"Frohe Weihnacht !" - Auch für Nichtchristen ?
Die Geburt des Menschen, den die Christen für Gottes Sohn halten, ist
verknüpft mit einem Kinder-Massenmord (Matt.2,16). Ist dieser
Massenmord gerechtfertigt um des Gottessohnes, unseres Erlösers willen ?Ein Christ wird sagen: Ja.
Dagegen sollte ein Nicht-Christ dies verneinen. Für ihn kann, wenn er den
Blick nicht vor den Tatsachen verschließt, das Weihnachts-Fest kein Fest
der Freude sein, sowenig wie ein Holocaust-Erinnerungstag, wenn es ihn
gäbe.Und wie steht es mit den Geschenken, auf die sich unsere Kinder so
freuen, und mit denen wir - mehr oder weniger unschlüssig, verlegen oder
gar krampffhaft - Andere zu erfreuen suchen ?Die ersten Weihnachtsgeschenke hat das Christkind selbst empfangen, und
zwar von den drei Priesterkönigen, also den "Weisen" aus dem Morgenland.
Konnte es sich über sie erfreuen ? "Nach menschlichem Ermessen": Nein,
denn ein Neugeborenes braucht nichts als Muttermilch, Wärme und Zuneigung.
Andere Dinge, zumal Wertgegenstände - das waren nämlich Gold, Weihrauch und
Myrrhe - weiß ein Säugling nicht zu würdigen. Die Eltern schon eher. Aber
eigentlich waren diese Geschenke Opfergaben von drei Vertretern der bis
dahin höchsten Weisheit, welche ingestalt eines Sternes und / oder einer
inneren Anschauung das Kommen eines Größeren erkannt hatten und mit ihren
Opfern bekunden wollten: "Wir halten uns jetzt nicht mehr für Nr. 1-3."Für einen Christen haben diese Geschenke also schon einen Sinn, aber einen
anderen als den üblichen: Wer in Anbetracht des Jesuskindes schenkt, will
etwas abgeben, und zwar genau das, was er bisher für sein Wertvollstes
gehalten hat. Er will bewußt verarmen, um einen Größeren in seinen
Seelenraum aufzunehmen.
Wenn das so ist: Soll man die Nicht-Christen Weihnachten feiern lassen
oder es ihnen nicht lieber verbieten (falls das ginge) ? Sie wissen ja
nicht, was sie tun. - Dann könnten sie entgegnen: Ihr Christen habt viele
heidnische Bräuche, darunter auch den Weihnachstbaum, den Weihnachtsmann
etc. von uns Heiden übernommen. Warum sollten wir uns jetzt nicht
umgekehrt christliche Bräuche sinnverändernd aneignen ? - Dagegen wüßte
ich Nichts einzuwenden.
Wie dem sei, ich für meinen Teil finde es unpassend, allen möglichen
Leuten "Frohe Feiertage !" zu wünschen. Wenn schon, dann sollten es
besinnliche Tage sein. Man spricht (besser: man sprach) von den zehn oder
zwölf Heiligen Nächten etwa zwischen Heiligabend und Epiphanias (=
Erscheinungsfest am 6. Januar). Diese Tage bzw. Nächte wurden früher oft
als beklemmend empfunden, weil man sie als eine "Zeit außerhalb der Zeit"
erlebte. Um die Beklemmung oder Leere aufzuheben, wurde viel gebetet. Wer
aber nicht betet - hätte der nicht umgekehrt guten Grund, Beklemmung zu
empfinden ? Tatsächlich empfinden viele Menschen diese Tage als leer und
sinnlos. Sie werden durch Geschenke und durch das ständige Anhören(müssen)
von Weihnachtsliedern jedenfalls nicht glücklicher als sie vorher schon
waren.
Selbstverständlich sehe ich dieses Thema auch in Bezug auf die
Männerbewegung. Mit Christus begann die Ent-Hierarchisierung des
bis dahin weitgehend hierarchischen Weltbildes. Er selbst war kein
ausgeprägter Mann, sein Vater auch nicht, und seine Mutter war keine
ausgeprägte Frau. Selbst die Tiere an seiner Krippe waren auf ihre Weise
nicht ausgeprägt: Ein Ochse ist ein kastrierter Stier, und ein Esel ist
sozusagen ein minderes Pferd. - In Jesu späterem Umkreis wurden die
Geschlechter weiter nivelliert; es wurden Frauen in einem bis dahin
ungewöhnlichem Maße aufgewertet, und ebenso die weiblichen Züge in
Männern. Vor Allem aber wurden die sozialen Schichten nivelliert: Aus den
Reichen und Mächtigen wurden die Bösen, und aus den Armen und Kranken die
Guten.Ist diese Ent-Hierarchisierung zu bedauern ? Im Prinzip: Nein. Das Problem
sind immer die Trittbrettfahrer, die sich an alle fortschrittliche
Bewegungen hängen und den Auftrieb mißbrauchen, um eine soeben aufgehobene
Hierarchie mit umgekehrtem Vorzeichen wieder einzuführen, und zwar zu ihren
Gunsten. An der falschen Moral der Schlechtweggekommen hat bereits
Friedrich Nietzsche epochemachende Kritik geübt (s. "Genealogie der
Moral", 1887).Unser heutiges Problem aber ist der Sexismus, zuletzt ingestalt
des Genderfaschismus. Darin wird eine totale geschlechtliche
Ent-Hierarchisierung propagiert. Diese ist nicht nur völlig verfrüht
inbezug auf unsere Evolutionsstufe; dahinter verbrigt sich vor Allem der
äußerst konsequente Wille zu einer Umkehrung der noch gegebenen
Geschlechter-Hierarchie. Für diese AktivistInnen steht die Frau
eindeutig auf einer höheren Rangstufe als der Mann - auch wenn dies kaum
jemals klar gesagt wird. Solange dies nicht durchschaut wird, sehe ich
für die Männerbewegung überhaupt keine Chance.Im Grunde gibt es dagegen nur zwei Möglichkeiten: Entweder der umgekehrten
Hierarchisierung wird konsequent entgegengewirkt, d.h. mit derselben,
besser größeren Konsequenz, als dies auf der anderen Seite geschieht. -
Oder wir akzeptieren unseren himmlischen Vater als das Maß der Dinge und
machen uns diesen zum Erlebnis. Dann würde jeder parasitären Bewegung, wie
es auch der Sexismus ist, das Wasser abgegraben. Da man den Glauben aber
nicht verordnen kann, rate ich zum ersten Weg.Das ist nun eine Art "Predigt" geworden. Tut mir leid - oder auch wieder
nicht; ich kann aber nicht und will auch nicht Anderes sagen als das, "was
mir auf dem Herzen liegt". Zu Weihnachten sollte eben Jeder mal einen
Wunsch frei haben.Gruß und besinnliche Tage -
Student
Und dennoch gibt es einen Gott!
Religionen sind Mythen, die das Unerklärbare erklären, das Unfassbare fassen, das Unverständliche verstehen, das Unerträgliche ertragen, das Unergründliche mit einem festen Grund versehen, das Unbezwingbare bezwingen helfen sollen.
Und dennoch gibt es einen Gott!
Die Grenze unserer Wahrnehmung, unserer Intuition, unseres Intellekts, unserer Phantasie, unserer ererbten und erlernten Erfahrung, ist für uns nicht existent, nicht zu fühlen, zu begreifen, zu erahnen. Aber wir sehen den Schatten, fühlen den Hauch, hören das Echo dessen, der uns nicht erkennbar ist. Und wir haben einen Hunger, ein Verlangen, eine Sehnsucht, woraus sich unsere Religiosität und Spiritualität speist.
Und so entstehen Geschichten, die sich Menschen, Sippen, Clans und Stämme, ganze Völker erzählen. Geschichten, die sich wandeln wie die Sprachen. Geschichten die auseinander entstehen, Gesellschaften formen, mit diesen Gesellschaften sterben, an neuer Stelle neu entstehen.
Und so ist auch die Jesusgeschichte eine Geschichte, die Geschichte eines jungen Mannes mit seinem göttlichen Vater und die Geschichte seiner Jünger und deren Jünger. Weihnachten und Ostern sind Teile der Geschichte, die so wurde, weil nordische Völker sie nacherzählt haben, und da war Jesus Baldur und Ostara das Zeichen der Wiedergeburt.
Und dennoch gibt es einen Gott!
Es kann auf Dauer keine Gesellschaft geben, ohne die Mythen und Rituale und Gesänge der Vorvorderen und den Kult eines Gottes. Nur der Mythos stiftet Einheit und Sinn. Und in dem Mythos wird der Geist des Gottes lebendig, spricht Gott mit dem Menschen, offenbart sich das Göttliche an und im Menschen.
Und wenn die Kraft des Mythos erlöscht, dann erlöscht auch die Kraft der Gesellschaft, die er geformt hat. Dann wird aus dem beseelten Leib die unbeseelte Leiche, noch sichtbar aber dem Verfall ausgesetzt.
Europa, wie wir es kennen, ist die Frucht der Jesusgeschichte, die Geschichte des Gottes, der Kind und Mensch wurde, um Heil(ung) zu bringen, in eine unheile Welt. Es ist nur eine Geschichte ein Mythos, aber beseelt von einem mächtigen Geist. Wer in ihm ist, und er in ihm, der bringt viel Frucht. Wir kennen den Spruch. Er ist wahr, denn es gibt einen Gott und er ist unser Vater, daher ein Mann, aber er hat Erbarmen mit den Weibern in ihrer Schwäche.
Und er tut, was ein Mann tut: Er gibt sich als Opfer für die Seinen.
Er ist der Quartiermacher im Himmel, ein anderer Mythos, den ein Germane gut verstand.
Also, frohe Weihnachten und frohen Mutes, denn DER HERR (also ein Mann) ist mit uns, wer mag dann wider uns sein.
DschinDschin
--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
gesamter Thread:
- "Frohe Weihnacht !" - Auch für Nichtchristen ? -
Student(t),
23.12.2007, 00:10
- "Frohe Weihnacht !" - Auch für Nichtchristen ? -
DschinDschin,
23.12.2007, 02:57
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Beelzebub,
23.12.2007, 03:41
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen - Student(t), 23.12.2007, 04:14
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Zeitgenosse,
23.12.2007, 18:22
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen - DschinDschin, 23.12.2007, 18:31
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Conny,
24.12.2007, 02:37
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Student(t),
24.12.2007, 03:37
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen - Conny, 24.12.2007, 10:58
- Angst vor der Verdammnis - Glauben != Wissen, 24.12.2007, 11:45
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Zeitgenosse,
24.12.2007, 09:53
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen - Conny, 24.12.2007, 11:05
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Student(t),
24.12.2007, 03:37
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
DschinDschin,
23.12.2007, 18:27
- Und Friede auf Erden...... - Beelzebub, 24.12.2007, 03:37
- "Frohe Weihnacht !" - Auch für Nichtchristen ? - Conny, 23.12.2007, 16:15
- Frohe Sonnenwende - auch und vor allem den Ungläubigen -
Beelzebub,
23.12.2007, 03:41
- Etwas für _alle_ -
Conny,
23.12.2007, 03:13
- Etwas für _alle_ -
Student(t),
23.12.2007, 03:51
- Immer diese missionarischen Christen -
Lude,
23.12.2007, 07:01
- Immer diese missionarischen Antichristen -
Student(t),
23.12.2007, 14:23
- Immer diese missionarischen Christen -
Lude,
23.12.2007, 14:51
- Weihnacht macht Antichristen unfroh. -
Student(t),
23.12.2007, 15:20
- Weihnacht macht Antichristen unfroh. - Lude, 23.12.2007, 16:12
- Weihnacht macht Antichristen unfroh. -
Student(t),
23.12.2007, 15:20
- Immer diese missionarischen Antichristen -
Conny,
23.12.2007, 15:33
- Nichts als Theologie ! Ohne Erfahrung geht es nicht. -
Student(t),
23.12.2007, 16:53
- Ein guter wahrer echter Christ -
Beelzebub,
24.12.2007, 05:16
- Ein guter wahrer echter Christ -
Student(t),
24.12.2007, 12:47
- Hast du deine eigenen Sprüche schon verdrängt? -
Beelzebub,
28.12.2007, 02:48
- Keineswegs. - Student(t), 28.12.2007, 03:38
- Hast du deine eigenen Sprüche schon verdrängt? - Nihilator, 28.12.2007, 04:54
- Hast du deine eigenen Sprüche schon verdrängt? -
Beelzebub,
28.12.2007, 02:48
- Ein guter wahrer echter Christ -
Student(t),
24.12.2007, 12:47
- Ein guter wahrer echter Christ -
Beelzebub,
24.12.2007, 05:16
- Nichts als Theologie ! Ohne Erfahrung geht es nicht. -
Student(t),
23.12.2007, 16:53
- Immer diese missionarischen Christen -
Lude,
23.12.2007, 14:51
- Immer diese missionarischen Antichristen -
Student(t),
23.12.2007, 14:23
- Etwas für _alle_ -
Conny,
23.12.2007, 15:25
- Etwas für _alle_ -
DschinDschin,
23.12.2007, 18:44
- Etwas für _alle_ - Student(t), 23.12.2007, 19:01
- Etwas für _alle_ - Conny, 24.12.2007, 09:28
- Etwas für _alle_ -
DschinDschin,
23.12.2007, 18:44
- Immer diese missionarischen Christen -
Lude,
23.12.2007, 07:01
- Etwas für _alle_ -
Student(t),
23.12.2007, 03:51
- "Frohe Weihnacht !" - Auch für Nichtchristen ? -
DschinDschin,
23.12.2007, 02:57