Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Zweifelhafte Methode zur Ermittlung einer Lohndiskriminierung

Isegrim, Saturday, 25.10.2008, 19:49 (vor 6268 Tagen) @ Christine

Ich weiss ja nicht, wie weit die Mathematikkenntnisse von eidgenössischen
Bürokraten in Bern reichen, doch jede Person, die sich einmal intensiver
damit beschäftigt hat, wird erkennen, dass man bei einem Mann und einer exakt
gleich qualifizierten Frau mit dieser Formel und deren Vorgabe niemals auf
den gleichen Bruttolohn Y kommt. Es wird somit IMMER eine Differenz zwischen
männlichen und weiblichen Löhnen geben, auch bei vollkommener Gleichheit.

Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Die betas sind Messgrößen. Natürlich können da - je nach Ausgangslag - auch Werte nahe 0 gemessen werden.
Sehr problematisch ist aber - und damit hat Perseus recht - daß die Auswahl der untersuchten Merkmale unsinnig ist.

Datengrundlage
Für die standardisierte Überprüfung (Kapitel 3) werden für alle
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des
Unternehmens die anonymisierten Angaben bezüglich (mindestens) folgender
Merkmale benötigt:
o Geschlecht,
o Alter,
o Höchste abgeschlossene Ausbildung,
o Dienstjahre,
o Berufliche Stellung,
o Anforderungsniveau des Arbeitsplatzes,
o Individuelles Arbeitspensum und Bruttolohn.

Aha. Alle "Höchste abgeschlossene Ausbildung"en stehen gleichrangig nebeneinander. Also werden Juristen mit Germanisten mit Physikern verglichen. Aber nicht mit Ingenieuren: die haben normalerweise "nur" ein FH-Studium, müssten also schlechter verdienen.

Der Offenbarungseid wird aber hier geleistet:

Die Wahl von zusätzlichen Erklärungsfaktoren muss sorgfältig erfolgen und
ist zu begründen. Bei der
Interpretation ist zu beachten, dass gewisse Variablen wie zum Beispiel
Tätigkeitsbereich/Beruf, Funktion,
Einstufung oder Zivilstand unter Umständen selbst Diskriminierungen
beinhalten können. So ist es zum
Beispiel vorstellbar, dass Frauen allgemein tiefer eingestuft werden oder
in schlechter entlöhnten Funktionen
bzw. Berufen tätig sind als Männer.

Damit ist alles geklärt: es könnte ja sein, daß Frauen generell in schlechter bezahlten Berufen tätig sind, und deshalb lassen wir dieses Merkmal bei der Betrachtung außen vor. Zudem hat die Germanistin ja ein höheres Bildungsniveau als der Techniker, und wenn sie dennoch weniger verdient, ist es Diskriminierung. Punkt.
Freiheit der Berufswahl? Das sollte man besser nicht erwähnen: Das ist frauenfeindlich!

Dabei bin ich mir ziemlich sicher, daß der Beruf den wichtigsten Effekt auf den Bruttolohn darstellt. Aber was soll's: es geht hier ja nicht um Erkenntnisse über die Realität, sondern schlicht um Ideologie.

Die Kritik an der Mathematik kann ich hingegen nicht nachvollziehen: ich glaube, da sieht's gut aus.

Auch Manifolds Kritik:

Und wäre es nicht wissenschaftlicher, von einer gleichen Ausgangsbasis
bezüglich Löhne von Männern und Frauen auszugehen und von dort aus
Abweichungen zu suchen, statt die Statistik schon im Vorfeld auf ein
politisch gewünschtes Ziel hinsteuern zu lassen?

Kann ich methodisch nicht nachvollziehen.


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