Solidarität nach der Versorger-Ehe?
Hallo Poeoehser Frauenfeind
Der liberalistische Gesellschaftsentwurf beruht im Kern auf dem
sozialdarwinistischen Prinzip.
Was verstehst Du Sozialdarwinismus? Der Begriff ist naemlich voellig korrumpiert durch antiliberale kollektivistische Ideologien (insbesondere aus der Nazizeit).
Der Liberale erkennt im statistischen Verhalten einer Menschenmenge allenfalls gewisse Gesetzmaessigkeiten, woraus er (im Gegensatz zu saemtlichen Vertretern von kollektivistischen Ideologien) jedoch keinerlei politisch motivierte Korrekturmassnahmen ableitet. Dem einzelnen Individuum in einer liberalen Idealgesellschaft steht es weitestgehend frei, wie es sich verhalten will; die Folgen aus seinem Verhalten hat es allerdings selbst zu tragen. Mehr steckt da nicht dahinter. Saemtliche Ansprueche, dass die Gesellschaft nach irgendwelchen ideologisch-theoretischen Erwaegungen 'entworfen' (d.h. konstruiert) werden muesse, sind per definition antiliberaler Natur, weswegen der Begriff 'liberalistischer Gesellschaftsentwurf' schon rein logisch gesehen ein Widerspruch in sich ist.
Verantwortung des Individuums heisst im
liberalistischen Entwurf Verantwortung ausschliesslich für sich selbst und
allenfalls für die Familienangehörigen.
Die obige Behauptung ist faschl. Der Liberalismus sieht die Verantwortung des Individuums in seinem Tun und den sich daraus ergebenden Folgen. Du personalisierst das unzulaessigerweise und beziehst die individuelle Verantwortung sodann nur noch auf die Person des Individuums bzw. den ihm nahestehenden Personen anstatt auf die reinen Tatfolgen (oder die Folgen bei Unterlassung der Tat). Schlau eingefaedelt, aber der alte Maesi hat diesen rabulistischen Trick natuerlich sofort durchschaut. Das Individuum traegt selbstverstaendlich auch die Verantwortung fuer sein Tun, wenn dieses womoeglich eine grosse Zahl von ihm fremden Personen betrifft. Wenn ein Terrorist ein Bombenattentat ausfuehrt, ist er logischerweise nicht bloss fuer seinen eigenen Tod sondern auch fuer den aller anderen Betroffenen verantwortlich, selbst wenn sie ihm gar nicht nahestehen. Der Unternehmensfuehrer, der sein Unternehmen durch Fehlentscheidungen in den wirtschaftlichen Ruin treibt, ist fuer alle von seinem Unternehmen abhaengigen Menschen verantwortlich. Der Liberalismus hat nie etwas anderes behauptet. Andererseits sind sowohl der Terrorist als auch der inkompetente Unternehmensfuehrer nur jeweils fuer den von ihnen verursachten Schaden verantwortlich aber eben nicht fuer den Schaden den irgendwelche andere angerichtet haben.
Dieser kausale Zusammenhang zwischen Tat und den Folgen der Tat, den wir Verantwortung nennen, hat der Liberalismus keineswegs erfunden. Er hat lediglich das schon vor Jahrtausenden entdeckte Prinzip akzeptiert und moeglicherweise noch in etwas geschliffene Worte gekleidet. Nur kollektivistische Ideologien (z.B. der Feminismus oder der Sozialismus) konstruieren kollektive Verantwortungszuweisungen aufgrund irgendwelcher personalisierter Kollektivmerkmale. In solchen Ideologien sind dann 'die Maenner' an allem Schuld oder wahlweise halt 'die Kapitalisten', und zwar voellig unabhaengig davon, was sie als Individuen tatsaechlich getan haben oder nicht.
Was der Liberalismus hingegen nicht postuliert, ist die ethische Grundlage, auf der das Individuum handeln soll. Diese Ethikverleugnung ist mein wichtigster Kritikpunkt am Liberalismus. Viele Liberale glauben deshalb, die ethische Grundlage liesse sich beliebig konstruieren und alle konstruierten Ethiken seien untereinander gleichwertig, oder sie lehnen sogar jede ethische Grundlage ab. Ein konstruktivistischer Irrglaube! Dieser Irrglaube ist jedoch keineswegs eine Exklusivitaet des Liberalismus. Vielmehr finden wir willkuerlich konstruierte Ethiken durchwegs auch in kollektivistischen Ideologien, wo sie aufgrund der starken, dem Kollektivismus inhaerenten Gleichschaltungsmechanismen jedoch im Extremfall weitaus ueblere Blueten treiben als in einer nicht gleichgeschalteten chaotisch-liberalen Gesellschaft. Es ist kein Zufall, dass die schlimmsten Menschheitsverbrechen ausnahmslos von dezidiert antiliberalen Kollektivisten veruebt wurden, die sich bei Ausuebung ihrer Uebeltaten stets auf ideologisch gleichgeschaltete und deswegen besonders effektive und effiziente Machtstrukturen stuetzen konnten.
Auf den Rest Deines Postings gehe ich nicht naeher ein, da ich die Gruende fuer das Scheitern des heute geltenden Staatskapitalismussystems, in dem die staatlichen Notenbanken eine geradezu fatale Schluesselrolle beim hemmungslosen Geldmengenwachstum spielten, schon in frueheren Postings dargelegt und dokumentiert habe. Die Akteure erleben nun die Folgen der von ihnen verursachten Geldpolitik, weigern sich aber bezeichnenderweise standhaft, die Verantwortung dafuer zu uebernehmen. Liberal ist diese Verantwortungsverleugnung natuerlich nicht. Noch schlimmer: solange man die begangenen Fehler nicht einsieht, wird man sie weiterhin begehen und unter Erhoehung der Staatsverschuldung weiteres Billiggeld (diesmal in Form von sogenannten 'Hilfspaketen') in die Maerkte pumpen - bloss, dass das jetzt nicht mehr so reibungslos funktioniert, weil die etwas lernfaehigeren Geschaeftsbanken bei der wundersamen Geldvermehrung nicht nicht mehr so bereitwillig mitmachen. Da hilft auch die Senkung der staatlichen Leitzinssaetze, zu denen sich die Geschaeftsbanken bei den Zentralbanken refinanzieren koennen, teilweise bis hinunter auf 0% nichts.
Gruss
Maesi
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Christine,
16.01.2009, 10:53
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16.01.2009, 12:28
- Solidarität nach der Versorger-Ehe? - Joseph S, 16.01.2009, 23:01
- Solidarität nach der Versorger-Ehe? - adler, 17.01.2009, 00:27
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16.01.2009, 16:55
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16.01.2009, 19:13
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16.01.2009, 20:48
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17.01.2009, 02:03
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- Rechtsbedingungen der Versorger-Ehe? - Hirni, 17.01.2009, 15:40
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17.01.2009, 02:38
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Holger,
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- Solidarität nach der Versorger-Ehe? - Maesi, 21.01.2009, 02:21
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18.01.2009, 12:49
- Solidarität nach der Versorger-Ehe? - Maesi, 21.01.2009, 02:22
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Holger,
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exVater,
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