Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

1929 - Ein Spaziergang

Dark Knight, Thursday, 27.12.2007, 17:08 (vor 6569 Tagen) @ Garfield

Hallo Dark Knight!

Ich halte dagegen und behaupte, 2012 werden wir im Dax die 10.000 weit
hinter uns gelassen haben.

Selbst wenn es so wäre - was würde das aussagen? Lediglich, daß viele
Investoren die Aktien deutscher Großkonzerne für gewinnversprechend
halten. Das glaubt auch jeder, der Geld in irgendeine windige
Schneeball-Betrügerei investiert.

So einen Schwachsinn habe ich seit Jahren nicht mehr gelesen. Aktien weisen eine eindeutige Korrelation mit Unternehmensgewinnen auf. Aktienkurse antizipieren diese Entwicklung d.h. die Unternehmensgewinne folgen ein wenig zeitversetzt. Das "gewinnversprechend halten" klingt so abwertend, so nach Gutdünken. Dabei ist es der zuverlässigste Indikator. Wenn Leute mit realem Geld hantieren, überlegen sie sehr genau was sie tun. In der Folge ergeben sich effiziente Aktienkurse (Effizienztheorem). Überrenditen sind dann, wenn man davon ausgeht, dass alle Marktteilnehmer alle Infos haben, nicht zu erwarten (Insiderinfos mal ausgenommen). Den Aktienmarkt mit Schneeballsystemen zu vergleichen ist blanker Unsinn. Bei Schnellballsystemen ist nichts dahinter als heisse Luft, bei Aktien sind reale Unternehmen im Hintergrund.

Die Firmen verdienen immer mehr...

Also fließt immer mehr Geld auf die Konten der Superreichen, denen die
großen Firmen ja mehrheitlich gehören. Solange nicht gleichzeitig (ohne
materiellen Gegenwert) mehr Geld in Umlauf gebracht wird, muß das die
Kaufkraft der Masse der Bevölkerung zwangsläufig schwächen. Nicht nur
direkt, sondern auch indirekt, weil eine Erhöhung der Kaufkraft der
Superreichen bei manchen Produkten entsprechende Preiserhöhungen bewirkt.
Das wirkt sich dann auch z.B. auf die Preise für Grundstücke, Häuser und
auch Autos aus. Was wiederum bedeutet, daß die Angehörigen der
Mittelschicht dafür immer mehr hinblättern müssen, was ihre Kaufkraft also
noch zusätzlich schwächt.

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist grösser geworden, das gebe ich zu. Dennoch ist der Wohlstand in unserem geliebten Land hoch. Schau mal für welchen Unsinn alles Geld ausgegegen wird. Die Tuningszene ist sehr gross, da werden Autos aufgemotzt bis zum geht-nicht-mehr. Das alles kostet sehr viel Geld, das offenbar vorhanden ist. Mir fällt jetzt nicht alles ein, aber Beispiele von privatem Vergnügungen gibt es sehr viele, die kaum was mit Grundbedürfnissen zu tun haben. So schwach scheint die Kaufkraft nicht zu sein, wenn der neueste Elektronikschnickschnack in den Läden weggeht wie warmes Brot.

Wird aber zusätzliches Geld ohne Gegenwert ins System gebracht, um die
Kauftkraft der Masse zu erhalten, dann gibt das Inflation. Davon
profitieren dann auch wieder vor allem die Reichen, weil dann
üblicherweise die Preise schneller steigen als die Löhne.

Inflation ist das Paradies für den Schuldner und die Hölle für den Gläubiger. Bei Deflation ist es umgekehrt. Reiche Leute haben oft grosse Bestände im Anleihenmarkt plaziert, da die Risikoneigung mit steigendem Vermögen abnimmt, sie sind demnach also gutteils Gläubiger. Von daher scheint mir Deine These zweifelhaft. Eine starke Inflation vernichtet Obligationskapital, weniger am Aktienmarkt, aber sicherlich auch dort. Aufgefangen werden kann das nur durch Sachwerte wie Goldbarren. Hast Du schon mal was von der Lohn-Preis-Spirale gehört? Nach der Theorie folgen auf die Preise auch die Löhne, so auch in letzter Zeit geschehen.

Solange das Exportgeschäft gut läuft, kann die so erzeugte Schwächung des
Binnenmarktes von einigen Großkonzernen getrost ignoriert werden, aber
nicht von allen und vor allem nicht von der Masse der kleinen Firmen, die
oft vom Binnenmarkt abhängig und somit zuerst betroffen sind. Sobald aber
weniger exportiert wird, ist die große Krise da.

die Globalisierung schreitet voran, es gibt keinen Grund anzunehmen, warum der Zyklus unterbrochen werden sollte.

... weitere Effizienzprogramme werden aufgelegt...

Die noch mehr Erwerbslose produzieren, was dann die allgemeine Kaufkraft
weiter senkt: Erst einmal direkt durch die Einkommenseinbußen der direkt
Betroffenen, und dann noch einmal indirekt durch die Einkommenseinbußen
der Mittelschicht, die immer mehr Geld für Sozialleistungen aufbringen
muß.

In welcher Welt lebst Du? Hast Du nicht die Nachrichten von neulich gehört, dass die Anzahl der Arbeitslosen seit Jahren sinkt? Effizienzprogramme bedeuten in erster Linie Steigerungen in der Produktivität. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Arbeitslosen gesunken bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität. Wunderbar.

... neue Managergarden kommen von den Unis in die Betriebe...

Das macht mir noch am meisten Sorgen. Zufällig weiß ich nämlich aus der
Praxis, wie weltfremd mittlerweile nicht nur Spitzen-Politiker, sondern
auch hohe Führungskräfte in der Wirtschaft denken und handeln. Diese
Führungskräfte sind heute Söhnchen und Töchterchen reicher Eltern, die
immer öfter niemals in ihrem Leben produktiv tätig waren, die Firmen, die
sie leiten sollen, nicht kennen und somit tatsächlich gar nicht wissen,
was sie tun. So klammern sie sich an Theorien fest, die in Excel-Blättern
schön aussehen, sich aber in der Praxis leider häufig fatal auswirken.

Und ich weiss zufällig, dass diese Jungakademiker sehr fähig sind. Das Wissen, das sich mittlerweile zum Standard entwickelt hat, ist sowas von ausgeklügelt...man glaubt es kaum. Weitere Gewinnsteigerungen sind so gut wie sicher.

... die Globalisierung schreitet unaufhörlich voran...

Ja, und selbst in den USA ist die Bevölkerung darüber mittlerweile so
"glücklich", daß sich Spitzen-Politiker dort gezwungen sehen, sich gegen
diese Globalisierung auszusprechen.

sie bringt doch unbestreitbare Vorteile. Wie sonst sollten wir so viel exportieren, wenn nicht die Märkte offen wären. Angela Merkel wie auch die gesamte Bundesregierung ist sehr für freien Handel. Ist Dir das entgangen?

Sogar die Arbeitslosigkeit sinkt, wie Rürup vorhergesagt hat.

??? Die wahren Arbeitslosenzahlen werden doch gar nicht veröffentlicht.
Die offizielle Arbeitslosenstatistik erfaßt bekanntlich nur einen Teil der
Erwerbslosen und sagt deshalb gar nichts aus. De facto haben wir schon seit
mindestens 10 Jahren die höchsten Erwerbslosenzahlen in der Geschichte
Deutschlands. Sicher - im Moment stellen manche Firmen wieder Personal
ein. Aber dieser Effekt kommt nur durch das derzeit gute Exportgeschäft
zustande. Und auf die Langzeitarbeitslosigkeit hat er sich bislang nicht
ausgewirkt.

Das Exportgeschäft blüht seit Jahrzehnten! Ich glaube wir sprechen über ganz unterschiedliche Dinge. Willst Du gar behaupten, Rürup sei ein Schwindler?
Er sprach gestern von der besten aller Welten. Die Bundesregierung zeigte sich entzückt. Lob gab es für Deutschland auch vom WSJ.

Du kannst froh sein, wenn es 2012 dieses Forum nicht mehr gibt, denn
andernfalls kannst Dich auf einen gewaltigen Abwasch gefasst machen (und
Garfield noch dazu).

Den genauen Zeitpunkt des Zusammenbruchs kann wohl niemand voraussagen,
und so ist 2012 natürlich auch nur ein Schätzwert. Ich denke (hoffe), daß
es noch nicht so schnell passieren wird - aber auch das läßt sich nicht
sicher abschätzen. Dazu gibt es zuviele Unsicherheitsfaktoren.

Du willst Dich also nicht festlegen, aber Conny hab ich schon mal...Ich wiederhole: Conny sagte nicht nur einen normalen Börsencrash à la Internetblase voraus, sondern einen grundlegenden Zusammenbruch des Systems. Weiter ist Conny der Meinung, die grossen Weltreligionen würden ein Ende nehmen.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum