Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Sozialistische Spät(er)folge

Diana, Sachsen, Tuesday, 29.04.2008, 22:07 (vor 6445 Tagen) @ Conny

Und dennoch sitzt die DDR noch in den Köpfen und das kannst gerade Du
nicht leugnen. Davon wirst Du auch eine ganze Menge deinem Kind mitgeben.

Natürlich leugne ich das nicht - und das, was ich meinem Kind von meinem Gedankengut mitgebe, ist ganz sicher NICHT - dass man ruhig Kinder kriegen soll, die man nicht aus eigener Kraft ernähren kann, dass man daheim sitzen und sich "aushalten" lassen soll, dass man drei- oder viermal heiraten kann, weil das ja nix weiter ist usw.

Untergegangen ist die DDR eben nie. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde
Deutschland entnazifiziert aber nach dem Untergang der DDR eben nicht
ent-sed-ifiziert. Der Sozialismus ist auch heute noch in den Menschen im
Osten. Das durfte ich gerade anfang diesen Jahres erleben, als ich mit
einer aus dem Osten häufiger telefonierte. Sie war 21 und hat von der DDR
ganz sicher nichts mehr mitbekommen, aber so sozialistische Thesen waren
vorhanden. Na ja, über Politik wollte sie ja nicht reden, aber oftmals kam
das durch. Eine Ideologie verschwindet nicht von heute auf morgen.

Die hattest du schon mal erwähnt, dachte ich. Von Sozialhilfe zu leben und sich von Männern aushalten lassen - das sind KEINE "sozialistischen Thesen", weil es das in der DDR nämlich gar nicht gab. Es gab keine "Stütze", und keine Frau brauchte einen Mann, um sich aushalten zu lassen, weil alle selbst arbeiten gingen. Wer in der DDR nicht arbeitete - der wurde ganz fix nach dem "Asozialen-Paragraphen" weggesteckt, mitunter gleich mal für 5 Jahre.

Noch dazu muß man ja auch sagen, daß die Menschen im Osten weniger Geld
haben. Die Zukunftsangst ist dort auch größer. Angst ist aber ein
Verwandter der Depression und in einer Depression kann man sowas einer Frau
schon zutrauen.

Das ist richtig - aber hier haben eben auch die Männer durchschnittlich deutlich weniger Einkommen. So ein Mann "lohnt" sich also im Grunde gar nicht, weil der Frau und Kind(er) gar nicht aushalten kann. Es wäre also völlig unlogisch, wenn es eine Frau im Osten mit einem Ossi-Mann mit normalem Einkommen darauf anlegen wollte.

Ja, die Stimmung ist hier teilweise ziemlich düster - und Depressionen mit oder ohne Alkoholmissbrauch recht weit verbreitet. Aber wie gesagt - es "bringt" unterm Strich für eine Frau keinerlei Existenzsicherung, wenn sie sich hier von einem Mann versucht aushalten zu lassen. Wenn der nämlich für ein Kind nur 150 oder 200 Euro Unterhalt zahlen kann, für sie selber gar nix - dann muss sie ergänzend eh Hartz IV beantragen. Wo ist da der Sinn?

Ein Freund von uns zahlt für seinen Sohn, 17 Jahre, ganze 150 Euro Unterhalt - und der arbeitet Vollzeit in der Metallbranche und dürfte für hiesige Verhältnisse einen "halbwegs normalen" Lohn haben (ich schätze mal, kaum viel mehr als ca. 1.100 Netto). Aber mehr gibt das Einkommen eben nicht her - so sagte er uns erst kürzlich, wegen Selbstbehalt. Was macht es für einen Sinn zu versuchen, sich von so einem "aushalten" zu lassen?


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