Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Maesi, Wednesday, 27.02.2008, 22:48 (vor 6507 Tagen) @ Diana

Hallo Diana

Aber wie kann der Staat dafür sorgen, dass erwachsene Menschen
untereinander und mit ihren Kindern vernünftig umgehen? Soll man auch den
privaten Umgang untereinander NOCH mehr "per Gesetz" vorschreiben oder
"regeln"? Dieses "Anti-Diskriminierungsgesetz" ist doch schon solcher
Schwachsinn in diese Richtung. Nur wird es nichts verbessern und nichts
verhindern - wer diskriminieren will, wird das tun. Dann lässt er/sie sich
eben was anderes einfallen.

Der Staat kann da realiter ziemlich wenig zugunsten der Familien tun, auch wenn da die Regulierungsfanatiker ganz anderer Ansicht sind. Er koennte sich hoechstens aus dieser ganzen Problematik vollstaendig zurueckziehen, wodurch die uebliche zwischenmenschliche Solidaritaet wieder zum Zug kaeme, die schon jahrtausendelang funktionierte. Der Staat griffe nur dann ein, wenn tatsaechlich Kinder verwahrlost sind. Dann haette er festzustellen, wer von den Eltern wie stark fuer die Verwahrlosung verantwortlich ist und muesste den/die Schuldigen entsprechend der Schwere der jeweiligen Tat bestrafen. Eigentlich nichts aufregendes.

Aber wenn der Staat auch wenig zugunsten der Familien tun kann, kann er sehr viel tun, um die Familien zu zerstoeren. Und das macht er IMHO auch. Praktisch alle familienpolitischen Bestrebungen gehen dahin, den Familienzusammenhalt zu schwaechen, Familien von staatlichen Zuwendungen abhaengig zu machen, Keile zwischen die Eltern sowie zwischen Eltern und Kinder zu treiben. Der Familienzusammenhalt ergibt sich aber eben v.a. dadurch, dass man gemeinsam Probleme meistert, Krisen uebersteht, gegenueber einer potentiell feindlichen Umwelt solidarisch zusammensteht etc. Genau das ist der Sinn der Familie; indem man der Familie den eigentlichen Sinn entzieht, zerstoert man sie.

Überspitzt gesagt, müsste man dann Scheidungen und Trennungen quasi
"verbieten" - um dem Kind beide Elternteile zu "sichern". Oder wie soll das
gehen? Anscheinend ist die halbe Menschheit inzwischen völlig
beziehungsunfähig - aus welchen Gründen auch immer - und das kann der Staat
nicht "regeln".

Naja, faktisch hat der Staat die Trennung/Scheidung bereits verboten, das ist ja gerade das Perverse. Das Unterhaltsrecht basierend auf einer 'nachehelichen Solidaritaet' ist nichts anderes als die Fortfuehrung der ehelichen Versorgungsfunktion auch nach Trennung/Scheidung. Wir haben es mit einer Form der buergerlichen Ehe zu tun, die auf den reinen materialistischen Kern reduziert wurde. Eines der wichtigsten Merkmale der buergerlichen Ehe war die Pflicht zur gegenseitigen materiellen Versorgung. Der Ehekontrakt besiegelte fuer jeden sichtbar die gegenseitige Versorgungspflicht, war so etwas wie eine oeffentliche Beurkundung. 'Ohne Ehe(-vertrag), keine Pflicht!' so lautete die buergerliche Logik, die sich dabei das ordentliche Vertragsrecht zum Vorbild nahm. Im alten Eherecht konnte eine nacheheliche Unterhaltspflicht nur als Folge eines Vertragsbruchs (Ehebruch) begruendet werden, sozusagen als Schadenersatz fuer den gebrochenen Vertrag. Ohne Vertragsbruch, kein Schadenersatz! Damit der Schadenersatz immer floss, musste logischerweise auch zwingend ein Vertragsbrecher festgestellt werden. Et voilà: wir haben das alte Eherecht. Das verkorkste neue Eherecht hat diese an sich klare und konsequente Regelung pervertiert. Seither kann der Schadenersatz auch bei ordentlicher Kuendigung des Ehekontrakts (die frueher gar nicht moeglich war) ultimativ eingefordert werden - ein rechtsethisches Unding, das es sonst nirgends gibt.

Wir sind zu einem erheblichen Teil bindungsunfaehig geworden. So sieht's tatsaechlich aus. Vielleicht, weil uns vom Sozialstaat immer mehr Aufgaben der Solidaritaet abgenommen wird. Wer seine Solidaritaet an eine andere Instanz delegieren kann, wird in seinem persoenlichen Verhalten unweigerlich unsolidarisch. Familie war stets auch eine Solidargemeinschaft. Deren Funktionen werden heute immer staerker an den Wohlfahrtsstaat delegiert; da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Familie zunehmend obsolet wird.


Gruss

Maesi


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