Ausbeuter Verschwörung?
Hallo Borat!
Marketing bestimmt den Preis. Wo mehr verdient wird kann mehr verlangt werden.
Genau. Nur leider verdienen immer mehr Menschen in Deutschland nicht mehr genug, um die deutschen Preise bezahlen zu können. Deshalb gehen polnische Erntehelfer ja mittlerweile lieber z.B. nach Dänemark arbeiten als nach Deutschland. Deutschland ist in der Alt-EU zum Niedriglohnland geworden, und in Dänemark oder Luxemburg sind schon länger auch Deutsche unter den Billigarbeitern.
Genau das Gegenteil ist Realität. Gerade wegen der hohen Löhne (+Folgekosten,etc.) holt man hier viel eher alles aus einem Arbeitnehmer
als in Thailand.
Ja, natürlich. Wenn man nun aber Jobs ins Ausland verlagert, weil dort die Stundenlöhne niedriger sind, dann stellt man oft fest, daß dort alles länger dauert, daß man letztendlich also gar nicht soviel spart oder sogar noch draufzahlt.
Da machen sich qualifiziertere Leute halt mehr Gedanken das Personal hier
wie da effektiver einzusetzen ...
Dabei stößt man in Ländern wie Indien aber schnell an Grenzen. Die Mentalität vieler Menschen ist dort eben anders als sie sich in Deutschland herausgebildet hat.
In der Industrie funktioniert die Verlagerung der Produktion ins Ausland nur, weil die Fabriken in Asien oder sonstwo auch stark automatisiert sind. Und die Produktion wurde oft gar nicht so sehr wegen der Lohnkosten ins Ausland verlagert, sondern oft auch oder sogar vor allem, weil man die Märkte in Asien, vor allem in China und Indien, als enorm wichtig einschätzt. Immerhin lebt doch allein in diesen beiden Ländern schon etwa die Hälfte der Weltbevölkerung.
Mittlerweile versucht man aber auch in anderen Branchen, die Wertschöpfung ins Ausland zu verlagern, z.B. in der Software-Entwicklung. Da ist es mit der Automatisierung schwieriger, man braucht mehr Personal, und dann stößt man eben auf die erwähnten Probleme.
Es scheint sich aber doch zu Lohnen (im Vergleich), oder?
Jain. Es haben sich schon viele Firmen damit in die Nesseln gesetzt. Es gibt da oft zwei Probleme:
1. wird im Ausland gern schlechtes Material verwendet, um die Kosten auf den geforderten niedrigen Stand zu bringen und dabei noch ordentlich Gewinn einzufahren. Das bekam z.B. eine deutsche Firma zu spüren, die hochwertige Sanitäreinrichtungen herstellt. Die dachten auch, sie könnten Badewannen billig in Indien produzieren lassen und sie dann in Deutschland teuer verkaufen. Das hielten sie für ein Super-Geschäft, bis dann die ersten Beschwerden von Kunden kamen. Eine Kundin hat sich z.B. in so einer Badewanne die Füße aufgeschnitten, an der abgeplatzten Beschichtung.
2. stellt man eben fest, daß man für gleiche Aufgaben mehr Personal benötigt als in Deutschland und daß die gelieferte Qualität obendrein noch schlechter ist. Man muß gründlicher spezifizieren und testen und mehr nachbessern.
In der Softwarebranche soll mittlerweile schon der Punkt erreicht sein, wo sich die Zahl der Firmen, die wieder davon abgehen, im Ausland entwickeln zu lassen in etwa die Waage hält mit der Zahl der Firmen, die beschließen, Entwicklungs-Standorte im Ausland aufzubauen. Da war es lange Zeit so, daß man gar nicht genau nachgerechnet hat, ob sich das überhaupt lohnt. Die Controller in ihren Büros sahen immer nur die geringeren Stundenlöhne. In manchen Firmen wunderte man sich dann bald darüber, daß die Gewinne nicht wie erwartet stiegen, sondern sogar sanken. Dann hat man nachgerechnet und schnell wieder auf die ausländischen Billigarbeiter verzichtet.
Der Markt wird doch effektiv bedient. Haben deutsche Autobauer eine Marktbedienungspflicht?
Nein. Wenn man aber meint, auf einem Markt nichts anbieten zu müssen, dann darf man sich auch nicht darüber wundern, daß man nichts mehr verkauft.
Sinken die Umsätze nicht Weltweit?
Jetzt sinken sie weltweit. Aber noch vor etwa einem Jahr konnte VW stolz Umsatzsteigerungen verkünden. Das bezog sich wahrscheinlich noch auf 2007. Da haben sie im Ausland noch gut verkauft, im Inland gab es aber damals schon Umsatzrückgang.
Jetzt ist aber auch das Auslandsgeschäft eingebrochen. In den Häfen stehen überall massenweise Neuwagen herum, die niemand mehr will. Und nun auf einmal stört der schwächelnde deutsche Binnenmarkt.
Die Frage ist eher wann sich ein neues Auto lohnt. Und in unserem Wohlstandsland eher später als früher.
Wenn man genug Geld hat, um sich alle 2 Jahre ein neues Auto zu kaufen, spart man schon mal die Kfz-Steuer. Denn man hat ja immer den neuesten Katalysator drin. Reparaturkosten fallen auch nicht an. Das würde schon dafür sprechen, sich möglichst bald ein neues Auto zu kaufen. Wenn man genug Geld übrig hat...
Es gibt doch sparsame Auto's.
Ähm, ja, z.B. den 3-Liter-Lupo von VW... Selbsternannte Umweltschützer wie auch die VW-Führung verweisen gern darauf, daß dieser 3-Liter-Lupo ja kaum verkauft worden wäre. Das würde doch beweisen, daß die Käufer solche Autos gar nicht wollen...
Erst einmal hat dieser Lupo ja tatsächlich schon noch etwas mehr als 3 Liter auf 100 km verbraucht. Und vor allem war es ein Diesel. Bei Dieselautos langt der Staat aber steuerlich stärker hin. Deshalb lohnen sie sich nur für längere Strecken. Der Lupo ist mit seinem 30-Liter-Tank aber ganz klar ein Kurzstrecken-Auto.
Somit ist doch klar, wieso er kein Verkaufsschlager geworden ist, und das war der VW-Führung von Anfang an vollkommen klar. Dieser 3-Liter-Lupo war nur eine Art Feigenblatt, mehr nicht. Er wurde von Anfang an ganz bewußt so konzipiert, daß man damit rechnen konnte, daß er sich kaum verkaufen wird. Weil VW ihn überhaupt nicht verkaufen wollte.
Ansonsten verbrauchen auch moderne Kleinwagen immer noch so etwa um 6 Liter auf 100 km.
Doch die Leute wollen kein zahnloses Statussymbol, auch wenn sie es behaupten.
Ja, sicher würden viele Leute gern einen Ferrari fahren, oder einen Kompressor-Mercedes, oder einen Porsche, oder einen VW Touareg... Nur kann sich die Masse der Bevölkerung so etwas nur als Modellauto in der Vitrine leisten. Da geht es schon lange nicht mehr darum, was man will, sondern darum, was finanziell möglich ist. Und da zählt nicht nur der Anschaffungspreis (der wird eh auf Raten abgezahlt), sondern die monatlichen Kosten. Im Moment ist der Druck ein wenig gesunken, weil Treibstoff wieder billiger geworden ist, dafür steigen in anderen Bereichen die Preise aber fröhlich weiter.
Der Spruch hat Jahrelang seinen Dienst Getan. Und der Geist des Spruchs geht subtil weiter.
Ja, aber wie konnte es denn soweit kommen, daß man Sprüche wie "Geiz ist geil" oder "billig will ich" in der Werbung verwenden konnte? In den 1960er Jahren wäre sowas voll nach hinten losgegangen. Als es dann ALDI gab, wollte lange niemand zugeben, daß er dort kaufte. Klar - man freute sich, wenn man etwas günstiger bekam, aber man wollte keinen Billigmurks, und wenn man ihn doch kaufte, sollte es zumindest niemand wissen.
Mit dem Thema Arbeitslosigkeit ist das ganz ähnlich: Früher war es eigentlich jedem peinlich, zuzugeben, daß man arbeitslos war. Manchmal ging man trotzdem täglich mit der Aktentasche aus dem Haus, damit auch ja kein Nachbar etwas davon bemerkte...
Heute ist es vielen Menschen weitaus weniger peinlich, zuzugeben, daß man arbeitslos ist und/oder wenig Geld hat. Das ist so, weil das heute so oft vorkommt, daß es mittlerweile als normal empfunden wird!
Dann ist endlich mal Schluss mit der Langeweile auf höchstem Niveau. Endlich passiert mal was!
Die Frage ist nur, was dann passiert. Interessant finde ich, daß auf einmal von hohen Führungskräften aus der Wirtschaft Aussagen kommen wie z.B. "das ist eine ausreichende Gehaltssteigerung, damit unsere Mitarbeiter auch weiterhin als Konsumenten die Kaufkraft stärken können". Noch vor etwa 2 Jahren wurde das Problem, daß viele Firmen sich hier auf dem Binnenmarkt mit ihrer Lohndrückerei selbst die Märkte zerstören, bestenfalls ignoriert; oft wurde es schlichtweg geleugnet.
Erstaunlich, welche Erkenntnisse auf einmal möglich sind, wenn der Binnenmarkt plötzlich wieder wichtiger wird. Allerdings glaube ich nicht wirklich an ein Umdenken.
Nicht dass ich so Enttäuscht bin wie vom Waldsterben, Klimakatastrophe,
BSE und AIDS!
Na ja, Waldsterben und Klimakatastrophe waren bzw. sind Konsum-Förder-Kampagnen. Da war bzw. ist ja klar, daß nicht viel bzw. gar nichts dahinter steckt.
Was man aber bisher aus der Wirtschaft hört, ist wirklich besorgniserregend. Zumindest hier in der Gegend (bei Aachen und Köln) gibt es in den letzten Wochen viele Insolvenzen. Ich bin mal gespannt auf erste offizielle Zahlen dazu. Je mehr Firmen pleite gehen, umso schlimmer wird es werden.
Freundliche Grüße
von Garfield
gesamter Thread:
- "Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir" -
Christine,
30.01.2009, 12:06
- "Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir" -
Garfield,
30.01.2009, 14:26
- "Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir" - Rainer, 30.01.2009, 15:01
- Ausbeuter Verschwörung! -
Borat Sagdijev,
30.01.2009, 15:30
- Ausbeuter Verschwörung? -
Garfield,
30.01.2009, 16:42
- Ausbeuter Verschwörung? -
Borat Sagdijev,
30.01.2009, 19:47
- Ausbeuter Verschwörung? -
Garfield,
02.02.2009, 18:18
- Ausbeuter Verschwörung? -
Dark Knight,
02.02.2009, 22:57
- Ausbeuter Verschwörung? - Garfield, 03.02.2009, 13:20
- Ausbeuter Verschwörung? -
Dark Knight,
02.02.2009, 22:57
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Garfield,
02.02.2009, 18:18
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Borat Sagdijev,
30.01.2009, 19:47
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Garfield,
30.01.2009, 16:42
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Garfield,
30.01.2009, 14:26