischer Prozeß. Wahrscheinlich können
auch die Soziologen etwas dazu sagen. Die Führung hat meist einer, der am
lautesten schreit und mangels Selbstzweifel auch am klarsten sagen kann, wo
es lang geht. Die unsicher sind, nicht genau wissen, was sie wolle,
schließen sich dann mangels eigener Perspektive an.
Die Zeit vor 1975 habe ich nicht bewußt erlebt, aber möglicherweise haben sehr viele Frauen, die ein gesundes Verhältnis zu Männern hatten den Verein verlassen, sodaß diese Gruppen nur noch übrig blieben.
Am Anfang war das ja nicht so klar, daß das Kampflesben waren, den meisten
Menschen ist es ja auch heute noch nicht klar, die als solche auch nichts
zu verlieren hatten in einem Geschlechterkampf. Im Gegentei. Konnten sie
sich doch so über ihre männliche Konkurrentent erheben indem sie sie
niedermachten und erschienen selbst so wertvoller.
Was ich so damals von der Szene mitgekriegt habe wurde der ganze Verein in den 80ern immer unbeliebter. Leider war das meistens nur im Stillen, es gab kaum offenen Protest. Das lag natürlich auch daran daß man von früh an gelernt hat den Gentleman zu spielen.
Sie sprachen aber als Frauen und gaben an, was sie forderten für (alle)
Frauen zu fordern. Und da es eben v.a. Frauen waren, glaubten ihnen viele
und ließen sich verführen von dem neuen Charme der Frauenpower-Powerfrauen.
Rattenfängern liefen schon viele hinterher, die Geschichte ist voll davon.
Und so lange es ihnen keine Nachteile bringt, geht es ihnen auch gut dabei.
Und die vielen neuen Gesetze und Bestimmungen, welche diese
Rattenfänger für ihre Schwestern durchgebracht hatten und die vielen neuen
Freiheitsgrade, die sie damit gewonnen hatte - naja, ist doch garnicht so
schlecht für sie. Warum sollen sie das aufgeben?
Klar, deshalb haben sich so gut wie gar keine Frauen aufgelehnt. Sie waren in einer bequemen Position. Die Kampflesben waren zwar unangenehm - kaum eine wollte wie sie sein, deshalb haben sich die wenigsten in ihren Gruppen wirklich engagiert - aber sie waren nützlich.
Weil die Kampflesben die einzigen sich exponierenden Vertreter waren haben die sich natürlich etabliert, es bestand ja ein großes Interesse weil fast jeder von den Rollen der 50er weg wollte. Die Presse hat sich auf diejenigen gestürzt, die gesagt haben: "Der Feminismus bin Ich". Das waren auch diejenigen, auf die sich die Sozialwissenschaftler gestürzt haben. Da es vorher keine nennenswerten Theorien über die Geschlechter gab, konnten sie ihre Theorien zum Standard machen.
Daß es eine Frage der Fairness ist und der Gerechtigkeit, dass kommt
vielen (den Meisten?) überhaupt nicht in den Sinn. Das hat etwas mit der
kulturell unterschiedlichen Entwicklung der Geschlechter zu tun. wer sich
dauernd beweisen muß und kämpfen muß (Mann), der entwickelt dafür auch ein
geheimes, aber wirksames Regelwerk, an dessen Ende eben auch Fairness und
Gerechtigkeit stehen und verinnerlicht das.
Ich denke schon, daß Fairness auch im Weiblichen angelegt ist, nur kann jede Fairness durch Ideologie vergiftet werden. Wenn das Gegenüber entmenschlicht wird und als Feind wahrgenommen wird, dann geht jedes Gewissen flöten.
Menschen sind instinktarme Tiere, die Bilder die durch die Umwelt vermittelt werden sind sehr mächtig.
Denn bei all den Kommentkämpfen und dem
Imponiergehabe geht es ja schließlich gegen Mitglieder der eigenen
Gemeinschaft und mit dem Rivalen muß man später wieder auf die Jagd gehen
und ist auf ihn angewiesen. Wessen Hauptaufgabe es war, den eigenen Genpool
durchzubringen, dem ist es egal, wo das Essen herkommt und wie es beschafft
wird. Hauptsache es gibt was.
Ich denke auch, daß Männer im Umgang mit Machtpositionen oft geübter sind und diese deshalb oft fairer ausüben. Hinter dem ganzen als "männliches Machtgehabe" Verschrieenem steckt eine ganz gehörige Portion Sozialkompetenz, die eigentlich von Kindesalter an gelernt wird. Natürlich ist das nicht immer so.
Ja, so klingt das Plausibel.
Gruß
bloke
gesamter Thread:
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... -
Kurti,
02.07.2009, 22:45
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... - Nihilator, 02.07.2009, 23:59
- Und um das Ganze wieder in eine ernsthafte Bahn zu bringen ... - Kurti, 03.07.2009, 00:11
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... -
Helen,
03.07.2009, 01:05
- Dummheit - Arkander, 03.07.2009, 01:36
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... -
Kurti,
03.07.2009, 01:53
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... -
A Stranger in a strange World,
03.07.2009, 11:31
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... - Nikos, 03.07.2009, 12:17
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... -
A Stranger in a strange World,
03.07.2009, 11:31
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... - Krischan., 03.07.2009, 01:56
- Sorry, den ganzen Strang lese ich nicht. Aber: -
bloke,
03.07.2009, 08:10
- TrittbrettfahrerInnen -
adler,
03.07.2009, 14:04
- TrittbrettfahrerInnen -
bloke,
03.07.2009, 15:18
- TrittbrettfahrerInnen -
adler,
04.07.2009, 01:46
- TrittbrettfahrerInnen -
bloke,
04.07.2009, 03:27
- TrittbrettfahrerInnen -
adler,
04.07.2009, 04:06
- TrittbrettfahrerInnen - bloke, 04.07.2009, 08:04
- TrittbrettfahrerInnen -
adler,
04.07.2009, 04:06
- TrittbrettfahrerInnen -
bloke,
04.07.2009, 03:27
- TrittbrettfahrerInnen -
adler,
04.07.2009, 01:46
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bloke,
03.07.2009, 15:18
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adler,
03.07.2009, 14:04
- Damit der Strang nicht ins Unendliche wächst ... - Mirko, 03.07.2009, 10:29