Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Sozialistische Spät(er)folge

Diana, Sachsen, Wednesday, 30.04.2008, 11:03 (vor 6445 Tagen) @ Conny

Du hast von Deinem Sohn in diesem Zusammenhang geschrieben-

Ja, ich meinte es aber trotzdem - im Kontext der Unterhaltung mit ihm - immer so, dass "Familiengründung/Kind kriegen" als gemeinsame Entscheidung von Mann und Frau gedacht ist. Wir haben es so gehalten - und er hat nichts anderes erlebt bzw. vorgelebt bekommen, so dass er davon ausgeht, dass das der Normalfall ist.

Wenn vereinzelte zuhause blieben und nicht weggesperrt wurden, ist das
doch ein deutliches Zeichen, daß eine Frau bei dieser "Straftat" weniger
hart verfolgt wurde wie der Mann. In der BRD kann das einen Mann ja auch
heute noch passieren, wenn er den Zwangsdienst nicht antretet.

Da in der DDR Kinderreichtum (diese Definition zählte ab drei Kindern) ausdrücklich erwünscht und auch gefördert war, zählte eine Frau mit mehreren Kindern grundsätzlich erst mal als besonders schutz- und förderungswürdig. War sie verheiratet und beide entschieden, dass sie nicht arbeitet, dann war das "geduldet", jedoch nicht sonderlich gut angesehen. Für eine alleinstehende Frau mit mehreren Kindern war es aber meiner Ansicht nach schon nicht mehr möglich, daheim zu bleiben. Da es in der DDR keinen dauerhaften Geschiedenen-Unterhalt gab, stand auch außer Frage, dass sie arbeiten musste. Als mein Stiefvater sich von seiner Frau mit 4 Kindern scheiden ließ, bekam sie eine Übergangsfrist zugestanden, in der sie sich eine Arbeit suchen musste. Sie hatte vorher seit dem 3. Kind nicht mehr gearbeitet. Die 4 Kinder wurden je 2 zu 2 aufgeteilt, so dass sich der Kindesunterhalt faktisch aufhob. Und er musste dann für sie monatlich etwas zahlen - was allerdings so wenig war, dass sie sich sehr schnell eine Arbeit suchte (DAS wiederum war in der DDR mehr eine reine Formsache, weil man fast in jedem Betrieb ungelernt einfach so anfangen konnte).

Da sehr viele Menschen schon heute nur noch von Hartz IV leben und auch
mit Arbeit kaum mehr hätten, werden diese Möglichkeit solche Frauen
durchaus in betracht ziehen. Wenn sie dann auch noch die Männer findet, die
nicht aufpassen, ist es passiert.

Wenn eine Frau mit einem Lebensstandard von H4 sowieso zufrieden ist, dann macht es keinen besonderen Anreiz, sich einen Mann zu suchen, der einem Unterhaltszahlungen auch nur in Höhe von H4 bieten kann. Man kann also, wenn man es allein aufs Nichtarbeiten anlegt, auch ein Kind nach dem anderen von "armen Schluckern" bekommen und einfach H4 beziehen. Es wär nur dann ein Anreiz da, sich einen Mann als Versorger zu suchen, der einem deutlich mehr Unterhalt bieten könnte als es H4 gäbe. Diese Männer kann man aber wohl längst an den Fingern abzählen.

Aber immerhin erstmal. Den Alleinerziehendenbonus gibts ja auch noch und
dieser dürfte nicht wegfallen, wenn so ein Ein-Euro-Job kommt. Den
Alleinerziehendenbonus gibts allerdings auch nicht ewig, wenn nur ein oder
zwei inder da sind. Ich glaube bei drei oder mehr gibts den dann bis genug
Kinder 18 sind.

Ich behaupte, die Berufs-/Verdienst-/Karriere-Aussichten von Frauen, die sich auf so einen Lebensstil verlegen, wären von vorn herein äußerst bescheiden, so dass die Entscheidung für Kinder (H4, Zuschüsse, KdU) fast schon "wirtschaftlich" zu nennen wäre.

Aber etwas anderes: Es gibt da jetzt im SGB II einen Zusatz bei einem
Paragraphen, der Langzeitarbeitslosen einen Wiedereinstig ins Berufsleben
eigentlich sehr leicht machen sollte und der Löhne ganz allgemein sehr
stark drücken dürfte: Stellt ein Arbeitgeber einen Langzeitarbeitslosen
ein, wird dem Arbeitgeber auf unbefristete Zeit 75 Prozent des Lohnes vom
Staat ersetzt. D.h. verdiene ich nur 1000 Euro, zahlt der Staat davon 750
Euro des Lohnes und alimentiert den beruflichen Wiedereinsteiger genauso
wie mit Hartz IV. So etwas ist doch direkt dafür da, daß wir immer
schneller an die Mauer fahren.

Dieses Detail kenn ich jetzt nicht, aber ich steh auch nicht mehr so ganz aktuell im Stoff. Was ich nur bei jedem neuen "Förderinstrument" immer wieder erfahren habe - dass sie alle über kurz oder lang wegen Ineffizienz immer wieder leiseweinend eingestampft werden. Wie man auch bei den EEJs jetzt streckenweise schon dabei ist. Nicht von ungefähr kommen ja immer wieder Forderungen hoch, diese "Förderinstrumente" ALLE einzustampfen. Ein Großteil der Firmen scheint ja angeblich überhaupt nur noch überlebensfähig, wenn man sie an irgendeinen "Fördert(r)opf" hängt. Ich habe jedoch kein Mitleid mit solchen Firmen bzw. Chefs. Wenn ihr Saftladen ohne Zuschüsse an allen Ecken und Enden nicht laufen würde, dann ist am Unternehmenskonzept irgendwas falsch.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum