Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Frohe Weihnacht !" - Auch für Nichtchristen ?

Student(t), Sunday, 23.12.2007, 00:10 (vor 6573 Tagen)

Die Geburt des Menschen, den die Christen für Gottes Sohn halten, ist verknüpft mit einem Kinder-Massenmord (Matt.2,16). Ist dieser Massenmord gerechtfertigt um des Gottessohnes, unseres Erlösers willen ?

Ein Christ wird sagen: Ja.

Dagegen sollte ein Nicht-Christ dies verneinen. Für ihn kann, wenn er den Blick nicht vor den Tatsachen verschließt, das Weihnachts-Fest kein Fest der Freude sein, sowenig wie ein Holocaust-Erinnerungstag, wenn es ihn gäbe.

Und wie steht es mit den Geschenken, auf die sich unsere Kinder so freuen, und mit denen wir - mehr oder weniger unschlüssig, verlegen oder gar krampffhaft - Andere zu erfreuen suchen ?

Die ersten Weihnachtsgeschenke hat das Christkind selbst empfangen, und zwar von den drei Priesterkönigen, also den "Weisen" aus dem Morgenland. Konnte es sich über sie erfreuen ? "Nach menschlichem Ermessen": Nein, denn ein Neugeborenes braucht nichts als Muttermilch, Wärme und Zuneigung. Andere Dinge, zumal Wertgegenstände - das waren nämlich Gold, Weihrauch und Myrrhe - weiß ein Säugling nicht zu würdigen. Die Eltern schon eher. Aber eigentlich waren diese Geschenke Opfergaben von drei Vertretern der bis dahin höchsten Weisheit, welche ingestalt eines Sternes und / oder einer inneren Anschauung das Kommen eines Größeren erkannt hatten und mit ihren Opfern bekunden wollten: "Wir halten uns jetzt nicht mehr für Nr. 1-3."

Für einen Christen haben diese Geschenke also schon einen Sinn, aber einen anderen als den üblichen: Wer in Anbetracht des Jesuskindes schenkt, will etwas abgeben, und zwar genau das, was er bisher für sein Wertvollstes gehalten hat. Er will bewußt verarmen, um einen Größeren in seinen Seelenraum aufzunehmen.


Wenn das so ist: Soll man die Nicht-Christen Weihnachten feiern lassen oder es ihnen nicht lieber verbieten (falls das ginge) ? Sie wissen ja nicht, was sie tun. - Dann könnten sie entgegnen: Ihr Christen habt viele heidnische Bräuche, darunter auch den Weihnachstbaum, den Weihnachtsmann etc. von uns Heiden übernommen. Warum sollten wir uns jetzt nicht umgekehrt christliche Bräuche sinnverändernd aneignen ? - Dagegen wüßte ich Nichts einzuwenden.


Wie dem sei, ich für meinen Teil finde es unpassend, allen möglichen Leuten "Frohe Feiertage !" zu wünschen. Wenn schon, dann sollten es besinnliche Tage sein. Man spricht (besser: man sprach) von den zehn oder zwölf Heiligen Nächten etwa zwischen Heiligabend und Epiphanias (= Erscheinungsfest am 6. Januar). Diese Tage bzw. Nächte wurden früher oft als beklemmend empfunden, weil man sie als eine "Zeit außerhalb der Zeit" erlebte. Um die Beklemmung oder Leere aufzuheben, wurde viel gebetet. Wer aber nicht betet - hätte der nicht umgekehrt guten Grund, Beklemmung zu empfinden ? Tatsächlich empfinden viele Menschen diese Tage als leer und sinnlos. Sie werden durch Geschenke und durch das ständige Anhören(müssen) von Weihnachtsliedern jedenfalls nicht glücklicher als sie vorher schon waren.


Selbstverständlich sehe ich dieses Thema auch in Bezug auf die Männerbewegung. Mit Christus begann die Ent-Hierarchisierung des bis dahin weitgehend hierarchischen Weltbildes. Er selbst war kein ausgeprägter Mann, sein Vater auch nicht, und seine Mutter war keine ausgeprägte Frau. Selbst die Tiere an seiner Krippe waren auf ihre Weise nicht ausgeprägt: Ein Ochse ist ein kastrierter Stier, und ein Esel ist sozusagen ein minderes Pferd. - In Jesu späterem Umkreis wurden die Geschlechter weiter nivelliert; es wurden Frauen in einem bis dahin ungewöhnlichem Maße aufgewertet, und ebenso die weiblichen Züge in Männern. Vor Allem aber wurden die sozialen Schichten nivelliert: Aus den Reichen und Mächtigen wurden die Bösen, und aus den Armen und Kranken die Guten.

Ist diese Ent-Hierarchisierung zu bedauern ? Im Prinzip: Nein. Das Problem sind immer die Trittbrettfahrer, die sich an alle fortschrittliche Bewegungen hängen und den Auftrieb mißbrauchen, um eine soeben aufgehobene Hierarchie mit umgekehrtem Vorzeichen wieder einzuführen, und zwar zu ihren Gunsten. An der falschen Moral der Schlechtweggekommen hat bereits Friedrich Nietzsche epochemachende Kritik geübt (s. "Genealogie der Moral", 1887).

Unser heutiges Problem aber ist der Sexismus, zuletzt ingestalt des Genderfaschismus. Darin wird eine totale geschlechtliche Ent-Hierarchisierung propagiert. Diese ist nicht nur völlig verfrüht inbezug auf unsere Evolutionsstufe; dahinter verbrigt sich vor Allem der äußerst konsequente Wille zu einer Umkehrung der noch gegebenen Geschlechter-Hierarchie. Für diese AktivistInnen steht die Frau eindeutig auf einer höheren Rangstufe als der Mann - auch wenn dies kaum jemals klar gesagt wird. Solange dies nicht durchschaut wird, sehe ich für die Männerbewegung überhaupt keine Chance.

Im Grunde gibt es dagegen nur zwei Möglichkeiten: Entweder der umgekehrten Hierarchisierung wird konsequent entgegengewirkt, d.h. mit derselben, besser größeren Konsequenz, als dies auf der anderen Seite geschieht. - Oder wir akzeptieren unseren himmlischen Vater als das Maß der Dinge und machen uns diesen zum Erlebnis. Dann würde jeder parasitären Bewegung, wie es auch der Sexismus ist, das Wasser abgegraben. Da man den Glauben aber nicht verordnen kann, rate ich zum ersten Weg.

Das ist nun eine Art "Predigt" geworden. Tut mir leid - oder auch wieder nicht; ich kann aber nicht und will auch nicht Anderes sagen als das, "was mir auf dem Herzen liegt". Zu Weihnachten sollte eben Jeder mal einen Wunsch frei haben.

Gruß und besinnliche Tage -

Student


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