Zentralsteuerungshypothesen und anderes
Hallo
Mit dem Niedergang der USA wird das Kapitel zu Ende geschrieben, welches
mit dem Aufstieg Europas und der Kolonisierung der Neuen Welt um 1500
begann.
Das, meine ich, stimmt nicht ganz. Meines Erachtens haben nur ein paar
wenige dank unseres Finanzsystems (Zinseszinsproblematik) den Reichtum
ganzer Völker übernommen. Diese paar wenigen Superreichen, die nicht mal in
der Forbesliste der reichsten Menschen auftauchen (Rockefeller, Rothschild,
Windsor um nur einige zu nennen) sollte man beobachten.
Zuerst wird bei der Arbeit abgeschöpft und reicht das nicht mehr aus, dann
geht man an den Besitz.
Ich sehe es auch so, dass sich das vorhandene Kapital in immer weniger Händen konzentriert und dass dies nicht zuletzt die Steuerungsmöglichkeiten der Nationalstaaten untergräbt. Ich möchte 2 Dinge zu bedenken geben:
a) Es besteht ein immer grösserer Widerspruch zwischen der Geldmenge, den Börsengeschäften etc. und der realen wirtschaftlichen Wertschöpfung und Innovation. Dieser ist heute ungleich grösser als 1929. Es steht uns irgendwann eine riesige Kapitalvernichtung ins Haus.
b) Mir persönlich widerstrebt eine zu einseitige Fokussierung auf den ökonomischen Aspekt und daraus abgeleitete Zentralsteuerungshypothesen (oder Verschwörungstheorien. Ich habe einmal mit einem Freund über die Macht der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve diskutiert. Der Freund von mir vertritt die These, dass in Tat und Wahrheit die Fed, die dazu noch ein privates Unternehmen ist, die Geschicke der USA lenke und nicht die US-Regierung. In den Detailausführungen konnte ich ihm nicht viel entgegensetzen, da ich mich da zu wenig auskenne. Jedoch fragte ich ihn: Was macht die Fed, wenn ein US-General seine Divisionen zum Sturm auf die Zentralbank ansetzen würde. Wem gilt letzten Endes die Loyalität der Soldaten? Ihrem militärischen Anführer oder der Federal Reserve? Nun könnte man sagen, letzten Endes demjenigen, der sie bezahlt.
Das würde ich nichtmal ablehnen. Trotzdem: Worauf ich hinaus will ist, dass ein gesellschaftliches Gefüge immer ein Zusammenspiel von
a) Machtbeziehungen auf einem Territorium (hoheitliches Auftreten, Zwang)
b) wirtschaftlichen Beziehungen (Austausch)
c) sozialen und kulturellen Werten ist (Konsens oder Dissens)
Diese Bereiche sind nicht scharf getrennt. Frage: Was machen die Superreichen, wenn sie der heutige Nationalstaat nicht mehr beschützen kann? Wenn bei uns dereinst an jeder Ecke road-blocks mit Soldaten/Polizei stehen, die Kriminalität explodiert, dann ist dies aber auf jeden Fall nicht zwangsläufig ein Zeichen, dass irgend ein Superreicher unermessliche Macht. Vielmehr deutet eine solche Situation darauf hin, dass die politische Macht in viele kleine territoriale Einheiten zersplittert ist.
Der Letzte macht das Licht aus. Wir reden hier nicht von einer
blossen Rangveränderung unter den Grossmächten. Vielmehr, so glaube
ich,
befindet sich die westliche Welt in einem tiefgreifenden
Auflösungsprozess,
der die Gesellschaften als Ganzes und in all ihren Teilbereichen
erfasst
haben, insbesondere im Bereich der Werte und Kultur.
Die Gesellschaften werden aufgelöst und dadurch werden sie (teile und herrsche) sehr leicht steuerbar, da es keinen zusammenhalt durch gewachsene
Strukturen mehr gibt. Die neue Weltordnung kann dann von den paar
Superreichen eingefädelt werden. Davor braucht es nur noch einen großen
Krieg, damit die Menschen auf dem Planeten Erde die Notwendigkeit einer
neuen Weltordnung erkennen.
Herrschaft beruht meistens nicht allein auf hoheitlicher oder physischer Gewalt. Um dauerhaft zu vernünftigen Kosten bestehenzu können, benötigt sie ein gewisses Mass an Legitimität. Das ganze Brimborium wegen nationaler Identität, Wappen, Fahnen, Ahnentafeln, Abzeichen, Verdienstorden, etc. dient unter anderem diesem Zweck. Es braucht auch Werte, die einigermassen konsensfähig sind. Ohne eine normative Aussage über irgendeine künftige politische Ordnung machen zu wollen, so bezweifle ich doch, dass eine Herrschaft der globalen Superreichen moment die Voraussetzungen für die meisten Erdenbewohner erfüllt. Das identitätsstiftende Moment müsste von ihnen erst noch geschaffen werden - und dies ziemlich rasch, denn wie ich in meinem Eingangsposting zu zeigen versucht habe gibt es viele und starke zentrifugale Tendenzen im System.
Wir sollten uns nicht beirren lassen durch den absoluten Stand der
technologischen Entwicklung. Gleiches hätten seinerzeit die Ägypter
oder
Römer sagen können ("Unsere Strassen sind so fortschrittlich"). China
und
Indien haben riesige Binnenmärkte aber dies allein wird nicht reichen.
China und Indien bräuchten nur ein funktionierendes Finanzsystem (ein
Geldwesen, das allen Menschen dient und nicht nur den oberen 10 Prozent) um
ihre Binnenmärkte anzuwerfen und die Armut zu besiegen.
Tja, sie müssten nur...nur einen Trend brechen, der seit vielen Jahrzehnten wenn nicht Jahrhunderten überall in der Welt in die entgegen gesetzte Richtung läuft - aus welchen Gründen auch immer. Ich möchte Dich keinesfalls verspotten. Wer weiss, vielleicht brechen sie ja den Trend.
Danke für Deine sehr interessanten Bemerkungen. Ich finde sie sehr wertvoll und anregend für meine eigenen Überlegungen.
Freundliche Grüsse
A.
gesamter Thread:
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
crystal ball,
09.02.2008, 17:13
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
Salvatore Ventura,
09.02.2008, 17:37
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen - Expat, 09.02.2008, 18:10
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
wurscht,
09.02.2008, 19:34
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
crystal ball,
10.02.2008, 03:45
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
wurscht,
11.02.2008, 00:20
- "verängstlichtes Risikogefuchtel" - crystall ball, 11.02.2008, 00:46
- Im Risiko liegt die Chance - Peter, 11.02.2008, 13:08
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
wurscht,
11.02.2008, 00:20
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
crystal ball,
10.02.2008, 03:45
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
Conny,
10.02.2008, 01:13
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
crystal ball,
10.02.2008, 03:12
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
Conny,
10.02.2008, 18:27
- Zentralsteuerungshypothesen und anderes -
crystal ball,
11.02.2008, 00:07
- Zentralsteuerungshypothesen und anderes - Conny, 12.02.2008, 22:57
- Zentralsteuerungshypothesen und anderes -
crystal ball,
11.02.2008, 00:07
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
Conny,
10.02.2008, 18:27
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
crystal ball,
10.02.2008, 03:12
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
Student(t),
10.02.2008, 02:15
- Weltanschauliches u. Anologien zum Römischen Reich - crystal ball, 11.02.2008, 00:34
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen - Garfield, 11.02.2008, 14:22
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
gast sp,
11.02.2008, 19:39
- Er wurde doch zur Unperson erklärt! - roser parks, 11.02.2008, 20:48
- OT: Von der Schwere und Tiefe der kommenden Krisen -
Salvatore Ventura,
09.02.2008, 17:37