Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Äpfel und Birnen

Donna Amaretta, Wednesday, 09.07.2008, 03:15 (vor 6376 Tagen) @ Mustermanni

In diesem Fall

(Artikel) geht es aber darum, einen männerspezifischen Ansatz in der
Befundung und Therapie von psychischen Erkrankungen zu finden, bzw. zu
etablieren. Das ist doch nicht schlecht! Es geht ja auch gar nicht um
JederMann, sondern nur um psychisch und psychosomatisch erkrankte
Männer
in der Psychotherapie.

Faktum:

Rückenschmerzen, Herzstolpern, Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen
u.v.m. können auch psychische Ursachen haben. Aber Männer - das kann ich
aus meiner beruflichen Praxis voll bestätigen - beharren auf den
vermeintlich organischen Ursachen, selbst wenn sämtliche Befunde und
diagnostische Verfahren keinerlei Ergebnisse erbracht haben. Diese Männer
meiden dann leider oft die weitere ärtzliche Behandlung und wollen mit
Psychosomatik oder Psychologie grundsätzlich nichts zu tun haben.
Psychologische Erkrankungen sind für Männer immer noch ein absolutes
Tabuthema!
Aber das ist auch kein Wunder, denn: Die männerverwertende
Gesellschaft
duldet keine kranken Männer - und schon gar keine
psychisch kranken Männer! Wer (länger) krank ist, ist schwach und
leistet nichts für die Gesellschaft oder Familie. Genau darüber definieren
sich Männer aber (werden definiert !!!), fühlen sich dementsprechend
verantwortlich, und können sich deshalb eher schlecht oder kaum
eingestehen, krankheitsbedingt abhängig zu sein. Also machen sie weiter
(wie man es den "schmerzfreien Indianern" beigebracht hat), brennen im Job
und in der Familie aus, nehmen sich (wenn der Leidensdruck zu groß ist) das
Leben oder rasten aus! Das sind dann solche typischen Fälle, wo nie
irgendjemand irgendwas geahnt haben will ("Na ja, er hatte zwar
dauernd diese Rückenschmerzen und hat sich zurückgezogen, aber ...").

DIESE Männer müssen zum "Reden" gebracht werden, also dazu, sich die
psychische Belastung eingestehen zu können (= Krankheitseinsicht). Erst
dann kann ihnen geholfen werden. Erst dann können sie sich selbst helfen!
Reden meint in diesem Zusammenhang die Externalisierung von
Emotionen und deren Verarbeitung. Quatschen auf Niveau einer
Zeitschriftenpsychologie ist damit jedenfalls nicht gemeint!

der mm

Hallo , Mustermanni ,
ich habe noch etwas gefunden . Es passt in gewisser Weise zu diesem Thema .
Es geht zwar "nur um Liebeskummer" , aber welchem Einfluss dieser auf die Gesundheit hat ,
ist nicht von der Hand zu weisen . Und komisch ... - ich hatte , seit ich 20 bin , mehrmals
mit trennungsgeschädigten Männern zu tun , die sich niemandem ausser mir anvertrauten ,
und ihren Kummer bei mir abluden . Aber nicht woanders zeigten .
Und denen ging es wirklich hundeelend .
Deswegen finde ich den unten zitierten Artikel über Sylvia Fauk auch keineswegs komisch .
Und die Unterstellung , die ich mal las , Frau Fauk würde Kummer zum Geschäft machen , fand ich etwas daneben .
-------------

Amaretta
Senior Member

Germany
1857 Posts

Posted - 01/02/2008 : 00:51:58

Wenn das Herz bricht…
Das Ende einer Beziehung verläuft nie ganz reibungslos.

Mindestens ein Partner fühlt sich hinterher in der Regel verlassen und allein und fällt in ein tiefes Loch.
Auf einmal ist da ein verwaistes Bett,
eine einsame Wohnung. Wo man eben noch die vertraute Stimme des Partners hörte
und sein Geruch in der Luft lag, ist jetzt nur noch Leere.

Das Leben scheint vorbei zu sein, man sieht für sich keinen Sinn und keine Zukunft mehr.
In vielen Fällen kommen auch noch Schockzuständeund Panik oder auch Depression und Angst hinzu.
Das Vertrauen in sich und andere Menschen sinkt kontinuierlich.
Ständig schwirrt die Frage nach dem "Warum" im Kopf herum. Es fällt schwer, dem geregelten Tagesablauf nachzugehen.
Man kann nicht mehr essen und schlafen, sich nicht mehr konzentrieren.
Im schlimmsten Fall muss man sich sogar krankschreiben lassen.

Broken Heart Syndrom : Es wurde festgestellt , das emotionaler Stress eine
schwere Herzmuskelschwäche auslösen kann ,
die oft fälschlicherweise als Herzinfarkt diagnostiziert wird.
Dabei gibt es gravierende Unterschiede : Die psychisch geschockten Patienten ,
die eine Stress-Kardiomyopatie erleiden ,
kannten vorher meist keinerlei Herzbeschwerden.
Dafür fanden Wissenschaftler etwas Auffälliges im Blut der seelisch angeschlagenen Patienten :
große Mengen von Stresshormonen , die das Herz betäuben und schlimmstenfalls zum Stillstand bringen.

Das Liebeskummer ein gesundheitliches Risiko ist , weiß Sylvia Fauk auch ohne wissenschaftlichen Nachweis.
Die psychlogische Beraterin kämpft seit Jahren dafür , dieses Leiden offiziell als Krankheit
einstufen zu lassen.

Sylvia Fauk versteht nicht , warum es Trauerseminare , Trauerbegleitung und ein Trauerjahr
nur für verwaiste und verwitwete Menschen geben soll.
Der Tod des Partners gilt als anerkannter Trauerfall : Freunde und Verwandte fühlen mit ,
schicken Briefe , bieten Hilfe an .
Beschließt der geliebte Mensch dagegen , einfach zu gehen , erlebt der Hinterbliebene dieselbe Tragödie -
die Umgebung sieht aber nur ein Melodram.
Dabei ist der Verlust nicht kleiner . "Im Gegenteil !" meint Sylvia Fauk. "Wenn ihr Partner stirbt ,
können sie jedenfalls dem Himmel die Schuld geben."
Die tiefe Kränkung , der bodenlose Sturz des Selbstwertgefühls, die quälende Eifersucht
bleiben verwitweten Menschen erspart.

Doch egal , ob der Partner stirbt oder "nur" die Liebe :
Wenn Menschen von ihren Liebsten getrennt werden , durchlaufen sie häufig drei äusserst schmerzhafte Phasen :
Protest , Verzweiflung und Depression -drei tiefe seelische Täler , die in der psychischen Landkarte des Menschen
für Trennungswege offenbar vorgezeichnet sind. Bindungsforscher erkannten den archetypischen Verlauf
der Trennungsphasen schon in den Dreissiger Jahren bei Kleinkindern , die von ihren Müttern getrennt wurden.
Der Berliner Psychoanalytiker Horst Petri geht davon aus , dass sich diese Phasen
beim Trennungsdrama des erwachsenen Menschen wiederholen.

Er beschreibt die Protestphase als dramatischste Zeit nach der Trennung . Sie kann sich bei Erwachsenen
über Wochen und Monate hinziehen ,
und in ihr werden "unverkennbar kindliche " Verhaltensmuster neu belebt :
Schreien , Toben , lautes Heulen , Einschlagen auf Tische , Zerschmeissen von Geschirr ,
Einstechen auf Betten und so weiter.

"Es ist eine wilde Entfesselung von Trotz , Wut , Hass und Vergeltung , um sich dem Trauma
der Trennung entgegenzustemmen."
Eine Notwehrhandlung gegen die Ohnmacht.
Es gibt Verlassene , die in dieser Phase die ganze Wohnung des Partners mit Wasser besprühen
und dann flächendeckend Kressesamen aussäen.
Andere pinkeln heimlich auf die Zahnbürste. " Man ist in dieser Phase einfach nicht bei Trost " ,
weiss Sylvia Fauk.

Aber es kommt noch schlimmer : Erst im zweiten Akt des Trennungsdramas , in der Verzweiflungsphase ,
wird der wahre Schmerz des Verlassenseins spürbar . Körper und Seele leiden um die Wette :
Gewichtsverlust , Schlafstörungen , Weinkrämpfe , Kopfschmerzen , Herzbeschwerden .

Im dritten Akt des Trennungsdramas scheint das ganze Leben sinnlos zu sein.
In dieser kraft-und mutlosen Phase der Depression
steht im Vordergrund das Gefühl , tot zu sein. Deswegen endet diese Phase tragischerweise so häufig in Selbstmorden oder Selbstmordversuchen.
Dabei wäre das Licht am Ende des Tunnels schon fast zu sehen , denn nach der Depressionsphase
kann endlich die Heilung beginnen.
Denn das ist die gute Nachricht zum Thema Liebeskummer : Er geht vorbei .

Dem stimmt auch Sylvia Fauk zu . Eine Faustregel aus ihrer Praxis lautet :
Wurde die Partnerschaft nach sechs oder mehr Jahren beendet , leiden Frauen durchschnittlich bis zu drei Jahre
lang an Liebeskummer . Bei Männern liegt der Durchschnittswert bei achtzehn Monaten.
( Einwurf von mir : es gibt auch bei Männern Fälle , in denen es weit länger dauert , und Frauen ,
bei denen es kürzer dauert -
persönliche Veranlagung und Vorgeschichte und besondere Umstände beeinflussen den Heilungsprozeß )

Betreff Männer -

Die psychologische Beraterin Sylvia Fauk kämpft seit Jahren dafür , dieses Leiden -den Liebeskummer -
offiziell als Krankheit einstufen zu lassen .
"Ich war schliesslich selbst dreieinhalb Jahre schwer krank " , sagt die temperamentvolle blonde Frau .
Ebenso wenig wie die Zusammenbrüche , die sie erlitten hat ,
seit "dieser bekloppte Bremer " ihr per fünfseitigem Fax den Laufpass gab -
nach einer langjährigen glücklichen Beziehung . Für SIE aus heiterem Himmel .
" Ich möchte keine Verantwortung übernehmen . Ich bin beziehungsgestört " , schrieb der Mann ,
der für Sylvia Fauk die Liebe ihres Lebens war . Die Beziehungstörung entpuppte sich als eine andere Frau ,
mit der er bereits seit elf Monaten ein Verhältnis hatte .
Für Sylvia Fauk begann ein Albtraum , aus dem sie zwei Jahre lang nicht erwachen sollte :
" Ich konnte nicht schlafen , nicht essen , und verlor extrem an Gewicht .
Dann kamen Angstzustände , Panikattacken , Herzbeschwerden , und eine handfeste Depression "
Nur ihre zwei Töchter hätten sie damals vom Selbstmord abgehalten .

Heute übernimmt Sylvia Fauk die Schutzengel-Funktion für andere Herzschmerz -Opfer :
2004 eröffnete sie in Hamburg die erste Liebeskummer - Praxis Deutschlands . Seitdem hat sie rund
tausend verzweifelte Frauen und Männer getröstet und für ein Weiterleben nach dem Liebestod gerüstet .

IHRE KLIENTEN SIND ZWISCHEN 20 BIS 70 JAHRE ALT UND ÜBERWIEGEND MÄNNLICH .

Im ersten Schock der Trennung oder des Betruges sind sie so angeschlagen , dass Sylvia Fauk zunächst einmal
als "bezahlter Mülleimer " agiert , der jede Menge Unglück , Tränen , Selbstmordfantasien und Rachepläne schluckt .

" Ich bin kein Therapeut " , sagt Sylvia Fauk ," ich bin ein Coach , ein Freund auf Zeit ".

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Guckt mal - Schutzengel Sylvia sagt , Klienten überwiegend männlich . Ich glaube , das Frauen sich leichter tun ,
sich bei Familie und Freund/innen Unterstützung und Trost zu suchen .
Es könnte sein , das es Männern leichter fällt , einer fremden Person diesen Kummer anzuvertrauen ,
und die Tränen schwerer zeigen können ?
Und das ein weiblicher professioneller Liebeskummerkasten auch leichter "gebucht" wird ,
weil ein Mann einem anderen Mann vielleicht nicht das Verständnis dafür zutraut ?
Und weil sich das Umfeld über seelischen Kummer eines Mannes lustig macht ?
Und dann las ich in einem anderen Thread den Satz :
"Du solltest versuchen deine Psyche etwas aufzubauen und wieder arbeiten gehen.
Sorry ist bestimmt hart aber du bist ein Mann!!!!! "
Ups .

Der Inhalt dieses Satzes gibt eine Ansicht über Männer und ihre Gefühlswelt wieder ,
die repräsentativ für die Denkweise Vieler zu sein scheint ...
... Männer können eh nicht so lieben und leiden wie Frauen und brauchen sich darum auch nicht so anzustellen ...

Gebrochene Herzen heilen wieder , das bestätigen auch die Mediziner :
Das gefährliche BrokenHeartSyndrom muss im akuten Zustand behandelt werden ,
doch schon nach kurzer Zeit lässt die Schreckenslähmumg nach .
Die Schmerzen verschwinden . Und das Herz wird wieder gesund.
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So ganz "off-topic" ist es nicht , finde ich .
Liebe Grüße , Donna Amaretta ( ab und zu unprofessioneller Trostspender )


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