Eine deutsche Frauenkarriere in der DDR und danach ...

Garfield, Tuesday, 27.10.2009, 13:44 (vor 5907 Tagen) @ Wladimir

Hallo Wladimir!

Zu betonen gilt: Die Kirchlichen hielten sich jedoch meist aus Angelegenheiten der FDJ raus.

Ja, denn bei jemandem, der aus religiösem Elternhaus stammte, wurde es nicht zwangsläufig als Staatsfeindlichkeit ausgelegt, wenn derjenige nicht in die FDJ eintreten wollte. Man konnte sich so also recht einfach um den Unsinn herummogeln, wenn man das denn wollte...

Es war natürlich möglich, daß man Schwierigkeiten bekam, wenn man ein besonders begehrtes Fach studieren wollte. Aber auch das ließ sich lösen. In meiner Abi-Klasse gab es z.B. auch ein Mädchen, das aus einem religiösen Elternhaus stammte, deshalb nicht in der FDJ war und auch nicht in die SED eintreten wollte.

Sie wollte Medizin studieren, wurde aber trotz bester Noten zunächst abgelehnt. Ein anderes Mädchen dagegen wurde sofort für das Medizinstudium angenommen, trotz deutlich schlechterer Zensuren - die war aber vorher brav in die SED eingetreten.

Die Lehrer haben sich dann aber für das abgelehnte Mädchen eingesetzt, mit dem Ergebnis, daß sie letztendlich auch ohne FDJ- und SED-Mitgliedschaft Medizin studieren konnte.

Angela Merkel hätte also nicht in die FDJ eintreten müssen.

Merkels Vater (Horst Kasner) war zwar als Kirchenmann kein SED-Mitglied, aber man nannte ihn den "roten Kasner", weil er der SED gut zuarbeitete. Er durfte auch ins westliche Ausland reisen. Er war wohl die entscheidende Leitfigur für seine Tochter.

Und nach der Wende kam ihr ihre Anpassungsfähigkeit dann noch mehr zugute.

Freundliche Grüße
von Garfield