Das Problem
Hallo Andi!
Hast du Nähere Info über die Playboy-Aktion?
Im Internet habe ich dazu bisher nichts gefunden. Arne hat mir mal einen interessanten Text zukommen lassen, in dem auch darüber einiges erwähnt wurde.
In den 1950er Jahren war es noch so, daß beide Geschlechter von der Gesellschaft stark in das jeweilige Rollenbild hineingedrängt wurden. Frauen sollten Hausfrauen und Mütter sein, Männer sollten auf Vollzeit arbeiten und so die Familie ernähren. Menschen ab 30, die noch unverheiratet waren, wurden beargwöhnt; man unterstellte ihnen pauschal homosexuelle Neigungen oder emotionale Unterentwicklung. In manchen Gegenden hat sich bis heute der Brauch erhalten, Männern oder Frauen, die mit 30 noch nicht verheiratet sind, leere Schachteln zu schenken und/oder ihnen dann merkwürdige Aufgaben aufzuerlegen. (Z.B. die Rathaustreppe mit einer Zahnbürste zu putzen und ähnliches.)
Verheiratete Männer, die aus ihrem Rollenbild ausbrachen, wurden als asozial oder psychisch krank gebrandmarkt.
Das hatte wohl im Wesentlichen zwei Gründe: Erst einmal die Tradition, dann aber vor allem auch die Tatsache, daß verheiratete Männer, die Familien ernähren müssen, dadurch stark unter Druck geraten und leichter erpreßbar werden. Jemanden, der frei und ungebunden ist und keine Verpflichtungen hat, kriegt man nicht so einfach dazu, sich in der beruflichen Tretmühle maximal abzustrampeln. Der US-amerikanische Autor Gore Vidal formulierte das so: "Ein ökonomisches System wie unseres funktioniert nur, wenn man die Menschen unter Kontrolle hat und sie Arbeiten verrichten läßt, die sie hassen. Um das zu erreichen, muß man ihre Köpfe mit biblischem Unsinn über Unzucht jeder Art vollstopfen. Man muß dafür sorgen, daß sie jung heiraten, also sehr früh Frau und Kinder haben. Sobald ein Mann eine Frau und zwei kleine Kinder hat, wird er das tun, was man ihm sagt. Er wird gehorchen. Und darauf zielt die gesamte Männerrolle ab."
In den 1950er Jahren war das umso wichtiger, als es damals in vielen Branchen Arbeitskräftemangel gab. Es war also oft nicht möglich, Beschäftigte mit dem Hinweis auf die lange Schlange der Arbeitslosen, die schon auf ihren Job warten, unter Druck zu setzen.
Dieses Problem versuchte man auch schon damals durch Erhöhung der Frauenerwerbs-Quote zu lösen. Zwar war es damals schon nicht selten, daß junge Frauen eine Berufsausbildung oder ein Studium absolvierten (gegen Ende des Zweiten Weltkrieges lag der Frauenanteil an deutschen Universitäten auch in manchen naturwissenschaftlichen Fächern bei über 50%), aber wenn sie heirateten, wurden sie oft Hausfrauen. Das sollte geändert werden, und so kippte man in der Bundesrepublik zunächst das Gesetz, nach dem Frauen die Zustimmung ihrer Ehemänner brauchten, um berufstätig sein zu können. Dies geschah praktisch ohne Zutun der Frauenbewegung, die zu der Zeit zwar schon lange vorhanden war, aber noch keine große Bedeutung hatte.
Das hatte aber offensichtlich nicht den gewünschten Effekt, also mußte man die öffentliche Meinung ändern und begann damit, Feministinnen Podien in den Medien zu verschaffen, und zwar zielgerichtet vor allem den Feministinnen, die Berufstätigkeit als Optimum für die Frau propagierten. So wurde in den 1960er Jahren dann zunehmend das etablierte weibliche Rollenbild öffentlich in Frage gestellt, und das brachte dann wiederum auch Männer dazu, über ihr Rollenbild nachzudenken.
Der "Playboy" begann dann in den 1960er Jahren, Artikel zu veröffentlichen, in denen Männern ein Leben als Hausmann nahegelegt wurde. 1963 begann solch ein Artikel z.B. so: "HABEN SIE GENUG VOM KONKURRENZKAMPF? HABEN SIE DIE NASE VOLL VON DER JOBROUTINE? Nun, dann ... würden Sie sicherlich gerne 8.000, 20.000, bis zu 50.000 Dollar und mehr verdienen, indem Sie zu Hause in Ihrer Freizeit arbeiten? Kein Verkauf! Kein Pendeln! Keine Stechuhren! WERDEN SIE IHR EIGENER BOSS!!! Ja, ein sicheres, lebenslanges Einkommen wartet jetzt auf Sie in Form eines leichten, bequemen Teilzeitjobs, der es Ihnen erlaubt, die meiste Zeit jedes einzelnen Tages so zu verbringen, wie Sie wünschen! Ausruhen, fernsehen, Karten spielen, Freunde treffen! ... Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, das obige Angebot ist vollkommen legitim. Mehr als 40 Millionen Amerikaner sind bereits so angestellt ..." Diese 40 Millionen US-Amerikaner waren selbstverständlich Hausfrauen.
Auch andere Zeitschriften, wie z.B. das "Life"-Magazin, griffen dieses Thema auf.
Den Mächtigen im Lande konnte das natürlich nicht recht sein. Sie hätten ja nichts erreicht, wenn in den beruflichen Tretmühlen die Männer nur durch Frauen abgelöst worden wären. Widerstand kam aber auch von den Frauen.
In den USA sollte Anfang der 1980er Jahre die Verfassung geändert werden. Der Antrag dazu nannte sich Equal Rights Amendment (kurz ERA) und zielte auf ein Verbot von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ab. Dadurch sollte die Position der Frauen im Berufsleben gestärkt werden; sie hätten so einfacher auch in bisher typisch männliche Berufe einsteigen können und auch in puncto Gehalt mit den Männern gleichziehen können. Das Thema war in den USA seit den 1970er Jahren aktuell, und schon ab 1973 organisierte sich Widerstand dagegen. So wurde beispielsweise eine Anti-ERA-Legue of Housewives gegründet, die mit Flugbläätern die Meinung verbreitet, daß es "das Recht einer Frau" wäre, "Vollzeitmutter und -hausfrau zu sein und dieses Recht durch Gesetze bestätigt zu bekommen, die den Ehemann verpflichten, den finanziellen Hauptanteil und ein Heim für Frau und Kinder zur Verfügung zu stellen ? und zwar während der Ehe und danach, wenn sie Witwe ist." Am 30. Juni 1982 wurde dieser Antrag auf Verfassungsänderung dann auch abgelehnt.
Sicher steckten dahinter aber keineswegs nur US-amerikanische Hausfrauenverbände, sondern auch diverse Großunternehmen, die Ehefrauen als Arbeitskräfte ja vor allem deshalb haben wollten, weil die in der Gewißheit, daß ihre Männer ja ohnehin den Hauptteil der Lebenshaltungskosten sicherten, bei Gehaltsverhandlungen zurückhaltender waren. Aus genau diesem Grund hat man die Erwerbstätigkeit der Frau ja auch nie als Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts der Familien propagiert, sondern als Mittel zur "Selbstverwirklichung".
Die Kampagne des "Playboy" war zu der Zeit wohl auch schon weitgehend im Sande verlaufen.
Freundliche Grüße
von Garfield
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Dummschwätzer,
06.02.2007, 20:22
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Krischan der Echte,
06.02.2007, 21:51
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Dummschwätzer,
06.02.2007, 23:18
- Das Problem - Krischan der Echte, 08.02.2007, 00:10
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Dummschwätzer,
06.02.2007, 23:18
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Nihilator,
07.02.2007, 01:07
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Garfield,
09.02.2007, 19:48
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Andi,
10.02.2007, 12:54
- Das Problem - Garfield, 13.02.2007, 10:04
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Andi,
10.02.2007, 12:54
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Krischan der Echte,
06.02.2007, 21:51