Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Was ist denn das für ein Deutsch?

Gismatis, Basel, Monday, 12.03.2007, 04:28 (vor 6852 Tagen) @ Rüdiger

Hallo Rüdiger

Wirklich neutral wäre es, wenn weder die männliche noch die weibliche
Bezeichnung zur Berufsbezeichnung würde, aber etwas Künstliches (etwa "Das
Fischeri") scheitert an der mangelnden Akzeptanz der Sprachgemeinschaft.

Ich kann es nur immer wieder empfehlen:

Schafft endlich diese blöde Femininendung ab! Es gäbe nur noch eine Form: Fischer, Lehrer, Student, Musiker usw. Es braucht für die geschlechtergerechte Sprache keine künstlichen Formen. Die Aufgabe der weiblichen Endung würde uns eine geschlechtergerechte, ökonomische Sprache bescheren.

Ist ja auch irgendwie scheußlich. - Darin zeigt sich ja gerade die
"männliche Dominanz" in der Sprache (und der Gesellschaft), daß es in den
meisten Fällen die männliche Form ist, die den Gattungsbegriff stellt, und
nicht die weibliche.

"Männliche Dominanz" ist doch genauso wie "patriarchale Strukturen" nur wieder so ein schwammiges feministisches Schlagwort, Hauptsache es klingt negativ. Klar ist, es herrscht eine Asymmetrie im Deutschen dadurch, dass nur das Weibliche gesondert gekennzeichnet wird. Man könnte sogar sagen, Männer hätten in der Sprache eigentlich gar kein Geschlecht.

Und überhaupt: Die weibliche Form kann schlecht zugleich Gattungsbegriff sein, da sich die weibliche von der männlichen sprachlich ableitet. Es ist nur logisch, wenn die nichterweiterte Form bevorzugt wird.

Ich vermute, dass die Endung -in ganz ursprünglich nur ganz vereinzelt gebraucht wurde, so wie es im Englischen zu beobachten ist mit -ess, oder man denke an den Spezialfall Hero ? Heroine (Held ? Heldin). Nach und nach wäre diese Endung an alle möglichen Wörter angehängt worden. Vielleicht fühlte sich eine Frau ohne diese spezielle Endung nicht weiblich genug. Demnach wäre die männliche Form schon als Gattungsbegriff verwendet worden, bevor es überhaupt eine spezielle weibliche Form gab. Das wäre interessant zu erfahren. Wie auch immer, den Mann als Standard zu betrachten und die Frau als exklusive Ausnahme hat Tradition, und ich habe den Eindruck ? darum verwende ich auch das Wort exklusiv ? den Frauen sei das gar nicht so unrecht.

Was mich einfach nervt ist, wenn Feministinnen die Frauen durch die deutsche Sprache vergewaltigt sehen und dergleichen, aber nicht bereit sind, auf ihre exklusive Bezeichnung in der Sprache zu verzichten.

tatsächlich ist sie das aber nicht, da man bei der angenommenen

männlichen

Form eigentlich nicht weiß, ob sich dahinter ein Mann oder eine Frau
verbirgt.


Weiß man zwar nicht hundertprozentig genau, aber zunächst denkt man doch
an einen Mann, zumindest ich. Das glaub ich Dir (und den anderen im Forum)
nicht so ganz, daß die da nicht zuerst an einen Mann denken ...

Natürlich denkt man zuerst an einen Mann. Dies liegt eben unter anderem daran, dass durch die Existenz der weiblichen Form, die generische Form automatisch männlich konnotiert ist.

In Arne Hoffmanns Buch "Sind Frauen bessere Menschen"
war - zumindest in der Urfassung von 1999 - mal ein Kapitel über solche
Fragen, und er schickte es mir zum Lesen, und als ich fragte, ob er
wirklich glaube, daß alles so "neutral" sei, ob die Sprache wirklich nicht
"männlich geprägt" sei, antwortete er: "Natürlich ist das so" (mit der
männlichen Prägung der Sprache), "aber ich kann das doch nicht in so einem
Buch so offen sagen." ;-)

So? Dann würde mich seine wirkliche Sichtweise aber schon interessieren, falls er das wirklich so gesagt hat. Merkwürdige Antwort.

Gruß, Gismatis

--
www.subitas.ch


gesamter Thread:

 

powered by my little forum